Fidi Down Under

Reisezeit: Oktober 2004 - Oktober 2005  |  von Fides J.

Seoul: Kulturschock

6. Oktober 2005

Mein erster Tag in Seoul ist sozusagen um.
Erstmal vorweg: Das Hostel ist irgendwie etwas lustig (man muss die Dinge ja mit Humor betrachten).
Mein Reisefuehrer sagte "englisch sprachige Rezeption" - die Dame hier kann dir einzelne Woerter an den Kopf schmeissen, aber einen Satz bekommt die nicht zustande.
Von daher herschen hier schon mal ordentliche sprachliche Differenzen.
Die Sanitaeren Anlagen sind auch etwas merkwuerdig.
Die Dusche ist am Waschbecken angeschlossen. Welches auch zur Folge hat, dass alles nass ist.
Wenn man Haende Waschen will und nicht aufpasst ob der Hebel, welcher Regelt wo denn das Wasser jetzt rauskommt, richtig eingestellt ist, kommt das Wasser von oben und du bist pitsche nass.
Klar, dass mir das am ersten Tag passiert ist...

Heut morgen habe ich also erstmal schoen lange geschlafen und als ich dann wach war noch einige Zeit darueber nachgedacht ob ich ueberhaupt aufstehen sollte um mich vor die Tuer zu wagen. Nach meinen gestrigen Erlebnissen war ich doch etwas unsicher ob das so eine gute Idee war hier ne ganze Woche zu bleiben.

Aber eine ganze Woche im Bett liegen ist wohl nicht so der Knaller. Und ausserdem bin ich ja hier um was zu sehen und zu erleben.

Bin also erstmal auf die Suche nach einem Kaffee gegangen.
Die Strassen hier sind total voll mit Menschen!
Und alle gucken mich an als ob ich vom Mond kaeme!
Ich falle hier wohl echt irgendwie auf in der ganzen Masse. Habe auch den ganzen Tag nicht einen Menschen gesehen, der nicht asiatisch aussah! - Abgesehen von den beiden Schotten in meinem Hostelzimmer.
Die Autos fahren und parken wie sie wollen.

Alles ist voll mit Motorraedern, die teilweise Gepaeck hinten drauf haben, welches vermutlich noch nicht mal in einen Auto Kofferraum passen wuerde... Helme scheinen wohl pflicht zu sein, denn jeder hat einen am Lenkrad baumeln. Ach und Motorradparkplaetze befinden sich auf den Buergersteigen - die eh schon vollgepflastert sind mit Staenden und Shops - so dass die meisen Motorraeder gleich auf dem Buergersteig fahren anstatt auf der Strasse.
Ich bin schon fast zwei mal uerber den Haufen gefahren worden.
So etwas wie einen Supermarkt scheint es nicht zu geben. Dafuer ist hier ein mini shop neben dem anderen. Mit mini meine ich auch mini!!!
Auf den Buergesteigen stehen dann noch diese kleinen Staende - einer neben dem anderen. Hier kannst du ALLES kaufen!
Das Essen sieht manchmal ganz lecker aus... aber ich trau dem Braten nicht ganz... Da sind bestimmt ueberall Seealgen, Hund, oder Fischinnerein drin....

Hatte dann auch irgendwann eine amerikanische Cafekette gefunden dir mir da doch sehr gelegen kam. Die Leute da drin sprachen sogar englisch! Trotzdem habe ich einen "Iced" Kaffee bekommen, anstelle des heissens den ich eigentlich wollte....

Wollte mich dann mit meinem Kaffee in den "Tapgol Park", welche mir von meinem Reisefuerhrer empfohlen wurde, setzen und etwas Tagebuch schreiben.
Wie gesagt, hier ist alles voll mit Menschen. Den Park selber konnte ich also fast nicht sehen.
Den Menschenmassen nach sah es aus, als ob da ne riesen Veranstaltung waere. Aber das war nicht der Fall.
Normaler Donnerstag Mittag eben.
Zum groessten Teil aeltere Herren. Frauen waren nur ganz selten zu sehen. Diese Herren sassen rum und manche tanzten. Einige liefen auch mit Mundschutz rum. (Hab ich irgendeine Seuche verpasst oder ist das wegen den Abgasen?)
Habe dann irgendwann mal ein freies Plaetzchen auf ner Bank gefunden.

Da sass ich nun also mit meinem Kaffee und war Tagebuch am schreiben.
Offensichtlich war ich die einzige nicht-asiatin im ganzen Park.
Ich denke auch wenn ich nicht weiblich, blond und alleine gewesen waere haette ich jederman(n)s Aufmerksamkeit gehabt.
Aber diese Kombination war irgendwie zuviel.
1. keiner Blond hier.
2. Europaer
3. eh fast keine Frauen im ganzen Park
4. auch noch alleine

Bin also aufgefallen wie ein Schimmel in einer Herde schwarzer Pferde.

Ich sass keine 5 minuten als ich von mind. 10 aelteren Herren umgeben war die ganz offensichtlich unheimlich interessiert waren wie ich schreibe. Die schienen wohl noch nie jemanden gesehen zu haben der "normal" schreibt.
Und dann dieses ganze Koreanisch um mich herum! Hab ja kein Wort von dem Verstanden was die mir an den Kopf geschmissen haben.
Als dann irgendwann alle wieder weg waren hat es keine 3 minuten gedauert bis ich wieder umzingelt war.
Es ist hoffentlich nicht schwer Nachzuvollziehen, dass ich mich wie nen Zirkuspferd gefuehlt habe.

Im Nachhinein habe ich noch herraus gefunden, dass ich gar nicht im "Tapgol Park", sondern im "Jongmyo Park" war.
Werde also wohl nochmal in den anderen Park gehen - aber ohne Tagebuch!

Eine Woche Seoul scheint mehr Abenteuer zu werden als ein Jahr Australien.

In dieser Strasse ist mein Hostel. (gelbes Schild rechte Seite...)

In dieser Strasse ist mein Hostel. (gelbes Schild rechte Seite...)

Vor lauter Waren vor dem Laden, sieht man das eigentliche Geschaeft fast nicht mehr...

Vor lauter Waren vor dem Laden, sieht man das eigentliche Geschaeft fast nicht mehr...

typisch für Seoul... oft auch mit Fahrrad davor...

typisch für Seoul... oft auch mit Fahrrad davor...

habe leider kein wirklich vollgepacktes Motorrad erwischt.... aber ich denke allein die Größe dieses Gepäckträgers lässt erahnen, wie viel da drauf passt.

habe leider kein wirklich vollgepacktes Motorrad erwischt.... aber ich denke allein die Größe dieses Gepäckträgers lässt erahnen, wie viel da drauf passt.

© Fides J., 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
"Nur wer ins Land der Hoffnung reist, begegnet dem Wunder des eigenen Muts und kann mit geheilten Wunden zurueckkehren und weitergehen."
Details:
Aufbruch: 12.10.2004
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 12.10.2005
Reiseziele: Australien
Südkorea
Der Autor
 
Fides J. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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