Mit der Bahn bis nach Marokko - Das Leben in "vollen Zügen" genießen

Reisezeit: August / September 2003  |  von Michael Honsel

Frankreich kreuz&quer (Tag 22 bis 26)

Tag 22 - 24. August 2003 - von Michael

Nachdem ich die Nacht im Bahnhof gut geschlafen habe, fühlte ich mich wieder etwas besser. Nach einem kurzen Waschen im Bahnhofsklo haben wir uns auf einer kleinen Wiese gemütlich gemacht, um Instantkaffee zu trinken. Dies war das erste Mal Instantkaffee mit dem Gaskocher und er ist so stark wie ein dreifacher Espresso geworden. Nachdem wir dann so richtig wach waren, haben wir uns auf eine Supermarktsuche begeben, die nach 10 Gehminuten erfolgreich verlief. So haben wir einen Großeinkauf fürs geplante Camping gemacht. Champion-Markt; Klasse statt Masse! Ihr habt uns 1000 Tüten mitgegeben, von denen aber keine mehr wie 500 Meter Fußweg hielt. Als wir dann wieder am Bahnhof waren, fuhr erst um 12:39 ein passender Zug für uns. So haben wir jetzt richtig gefrühstückt. Ich hatte auch wieder Hunger bekommen und konnte gleich ein ganzes Baguette verdrücken. Normal sind diese Weißbrotbaguettes schlecht für die Verdauung, diesmal waren sie aber gut gegen meinen Dünnpfiff.
Als unser Zug an der Küste entlang fuhr, sind wir einfach ein paar Haltestellen mitgefahren und ausgestiegen als es so richtig schön wurde. Wir sind in dem Dorf Guethary Getaria gelandet, wo der Zug ganz für uns alleine hielt. Als noch eine Zugtür aufging, war es nur der Schaffner, um zu pfeifen.
In der Sonntags-Mittags-Idylle haben sich Polizisten richtig gefreut, endlich mal nützlich zu sein, um uns den Weg zum nächsten Campingplatz zu erklären. Die gesagten 3 französischen Kilometer stellten sich zum Glück beladen mit den Rucksäcken + der Supermarktladung und Tütenknappheit als etwas kürzer heraus.
Und so sind wir auf einem einfachen, schön gelegenen Campingplatz gelandet, der 10 Minuten zu Fuß vom Meer entfernt liegt. Interrailer hat er bestimmt noch nicht oft gesehen, auch wenn er Interrailromantik bietet. Es ist schön ruhig, nur so ab und zu hört man einen Zug vorbeifahren, da ein paar hundert Meter entfernt die Bahnstrecke verläuft. Ausländer gab es dort fast keine, also so richtig französische Idylle.

Nun haben wir unser Zelt aufgebaut, geduscht (längst überfällig gewesen), Klamotten gewaschen und uns ausgeruht.
Später haben wir uns das Meer angeschaut und sind an der Küste spazieren gegangen, wo die großen Steine leider Ölflecken vom Prestigeunglück haben. Im Dorf haben wir Kerzen und eine 1,5-Liter-PET-Flasche Wein gekauft.
Dann haben wir alle Klamotten zum Zeltplatz gebracht und sind im Meer schwimmen gegangen. Lange war ich aber an diesem Abend nicht im Wasser, da mir sehr schnell kalt wurde, weil ich noch etwas geschwächt war. Aber der schöne Sonnenuntergang hat das dann wieder alles entschädigt.
Im Dunkeln haben wir Ravioli vorm Zelt gegessen, Wein getrunken, Sterne geguckt und an den Kerzen chemische verbrennungstechnische Experimente, auch kokeln genannt, gemacht. Ich musste dann aber leider schon nach einem Becher Wein schlafen gehen, da ich doch körperlich noch nicht so wirklich fit war. Sebastian hat dann noch einiges mehr von dem billigen PET-Wein getrunken. Der PET-Wein kam zwar aus einer unkaputtbaren Flasche, Sebastians Kopf war davon aber bestimmt nicht unkaputtbar.

Tag 23 - 25. August 2003 - von Sebastian

Ich werde wach... bäng, bäng, bäng, das ist mein Kopf... , nachdem ich gestern eine ganze Flasche PET-Wein aus einer PET-Flasche getrunken habe, es war halt so gemütlich, eine warme Nacht, sternenklarer Himmel, die Grillen im Hintergrund und eine Kerze neben dem Zelt, so lag ich da und merkte nicht, wie sich die Flasche so allmählich leerte. Nachdem ich nach dem Aufstehen im Atlantik eine Runde geschwommen bin, ging es mir dann auch schon wieder viel besser. Ansonsten waren wir heute am Strand, haben gegessen, geschlafen, geschrieben, Kaffee getrunken, waren wieder schwimmen, haben uns unterhalten und nichts getan. Kurz: Wir haben einen ruhigen Chill-Tag gemacht.

Tag 24 - 26. August 2003 - von Michael

Als es am regnen war, sind wir erst einmal liegen geblieben. Als es dann irgendwann nicht mehr regnete, sind wir dann aufgestanden und haben schnell alles zusammengepackt. Nun hieß es noch einmal gründlich duschen, denn wer weiß, wann die nächste Dusche kommt. Und so sind wir zum Bahnhof gegangen, wo wir 2 Stunden lang auf den nächst besten Zug gewartet haben. So war genug Zeit zum Frühstücken. Um 12:48 + ca. 5 Minuten Verspätung kam dann endlich ein Zug, der uns bis nach Bayonne fuhr. In Bayonne haben wir 2 extrem renfegeschädigte deutsche Interrailer getroffen, denen es in Spanien ähnlich erging, während wir nach den nächsten Zügen geschaut haben. Sehr viel Auswahl ohne langes Warten gab es nicht. Und wir hatten auch mal wieder überhaupt keinen Plan, wo wir jetzt eigentlich hin wollen. So war unser Ziel ein Zug, der möglichst schnell in eine schönere Wetterzone fährt. Und der nächst beste Zug war dann auch noch ein TGV, also schnell. Dieser fuhr nach Paris und wir dachten, vielleicht ist ja in Paris besseres Wetter und da wir gar keinen Bock mehr auf längeres Warten am Bahnhof hatten, haben wir einfach mal 3€ Reservierzuschlag bezahlt und sind in den TGV eingestiegen. TGV wollte ich sowieso während der Interrailtour noch fahren. Der TGV konnte unsere Wetterhoffnung erfüllen, indem er einfach schneller gefahren ist als jede Regenwolke fliegen kann. Die letzten 200 Kilometer vor Paris ist er dann mit 300 km/h gefahren. Als wir an einer Autobahn vorbeifuhren, krochen dort die Autos an parkenden LKW vorbei. Um 19:50 sind wir in Paris angekommen und haben in 5 Stunden fast 1000 Kilometer gefressen und sind in einem Viertel gelandet, wo kein DZ für unter 80€ zu kriegen war. Für eine Stadtbesichtigung war es dann eh schon zu spät und so haben wir uns gedacht, wir nehmen jetzt lieber einen Nachtzug und schauen uns Paris ein anderes Mal an. Schließlich kann man ja auch wieder einen Nachtzug nach Paris zurücknehmen und sind dann morgens in Paris, was bei den hohen Pariser Zimmerpreisen viel effektiver ist.

So sind wir mit dem Wunsch einer billigen Übernachtung an einen Bahnschalter gegangen und haben vorher die Bretagne auf Platz 1 gewählt und Chamonix in den Alpen auf Platz 2.
Zuerst haben wir uns nach Platz 1 informiert, mit Platz 1 konnte der Mitarbeiter uns aber keine ganze Übernachtung bieten. So hat Sebastian dann von Platz 2 erzählt und da Platz 2 so ziemlich genau 180° die andere Richtung ist, fing der Bahnmitarbeiter aber ziemlich an zu grinsen. Sebastian hatte auf Französisch als Platz 2 wohl nur von den Alpen erzählt, der Mitarbeiter hat dann von sich aus Chamonix vorgeschlagen und als wir dann beide unser OK gaben, fand der das ziemlich lustig, wie man so planlos durch die Gegend fahren kann. Nachdem wir je 1,50€ für die Reservierung bezahlt hatten, sind wir dann mit einem Bus durch das dunkelwerdende Paris zum Bahnhof Austerlitz gefahren, wo um 22:26 Uhr die rollende Herberge starten sollte.
Zwecks PET-Wasserflaschen-Refill am Waschbecken habe ich dort für das Klo 50ct gezahlt. Nach einer Sitzung auf einer sehr sauberen Location, habe ich dann die Aufschrift am Waschbecken gelesen: "Nur zum Händewaschen erlaubt!" Die Hände habe ich mir ja auch neben Gesicht, etwas Wasser trinken und 2 Flaschen auffüllen gewaschen.
Nun haben wir einen Instant-2-Komponenten-Fraß gegessen, der sich "Taboulé" nannte. Bei mir sorgte diese Pampe für grünliche Verdauung. Sebastian hat dann an einer Telefonsäule seine Mutter angerufen. Wäre da keine Schnur dran gewesen, so wäre er weggelaufen. Nachdem Sebastian einige Kilometer hinter sich hatte, haben wir dann in der rollenden Herberge Sangria getrunken, den wir noch aus Spanien hatten. Die Klimaanlage meinte es mal wieder so gut, dass ich den Schlafsack brauchte.

Tagesfazit: Mit Interrail kann man sich auch mal einen kleinen Umweg gönnen und wo außer in Hendaye im Bahnhof übernachtet man schon für 1,50€.

Tag 25 - 27. August 2005 - von Sebastian

Um 8:00 Uhr in St. Gerwais angekommen, sind wir nach dem Frühstück mit einem sehr schönen Panoramazug weiter nach Chamonix gefahren. Dort haben wir uns einen Zeltplatz gesucht und haben Chamonix ein wenig besichtigt. Dort haben wir uns unter anderem auch ein Standard-McDreck-Eis gegönnt, da etwas anderes hier nicht bezahlbar war. Abends haben wir noch ein wenig gekocht und französischen Cidre probiert.

Tag 26 - 28. August 2005 - von Michael

Zwischen den beiden Nachtfahrten mussten wir erst einmal richtig ausschlafen und gut duschen. Schon wieder haben wir Baguettefrühstück gegessen, nach der Interrailtour kann man es nicht mehr sehen.
Als wir das Zelt abgebaut hatten und fragen wollten, ob wir unsere Klamotten noch auf dem Zeltplatz lassen können, war das Büro geschlossen und so haben wir unsere Rucksäcke in eine Ecke auf dem Zeltplatz gestellt, die man von der Rezeption aus nicht genau einsehen kann.
Jetzt sind wir an einem Wasserfall, der Mont Blanc - Tunneleinfahrt und nah an einen Gletscher heran gewandert, wobei wir sicher 500 Höhenmeter überwunden haben.
Neben MCes haben wir in Chamonix noch einen Dönerladen entdeckt, wo man für 4,30€ (zum 2,15-fachen Köln-Ehrenfeld-Preis) einen brauchbaren Döner essen konnte.
Um 20:14 Uhr nahmen wir die Bimmelbahn zurück nach St. Cervais, wo um 21:08 Uhr im Anschluss der Nachtzug nach Paris Austerlitz fuhr. Im Zug haben wir etwas Wein getrunken und noch 2 Leute gesprochen, die auch am Herumreisen waren.

© Michael Honsel, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
einen Monat Interrail durch die Zonen E und F
Details:
Aufbruch: 03.08.2003
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 02.09.2003
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Portugal
Marokko
Der Autor
 
Michael Honsel berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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