Radreise in Zeiten von Corona

Reisezeit: August 2020  |  von Klaus Lüttgen

11.Tag - Seedorf - Glowe (Baldereck) 60 km

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Die Brombeeren sind reif

Die Brombeeren sind reif

Ostseebad Sellin

Ostseebad Sellin

Ostseebad Sellin

Ostseebad Sellin

Ostseebad Sellin

Ostseebad Sellin

Gut besucht. Jagtschloss Granitz

Gut besucht. Jagtschloss Granitz

Jagtschloss Granitz

Jagtschloss Granitz

Strand bei Sassnitz/Ostsee

Strand bei Sassnitz/Ostsee

Bärenhunger

Bärenhunger

Jasmund Nationalpark

Jasmund Nationalpark

Jasmund Nationalpark

Jasmund Nationalpark

Königsstuhl -Jasmund Nationalpark

Königsstuhl -Jasmund Nationalpark

Königsstuhl -Jasmund Nationalpark

Königsstuhl -Jasmund Nationalpark

Wiedermal Glück gehabt. Ganz einfaches Zimmer für nur 35 Euronen ohne Früfstück in Baldereck/Glowe

Wiedermal Glück gehabt. Ganz einfaches Zimmer für nur 35 Euronen ohne Früfstück in Baldereck/Glowe

Wiedermal Glück gehabt. Ganz einfaches Zimmer für nur 35 Euronen ohne Früfstück in Baldereck/Glowe

Wiedermal Glück gehabt. Ganz einfaches Zimmer für nur 35 Euronen ohne Früfstück in Baldereck/Glowe

11.Tag - Seedorf - Glowe (Baldereck) 60 km 3.Übernachtung - 35 Euro

11.Tag - Seedorf - Glowe (Baldereck) 60 km 3.Übernachtung - 35 Euro

Wie gut das unter meinem Rücken noch eine "Heu-Matratze" ausliegt, sonst wäre ich letzte nachts wohl noch öfters wach geworden. Na, wenigstens hat der frische Wind dafür gesorgt, dass mein Gehäuse stets belüftet war und ich deshalb heute Morgen nicht schon wieder im eigenen Kondenswasser duschen musste. Um 5.45 Uhr geht die Sonne auf und ich mache die ersten Bilder. Als ich mich so umschaue, wird mit einem Mal schlagartig klar, woher letzte Nacht, dieses Grunzen herkam. Als ich im Dunkeln das Zelt aufbaute, hatte ich den Zaun gleich ein paar Meter von mir entfernt zwar wahrgenommen, jedoch nicht gesehen was sich dahinter befindet. Jetzt, während ich mein knallgelbes Innenzelt ausschüttle, erkenne ich eine Herde Damhirsche, die aufgeregt und laut grunzend hin und her läuft. OK Freunde hab verstanden - ich verziehe mich gleich wieder...Ein paar hundert Meter, die wellig gefällige Wegstrecke weiter, finde ich ein ausgezeichnetes Plätzchen für ein ausgiebiges Frühstück. Wie immer, gibt es kalten Kaffee und dazu eine doppelte Portion Müsli und noch ein paar Brote - natürlich wieder mit lecker Tomate und Salz und Pfeffer. Heute bin ich ein König. Auf der Bank mit Tisch sitzt es sich gut und ich lasse mir Zeit, packe meine Karte aus und plane die Etappe für heute.

Es ist kurz nach sechs als der erste Radler an mir vorbei über die Kuppe kommt und Richtung Seeberg fährt. Die Brombeersträucher neben meinem sonnigen Plätzchen bieten sich zum Naschen an und so verbringe ich noch eine Weile an diesem schönen Ort, bevor ich hinunter an den Selliner See rollen werde. Kurz vor Altensien, fühle ich mich in die sechziger Jahre zurückversetzt, als von der anderen Seite des Sees, das Horn des rasenden Roland ertönt. An den Überresten eines Hügelgrabes direkt an dem schönen See, halte ich nochmals und sehe wie der letzte Wagen des Roland hinter einer Kurve in den Wald hineinstapft. Bereits zwei Kilometer später befinde ich mich zu meinem Bedauern im Gewühl von Menschenmassen. In Baabe mache ich flugs wieder kehrt und halte auf Seelin an. Wenigstens einmal sollte ich mir hier das bekannt schöne Seebad anschauen - also Ohren zu und durchgeschoben, durch das Einkaufsgetaumel der Shopping Meile. Die vielen Weißen Villen, ich schätze mal, die stammen aus der Gründerzeit und das Seebad selber, sind mir das Gewimmel durch die Menschenmassen wert. Von oben, bevor es die Stufen zu jenem Bad hinunter zum Ostsee Strand geht, hat man einen schönen Ausblick aufs Meer und zurück auf die kleine Promenade. Doch nach einer halben Stunde habe ich genug vom Getümmel und fahre weiter durch den Wald hinauf zum Jagdschloß Granitz. Doch auch hier wird es mir wegen der vielen Fußgänger und Radfahrer bald zu eng. Dann dasselbe im vielgelobten Binz. Nun gut, wenn man sich das antun will. Ich jedenfalls tue das nicht und suche auch hier bald wieder das Weite. Parallel zu der überaus stark befahrenen Autostrada rase ich wie besessen an den meisten Radlern vorbei nur um möglichst schnell weiter zu meinem angestrebten Ziel, dem Königsstuhl zu kommen. So viele Autos und auch Radfahrer auf einen Haufen, hätte ich nicht erwartet. Abgesehen von der Menge wird hier obendrein gerast, dass einem Angst und bange werden kann. Als Radfahrer lebt man auf den letzten Kilometern nach Saßnitz rein, ganz besonders gefährlich. Die Streckenführung ist im Hinblick auf das schöne Ostseeambiente schlicht Wegs blamabel!

An einem Fischrestaurant ziehe ich mir zur Beruhigung erstmal ein lecker Matjesbrötchen rein und weil's so lecker war, noch eines. Dann halte ich auf den Wald zu - dort beginnt er, der Jasmund Nationalpark. Hier wird es ruhiger vielleicht auch, weil der Wald mir so weitläufig erscheint. Auf jeden Fall ist es erfrischend kühl hier im Busch und so fahre ich gelassen die acht Kilometer hoch bis zum Nationalpark Zentrum. Doch die verlangten neuneurofünfzig für den Eintritt, die spare ich mir lieber, denn hatte ich doch in Saßnitz erfahren, dass nur ein paar hundert Meter vom tollen Ausblick entfernt, ein etwas weniger toller Ausblick auf das schöne Kulturerbe zu erhaschen sei. Vom Viktoriaausblick. Und der kostet eben nix. Nun gut. Dort steht eine kleine Gruppe in einer klitzekleinen Warteschlange an, um vom dreistufigen Podest dann für ein paar Sekunden, einen kurzen Blick auf den schönen Kreidefelsen zu erhaschen. Besser gesagt, von dem was da noch übrig ist. Aber nicht zu lange gucken, Irgendeiner aus der Schlange beschwert sich doch immer - so schließlich dann auch bei mir. Nur, weil ich neben den üblichen Fotos auch noch so dreist war, mich von einer netten jungen Frau zusammen mit dem Felsen hab ablichten lassen. Tschuldigung auch.

So jetzt aber genug Kultur - na wo schlaf ich denn heute?! Zunächst lasse ich mich von Meter 128 auf 10 Meter über null herabrollen und bin dann ganz schnell, vier Kilometer weiter im netten Ort Lohme gelandet. Hier stehe ich nun im Zentrum des Ortes neben dem Aushang für Übernachtungen und will es nochmal probieren. Tut mir leid, tut mir leid, tut mir ..".halt, ich weiß da was. Die Frau soundso hatte heute, als ich vom Einkaufen kam, ihr Schild noch draußen. Das kann sein, das die noch ein Zimmer für die Nacht"...Ich bedanke mich schnell und mache mich gleich auf den Weg. Wo sachte die Dame nochmal? Aha kurz vor der Abzweige nach Glowe. Ja da steht ein Schild. Zimmer frei. Na denn versuch ich's mal und drücke die Klingel runter - es ist gerade mal 19:00 Uhr. Eine ältere Frau macht einen Spalt weit die Türe auf und meint das sie sich was überziehen muss. Nach einer Minute steht sie wieder da und lässt mich rein. Kostet aber 35 sagt sie und zeigt mir das Zimmer. Sie können auch das gegenüber haben. Suchen sich eins aus. Gesagt getan. Dankeschön - Ich find mich schon zurecht. Ach, kann ich meinen Schlitten, äh mein Fahrrad meine ich, in die Scheune...? Ja gehen sie hintenrum. Iss auf.

Ich stelle meinen Schlitten neben die alte Simpson von Opa und gehe rauf in meinen Verschlag, ach ja, Zimmer meine Ich. Naja lang ist es her...das Mobiliar der Bude ist irgendwann in den Fünfzigern wohl der absolute Hit gewesen - aber ich will ja nicht meckern, habe ich doch für kleines Geld ne völlig einfache Bude zum pennen ergattern können. Unter der Matratze ist anstatt einem Lattenrost, eine dicke Sperrholzplatte genagelt. Na, das Ding iss jedenfalls nix für Weicheier! Jetzt bin ich mir sicher. Die Bude ist normalerweise die Bleibe von Ali und den Erntehelfern aus dem Osten - soll ja nix kosten -na egal. Nach einiger Versucher-ei tat's sogar der alte Fernseher wieder und an dem klitzekleinen DDR-Öfchen mit Blitzeheiss Platte bereite ich mir gleich erstmal ein lecker Süppchen. Jetzt muss ich vor allen Dingen, die vielen Akkus für meine Kamera usw. in die wenigen Stecker zwängen und meine Wäsche in dem mini Becken waschen. Das kann dauern! Als ich schließlich nach zwei Sunden soweit bin und alle meine nassen Klamotten gewaschen und irgendwie im Zimmer verteilt vor sich her trocknen, gehe ich endlich unter die Dusche. Mittlerweile sind es geschlagene Neun - nun werde ich mich aufs Süppchen freun - Gute Nacht John Boy...

© Klaus Lüttgen, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Corona hat vieles bereits verändert - so auch das unterwegs sein. Ich habe versucht, mit möglichst wenig Berührungen, trotzdem auf Tuchfühlung mit den Menschen zu gehen und bin mit nur begrenzten finanziellen Mitteln, hauptsächlich durch die ehemaligen Ostgebiete gefahren. In Bleckede, etwa 75 Elbe-Kilometer von Hamburg entfernt, war Start und Zielpunkt meiner 1374 km langen Rad-Reise
Details:
Aufbruch: 02.08.2020
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 18.08.2020
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Klaus Lüttgen berichtet seit 4 Jahren auf umdiewelt.
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