Irland im Herbst Teil II

Reisezeit: September / Oktober 2015  |  von Thomas B.

Weiterfahrt oder doch nicht?

ADAC und AA

Früh sind wir fertig. Aber dann kommt alles anders. Unser Doblo stand ja drei Tage in der Tiefgarage des Bachelor Walk. Irgendwie hatten wir die Hintertüre nicht richtig geschlossen und das Rückraumlichtchen leuchtete, wegen unseres Gepäcks, das ja fast komplett noch drin war, konnten wir das aber nicht sehen....

Und unser Wagen gibt keinen Mucks von sich. Ein freundlicher Motorradfahrer, wohl der Hausmeister, bietet uns an, sein Ladegerät zu verwenden, aber es würde mehrere Stunden dauern. Wir versuchen sogar den Doblo anzuschieben. Dann aber, wozu haben wir die ADAC-Pluskarte. Anruf beim ADAC, wo man sofort alles organisiert, per Internet holte sich der ADAC-Mitarbeiter den Stadplan von Dublin auf den Bildschirm, findet die „Lotts South“. „Aha, Sie sind parallel zum Fluss“, sagt er und wir geben ihm „Bachelors Walk“ ein, beschreiben das schwarze Gittertor, die Nummer unseres Autos. „In ca. 90 Minuten ist jemand da“. Es gibt ja vieles beim ADAC zu kritisieren, aber bei Pannendiensten ist er Spitze.

Wir setzen uns in der „Lotts south“ in die Fensterrahmen des Lotts, das noch geschlossen hat, kaufen eine Zeitung gegenüber und harren der Dinge. Später wird der Gehweg gefegt und das Lotts außen bestuhlt, die freundliche Dame bietet Ingrid einen Stuhl an. Ich bin zu aufgeregt und tigere die „Lotts south“ rauf und runter. Dann nach fast exakt 90 Minuten steht am anderen Ende der Straße ein gelber Wagen, AA, der irische ADAC. Ich renne hin, dort ist fast das gleiche Gittertor wie bei uns und lotse den Mann vor unser Gittertor. Code-Nummer und das Tor öffnet sich.

In Ralf Sotschicks „Gebrauchsanweisung für Irland“ hatten wir gelesen, dass die Dubliner beim Reden den Mund nicht aufmachen würden. Hier ist ein Dubliner, ein lebendes Beispiel. Wir verstehen immer nur Bruchteile, aber das wichtigste wird klar. Er holt ein aktenmappengroßes Gerät hervor und nach 10 Minuten (!) ist unsere Batterie so weit, dass wir verkehrstüchtig sind. Noch zwei Mal müssen wir ausmachen und wieder starten, dann ist er zufrieden. Dass wir heute noch nach Roslare fahren aber noch nicht zur Fähre müssen, nimmt er zufrieden zur Kenntnis, wir sollen aber bis Roslare „full speed“ fahren und dann jeden Tag mindestens 20 Minuten und auch rauf in die Wicklow-Mountains sein nicht schlecht.

Während der 10 Minuten wird dann noch kurz das „from where in Germany“ (nahe der französischen und Schweizer Grenze kommt immer gut an – near the Alps! Und auch der „black forest“ ist bekannt). Dann das Privatleben und noch die Weltpolitik (VW, Merkel, refugees, Syria, Russians). Wir rechnen gegenseitig die Zahl der Kinder un der Enkel auf (er hat 5), seit 40 Jahren ist er beim AA, nächstes Jahr würde er „retired“. Wir haben also doch einiges verstanden, hoffentlich das Richtige.

Ein letztes Mal geben wir den Code ein, fahren aus der Garage, der AA-Mann hinterher, beruhigt sieht er, wir wir Richtung „Bachelors Walk“ (der Straße) nördlich des Liffey abbiegen. Dann lotst uns das Navi aus Dublin raus, wie schon bei der Herfahrt unproblematisch. Autoren (Sotschick, Giordano) hatten vor dem „Moloch“ Dublin gewarnt, seinen aggressiven Autofahrern, nichts derartiges erleben wir hier, undiszipliniert sind nur die Fußgänger. In Stuttgart zu fahren ist unangenehmer als in Dublin, trotz des Linksverkehrs.

Kevin im Wald

Autobahn bzw. Nationalstraße Richtung Süden, wir spüren förmlich, wie die Batterie sich auflädt. Dann schwenken wir in die „Wicklow Mountains“ ab. Mit einer kleinen Wanderung wird es nichts aber wir wollen die Klosteranlage von Glendelough besuchen. Zuerst stehen wir vor der neuen Kirche von Glendelough mit hübschem Park drum herum. Das kann’s doch nicht sein, ist es auch nicht. Dann in einem wunderschönen bewaldeten Tal die zerfallene, eindrucksvolle Anlage, wie schon in Kilnacduagh viele dachlose Gebäude aus grauem Kalkstein und auch hier ein majestätischer Rundturm, 30 m hoch, alles aber entlang eines Flusses zwischen zwei Seen in diesem bewaldeten Tal. Beeindruckend. Wir spazieren durch dieses Areal, das Kloster wurde übrigens im 6. Jahrhundert vom heiligen Kevin gegründet, „Kevin allein im Wald“. Plötzlich hören wir getragene Dudelsackmusik. Tatsächlich, das steht ein Mann im Kilt und vor ihm eine große Beerdingungsgesellschaft, hier finden tatsächlich noch Begräbnisse statt. Sogar die Bus-Touristen halten diskret Abstand.
Wir spazieren noch ein wenig an Fluss und Waldrand entlang. Eine große Schülergruppe kommt uns entgegen, alle haben wie in Irland üblich, einheitliche Pullover an, diese rote Pullis und wandern nun von ihren Lehrern instruiert wie ein langer roter Wurm durch die Anlage. Im integrierten Hotel gibt es Kuchen mit Kaffee, bevor wir uns Richtung Roslare aufmachen.

Südwärts zum Sandstrand

„Seabury“ heißt die Wohnanlage, 300 m vom Strand entfernt. Wir tun uns schwer, bis wir Nr.65 finden, rufen „Maeve“ an, die uns ihren „Paddy“ vorbeischickt.
Er erklärt uns alles, bringt uns noch einen „apple pie“ und 1 Liter Milch mit. Toll! Wieder ein gut eingerichtetes Haus, jetzt nicht mehr mitten in der Natur sondern in einer typischen Wochenend- und Urlaubsanlage. Wir packen das Nötigste aus, ich montiere schnell noch die „böse“ Lampe ab (Laut Ingrid habe ich sie einfach rausgerissen...). Dann wollen wir gleich zum Strand, dem 9 km langen Strand von Roslare. Nach den felsigen und wild gezackten Küsten im Westen nun ein völliger Kontrast. Südlich sehen wir den Hafen, wo die Schiffe von Stena und Irish Ferries ankommen.

© Thomas B., 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fortsetzung von Teil I Wir waren im County Donegal angekommen, also fast ganz im Norden der "grünen Insel". Ein Abstecher führt uns nach Nordirland zum "giants causeway". Zurück über Dublin nach Roslare und per Schiff nach Cherbourg. Wieder gemütlich über Rouen und Nancy zurück nach Baden
Details:
Aufbruch: 01.09.2015
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 04.10.2015
Reiseziele: Irland
Frankreich
Der Autor
 
Thomas B. berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.
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