28,5°N 15,8°W – Zu den Inseln des ewigen Frühlings

Reisezeit: September 2023 - April 2024  |  von Rainer & Jutta *

Fuerteventura

Die Passage haben wir zum Einwohnerpreis gebucht. Dies muss nur noch am Hafen bestätigt werden, weil eben dieser Einwohner-Ausweis noch fehlt.

Wir stehen um 6:00 Uhr auf. Ich lade die Fahrräder auf den Bulli und los geht’s. Die Luft ist trotz der frühen Tageszeit immer noch sehr warm. Der Calima, die Sandstaub geladene warme Luft aus der Sahara, schlägt voll zu. In Las Palmas, im Norden der Insel, ist es dagegen eher kühl. Der Himmel ist geschlossen bewölkt, was wohl am vielen Sandstaub liegt, der in der Luft transportiert wird.

Im Fährbüro wird tatsächlich unsere Einwohnerschaft anerkannt. Das erste Mal! Die Passage kostet nun €50 anstelle €120. Das letzte Mal bei der Passage von Las Palmas nach Huelva wollten sie es nicht anerkennen, mit der Begründung, die Identifikations-Nummern seien abgelaufen. Das ist nicht nachvollziehbar, denn diese Nummern kleben ein Leben lang an uns, selbst wenn wir Spanien nie wieder betreten.

Beschwingt durch dieses Erfolgserlebnis geht’s auf die Fähre. Diese ist, im Gegensatz zur Fähre aufs Festland, sehr angenehm ausgestattet. Die Fahrt von Las Palmas de Gran Canaria nach Morro Jable de Fuerteventura wird zwei Stunden dauern. Als die Fähre ablegt, organisiere ich uns ein kleines Frühstück. Nach etwas mehr als der halben Strecke erblicken wir am Horizont die Silhouette von Fuerteventura.

Nach Verlassen der Fähre suchen wir erst einmal einen Mercadona, um uns mit ein paar Lebensmitteln einzudecken. Anschließend machen wir uns auf den Weg die Südspitze zu umfahren. Dort haben wir uns einen Platz für die Übernachtung ausgesucht.

Außerhalb Morro Jables wird die Landschaft gänzlich kahl. Nur Staub, Steine und Geröll. Vielleicht sieht es am Mond ähnlich aus. Es wirkt sehr lebensfeindlich. Außer ein paar Stechginster sehen wir keine Pflanzen.
Stechginster werden uns auf der ganzen Insel begegnen. Er ist scheinbar so typisch für Fuerteventura, dass er als große Skulptur im Zentrum eines Kreisverkehrs steht.

Der Weg führt uns durch Punta de Jandia im Naturreservat Jandia. Die „Straße“ wird schnell zu einer üblen Waschbrettpiste. Richtig schnell fahren, was auf so einer Piste gut wäre, ist wegen der Streckenführung und der Schlaglöcher nicht möglich. Also richtig langsam, ja nicht schneller als 10 km/h.

Punta de Jandia ist nicht sehenswert. Alles ist herunterkommen. Ein „Campingplatz“ der Einheimischen besteht aus zum Teil eingemauerten, alten Wohnwagen. Das alles im Staub. Wir halten uns nicht weiter auf und streben unserem Ziel entgegen. Das ist der abgelegene Leuchtturm bei Punta Pesebre. Als wir ankommen sehen wir, wie trostlos auch diese Umgebung ist und lesen auf einen Schild, dass übernachten verboten ist.

Gut, bis zum bekannten Cofete sind es noch etwa 20 km. In den Reiseführern wird dieser Ort durchwegs positiv dargestellt. Wir sind sehr enttäuscht, als wir die Realität sehen. Es handelt sich um eine handvoll ärmlicher Bauwerke. Punta de Jandia war daneben ein hipper Ort. Wir steigen nicht einmal aus und fahren zurück. Nur die einsamen Strände dieser Gegend sehen von oben wirklich schön aus.

Auf dem Rückweg begegnet uns ein einsamer Esel, der auf die jeweils kommenden Autos zugeht. Er scheint bekannt zu sein, denn die Leute halten an, lassen die Scheibe herunter und streicheln den Esel. Dann geht der Esel weiter zum nächsten Auto.
Auch wir folgen diesem Ritus.

Kurz vor Dunkelheit finden wir außerhalb des Naturreservats, abseits der Piste, einen Platz für die Nacht. Dieser liegt direkt an der Steilküste und gleich hinterm Nirgendwo. Der Weg dort hin sieht auf Maps aus wie ein kultivierter Weg. Real ist es besser an manchen Stellen quer durchs Gelände zu fahren, als den Fahrweg zu verwenden.

Unter uns tost die Brandung des Ozeans. Wir sind die einzigen an diesem Platz. Etwa einen Kilometer entfernt steht ein Dukato von Holländern.

Den folgenden Tag verbringen wir an diesem Platz. Der Platz selbst ist zwar karg wie alles hier, aber trotzden schön. Wir haben eine tolle Aussicht und einen direkten Zugang zu einem kleinen 2 Personen-Strändchen. Diesen genießen wir, bis uns die Flut vertreibt.

Wir ziehen weiter in nördlicher Richtung. Ein Museum für Gofio und Windmühlen lockt uns.

Gofio ist ein Nahrungsmittel der kanarischen Ureinwohner. Getreidekörner werden geröstet und anschließend zu Mehl gemahlen. Der Geschmack ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber es wird durchaus noch heute in den Lebensmittelgeschäften angeboten.

Nachdem wir gerade lernbereit sind, besuchen wir auch noch das Käsemuseum der Insel. Dort wird uns einiges über den kanarischen Ziegenkäse erzählt. Das Gelände ist auch sehr schön und mit Pflanzen hergerichtet. Überall wo es auf Fuerteventura grünt oder sogar blüht wird mit künstlicher Bewässerung nachgeholfen.

Auf unserem Weg liegt der Aussichtspunkt Mirrador Morro Velosa mit einer beeindruckenden Aussicht über das Land. Dort stehen auch zwei überlebensgroße Bronzestatuen der beiden letzten Könige der Ureinwohner. Auf den Kanaren werden die Ureinwohner nicht geringschätzig betrachtet. Im Gegenteil, wer in seiner Abstammung einen Ureinwohner nachweisen kann, und das sind viele, ist stolz darauf.

Der Stolz der Kanarios zeigt aber manchmal auch äußerst bedenkliche Formen. Bis heute finden sich auf den Kanaren Straßennamen wie Calle del Generalisimo Franco, der 1936, von den Kanaren kommend, den spanischen Bürgerkrieg gegen die Demokratie auslöste.

Auf unserer Fahrt kommen wir nach Betancuria, das ehemalige Verwaltungszentrum der Insel. Es ist eine Ortschaft, welche zu den „Pueblos Más Bonitos de España“ gehört. Die Ortschaft ist sehr sauber und schön hergerichtet. In den Gassen grünt und blüht es an allen Ecken.
Am Ortseingang finden wir einen neu errichteten Stellplatz für Wohnmobile. Auf diesen hat uns bisher kein Führer hingewiesen. Sogar da ist angepflanzt und wird bewässert.

Die Nacht hier im Landesinneren ist sehr kalt. Ich erkälte mich ziemlich stark.

Durch eine Wanderung, auf den Vulkan Gairía genießen wir den Ausblick in die Caldera und über die umliegende Landschaft.

Anschließend machen wir einen Ausflug an die Westküste. Diese wird von manchen hoch gelobt, von anderen eher gering geschätzt. Spät nachmittags suchen wir einen Übernachtungsplatz.
Fast überall steht Übernachten verboten und wirklich einladend sieht es nirgendwo aus. Wir reihen uns bei den „anderen“ ein. Also zurück an die Ostküste. Dort
stehen wir zur Nacht nahe den Salinen del Carmen.

Heute besichtigen wir die Salinen del Carmen. Wir erfahren einiges über die Geschichte der Salinen auf Fuerteventura, sowie über die Gewinnung der Salzes.
Gegen Nachmittag fahren wir an den Strand Playa del Mal Nombre. Dort stehen wir an der Steilküste, oberhalb des Strandes und genießen ein traumhaft schönes Panorama.

Ich selbst bin inzwischen so sehr erkältet, dass ich zwei Tage bettlägrig bin, mit schwitzen und frieren. Aber Hand aufs Herz, ist das nicht ein schöner Platz, um ein bisschen krank zu sein.

Wir brechen wieder auf. Ich will ja nicht zu lange krank feiern. Außerdem ist uns mal wieder nach ein bisschen mehr Körperpflege als Waschlappen. Wir haben einen Tipp zu einer funktionierenden Stranddusche in Playa de Tarajalejo bekommen. Dort ist auch ein schöner Stellplatz nahe dem Strand.

Es geht weiter nach Puerto del Rosario, die aktuelle Inselhauptstatt. Als dieser Ort noch nicht zum Verwaltungszentrum erhoben war, war sein Name Puerto de Cabra - Ziegenhafen. Irgendwie treffender. Die Hauptstadt einer Insel stellen wir uns schöner und interessanter vor. Eigentlich hatten wir einen halben Tag und eine Übernachtung eingeplant, unterm Strich bleiben wir nicht einmal eine Stunde.

Wir fahren weiter und übernachten auf einem Parkplatz im Naturpark von Corralejo, vis á vis einem RIU-Hotel. Der Naturpark ist ein kilometerlanger, unberührter Strand mit ausgedehnten, weißen Sanddünen, in welchen viele vulkanische, schwarze Steine liegen.

In Corralejo wollen wir erst einmal das Schiff klar machen, welches uns für einen halben Tag nach Lobos bringt. Lobos ist eine kleine unbewohnte Insel, ein sehr streng überwachtes Naturschutzgebiet. Um Lobos zu betreten bedarf es einer Genehmigung der Inselregierung von Fuerteventura. Die haben wir schon, nur noch das Bootsticket abholen. Im Ticketbüro wird uns gesagt, dass wegen des stürmischen Wetters alle Fahrten abgesagt sind. Schade, dann buchen wir die Fähre, welche uns morgen nach Lanzarote bringt.
Nördlich von Corralejo besuchen wir den Strand Playa del Bajo de la Burra. Er ist auch unter dem Namen Popcornstrand bekannt. Im dunklen Sand liegen dort viele abgestorbene und ausgeblichene Pflanzenteile der Kalkalge, welche aussehen wie Popcorn. Sie sind aber ungenießbar, sind hart und aus Kalk.

Zur Nacht stehen wir auf einem großen Parkplatz am Rand der Stadt. Nicht schön, aber praktisch. Morgen früh geht die Fähre nach Lanzarote.

© Rainer & Jutta *, 2023
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Reise mit dem Bulli über Land und Wasser bis zu den Kanaren. Wir fahren entlang der Nordküste Europas, durch Frankreich, Spanien und Portugal. Von Huelva oder Cadiz wollen wir dann mit der Fähre zu den Kanarischen Inseln übersetzen. So weit unsere Planung.
Details:
Aufbruch: 21.09.2023
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 10.04.2024
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Deutschland
Der Autor
 
Rainer & Jutta * berichtet seit 10 Monaten auf umdiewelt.
Aus dem Gästebuch (3/8):
anonym 1712664367000
Wow soooo viele schöne Bilder von so vielen schönen Orten
anonym 1711492146000
Wow das sind ja wieder wun­der­schöne Bilder und inte­res­sante Berich­te ! Ich wünsche euch wei­ter­hin eine geseg­ne­te Reise
Nathalie & Harry 1711371188000
Hallo Rainer, lustig die Fotos von Lan­za­ro­te zu sehen!
Da waren wir vor rund 10 Jahren und wir lieben die Insel. Also mir hat zwar Fuer­te­ven­tu­ra (2022) etwas besser ge­fal­len aber Harry schwärmt für Lan­za­ro­te, er war schon als Kind oft da.­
Lie­be Grüsse nach Spanien - noch aus Aus­tra­lien