Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Khao yai - camping im gruenen Kuehlschrank

06.01.2007 - 07.01.2006

Bangkok, the traffic hell itself hat seinen Tribut gezollt und uns zur Flucht ins Gruene gezwungen. Wir konnten es kaum erwarten aus dem Gewirr aus Abgasen und alles durchdringenden Motorgeraueschen, nicht zu vergessen die troetenden Hupen, zu entrinnen. Gestern hatten wir noch keinen genauen Plan wo wir genau hin fahren wollten. Es war eigentlich mehr ein Punkt auf einer der Landkarten in einem der mir so verhassten lonley planet Travelguides. Khao Yai, weder Philosoph noch thailandisches Reisnudelgericht, ist der Name des aeltesten und groessten Nationalparks auf thailaendischem Boden. Laut den Angaben im Internet war der Weg dorthin relativ kurz und unkompliziert und die beeindruckenden Bilder sprachen fuer sich selbst. Somit war es klar, ab ins gruene. Von der Khao San Road aus, lediglich mit den notwendigsten Habseligkeiten bepackt, gings mit den Bus zum Northern Busterminal. Die vielen Schalter und Busse prophezeiten eine langwierige und ermuedende Suche nach dem richtigen Vehikel. In punkto Hilfsbereitschaft sind die quirligen Thai's auf alle Faelle ganz weiten oben auf der Liste, denn keine 3 Minuten spaeter standen wir, grosstadtgeplagte Provinzeier, schon am richtigen Terminal und nahmen unsere Plaetze in Richtung Natur pur ein.

Der Bus faehrt ueberigends, laut Infos im Internet, halbstuendlich und das Ticket kostet laecherliche 100 Baht (ca. 2 Euro), immerhin dauert die Fahrt um die 3 Stunden. In Pak chong (der wilde westen laesst gruessen) angekommen fragt man einfach die desillusionierte Dame am Fahrkartenschalter um zu erfahren, dass man ca. 10 Minuten, entgegengesetzt zur Fahrrichtung des zuvor genommenen Busses(ist nicht so kompliziert wie es klingt), marschieren muss um schlussendlich vor dem naechsten Seven Eleven Shop einen Pick up mit Sitzbaenken (ca. 30 Baht - unter 1 Euro) zum Eingang zu erwischen (Taktfrequenz nicht bekannt, wahrscheinlich unregelmaessig)

Nach weiteren 30 - 60 Minuten erreicht man erschoepfterweise den verheisungsvollen Ort sprudelner Quellen, tosender Wasserfaelle und einer ueppigen Flora und Fauna. Fuer Touristen betraegt die Eintrittsgebuehr 400 Baht (stolze 8 Euro) im Gegensatz zum Einheimischenpreis der um winzige 90 prozent, also 360 baht (ergibt dann 40 Baht), geringer ist. Informationsquelle war ein sympatischer Thai der uns gefragt ob wir eine Mitfahrgelegenheit suchen. Er und sein Freund haben sogar eine halbe Ewigkeit und noch viel laenger, wir waren unentschlossen wie noch nie, auf uns gewartet. Das Wort FALANG (=angeblich abfaellige Bezeichnung fuer Tourist), man hoert es dann doch des oefteren, hat uns ein wenig irritiert. Doch die beiden freundlichen Gesichter, die nun wirklich kein Waesserchen trueben koennen, haben uns schlussendlich ueberzeugt. Nachdem wir uns mit Wasser, Eiern und Suessigekeiten eingedeckt hatten nahmen wir das Angebot auf vier Raedern in die Weiten des Nationalparks gerne an. Bird und Audi, die beiden heissen wirklich so, waren von Anfang an sehr sympatisch und schmuggelten uns prompt, im Schutz getoenter Scheiben, durch das Eingangstor. Wir haben lediglich den Einheimischenpreis gezahlt.

Schon nach den ersten paar Metern klebte meine Optik an der Fensterscheide, ich konnte mich kaum satt sehen. Ein ueppige, natuerliche und endlos zu sein scheinende Landschaft liess mich aufatmen und die dreckigen und staubigen Tage in Bangkok waren aufeinmal vergessen. Bangkok ist einer der aufregendsten Orte, die ich je gesehen habe doch irgendwann ist ein Tapetenwechsel bitter noetig.

die endlosen Weiten eines botanischen Traum's

die endlosen Weiten eines botanischen Traum's

Nach einiger Zeit wurde uns bewusst wie gluecklich wir waren die beiden zu treffen, denn der Nationalpark ist ohne Uebertreibung unverschaemt gross. Zu Fuss waeren wir auf alle Faelle den heimischen Tieren zum Opfer gefallen, ein gefundenes Fressen sozusagen. Uebrigends ist dieser Nationalpark beruehmt fuer die Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen. Bird und Audi haben ihn, stolzerweise, sogar zu einem der Weltwunder ernannt, was natuerlich nicht stimmt.

Mmmhh wo wollten wir gerade noch schlafen. Im Internet konnten wir herausfinden, dass etliche Bungalows, Dormitories und Zeltplaetze eine Uebernachtung im Park ermoegelichen, doch aufgrund der endlosen Weite war es schwer etwas genaueres ins Auge zu fassen. Egal, die beiden freundlichen Gesichter haben uns sowieso in ihr Zelt eingeladen und diese Gelegenheit konnten wir uns einfach nicht entgehen lassen. Unser Ziel fuehrte uns zu einem belebten Campingplatz, der fast ausschliesslich nur von Einheimischen bevoelkert war. Auesserst interessant, das Campen in Thailand ist erst seit einigen Jahren populaer, auch mal zu sehen wie es ist in Asien sein Zelt aufzuschlagen. Eigentlich konnte ich nicht wirklich grosse Unterschiede erkennen. Anstatt eines Grill's gab es Eimer mit gluehender Kohle und dampfende Kochtoepfe und die Form der Zelte war mir ein wenig fremd, wobei ich diesbezueglich nicht auf dem letzten Stand bin.

Zum Abendessen gab es dann sticky rice (leckerer Klebreis) und eine gluecklich dreinschauendes Hendel (der Kopf wird erst nach Ende der Zubereitung abgehackt),graue Eier (waren eindeutig zu lang im Kochtopf) und als Nachtisch witzige Reiskekse (ziemlich suess das Zeug) und. Die Sinfonie an Speisen wurde ausschliesslich von Bird und Audi zur Verfuegung gestellt und die unerwartete Gastfreundlichkeit hat uns echt verbluefft. In den Gespraechen mit den beiden konnten wir viel neues und erstaunliches in Erfahrung bringen und im Angesicht der untergehenden Sonne oeffnete Audi, eine Flasche suesslichen Beerenwein's. Bird, er ist so um die 50 und leider schwer krank. Ein ernstzunehmendes Leiden im Leistenbereich, dessen notwendige Operation von seinem schwachen Herzen, er hat bereits einen Infarkt hinter sich, vereitelt wird laesst den herzlichen Mann um etliche Jahre alter wirken. Umso impossanter ist sein froehliches Gemuet und sein abgedrehter Humor, hut ab. Audi lebte 20 Jahre in Los Angeles und ist nach seiner Scheidung wieder in sein geliebtes Heimatland zurueckgekehrt.

Wie er mir erklaerte steigen die Preise in Thailand weil die Regierung die zunehmende Verwestlichung eindaemmen und die thailaendische Kultur zurueckbringen will. Das ganze Junkfood ist fuer die sonst so ausgeglichene Ernaherung der Thai's wie Gift und viele Menschen erkranken dadurch an Krebs. Ich konnte noch viel mehr in Erahrung bringen, leider hab ich nicht genug Zeit mein Weblog damit zu fuettern.

Gegen Abend wurde es immer kaelter und die Ganslhaut drohte zum Dauerzustand zu werden. Eigentlich ist der Nationalpark nicht sehr hoch gelegen, doch der geringe Hoehenunterschied laesst die Grade dramatisch purzeln. Nur 1 - 2 Monate im Jahr herrschen ungewoehnlich kalte Temperaturen und wie der Teufel so will waren wir genau in einem ebensolchen. Ich und Regina hatten nur kurzaermliege Leiberln und so wurden unsere Handtuecher kurzerhand zum Mantel umfunktioniert. Das Zelt von Audi war gerade gross genug um uns allen Obdach zu bieten. Regina hatte ihren gesteppten Schlafsack, Audi und Bird jeweils einen dicken Pulli. Meiner eins hatte im Gegensatz dazu nur eine hauchduenne Laecherlichkeit von einem Schlaftuch. Selbst das Hinzuziehen eines zweiten T-shirt's und meines Handtuchs liessen mich vor Kaelte erschaudern. Toesendes Geschnarche von allen Seiten und die anhaltende Kaelte hielten mich fast die ganze Nacht wach. Am naechsten Morgen, Regina war die einzige die durchgeschlafen hatte, warteten wir auf die ersten Sonnenstrahlen, welche uns ein bisschen Waerme bringen sollte. Auch das Fruehstueck (Crossaints, Toastbrot und Schinken) war ebenfalls sponsored by Audi.

typisch thailaendisches Campingequipment

typisch thailaendisches Campingequipment

Gemeinsam haben wir dann verschiedene Wasserfaelle, ich staune jetzt noch wie gross diese Naturschutzgebiet ist, abgeklappert und einen sehr beruehmten Wat (=Tempel) besucht. An den Namen kann ich mich leider nicht mehr erinnern, doch die Anwesenheit eines riesigen Fussabdrucks von Buddha hoechstpersoenlich (wurde ein bisschen ueberdimensial vergroessert) und die Aufbewahrungsstaette eines Knochens des hoechsten aller spirituellen Wesen's (es ist ebenfalls Buddha gemeint) im buddistischen Glauben machten die Besichtigung zu einen einmaligen Erlebnis.
Die Trockenzeit und die kuehlen Temperaturen gestalteten den Besuch der Wasserfaelle zu einem weniger beeindruckenden Spektakel. Trotzdem war die Wanderung durch den Dschungel, auch wenn alles ein wenig vertrocknet war, sehr aufregend. Bei einem ziemlich anstrengenden Aufstieg zurueck zum Auto erlitt Bird einen Schwaecheanfall und ich hatte schon Angst, dass schlimmeres passiert. Doch eine Ruhephase und eine Massage von Audi spaeter sprang weiter als waere nichts Geschehen, unglaublich der Mann.

Bird und Audi

Bird und Audi

Nach einem kurzen Stop in einem typischen thailaendischen Gasthaus, tatsaechlich wurden wir schon wieder eingeladen, hatte Audi die glorreiche Idee ein wenig schwimmen zu gehen. Die Auslauefer eines maechtigen Wasserfall's, abseits des Nationalparks, formt einen charmanten Fluss (umrahmt von einer wunderschoenen Landschaft) in dem die Menschen erfrischende Abkuehlung finden. Ploetzlich hatten wir ein komisches Zusammenspiel aus suessem Brot (so aehnlich wie ein Zopf), Schokoladeneis und komisch durchsichtigen Fruechten in der Hand. Die Freuchte, unbekannten Namens, wachsen im Urwald und sind anscheinend nur in einer begrenzten Region erhaeltlich.

Das Wasser war ziemlich kalt und ich war der einzige der vollkommen ins das feuchkuehle Vergnuegen getaucht ist. Das rege Treiben und das wunderschoene Wetter liessen uns einige Zeit verweilen und erst am spaeten Nachmittag traten wir den Heimweg nach Bangkok an. Am Stadtrand besitzt Audi einen ganzen Haeuserblock voll Studentenwohnungen und da es immer wieder Probleme gibt sind wir dort kurz vorbeigeschaut.

Erst am Abend, in einem auesserst schmackhaften schwimmenden Restaurant konnten Regina und ich uns endlich revanchieren und haben die beiden zum Essen eingladen. Das 3-gaenige Menue fuer 4 Personen (Reis mit Fleisch, leckers Tom yam (Suppe mit Fisch) und die besten Chickennuggets die ich je zerkauen durfte) hat uns gerade mal 320 baht (keine 7 Euro) gekosten. Alleine, also ohne die Anwesenheit von Bird und Audi haetten wir wahrscheinlich das Doppelte gezahlt. Auf der Fahrt nach Bangkok ist der Keilriemen gerissen und so konnte Audi uns nicht zurueck in die Khao San Road bringen. Busfahren sind wir ohnhin schon gewoehnt und die beiden haben sogar mit uns auf den naechsten Bus gewartet. Wow, eine wahre Freude solch nette Menschen kennengelernt zu haben.

Als wir ziemlich spaet, der Bus hat unendlich lange gebraucht, zurueck in der Khao San Road waren, stand uns das naechste Abenteuer bevor. In unserem Guesthouse war kein freies Zimmer mehr verfuegbar und so mussten wir vollbepackt eine neue Unterkunft suchen. Ueberall stiessen wir nur auf "Full" Schilder und die einzigen freien Zimmer waren entweder schweineteuer oder viel klein und schaebig. Erst am Ende einer zur Khao San Road gegenueberliegenden Strasse wurden wir fuendig. Das Zimmer war keine Schoenheit, doch der glueckliche Umstand einer Warmwasserdusche war Grund fuer hemmungslose Freudenschreie. Auch zu erwaehnen ist das Bett. Obwohl es schien dass eine Matratze unter dem Lacken lauert, liess das Gefuehl auf Backsteinen zu schlafen Grund zum zweifeln.

© helli l, 2006
Du bist hier : Startseite Asien Thailand Khao yai - camping im gruenen Kuehlschrank
Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.