Badeinsel ohne Baden – oder die letzte Kanareninsel

Reisezeit: März 2017  |  von Herbert S.

Fuerteventuras Norden: Lajares und Cotillo

Wir folgen nun der Nordtour und müssen daher fast zurück bis Corralejo, wo wir dann sozusagen hinter der großen Düne wieder südwärts fahren nach Lajares. Das Handarbeitszentrum für die Hohlsaumstickerei finden wir nicht (wir werden sie später im Ecomuseum bewundern können), dafür sehen wir die beiden Windmühlen etwas außerhalb des Ortes und eine kleine hübsche Kirche, die auch wieder geschlossen ist. Sie alle sind fast vollständig weiß gestrichen und haben nur an den Ecken der Gebäude offene Lavablöcke sowie wie hier das seitlich angesetzte Glockentürmchen ein Detail in schwarzem Lavagestein erbaut. Das ganze nördliche Areal ist ein uraltes Lavafeld.

Molino - der männliche Mühlentyp - runder Steinbau mitb einem Dachaufsatz aus Holz oder Blech, an dem die Flüghel befestigt sind.

Molino - der männliche Mühlentyp - runder Steinbau mitb einem Dachaufsatz aus Holz oder Blech, an dem die Flüghel befestigt sind.

dieser Typ stammt aus Kastilien (17./18.Jh.)

dieser Typ stammt aus Kastilien (17./18.Jh.)

Molino - weibliches Gegenstück - Die Flügel sind auf dem Dach eines ebenerdigen Gebäudes an einem Holzgestell befestigt. Der gesamte Mahlmechanismus war ab dem 19.Jh. ebenerdig.

Molino - weibliches Gegenstück - Die Flügel sind auf dem Dach eines ebenerdigen Gebäudes an einem Holzgestell befestigt. Der gesamte Mahlmechanismus war ab dem 19.Jh. ebenerdig.

Ermita de San Antonio de Padua (20. Jh.)

Ermita de San Antonio de Padua (20. Jh.)

Bis zur westlichen Küste bei Cortillo sind es nur noch wenige Kilometer, der Leuchtturm ist zwar ausgeschildert, aber plötzlich hört die Straße auf. Über einen Geröllweg finde ich Trotzdem Zugang und gelange dabei auf eine andere geteerte Straße. Am Leuchtturm herrscht eine ganz wilde Brandung, nicht umsonst ist der Ort El Cotillo zum Surferparadies geworden. Am steinigen Strand sind kleine ausgetrocknete Pfützen aus denen man ‚Fleur de sel’ ernten kann.

fleur de sel ka man hier selbst ernten

fleur de sel ka man hier selbst ernten

salzliebende Pflanzen fühlen sich hier wohl

salzliebende Pflanzen fühlen sich hier wohl

Faro del Toston

Faro del Toston

Ein kurzer Rundgang startet am Leuchtturm und erklärt die jahrmillionenalten Sande, die den Erdforscher gute Aufschlüss auf das Werden der Insel geben. Auf Schautafeln sind außerdem diverse Erklärungen zu Flora und Fauna zu finden. Wenn man eine Hand voll Sand betrachtet, findet man zahlreiche noch nicht gebrochene Muscheln, die erst viel später zu dem feinen Sand am Strand ‚gemörsert’ sind.

El Toston stellt einen der bedeutendsten paläontologischen Fundorte  Fuerteventuras dar, der Kanareninsel mit den meisten fossilen Überresten. Vor Tausenden von Jahren waren sie-Sandflächen am Rand des Meeres, heute sind sie zu einem ‚fossilen Strand‘ versteinert und erzählen uns zum Beispiel von dem Klima vergangener Zeitepochen.

El Toston stellt einen der bedeutendsten paläontologischen Fundorte Fuerteventuras dar, der Kanareninsel mit den meisten fossilen Überresten. Vor Tausenden von Jahren waren sie-Sandflächen am Rand des Meeres, heute sind sie zu einem ‚fossilen Strand‘ versteinert und erzählen uns zum Beispiel von dem Klima vergangener Zeitepochen.

Diese paläontologische Fundstätte stammt aus dem Erdzeitalter des Pleistozäns, ist also zwischen 1,6 Millionen und 10.000 Jahre alt. Wenn wir die Ablagerungen genauer betrachten, stellen wir fest, dass sie in ihrem unteren Teil aus weißlichem, sehr verhärtetem Sandstein bestehen und in ihrem oberen zahlreiche Basaltkieselsteine besitzen.

Nachdem Rundgang ist auch der Leuchtturm El Toston geöffnet, die Dame im Café ist ausgesprochen muffig, serviert uns aber trotzdem einen Kaffee.

Durch den Ort, der selbst zumindest im Zentrum noch recht hübsch wirkt, geht es dann an den südlichen Strand, an dem das Castillo El Tostonliegt. Es ist im Prinzip nur ein recht kurzer massiver Lavagesteinsturm, der zum Schutz vor den spanischen und französischen Eroberern gedient haben soll.

alter Hafen von El Cortillo

alter Hafen von El Cortillo

Castillo El Toston

Castillo El Toston

Direkt daneben ist ein Walskelett aufgestellt – der Wal soll hier an dieser Stelle gestrandet sein.

das Skelett soll allein ein Gewicht von ca. 3 t haben

das Skelett soll allein ein Gewicht von ca. 3 t haben

Der Ort El Cotillo hat einen schönen fast natürlichen Hafen, an dessen Rand dann auch noch zwei w’ restaurierte Kalköfen zu bewundern sind. Beim Fotografieren dieselben werde ich allerdings von einer ganzen Horde Quad- und Wüstenbuggyfahrern gestört, die nach eine staubigen Tour in den Ort laufen – mir direkt vor die Kamera.

Kalköfen

Kalköfen

modernes Touristenvergnügen - in manchen Landschaftsstreifen recht fragwürdig

modernes Touristenvergnügen - in manchen Landschaftsstreifen recht fragwürdig

© Herbert S., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Alle Freunde und Bekannten haben uns gefragt, ‚was macht Ihr denn auf Fuerteventura?’. Zunächst wollten wir nur dem deprimierenden Wetter aus Deutschland entfliehen. Dann lieben wir Vulkanlandschaft und Wüste. Und beides hoffen wir eine Woche lang genießen zu können.
Details:
Aufbruch: 09.03.2017
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 16.03.2017
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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