Jakobsweg 2015 - Teil 1 - Via Lusitana

Reisezeit: März / April 2015  |  von Uschi Agboka

Kurzinfos (Entfernung / Übernachtung / Hotels): 12. März 2015-9. Tag-Cuba–Viana Alentejo-28 km

12. März 2015 - 9. Tag Cuba – Viana do Alentejo 28 km

12. März 2015 9. Tag Cuba – Viana do Alentejo 28 km
Übernachtung: Hotel Monte de Sobral 30,00 Euro (mit Frühstück)

Nach dem Aufstehen um 7 Uhr ging ich um 7.30 Uhr zum Frühstück. Das war wieder so reichlich, dass ich später nichts zum Mittagessen brauchte. Kurz nach 8 Uhr wurde ich freundlich von der Tochter von Donna Lopez verabschiedet, die mir zudem noch ein Stück Kuchen mit auf den Weg gab.

Kurz nach Verlassen des Ortes kam Nebel auf und es war auch etwas kälter als gestern. Zunächst führte der Camino über Feldwege, danach an der N 258-1 entlang. Nach 2 km folgte ich der etwas längeren Variante, die von der N 258-1 weg führte. Kurz darauf habe ich mich verlaufen. Wie heißt es so schön, derjenige ist im Vorteil, der richtig lesen kann … Im Führer stand, lassen wir den Gebäudekomplex rechts liegen … Ich bin dann rechts vorbei gegangen. Nach ca. 1 km habe ich meinen Fehler bemerkt. Ich dachte mir, der richtige Weg muss den von mir eingeschlagenen kreuzen .. und so war es auch, doch ich habe es nicht bemerkt. So bin ich weitergelaufen bis der Weg an einem Haus aufhörte und als Wiesenweg weiter ging. Kurz vor einem Kanal war der Weg dann an einem Zaun mit Stacheldraht zu Ende. Ich bin darüber geklettert (ohne meine Hose zu zerreißen!) und dann am Kanal entlang auf einem Kontrollweg weiter gelaufen.

An einer Kreuzung mit einem Feldweg kamen mir zwei Portugiesen entgegen und ich konnte sie nach dem Weg nach Vila Ruiva fragen. Sie zeigten mir einen Wiesenweg mit dem Hinweis auf die rote Antenne von Vila Ruiva. So gelangte ich ohne nochmals auf die N 258-1 zu müssen nach Vila Ruiva. Später habe ich festgestellt, dass der Kanal unterhalb von Vila Ruiva vorbei läuft. Im Ort selbst habe ich ein alkoholfreies Bier getrunken (0,80 Euro), ehe es weiterging zur Ponte Romana über den Ribeira de Odivelas, eine der berühmtesten Brücken Portugals.

Die Ponte Romana ist ein beeindruckendes Bauwerk, mehr als 2.000 Jahre alt. Die Brücke ist Teil der Römerstraße von Ebora (Evora) nach Pax Julia (Beja) und datiert aus der Zeit 1. Jh. v. Chr. bis 1. Jh. n. Chr. Sie war ursprünglich 126 m lang und hatte 26 Brückenbögen. Aufgrund des vom Flusses mitgeführten Schwemmsandes sind viele von ihnen heute nicht mehr sichtbar. Man findet an der Brücke eingebaute römische Grabsteine sowie Spuren westgotischer, arabischer und mittelalterlicher Restaurierungsarbeiten.

An der Brücke habe ich mich eine Stunde in die Sonne gelegt. In Albergaria dos Fusos habe ich mich wieder mit einem Bier gestärkt und weiter ging es nach Agua de Peixes, wo ich mir den ehemaligen Landsitz der Familie Cadaval von außen anschaute. Das Gebäude ist im maurisch-spanischen Stil erbaut. Auch die Familienkapelle mit Gruft habe ich mir angeschaut. Schade, dass alles dem Verfall preisgegeben ist.

Nun war es nicht mehr weit bis Viana. Kurz vor dem Ort hatten Roma ihr Lager aufgeschlafen. Es hat mich erschreckt, wie diese Menschen hier leben müssen. Eine alte Frau bat mich um 5 Euro, die ich ihr gegeben habe. Weiter auf dem Camino hielt 5 Minuten später ein Roma der o. g. Familie in einem klapprigen Bus an und wollte mich mitnehmen, was ich aber ablehnte.

In Viana do Alentejo angekommen besichtigte ich zuerst das fünfeckige Castelo (1313 erbaut von König D. Dinis) mit den fünf zylindischen Türmen. Ein breite Treppe führt zu der strahlend weißen Kirche (Igreja Matriz de Viana do Alentejo) innerhalb der Burgmauern hinauf. Das Portal der Kirche ist ein Mix aus gotischen, Mudejar- und barocken Elementen. Vom Castelo hatte ich einen herrlichen Blick über die umliegende Landschaft.

Viana do Alentejo ist eine Kleinstadt mit 2.744 Einwohnern. Der Ort existierte bereits zu Zeiten der römischen Provinz Lusitania und bestand bis zum Ende der maurischen Herrschaft. Nach seiner weitgehenden Zerstörung im Verlauf der Reconquista wurde er im 13. Jahrhundert neu besiedelt durch den Avisritter Gil Martins, dem späteren Großmeister des Christusordens.

Erstmals offiziell erwähnt wurde Viana 1269. Erste Stadtrechte erhielt Viana durch König D. Dinis, der 1313 hier eine Burg errichten ließ.

König Dom Dinis I. – der kluge König - wird noch heute von den Portugiesen sehr verehrt. Das lag an seinen großen Verdiensten um sein Land, seiner Umsicht und Klugheit, sowie daran, dass er die große Nationalheilige Portugals, Rainha Santa Isabel, zur Frau hatte.

Dom Dinis führte sein Land zu großer wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Den Höhepunkt seiner Herrschaft auch des portugiesischen Mittelalters kennzeichnete eine von 1297 bis 1320 anhaltende Periode des inneren und äußeren Friedens. Dom Dinis I. gelang es, die umstrittene Grenze zwischen seinem Land und Kastilien-Leon festzulegen. Seitdem kennt Portugal dieselben Grenzen wie im 21. Jahrhundert, einmalig in Europa. Dom Dinis I. schuf auch die Grundlage für die sprachliche Einheit Portugals, indem er den Dialekt von Porto zur Nationalsprache erhob.

Sehenswert: Kirche Igreja Nossa Senhora d’Aires und das Portal der Kirche Igreja Matriz de Viana do Alentejo

Nach der Besichtigung erkundigte ich mich, wo ich das vorgebuchte Hotel finden würde. Ich erhielt die Auskunft, dass es ca. 6 km außerhalb des Ortes liege und gegen 17.30. Uhr ein Bus dort vorbei führe. Diesen Bus nahm ich, es war ein Schulbus, der mich kostenlos mitnahm. So erreichte ich um 18 Uhr mein Hotel. Leider gab es dort kein Restaurant, doch der Besitzer bot mir ein Glas Rotwein und ein Sandwich an. Dann war Duschen und Lesen angesagt. Um 21 Uhr ging ich schlafen, denn morgen ist wieder ein langer Tag.

Bilder auf der Homepage meines Mannes - www.harley-rolf.de

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Bericht nach den Tagebuchaufzeichnungen meines Mannes Rolf Kummer Faro – Vila Real de Santo Antonio bis Santiago de Compostela - 4. März bis 22. April 2015
Details:
Aufbruch: 04.03.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 27.04.2015
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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