Dreiländereck - Marseille 2022 / 2023

Reisezeit: Dezember 2022 - Januar 2023  |  von Julian H.

Ouvertüre zur Symphonie Nr. 9 - 03.01.2023

Valence - Avignon

Angekommen bin ich in Avignon der Stadt, die vermutlich jedem Menschen zumindest durch das Kinderlied bekannt sein sollte. 156 Kilometer habe ich in den Beinen, ich frage mich, weswegen mir die Kilometerangaben so sehr von Bedeutung sind und was ich damit wem beweisen möchte. Die Texteingabe auf dem Smartphone ist nicht optimal, das nächste Mal werde ich meine Bluetooth-Tastatur mitnehmen. Das ist ein optimaler Kompromiss um nicht technisch überladen zu sein, dennoch ein gewisses Schreibpensum erfüllen zu können.
Während der Fahrt gingen mir wieder einmal unzählige Sachen durch den Kopf, ich machte mir während dem Radeln digitale stichwortartige Notizen. Auf leeren gut ausgebauten kombinierten Geh- und Radwegen mit leichtem Rückenwind ist das kein Problem.
Ich trinke einen Ingwer, Zitrone und Manuka Tee mit einer Portion Zucker gesüßt und fühle mich bereit zum schlafen um 17:04 Uhr nach der warmen Dusche. Im Prinzip habe ich Hunger und müsste etwas essen. Meine heißgeliebte Schokolade mit Karamell und Fleur de Sel war eine der wenigen Nahrungsgrundlagen der vergangenen Stunden. Lecker und überlebensnotwendig. Des Weiteren waren da noch die beiden französischen Äpfel. Sonst nichts. Die beiden Flaschen mit rund 1,25 Litern Wasser habe ich auch nicht aufgefüllt. Als Ausgleich habe ich jetzt bereits geschätzte 3 Liter getrunken. Vermutlich ist das nicht gesund und jeder vernünftige Ratgeber würde das als No-Go titulieren.
Ich sitze am Place de l‘Horloge in einer Pizzeria und bin wieder zurück in der Gesellschaft. An diesem Platz saßen ein Mitfahrer auf Zeit und ich bereits im Juli 2019. Damals war das Gassengeflecht von Menschen und Künstlern bevölkert, wir hatten das Zelt aufgebaut und ich trank (versehentlich) eine Maß Bier. Daran erinnere ich mich insbesondere, weil die Etappe am darauffolgenden Tag bis nach Marseille von einem Kater begleitet und äußerst zäh war. Ich gehe davon aus, dass weder Espresso noch Ingwer, Zitrone und Manuka Tee, Wasser oder Apfelsaft eine ähnliche Wirkung haben. In der Tat bin ich erwartungsvoll, was mich morgen auf der Etappe erwarten wird. Beethovens Symphonie Nr. 9 habe ich zumindest schon einmal heruntergeladen.
Die Notizen-App zeigt all die unterschiedlichen Aufzählungspunkte an aber gegenwärtig ist es mir nicht möglich, diese vernünftig zu einen. Noch bin ich zu nah an den Erfahrungen der vergangenen Minuten um entsprechenden Abstand zu haben. Und mir fehlt die Bluetooth-Tastatur oder eine übernatürliche Kraft, die handschriftlichen Schreibschriftnotizen zu digitalisieren. Wobei auch da die Fotografie-App rund 70 Prozent Text erkennt und ich einzig noch überprüfen und kopieren muss. In der Theorie. In der Realität ist das für mich ein fataler Fehler, ja ein nicht wiedergutzumachender Fauxpas. Denn der Prozess der Kunst, der Prozess des Schreibens besteht schließlich aus den einzigen Arbeitsphasen. Der Prozess der Kunst, der Prozess des Schreibens ist ein Handwerk. Ich bin der Pizzabäcker, die Malerin, der Konditor, die Försterin und der Profi-Bergsteiger. Die Bezeichnungen mögen sich unterscheiden, im Kern eint all die Berufe, im Kern eint alle uns Menschen die gleiche Substanz, der gleiche Glaube.

Copyright: www.komoot.de

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© Julian H., 2023
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Neujahrsradreise über das Dreiländereck via Basel, Bern, Greyerz, Montreux, Genf, Grenoble, Valence, Avignon bis nach Marseille. Mit zweitägiger Zugetappe von Montreux via Genf via Grenoble.
Details:
Aufbruch: 29.12.2022
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 07.01.2023
Reiseziele: Schweiz
Frankreich
Deutschland
Der Autor
 
Julian H. berichtet seit 6 Jahren auf umdiewelt.
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