Familienvilla rollt gen Osten

Reisezeit: April - August 2010  |  von Susanne Wolfart

Von Igoumenitsa bis zum Peloponnes

21. April
An einem kalten Strand (direkt nördlich von Perveza) sind wir aufgewacht, nach ein paar Sonnenstunden, Frühstücken und Sandspielen, wurde es richtig warm. Der Strand ist fast so weit wie das Auge reicht und Martin ging laufen und baden. Das Meer ist recht wild und somit trauen sich die Kinder nicht hinein. Ich mich auch nicht, aber ich trau mich unter eine der vielen Strandduschen die hier rumstehen und in dieser Jahreszeit wohl noch nicht wirklich benutzt werden. Boah so kalt, ich brauchte richtig lange, um mich dann wieder so aufzuwärmen, dass ich meine Kopfhaut spürte. Während ich duschte kam ein Grieche und erzählte er hätte in Deutschland studiert in Nürnberg etc. Nun ich verstand nicht viel und er musste wirklich geglaubt haben, ich sei eine unfreundliche typische Deutsche. Das Wasser war einfach zu kalt zum Antworten und die Situation auch bisschen komisch. Er redet da auf mich ein und ich konzentriere mich, dass ich nicht aufschreie vor Kälte. Er steigt voll angezogen in seinen Pickup und ich stehe mit Badeanzug da und bibbere.
Nach einer Aufwärmphase sind wir zur NIKOPOLIS gefahren, also ganz um die Ecke. Es ist eine kleine Stadt (eher war, denn nun sind nur die restlichen Steine zu sehen), die von Octavian gegründet wurde, welcher die Schlacht um Actium gewann gegen Antony und Cleopatra. Im 6. Jahrhundert wurde die Stadt Nikopolis von den Byzantiniern wiederbelebt, aber nach weiteren Erdbeben sackte sie wieder ein etwa 400 Jahre später.
Abgesehen von ein paar sehr schön erhaltenen byzantinischen Mosaiken, ist noch eine schöne römische Mauer zu sehen, neben welcher wir zu Mittag assen (Entschuldigung für das fehlen des scharfen S, aber diese Tastatur...) und aus welcher eine ganze Schafherde mit Hirte strömte.
Weiter geht es die Küste Richtung Peloponnes hinunter. Die Küste südlich von Vonitsa ist wirklich traumhaft. Trockene Wildnis mit ein paar Frühlingsblumen hin und wieder. Die Strasse führt durch bergiges Land ganz nah an der Küste entlang und gegenüber trohnen die wunderbaren Berge der vorgelagerten Inseln Lefkada, Sparti, Skorpios, Kalamos. Man kann mit dem Auto recht nah an einige Sandbuchten runtergelangen. Einsam, vielleicht zwischen ein paar Ziegenhirten.
Ab Astakos aber nehmen dann die Ziegenhirten zu und es wird dreckiger. Astakos selber ist ein kleiner Hafen, der ganz ruhig hinter ein paar Inseln liegt. Still, aber auch mit dieser unglaublich schönen Stimmung.
Etoliko hat auch einen gewissen Charme, wobei es dort plötzlich ganz anders ist. Es liegt eigentlich mitten auf dem Wasser zwischen zwei Brücken. Man spürt bei der Bevölkerung einen grossen Anteil von Zigeunern und es schein recht arm zu sein, aber mit vielen Tavernen und lebendig und auch mit vielen Lächeln auf dem Gesichtern.

Unsere gemütliche Villa mal von Innen

Unsere gemütliche Villa mal von Innen

Hier ein Mosaik von Nikopolis

Hier ein Mosaik von Nikopolis

Unsere Villa, wir, der Schattenspender und die römische Mauer beim Mittagessen.

Unsere Villa, wir, der Schattenspender und die römische Mauer beim Mittagessen.

Wir halten aber erst bei einem kleinen Fischerhafen und essen eine Kleinigkeit in einer Taverne. Es ist in der Nähe von Galatas gegenüber vom Peloponnes, direkt vor einem Berg. Als Martin von der Landstrasse aus diesen Berg sah, sagte er: Da will ich klettern.
Wir bleiben direkt am Hafen stehen und übernachten. Es ist ein milder Abend und bevor wir uns in den Bus kuscheln schauen wir noch die Sterne mit den Kindern an.

22. April
Am nächsten Morgen lassen wir uns richtig viel Zeit und es ist warm und gemütlich am Hafen. Dann laufen wir ein wenig, wir wollen uns den Berg von Näherem anschauen. Ein kleiner schöner Strand endet am Felsen und dort steht ein Camper. Wir sprechen die Franzosen an und sie erzählen uns von den Kletterrouten, die Martin auf dem Weg zu ihnen natürlich schon entdeckt hatte. Sie schenken uns ein Buch über diesen Kletterfelsen und brechen auf. Sie waren wohl mehrere Tage hier.
Natürlich übernehmen wir sofort den Platz und haben für zwei Tage diesen traumhaften Ort für uns allein. Kein Müll, sehr sauber. DIe wilden Ziegen kommen abends vorbei und klettern über unseren Köpfen entlang, als ob das ganz einfach wäre. Glasklares Wasser. Hinzu kommt, dass auch noch Süsswasser direkt am Strand aus den Steinen dringt und wir somit auch noch Frischwasser haben, direkt von der Quelle und nicht zu knapp.
Für die KLetterfreunde:
Super Kalk, schöne Griffe, viele Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, auch Routen mit mehreren Seillängen, teilweise sehr kinderfreundlich, aber falls nahe am Fels, wirklich mit Helm wegen dier Ziegen.
Am Abend sassen wir noch bis spät in die Nacht draussen mit den Kindern. Fledermäuse, das Quaken von Fröschen etwas entfernt, die Silouette eines Fuchses, nur recht wenig Mücken und traumhafte Nachtluft.

23. April
Bisschen Klettern, Geniesen

Morgens noch im Schlafanzug am Minifischerhafen fangen spielen.

Morgens noch im Schlafanzug am Minifischerhafen fangen spielen.

Dies ist der Kletterberg und ganz ganz rechts stand dann etwas später unser Bus

Dies ist der Kletterberg und ganz ganz rechts stand dann etwas später unser Bus

Zwei Tage waren wir hier ganz allein.

Zwei Tage waren wir hier ganz allein.

24. April
Laurins Geburtstag. Das Wetter war nicht so klasse. Starke Windböen, eigentlich wollten wir einen weiteren Tag hier an diesem wunderbaren Ort verbringen, aber Laurin wollte auch einen Spielplatz zu seinem Geburtstag und hinzu kam, dass einige Wochenendkletterer aus der Umgebung hier ihr Zelt aufgebaut hatten über Nacht.
Also los. Wir fuhren über die Brücke nach Patra auf den Peloponnes und fanden dann auch irgendwann einen Spielplatz mit Parkplatz. Es regnete ein wenig. Wir fuhren weiter in den Süden. Der Lonley Planet oder der Rough Guide empfahl den Strand Kourouta südlich von Savalia (Westküste des Peloponnes). Tatsächlich wunderbare lange Strände und wir konnten uns mal wieder nicht entscheiden, wo wir bleiben sollten. Kourouta war uns ein wenig zu touristisch und wir suchten weiter.

Wir fuhren irgendwann dann eine Holperstrasse Richtung Strand. Ein Traktor kam uns entgegen und der Bauer schaute uns seltsam an. DIe Holperstrasse ging auf Büsche zu, die wohl sicher direkt vorm Strand stehen mussten. DIe Strasse bog eng zwischen Büschen rechts ab und es wurde enger und holpriger. Die Büsche streiften nicht nur geringfügig unser Dach, unsere Solarzelle und unseren Gepäckträger. Martin meinte aber, er könne nicht anhalten.
Ein riesiger Buschbaum wartete ein paar Meter weiter und auch hier mussten wir? wirklich? vorbei. Laurin fing an zu weinen und Martin blieb irgendwann auch mal stehen. Aber wir standen nicht auf einer Holperstrasse, nein wir standen im Sand. uahhh
Klar war, das diese Holperstrasse nicht weiterführte, wir mussten also unser Dach erneut malträtieren, aber als erstes stellte sich die Frage, wie wir aus dem Sand rauskommen konnten. Nach zweimaligem Ausprobieren mit Sand nässen etc. war eins sicher: Wir brauchen Hilfe.
Martin rannte los und wir machten es uns so lang am sehr windigen aber wunderschönen Sandstrand so weit das Auge reicht gemütlich. Wir bauten für Laurins Geburtstagsautos Strassen im Sand und gruben Löcher. Unser kleiner nun schon 3 Jahre alter Laurin war glücklich und als dann Papa auch noch auf dem Traktor mit einem recht griesgrämigen Bauern auftauchte, strahlte er.
Beim ersten Versuch drehten sich die Traktorräder ohne uns auch nur einen Zentimeter fortzubwegen. Ups..
Umdrehen des Traktors und Kürzen des Seils brachten aber dann den Erfolg. Wir gaben dem Bauern 20 Euro und bedankten uns mehrfach. Naja wieder was gelernt und für Laurin ein unvergesslicher Geburtstag. Leider machten wir vor Aufregung kein Foto. Schade.
Ein bisschen südlicher von unserer Erlebnisstelle blieben wir dann. Am Abend kamen immer wieder Leute vorbei, die kurz zum Meer wollten. Einmal kam ein Deutscher vorbei, der völlig angetan war von dieser Schönheit von Strand und uns wurde klar, dass wir uns schon an unseren mehrmonatigen Traum gewöhnt haben.

Der Strand südlich von unserer Traktorbekanntschaft

Der Strand südlich von unserer Traktorbekanntschaft

25. April
Wir sind wieder ein Stücken mehr in den Süden gefahren. Und haben wieder einen wunderschönen Ort gefunden, wo wir uns entscheiden gleich zwei Tage zu verbringen und mal alles zu erledigen, was per Internet zu erledigen ist.
Die Navarino Bucht bei Pylos, in der eine Schlacht 1827 zwischen den besetzenden Türken und den Griechen ausbrach und die Befreiung langsam einleitete. Wobei die Schlacht eher durch einen Zufall ausgelöst wurde von einer ägyptischen Frigatte (Teil der Türkischen Flotte) und die Griechen 53 Schiffe der Türken zerstörten ohne auch nur ein Schiff zu verlieren.
WIr bleiben nun das erstemal auf einem Campingplatz und es ist ein wirklich schöner. WIr sind direkt am Strand ohne im Sand zu stehen und die Kinder spielen und spielen im Sand und rennen und trauen sich aber nur mit den Füssen ins Wasser. Es ist noch recht kühl. Wir packen nun unsere Fahrräder und fahren zu einer Lagune, die unter Naturschutz steht und wohl viele Vögel beherbergt, die man sonst nicht so sieht. Es ist beeindruckend ruhig und schön hier und ich kann diesen Ort nur weiterempfehlen.

Es dauert sicher noch ein zwei Wochen bis wir uns wieder melden.

© Susanne Wolfart, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir sind eine kleine Familie aus Deutschland. Laurin ist fast drei Jahre, Mia fünf ein halb und dann sind da noch Mama Sanni und Papa Martin (alterlos). Nicht zu vergessen ist unsere kleine Villa, ein Mercedes Sprinter selbst "un"ausgebaut. Unsere Reiseroute geht über Italien, Fähre nach Albanien, Griechenland, Türkei und wer weiss, ob dann noch Zeit ist und Geld und Lust und Laune. Geplant sind 5 Monate.
Details:
Aufbruch: 07.04.2010
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 30.08.2010
Reiseziele: Italien
Griechenland
Türkei
Der Autor
 
Susanne Wolfart berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.