Marokko 2020 - Der Sternenhimmel der Wüste und die Liebe bleibt

Reisezeit: März 2020  |  von Ines Buchholz

Zerplatzte Träume - Doch die Liebe bleibt

Flitterwochen

Diese Reise sollte unsere Flitterwoche werden. Doch so wie es in diesen Tagen vielen Menschen ergangen ist, so erging es auch uns. Viele Pläne und Träume brachen in sich zusammen.
Unsere Hochzeit war für den 20.03.2020 geplant. Mit unseren Kindern und Eltern wollten wir diesen Tag im kleinen Kreis zelebrieren und dann sollte diese Reise unser ganz besonderes Highlight werden.
Doch dann kam dieser Virus Corona. Zunächst schien er weit weg in China und es war für uns nicht einzuschätzen welche Auswirkungen er auf unser Leben haben würde. Das war Anfang des Jahres.
Ende Februar waren wir noch relativ sicher, das wir den Orient kennenlernen.
Ich tausche mich noch mit Margit über unsere Reisepläne aus - Marokko, Pilgern auf dem Jakobsweg, Malediven .....

Am 14. März schreibt sie mir über einen Bekannten, der ihr berichtet das in Marokko gerade alle Schotten dicht gemacht werden. Scott ist gerade in Tanger.

Was zunächst nicht richtig greifbar war, rückte immer näher. Die ersten Erkrankten und Toten in Italien und vielen anderen Ländern ließen erahnen was auf die Welt zukommt.
Ausgangsbeschränkungen, Grenzschließungen, immer mehr gestrichene Flüge ließen auch uns sicher ahnen, das diese Reise nicht statt finden würde.
Am 15. März war es dann Gewissheit - 1001 Nacht bleibt vorerst ein Traum.
Via Internet und auch über unseren Reiseveranstalter erfahren wir, das diese Rundreise nicht stattfinden kann und wir fühlen uns irgendwie auch gut damit.

Margit landet von den Malediven kommend sicher in Frankfurt. Sie berichtet alles sei wie ausgestorben. Aber sie ist heil zurück und das ist das Wichtigste.

Am 16. März laden wir unsere kleine Hochzeitsgesellschaft wieder aus. Die Situation rund um den Corona Virus hat sich derart zugespitzt, das wir die Verantwortung der möglichen Ansteckung unserer Liebsten nicht übernehmen wollen.
Natürlich macht uns das traurig, aber das scheint uns das einzig Richtige zu sein. Zum Glück reagieren alle mit Verständnis.

Nur einen Tag später schließen auch alle Restaurants, Geschäfte, Märkte. Konzerte, Treffen, Sport und Kurse werden abgesagt. Das öffentliche Leben kommt immer mehr zum erliegen. Immer lauter wird: Stay at home!
So wird auch selbst der bestellte Brautstrauß abgesagt und der Anruf im Restaurant um das Essen abzusagen ist nur eine Formsache.
Ich versichere mich im Rathaus, ob die Trauung planmäßig stattfinden kann. Es wird bejaht. Dennoch bleibt es für uns eine Zitterpartie, denn was ist in diesen Tagen schon noch sicher?
Was für eine verrückte Zeit.

So kommt es, das ich am 18. März absolut glücklich bin, im Rewe Markt Rosen zu ergattern. Ich beschließe meinen Brautstrauß selbst zu binden.
Auch sonst kann ich alles einkaufen was wir für die nächsten Tage benötigen.
Es ist alles reichlich da. Nur die Regale für Toilettenpapier, Mehl und Nudeln sind leer. Dieses Phänomen verstehe wer will.

Nach einem kurzen Zwischentief sind wir trotz oder gerade wegen dieser Corona Zeit fest entschlossen unsere Hochzeit zu etwas Besonderem zu machen!

Einen Tag vorher laufen die häuslichen Vorbereitungen auf Hochtouren.
Kochen, Tisch decken und die Kleidung richten und ein paar Worte der Hoffnung Richtung Himmel - möge unserer Heirat nichts mehr in die Quere kommen.

20. März 2020
Wir stehen mit meinem Sohn und seiner Freundin vor dem Rathaus. Es ist für die Öffentlichkeit längst geschlossen. Wir klingeln und werden von der Standesbeamtin herein gebeten. Hände desinfizieren, ein Formular zur Selbstauskunft ausfüllen und dann gehen wir in den Raum des Standesamtes.

Es folgen Worte der bevorstehenden Verantwortung und Liebe füreinander und der Frage nach dem Ja- Wort.
Wir sind gerührt, glücklich und voller Liebe - wir haben Ja zueinander gesagt!

Wir danken der Standesbeamtin mehrmals dafür, das sie trotz Corona unsere Trauung vollzogen hat.
Mit Sekt stoßen wir an und denken an die Liebsten die jetzt nicht dabei sein können.

Draußen warten mit einer Luftballon - Girlande Jürgen und Angela auf uns. Auch meine Schwester ist gekommen. Gratuliert wird uns auf Abstand - Umarmungen fallen aus. Liebe heißt in diesen Zeiten Abstand halten. Deshalb haben auch viele Verwandte und Freunde darauf verzichtet zu kommen und wir danken ihnen dafür.
Es war schön das die Drei da waren und stellvertretend für alle anderen mit uns den Moment gefeiert haben. Wir DANKEN euch!
Zuhause haben wir unseren Tag der Hochzeit auf unsere Weise zelebriert und so war es für uns ein unvergessen schöner Tag! .
Es haben uns unzählige liebevolle Glückwünsche via WhatsApp, Facebook, Telefon und Postkarte erreicht. Dennoch unsere Kinder und Eltern haben wir vermisst.
Es kommen auch Glückwünsche von liebgewonnen Menschen die wir auf voran gegangenen Reisen kennengelernt haben. Wir sind Dankbar!

Was immer auf dieser Welt passiert, die Liebe bleibt!

Bleibt gesund!

Prost - aber alles auf Abstand!

Prost - aber alles auf Abstand!

© Ines Buchholz, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es war das Foto einer Freundin das mich zu dieser Reise inspirierte. Sie saß da auf einem bunten Teppich, scheinbar glücklich inmitten der Wüste …. Uns reizt das orientalische mit seinen bunten Farben und Gerüchen, das Geheimnisvolle das sich scheinbar hinter jedem Schleier verbirgt. Wir sind aber auch gespannt auf die Oasen und Berberdörfer. Nicht fehlen darf eine Übernachtung in der Wüste. Das sind die Träume die uns in das Land von 1001 Nacht ziehen.
Details:
Aufbruch: 21.03.2020
Dauer: 1 Tag
Heimkehr: 21.03.2020
Reiseziele: Marokko
Der Autor
 
Ines Buchholz berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.
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