7000 Kilometer ostwärts!

Reisezeit: September 2017  |  von Sylvia Michel

Bei den Schamanen und im sibirischen Aquapark

Bei den Schamanen und im sibirischen Aquapark

Dienstag, 12.09.2017
Wir frühstücken in der Pension "Tujana" . Der kleine Speiseraum befindet sich im Haupthaus. Es ist ein Eckzimmer mit zwei Wänden voll aus Glas, die uns ermöglichen, weit ins Gebirge zu schauen. Und es ist mollig warm. Als Hauptgang gibt es heute erstmals Kascha. Das ist ein warmer Brei aus Haferflocken, Buchweizen, Reis oder ähnlichem. Dazu essen wir Marmelade, Sirup, oder einfach nur Salz. Zusätzlich gibt es Weißbrot, Käse, etwas Wurst und Butter. Der Tag kann beginnen!
Der Kurort Arschan liegt im Tunka-Tal am Fuß der Tunkinskij Golzi. Der Name heißt auf Burjatisch "Mineralquelle" oder "heilendes Wasser" und erklärt damit die Berühmtheit dieses Kurortes. Das Wasser wurde schon früh von der einheimischen Bevölkerung zu Heilzwecken genutzt, aber erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Siedlung Arschan gegründet. 1920 wurde die erste Kureinrichtung gebaut und der Ort entwickelte sich zu einem gut besuchten Kurort. Von 1974 bis 1985 wurde für den Bau eines Sanatoriums eine Strafkolonie angesiedelt. Zur Sowjetzeit wurden Kuraufenthalte staatlich zugeteilt und so konnte sich Arschan über Besuch von Kurgäste sicher sein. Nach dem Ende des Kommunismus ist die Bedeutung als Kurort zurückgegangen, aber touristischer Anziehungspunkt ist Arschan geblieben. Das Wasser der Arschan-Quellen ist schwefel- und kohlensäurehaltig, hat Temperaturen zwischen 12°C und 44°C und soll gegen Verdauungs- und Stoffwechselstörungen, Herz- und Kreislaufbeschwerden helfen. Das Wasser wird auch in Flaschen abgefüllt und in der weiteren Region verkauft. 3 Millionen. Flaschen jährlich.

Unser Kleinbus fährt uns zu einer Lichtung im Heiligen Wald. Hier sind mehrere Steinmännchen aufgestellt und an den Bäumen hängen wieder die bunten Gebetsbänder. Wir erfahren Interessantes über den Buddhismus, über das Schamanentum und über traditionelle Bräuche. Später wandern wir durch den Heiligen Wald zum Choimorski Dazan, einem buddhistischen Kloster mit einer Lehrstätte. Es liegt märchenhaft schön in einem großen Garten mit dem Gebirge im Hintergrund. Ein schönes Fotomotiv. Im Garten besuchen wir die zwei Stupas, laufen an den Gebetsmühlen entlang und bekommen erklärt, wie man sich im Dazan verhält: Man darf nicht die Schwelle betreten, darf dem Schamanen nicht den Rücken zu wenden und darf natürlich auch im Haus nicht sprechen. Ehrfürchtig betreten wir das Gebäude. Erster Gedanke: Schlechte Luft hier. Das kommt vom vielen Weihrauch. Der Schamane singt sich in Trance. Wir beobachten das Ritual ein paar Minuten und verlassen dann rückwärts laufend das Gebäude. Auf gleichem Weg geht es zurück und wir machen eine „Quellentour“. Arschan ist bekannt durch seine hervorragende Wasserqualität. An mehreren Stellen im Ort und direkt am Fluss sprudeln Quellen aus der Erde, die in unterschiedlicher Zusammensetzung bei den verschiedenen Leiden helfen. Z.B. Augen, Gastrointestinaltrakt usw.. Wir probieren an mehreren Quellen dieses Wasser. Über den Mongolenmarkt schlendern wir zurück in den Ort. Am längsten halten wir uns an den Ständen mit Kräutern und Gewürzen auf. Hier sind unsere Männer die besten Einkäufer. Denn es gibt Potenzmittelchen, Tee fürs kleine Zipperlein, Renntiermoos für Gelenkerkrankungen und so weiter. Und überall liegen Wasserleitungen, Rohre und Kanäle auf dem Erdboden. Das finde ich ziemlich störend. Zu Hause lese ich dann erst, dass die gesamte Wasserversorgung des Ortes aus dem Fluss erfolgt. Dann kann ich dieses Leitungslabyrinth auch verstehen,...

Auf dem Weg zum Mittagessen kommen wir noch an einem kleinen Verkaufsstand vorbei, wo Einheimische frisches Fleisch, Eier, Gemüse und mehr verkaufen. Nachdem wir bei einer Babuschka ein Glas saurer Gurken kaufen, nimmt sie den Schein und fährt damit über alle anderen Lebensmittel, die sie dort verkauft und segnet diese. Das geht uns sehr nah.
Zum Mittag essen wir heute eine landestypische Spezialität: Buusy. Diese etwas handtellergroßen Teigtaschen sind mit Hackfleisch gefüllt und schmecken sehr lecker. Zuerst muss man durch ein Loch im Teig die Brühe ausschlürfen und erst danach bricht man die Teigtaschen auf. Und sie sehen lustig aus- so ein bisschen wie kleine Brüste.
15:00 Uhr fahren wir gemeinsam in ein Thermalbad. Im Nachbarort Zhemchug, etwa 35 Kilometer von Arschan entfernt werden wir in einer natürlichen Quelle mit 40 Grad heißem Wasser baden. Wir sind gespannt, was uns dort erwartet. Durch ein chinesisch aussehendes buntes Tor treten wir auf einen großen Platz mit vielen bunten mongolisch anmutenden Gebäuden. Bunte Farben dominieren hier. Und in den Gebäuden findet man Wannenbäder, Massagen, Banjas oder kleine Restaurants und Kaffees. Der Platz ist natürlich unbefestigt; aber es führt ein breiter Betonweg mittig bis zum eigentlichen Bad. Das sind bestimmt 100 Meter. Rechts und links davon Verkaufsstände für Textilien und Spielsachen. Der eigentliche Aquapark besteht aus mehreren Becken mit heißem Wasser aus natürlichen Quellen, das über Rohrleitungen in die Becken geleitet wird. Alles ist einfach, aber praktisch und die Wärme tut uns gut.
Nach einem Kaffee in einem der kleinen Häuschen fahren wir zurück nach Arschan. Es dämmert bereits und die Kühe laufen wieder selbständig nach Hause zurück. Eine große Schafherde weidet im Abendlicht vor der Bergkette. Wunderbare Augenblicke.
Dort angekommen, unternehmen wir noch einem Abstecher zum – wie Inna sagt- weißen Steinfluss. Dabei handelt es sich um einen Felsabsturz, der etwa vor drei Jahren stattfand und uns nun mit seiner flussähnlichen Steinlandschaft an die Kraft der Naturgewalten erinnert.
Das Abendessen findet wieder im Monetuij Dom statt. Im Garten der Pension steht heute ein zum Wohnmobil umgebauter Kamas des Veranstalters Pajechali- Reisen aus der Schweiz mit dem Slogan „Sibirien läßt niemanden kalt“. Wie recht sie doch haben. Und heute haben wir für den Rückweg auch Taschenlampen dabei,...

Das Haupthaus der Pension

Das Haupthaus der Pension

Zwei Stupas

Zwei Stupas

Herbst in Sibirien. Im Flussbett sieht man eine Wasserleitung liegen

Herbst in Sibirien. Im Flussbett sieht man eine Wasserleitung liegen

Hübsch gestaltete Quelle

Hübsch gestaltete Quelle

Diese Quelle soll gegen Augenleiden helfen

Diese Quelle soll gegen Augenleiden helfen

Auf dem kleinen Markt

Auf dem kleinen Markt

Ich liebe es!

Ich liebe es!

Unser Mittagessen. Soljanka, Salat und Buusy

Unser Mittagessen. Soljanka, Salat und Buusy

Am Irkut

Am Irkut

Thermalbad Chemchug

Thermalbad Chemchug

Durchgang zum zweiten Becken

Durchgang zum zweiten Becken

Das zweite Becken wird gerade frisch gefüllt

Das zweite Becken wird gerade frisch gefüllt

Vor dem Bad

Vor dem Bad

Verkaufsstand vor dem Bad

Verkaufsstand vor dem Bad

Ein Reiter

Ein Reiter

Auch in der Architektur erkennt man die Nähe zur Mongolei

Auch in der Architektur erkennt man die Nähe zur Mongolei

Kaffeepause

Kaffeepause

Auf der Heimfahrt

Auf der Heimfahrt

© Sylvia Michel, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich möchte mithelfen, diese Reiseseite zu erhalten. Wie gern bin ich selbst hier und erlebe in den Reiseberichten einen Teil der Reise mit. Gerade bin ich in Gedanken mit 1000B. in Thailand und verfolge seine Erlebnisse. Ich will Euch heute und in den nächsten Tagen mitnehmen auf ein ganz großes Abenteuer! Eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Irkutsk und 14 Tage Urlaub in und um den Baikalsee.
Details:
Aufbruch: 06.09.2017
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 23.09.2017
Reiseziele: Russland / Russische Föderation
Der Autor
 
Sylvia Michel berichtet seit 6 Jahren auf umdiewelt.
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