Intern in Lusaka, Zambia

Reisezeit: März / April 2009  |  von Tim Schmidt

Aufbruch in eine Neue Welt

Aufbruch in eine Neue Welt

Am nächsten Morgen klopft es gegen 6 Uhr in der Frühe gegen meine Tür. Ich erwachte und muss mich zuerst einmal in dieser unwirklichen Welt orientieren. Durch die feingliedrigen Maschen meines Moskitonetzes blinzele ich Richtung Balkon. Es ist kurz nach Morgengrauen und der Tiefblaue Himmel ist durch die aufgehende Sonne leicht Rot verfärbt.
Mühsam krieche ich aus meinem Himmelbett und steige die Wendeltreppe nach unten um den frühen Gast in Augenschein zu nehmen. Es ist der zweite nebenan wohnende Praktikant. Er schaut desinteressiert und gibt mir mit einer gelangweilten Stimme zu verstehen, dass es um 7 Richtung Büro geht.

Schnell mache ich mich fertig und eile zum Haus meiner Gastfamilie. Ich trete über den Balkon in die überdimensionale Küche ein. Auf einem lang gezogenen verspiegelten Tresen sitzen die zwei jüngsten Söhne der Familie und wenden mir nur kurz den Blick zu, um schnell wieder ihre Aufmerksamkeit auf dem Flachbildschirm an der Küchenwand zu richten. Währendessen schaufeln Sie sich ein ordentliches Stück Schokotorte hinein. Ich bereite mein Frühstück und beobachte gespannt die Szenerie.

meine Gastfamilie

meine Gastfamilie

Um Kurz nach 7 geht es dann unter Führung meines Kollegen und den Sicherheitsmann grüßend aus dem Schiebetor hinaus und den von nächtlichen Regenfällen aufgeweichte lehmige Polterweg Richtung Hauptstraße. Die Sonne lacht und auch die uns passierenden Schulkinder in Krawatte und Uniform werfen uns neugierige, lächelnde Blicke zu. Schnell erreichen wir die betonierte, zweispurige Hauptstraße, deren Geruch und Smog bereits in unserer Nase liegt. Wir nähern uns einer Menschentraube die sich um einen blauen Kleinbus, dem Blick zu urteilen aus den 80-gern, sammelt.
Plötzlich geht alles ganz schnell: Ein junger Mann kommt auf uns zugestürmt und fordert uns auf einzusteigen. Wir springen auf, doch im gleichen Moment wird mir klar, dass alle Sitze der beiden Reihen besetzt sind. Mein Gefährte bleibt unberührt und klappt plötzlich einen weiteren Sitzplatz aus und sitzt nun zwischen beiden Reihen, so dass es keinen Zwischengang mehr gibt. Verblüfft mache ich es Ihm in der Reihe davor nach. Wie Sardinen sitzen wir eng aneinander gedrückt, 20 Schwarze und wir beide.

Der Schaffner, allein daran zu erkennen, dass er eine Rolle Geldscheine in die eine Hand gedrückt hält, zwängt sich als letzter hinein und bedeutet mit einem kräftigen Klopfen auf den Autorahmen dem Fahrer, ebenfalls unformiert, dass es los geht. Genauso wie es keine erkennbare Busstation gab und es auch keine Bezeichnung des Busses und seiner Fahrtrichtung gibt, wird es für uns auch keine Fahrscheine geben. Mein Partner scheint mit dem Schaffner zu verhandeln, bis man sich auf 2500 Watscha(etwa 40 cent) geeinigt hat. Ich habe es passend und freue mich, meinen 50.000 Watscha Schein nicht anreißen zu müssen.

Wenn mir mein Kollege auf unserem Weg kaum Interesse an mir bekundet hat, so ändert sich das auf der Fahrt nicht. So ist er von zwei jungen Damen umgeben, die er ohne Zögern sofort anspricht. Ich schaue aus der Scheibe und sehe am Straßenhand fliegende Händler, mehr oder weniger verfallene Hütten und kleine Maisfelder vorbeiziehen. Hin und wieder dringt ein Wortfetzen der Unterhaltung zwischen den zwei Schwarzen Girls und meines Kollegen zu mir durch. Wie ich später im Büro erfahren werde, ist er nicht nur mehrere Male bereits als Praktikant in Sambia, sondern hat auch eine nicht näher bestimmbare Anzahl von Freundinnen hier. Da er sein häufiges Kommen nach Lusaka nicht wirklich begründen kann oder will, gilt nach Ansicht des Büros der weibliche Einfluss als dominant. Immer wieder hält die Fahrgemeinschaft an für mich nicht gekennzeichneten Orten und das Fahrtpublikum tauscht sich aus. Dabei krauchen die Aussteigenden auch furchtlos über das eine oder andere menschliche Hindernis.

Nach halbstündigem Stop-and-go- scheinen wir unsere Destination erreicht zu haben, da mein Gefährte aufspringt und mit einem der beiden Mädchen hastig einen Treffpunkt für heute Abend ausmacht.

ersetzt den fehlenden Airbag - Sambia definiert sich als sehr christliche Nation - ob im Radio, in meiner Gastfamilie oder im Bus: "Jesus loves you"

ersetzt den fehlenden Airbag - Sambia definiert sich als sehr christliche Nation - ob im Radio, in meiner Gastfamilie oder im Bus: "Jesus loves you"

© Tim Schmidt, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fuer 7 Wochen bin ich Praktikant ein grossen deutschen Stiftung im suedlichen Afrika. Obwohl Sambia zu den aermsten Laendern der Welt gehoert, kann es im regionalen Vergleich als stabile Demokratie bezeichnet werden. Das Ziel des Engagement meiner Stiftung ist es, die politschen Institutionen auf dem Weg zu mehr Demokratie zu unterstuetzen. Ich moechte die Chance nutzen, um mein eigenes Bild von einer der "least developed countries" zu machen, abseits des "Crisesbroadcasting" von BBC und CNN.
Details:
Aufbruch: 01.03.2009
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 20.04.2009
Reiseziele: Sambia
Der Autor
 
Tim Schmidt berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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