Jakobsweg 2015 - Teil 1 - Via Lusitana

Reisezeit: März / April 2015  |  von Uschi Agboka

Kurzinfos (Entfernung / Übernachtung / Hotels): 11. März 2015-8. Tag-Teil 1-Beja – Cuba - 21 km

11. März 2015 - 8. Tag - Teil 1 - Beja – Cuba - 21 km

11. März 2015 8. Tag Beja – Cuba 21 km
Übernachtung: Chave d’Ouro 25,00 Euro (mit Frühstück)

Eigentlich wollte ich mit dem Bus nach Cabeca Gorda zurück fahren und dann den Weg von dort bis Beja laufen. Doch da ich gestern während der Busfahrt sah, dass die Landschaft sehr flach ist und wenig Schönes bietet, beschloss ich, den Vormittag mit der Besichtigung von Beja zu verbringen, was sich gelohnt hat.

Beja ist eine Stadt in der portugiesischen Region Alentejo. Das Stadtgebiet umfasst die vier Gemeinden Salvador, Santa Maria da Feira, Santiago Maior und São João Baptista mit denen Beja zusammen ca. 24.000 Einwohner hat.

Die Wurzeln der Stadt reichen bis in keltiberische Zeit zurück. Die ältesten Relikte stammen aus römischer Zeit, aus westgotischer Zeit stammt eine der beiden Kirchen des Frühmittelalters in Portugal. Anfang des 8. Jahrhunderts wurde die Stadt muslimisch und blieb dies - mit einer Unterbrechung von 1162 bis 1167 - bis 1228. Sie brachte sowohl in muslimischer als auch in christlicher Zeit bedeutende Dichter und Humanisten hervor. Die Römer nannten die Stadt Pax Julia, verbanden sie über eine Straße und sie erhielt eine der unter Augustus geschaffenen vier Kanzleien Lusitaniens.

Um 411 erschienen Alanen, Sueben und Vandalen auf dem Gebiet Portugals, die Region um Beja wurde zunächst von Alanen besetzt, dann von Sueben. Alanen und Vandalen verließen die iberische Halbinsel jedoch bereits 428, um Nordafrika zu erobern. Ihnen folgten um 430 die Sueben, die um 440 Beja eroberten. Die Westgoten besetzten 473 Sevilla und dürften bald auch Beja erobert haben; die Sueben zogen sich in den Nord-westen der iberischen Halbinsel zurück. Beja wurde erstmals zum Sitz eines Bistums. Die Stadt erhielt den Namen Paca.

Die als Mauren bezeichneten Araber und Berber unter Führung der Umayyaden, die zwischen 661 und 750 das arabische Großreich führten, und die Anfang des 8. Jahrhunderts die Region eroberten, umgaben die Stadt mit einer neuen Mauer.

Die muslimische Herrschaft hielt sich bis 1162 unter wechselnden Herren. Dabei spielten nach den Omaijaden die Abadiden von Sevilla eine her-ausragende Rolle. In dieser Zeit erhielt die Stadt den Namen Beja. Sie wurde zum Geburtsort Al-Mutamids, der nicht nur Herr der Stadt war, sondern zu einem der bedeutendsten Dichter wurde. 756 floh einer der Umayyaden vor den Abbasiden, die ab 750 das arabische Weltreich beherrschten und Damaskus zu ihrer Hauptstadt machten, nach Westen und gründete ein Reich auf der iberischen Halbinsel. Bis 760 gelang es Abd ar-Rahman I., das dortige muslimische Gebiet zu erobern. Die von ihm gegründete Dynastie herrschte bis 929, zunächst als Emire, dann als Kalifen.

Nach dem Sturz des Kalifats von Córdoba im Jahr 1031 entstanden zahlreiche Teilherrschaften, die Taifa-Königreiche. Beja unterstand zunächst den Aftasiden, bis es an das Königreich Sevilla fiel. 1162 bis 1167 gelang es christlichen Einheiten, unter deren Führern sich vor allem Geraldo ohne Furcht hervortat, erstmals, eine größere Offensive durchzusetzen, und einer der Anführer, Fernando Gonçalves aus Santarém, eroberte Beja 1162 kurzzeitig.

Mit der Rückeroberung durch die Almohaden wurde Beja wieder Bestandteil eines Großreichs mit Kontakten zu Nordafrika. Diese Periode dominierten Herrscher wie Ibn Al-Mundhir, Ibn Qasi und der letzte maurische König, den die Portugiesen „Aben Afan“ nannten. Sie waren mit den Almohaden zurückgekehrt. Ibn Wazir aus Silves beherrschte einige Jahre lang bis 1157 neben Beja auch Évora.

Ab 1228 begann Paio Peres Correia im Auftrag des portugiesischen Königs mit der endgültigen Eroberung der Algarve, 1235 fiel Beja. Auch in der christlichen Epoche brachte die Stadt bedeutende Dichter hervor, wie Diogo de Gouveia (1471 - 1557), den Lehrer von Francisco de Xavier und Ratgeber König Joãos III., dann den Humanisten und Rektor der Universität Paris André de Gouveia (1497 - 1548), der zudem das Real Colégio das Artes e Humanidades in Coimbra gründete. Aus dieser Familie stammte auch der Humanist António de Gouveia.

1250 bis 1267 stritten Portugal und Kastilien um die Algarve, doch einigten sie sich unter Vermittlung des Papstes auf einen Vertrag. Kastilien verzichtete endgültig 1267 auf seine Rechte an der Algarve. 1517 erhielt Beja die Stadtrechte. 1770 wurde es durch Papst Clemens XIV. erneut zum Sitz eines eigenen Bistums erhoben, nachdem es zuvor zum Erzbistum Évora gehört hatte. Zwischen Mitte der 1960er und Anfang der 1990er gab es hier im Zusammenhang mit der Nutzung des nahen Militärflugplatzes durch die Luftwaffe eine deutsche "Kolonie.

Sehenswürdigkeiten:

Pelourinho von Beja, anlässlich der Verleihung des Stadtrechts 1517 aufgestellt. (Schandpfahl) auf dem Platz Praça da República

Die römische Staumauer Muro da Prega - auch Barrage de Pisões - liegt inmitten von Feldern, etwa sieben Kilometer westlich von Beja in Portugal. Grüner Bewuchs zeigt den Verlauf des Baches an, der heute an der einseitig zerstörten Talsperre vorbeifließt.

Die über 6 m dicke Staumauer besteht aus einzelnen dicht nebeneinander errichteten, in Schichten gemauerten Mauerzügen. Die aus Grußmauerwerk und großen Blöcken errichtete, beinahe gerade Mauer ist 62 m lang. Luftseitig ist sie durch Pfeilervorlagen verstärkt, von denen fünf erhalten sind. Vermutlich im Bereich des einstigen Wasserdurchlasses ist die luftseitige Mauer auf etwa 10 m Länge abgerutscht. Wasserseitig blieb eine dünne Mauerschale erhalten. Das Bollwerk ist stellenweise bis zu einer Höhe von vier Metern erhalten.

Überlegungen zum höchstmöglichen Wasserstau ergeben eine Mauerhöhe von etwa fünf Metern, eine Stauseelänge von ca. 130 m, eine Wasser-fläche von ca. 8500 m² und ein Speichervolumen von ca. 6200 m³. Als Bestimmung der Talsperre kommen neben der Bewässerung der Felder die Versorgung der Villa von Pisões - eine unmittelbar benachbarte römische Villa - sowie die einer antiken Kanalschleuse (Fonte dos Frades) infrage. Von beiden fanden sich Spuren in jeweils etwa zwei Kilometer Entfernung von der Staumauer.

Die Ruinen der römischen Villa von Pisões liegen unmittelbar westlich von Beja im Alentejo in Portugal. Die Villa rustica wurde durch Zufall im Jahre 1967 bei landwirtschaftlichen Arbeiten entdeckt. Dort befinden sich über 2000 Jahre alte Mosaike und die Reste der Wasserversorgung.

Die Villa von Pisões hat typisch römische Architektur und wurde wie bei der Villa von São Cucufate nur dreiseitig um den nicht mehr geschlossenen Innenhof mit Säulengang erbaut. Die Ruinen gehörten zu einem Landwirtschaftsbetrieb, der die römische Stadt Pax Julia (Beja) vom 1. bis 4. Jahrhundert mit Nahrungsgütern versorgte. Gaius Atilius Cordo war einer ihrer Besitzer, dessen Name sich auf einem Altarstein fand. Deutlich sichtbar ist die Einteilung der pars urbana, des Wohnbereichs der Eigentümer. Die Mosaiken mit ihren geometrischen und naturalistischen Motiven sind in den wichtigen der über 40 Räume der pars urbana zu finden. Dort gibt es auch ein gut erhaltenes Hypokaustum (die unterirdische Struktur zur Beheizung) der Thermen und ein Schwimmbecken von olympischen Ausmaßen. In der pars rustica und der pars fructuaria sind die Unterkünfte der Arbeiter und die Lagerräume für das Getreide erkennbar.

Die Villa ist ein anschauliches Beispiel für die Verbindung einer römischen Villa mit einem zugehörigen Wasserspeicher. Die Staumauer liegt unmittelbar nördlich der Villa. Bei São Cucufate gibt es etwas entfernter die Staumauer von Cuba.

Die unverstärkte Staumauer ist 58 m lang, bis zu 4,3 m hoch und über 3 m dick und gehört zum Typ der Gewichtsstaumauern. Das Mauerwerk weist eine Besonderheit auf, die den Damm stabiler macht. Die Mauersteine sind gegeneinander verkeilt. Die Lücken wurden mit kleinen Steinen geschlossen. Wie am Muro da Prega wurde in Schichten gemauert. Von der regelmäßig gesetzten Verkleidung aus größeren, grob zugehauenen Blöcken lässt sich an der Außenseite noch ein guter Eindruck gewinnen. Der Zufluss zu den Wasserbecken und dem Bad der Villa konnte über einen Abfluss geregelt werden, der sich am Fuß der Staumauer befindet. Er ist mit Ziegeln ausgemauert.
Der Damm sperrt ein hydrographisches Becken, das bis nach Beja reicht und 18,6 km² umfasst. Er wurde an der Stelle angelegt, die im Falle eines Hochwassers einen natürlichen Abfluss bot. Für den gefüllten Stausee werden eine Länge von ca. 340 m, eine Staufläche von 31.300 m² (etwa vier Fußballfelder) und ein Stauvolumen von 38.000 m³ angenommen. Der Flurname Pisões wird mit Mühlen in Verbindung gebracht, die zu einer Zeit, als die Staumauer nicht mehr in Gebrauch war, Maschinen zur Wollherstellung angetrieben haben.

das Kloster Sao Francisco

die Kirche Igreja da Misericórdia. Sie war ursprünglich eine Markthalle, deren Laubengänge heute vor dem Gotteshaus noch erhalten sind.

die Kirche Igreja de Santa Maria, die möglicherweise bereits zur Zeit der Westgoten gegründet wurde und während der maurischen Zeit zu einer Moschee umgestaltet wurde. Nach der Rückeroberung Bejas 1162 wurde sie in eine Kirche umgebaut.

der Dom (Sé)

Regionalmuseum Núcleo Visigótico in der ehemaligen Kirche Santo Amaro, die im 5. Jahrhundert zur Zeit der Westgoten erbaut wurde und eine der vier ältesten Kirchen Portugals ist.

der Bergfried Torre de Menagem (errichtet von Dom Dinis I.), ca. 42 m hoch und damit der höchste Burgturm Portugals

im Ort römische Ruinen an verschiedenen Stellen. Unweit der Burg ist am Largo Dr. Lima Faleiro ein Bogen der römischen Stadtmauer erhalten, ebenso im Osten der Altstadt in der Travessa Funda. Im Süden der Altstadt steht am ehemaligen Stadttor Porta de Mértola ein auffallend hohes Stück der römischen Stadtmauer.

Bilder auf der Homepage meines Mannes - www.harley-rolf.de

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf Kummer Faro – Vila Real de Santo Antonio bis Santiago de Compostela - 4. März bis 22. April 2015
Details:
Aufbruch: 04.03.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 27.04.2015
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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