Kuehe, Kinder, Katastrophen -Alleine in Indien

Reisezeit: Oktober 2005 - April 2006  |  von Juljenka P.

Fotos und Mumbai

Jetzt ist es so weit. Ich habe mich so lange vor dem Berichten gedrueckt, dass ich nicht mehr weiss, wo ich anfangen soll. In Stichworten: Drei Tage lang haben wir mit einem alten Fischer am Strand von Stockbrot und Muscheln ueber dem Lagerfeuer gelebt, abseits jeglicher Zivilisation und Toiletten, ohne Rikshas und Strom. Endloser Sandstrand und ein paar indische Kinder, mit denen ich Spiele spielen konnte und fuer die Andrea zeichnen konnte. So verdreckt habe ich mich glaube ich noch nie gefuehlt, aber wenn ich zurueck bin haut mich nichts mehr um. Mama, kauf blos kein neues Bett fuer mich, ich schlaf im Flur! Danach haben wir uns langsam dem pulsierenden Goa angenaehert und sind in Gokarna ueber Berge gekrakselt, wo wir neben den Hippies relaxten (wieder ohne Toilette und Strom, aber immerhin mit Dusche). Und dann mal wieder Goa. "Hello Madam come in my shop, just look inside. You want Riksa, Taxi, something to smoke? Just have a look inside my friend I give you good price. No business today. Good discount. Just have a look." Jippee! Da fuehlen wir uns ja wohl. Shoppen bis zum Umfallen und auf Goamusik tanzen. Neben den Althippies mit Familie, den Ravern auf Extacy, den Pauschaltouristinnen (die offensichtlich kein Ticket mehr nach Malle bekommen haben, dafuer aber den kuerzesten Rock ganz Indiens) und den wenigen Indern zappeln wir motiviert affig zu etwas, das sich in unseren Ohren nicht wie Musik anhoert. Zwischen zwei Parties lasse ich mir von einem bekifften Israeli die Nase piercen (Autsch!) und wir duesen in die Nacht (auf unserem Scooter). In Goa gibt es keine Probleme. Jedem geht es gut, alle sind froehlich und relaxt. Die Touristen geniessen den exotischen Kick ohne zuzugeben, dass das was sie hier vorfinden alles andere als Indien ist und die Inder scheinen das Spiel ueber die Saison mitzuspielen. Das Geld kommt von der Kreditkarte, das Essen ist gut, jede Form von Drogen scheinen billig zu sein, der Strand wurde perfektionniert. Verrueckte Welt. Wir haben mitgespielt fur zwei Tage und sind dann nach Mumbai (=Bombay) gefluechtet.

Unser Zuhause

Unser Zuhause

Sonnenuntergang in Gokarna

Sonnenuntergang in Gokarna

Moods of Mumbai...

Faszinierend, laut, verwirrend, orbitant, bunt, geschaeftig, einpraegend, riesig, chaotisch, einpraegend, divers, monumental, speziell, erdrueckend, befreiend, ueberfuellt, unueberschaubar, duester und einfach unbeschreiblich lebendig....
Liebe auf den ersten Blick...sechs Uhr morgens...Mumbai wacht auf. Wir stolpern ueber Gestalten, die auf der Strasse schlafen, werden aus dunklen Ecken beobachtet und fast ueberfahren. Alte Maenner spucken rotes Zeug auf die Strasse, das sie aus Sucht ununterbrochen kauen, trinken dazu ihren Chai und geniessen das Chaos. Der erste Schuhputzer hat seine drei Pinsel schon ausgepackt, der erste Rikshafahrer schleppt uns in ein unheimliches Hotel. (Schuheputzen koennte ich mal und Chai trinken auch mal wieder...)

Das ist es also...Bombay...Mumbai...wie auch immer. Ich habe so viele Horrorgeschichten gehoert und muss sagen, dass dies die schoenste Stadt ist, die ich je gesehen habe. Das ist mein voller Ernst. Sie hat mich einfach in den Bann gezogen und Andrea und ich bekommen unseren Mund nicht mehr zu vor Staunen. Der groesste Slum Asiens, pompoese Gebaeude und unendlich viel Leben. Keiner weiss genau wieviele Menschen hier leben aber es sind ueber 15 MIllionen.

Eigentlich wollten wir nur Unterwaesche kaufen und das Museum of modern art sehen, aber wir haben immernoch keine Unterwaesche gekauft und das Museum wird renoviert. Deshalb verlieren wir uns in den Gassen, waren im Kino und pennen im Taxi ein.

Das alles ist der Wahnsinn. Wir schlafen in einer Art Umkleidekabine, mit zwei Betten und einem Fernseher (die Familien neben uns haben leider auch welche, die uns Tag und Nacht mit verschiedenen Hindifilmen beschallen). Auf irgendwelchen Jahrmaerkten gibt es Riesenraeder, die ein Inder mit der Hand betreibt und ueberall sowieso bizzarre INDERnisse.

Vielleicht sind wir mitlerweile einfach nur an alles gewoehnt, aber ich muss sagen, dass ich selten so fasziniert von etwas war. Da verlaesst man einen Haufen peinlicher, weisser Touris am Strand und landet in einer Metropole, der Superlative.

Unser Fruehstueck (die Koenigin unter den Kalorienbomben)

Unser Fruehstueck (die Koenigin unter den Kalorienbomben)

Der Verkehr hier ist geregelt, wie in Bangalore. Fussgaenger sind ganz unten in der Hierarchie angesiedelt, ueber ihnen die Fahrraeder, fuer die jedoch keine Riksha halten wuerde. Ein Taxi hat immer Vorfahrt, es sei denn es kommt ein Bus in die Quere. Der haelt aus Prinzip nicht an ( weil die Fahrgaeste im Fahren aufspringen), es sei denn es kommt ihm eine Kuh in die Quere. Die moderne Kuh von Heute laesst sich gelassen in der Mitte der Strasse zu einem Mittagsschlaf nieder. Da kann auch Bombays Verkehr nichts anrichten. MItlerweile glaube ich, dass Kuehe die coolsten Tiere ueberhaupt sind und das ganze mit geziehlter Taktik veranstalten (und vielleicht sind sie eben doch ein bisschen heilig!). Ich liebe sie. Soviel zu dieser kleinen Episode...

Gate of India

Gate of India

Schaut euch einfach die Bilder an. Mir fehlen jegliche weitere Worte.
Bis irgendwann..Julia

Eines der unendlichen Strassenkindern (mit gefaelschter Wunde am linken Arm)

Eines der unendlichen Strassenkindern (mit gefaelschter Wunde am linken Arm)

Taxifahren macht Spass!

Taxifahren macht Spass!

© Juljenka P., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Tsunamiopfern, Aidsaufklaerung und Gurus, von Sueden nach Norden und Osten nach Westen. Zum Reisen und Arbeiten in ein Land, in dem immer alles anders kommt, als man es erwartet...
Details:
Aufbruch: 01.10.2005
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.04.2006
Reiseziele: Indien
Nepal
Thailand
Malaysia
Laos
Der Autor
 
Juljenka P. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.