Die Reise ins Vercors

Reisezeit: Juli 2014  |  von Ralf Beelitz

Gorges de la Bourne

Gorges de la Bourne

Gorges de la Bourne

Gorges de la Bourne

Am späten Vormittag reißt die Wolkendecke unerwartet auf. Ich mache mich daher nach Villard des Lans auf, um Baguette und Salami für unser Abendessen zu organisieren.
Eine der Höhepunkte des Vercors ist ohne Zweifel eine Fahrt durch die mächtige „Gorges de la Bourne“. Ich biege vom Hochplateau des Vercors ostwärts in den tiefen Schlund der Schlucht ab und bin sofort von hoch aufragenden Steilwänden umzingelt. An den engsten Passagen könnten klaustrophobisch veranlagte Scooteristen Angstzustände bekommen. Immer wieder geht es durch Tunnel und unter Felsüberhängen hindurch, von denen das Wasser in Kaskaden hinabtropft. Neben mir gurgeln die Strudel der Bourne. In Les Jarrands endet dieses imposante Naturschauspiel und ich fahre in Villard de Lans (963) ein. Der Ort könnte fast als echter Pass bezeichnet werden, finden doch die einzigen beiden Zugänge des Vercors von Osten bzw. von Grenoble her hier ihr Ende.
Unerwartet hat sich auch die Sonne ihren Weg durch die Wolken gebahnt und so beschließe ich spontan, die Gunst der Stunde zu nutzen und einem weiteren Highlight einen Besuch abzustatten.
Über die D 103 geht es über La Chapelle en Vercors zum Col du Carri (1.202).
24 (!) kurvige Kilometer zeigt das Schild neben der kleinen Straße an. Da kommt Vorfreude auf. Diese schwindet jedoch merklich, als bereits nach wenigen Kurven frischer Splittbelag den Asphalt überzieht. Die Steinchen prasseln nur so gegen die Radabdeckungen und überall ist flüssiger Teer sichtbar. Mit der Gemütlichkeit ist es da schnell vorbei; also runter mit der Geschwindigkeit! Bis zu 10% Steigung führen nach oben. Einige Serpentinen und eine lang gezogene Rechtskurve später erreiche ich die Passhöhe, eine weite, offene Fläche mit Parkplatz.

Route de Combe Laval

Route de Combe Laval

Route de Combe Laval

Durch lichten Wald geht es über den Col de la Machine (1.101), unspektakulär und eigentlich nur ein flache Kreuzung mit wenig Aussicht, dann stehe ich vor der berühmt - berüchtigten „Route de Combe Laval“, einer in den Fels gehauenen Straße mit einmaliger Streckenführung. In den Fels gesprengte Tunnel, kniehohe Mäuerchen zur Sicherung - nix für Hosenscheißer. Unter Überhängen hindurch und um Felsnadeln herum führt die nur 3 Km lange Straße scheinbar mitten durch den Fels. Also Atmung normal halten und Augen auf die Straße. Ich halte immer wieder an den Aussichtsstellen oder taste mich vorsichtig an die Begrenzungsmäucherchen heran, um einen atemberaubend Blick in den Abgrund zu riskieren. Bis zu 700 Meter stürzt die Felswand teilweise senkrecht nach unten. Da sollte man schon schwindelfrei sein. Einfach phantastisch! Nach Norden ergibt sich ein schier unendlicher, weiter Ausblick ins Rhônetal. Diese Traumpassage endet leider nach viel zu kurzer Zeit und schon bald erreiche ich über den Col du Gaudissart (840) Saint Jean-en-Royans, tief im Tal der Isère gelegen, ein. Hier lädt ein kleines Bistro zur Rast ein. Ich genieße die Sonne und schaue entspannt den Einheimischen beim Boule zu.

© Ralf Beelitz, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Labyrinth aus Schluchten und winzigen Bergstraßen, die senkrechte Felswände erklimmen, ein zerfurchtetes Hochplateau und über 2.000 m hohe alpine Kalkfelsen - das ist das Felsmassiv des Parc naturel régional de Vercors, südwestlich von Grenoble.
Details:
Aufbruch: 05.07.2014
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 15.07.2014
Reiseziele: Frankreich
Schweiz
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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