Hausbootfahrt am Canal du Midi

Reisezeit: September 2000  |  von Karin und Alexander Pöschel

in Carcassonne

Der westlichste Punkt unserer Reise ist erreicht: Carcassonne. Leider ist heute das Wetter etwas getrübt und es regnet zeitweise sogar.

Wie aus einem Bilderbuch erhebt sich die Festung auf einem Hügel oberhalb der Stadt. Der Blick schweift weit über das Tal der Aude.

Wie aus einem Bilderbuch erhebt sich die Festung auf einem Hügel oberhalb der Stadt. Der Blick schweift weit über das Tal der Aude.

Carcassonne gilt als die einzige erhaltene mittelalterliche Festungsstadt Europas. Eine erste Besiedelung des Hügels im Tal der Aude soll bereits im sechsten Jahrhundert vor Christus durch iberische Kelten stattgefunden haben. Dann diente der Ort den Römern als Festung, wovon auch ein wieder entdeckter römischer Mosaikboden zeugt. Nach den Römern kamen die Westgoten und im 8. Jahrhundert dann die Araber.

Zu dieser Zeit soll Dame Carcas, die Tochter eines Sarazenenfürsten gelebt haben, auf die nach einer Legende der Name der Stadt zurück geht. Carcas sonne bedeutet Carcas läutet. Es heißt, dass Karl der Große Carcassonne 5 Jahre lang mit seinem Heer belagert hat. Die Mauern konnte er nicht bezwingen, aber den Bewohnern gingen die Vorräte aus. Zuletzt waren nur noch ein Schwein und ein Sack Getreide übrig. Dame Carcas ließ nun dieses allerletzte Schwein mit dem Getreide füllen und warf es eigenhändig über die Mauern der Festung vor die Füße Karl des Großen. Dieser, ob der vermeintlich immer noch zahlreichen Vorräte der uneinnehmbaren Stadt entmutigt, zog mit seinen Truppen ab. Aus unerfindlichen Gründen bereute Dame Carcas jedoch ihre Täuschung und holte Karl den Großen zurück, indem sie die Glocken läutete. Carcas sonne - Carcas läutet! Dass es sich dabei wirklich nur um eine Legende handelt beweist allerdings die Tatsache, dass die Festung bereits zu römischen Zeiten, also lange vor der Sarazenentochter, Carcaso hieß.

Bei einem Spaziergang auf den Zinnen, über winkelige Treppen und durch schmale Wachstuben fühlt man sich in die Zeit der Ketzer und Kreuzritter zurück versetzt.

Bei einem Spaziergang auf den Zinnen, über winkelige Treppen und durch schmale Wachstuben fühlt man sich in die Zeit der Ketzer und Kreuzritter zurück versetzt.

Der Name Carcassonne ist auch eng mit den Katharern verknüpft. An dieser Stelle im Süden Frankreichs kreuzten sich seit Alters her die Wege der Händler, Pilger und Kreuzritter. Zu dieser Zeit metzelten die Christen einander nieder, wo es nur ging. Schon die kleinste Abweichung vom "wahren Glauben" reichte aus und gewaltige Heerscharen marschierten los. So wurde Carcasonne auch 1209 von den Kreuzrittern belagert, weil sein damaliger Besitzer, Graf Trencavel, mit den Lehren der Katharer sympathisierte. Die Eroberung durch die Kreuzritter gelang - durch Wortbruch und Verrat.
Entsprechend der bewegten Geschichte Carcassonnes sind die Zeugnisse der Kunst des Festungsbaus viele Epochen zahlreich und abwechslungsreich.

Bei dem Spaziergang durch Carcassonne fühlen wir uns wie in eine andere Zeit versetzt. Die Stadt lebt! Überall ziehen Leute ihre Wege durch die schmalen Gässchen und Touristen schwirren umher. Sie sind die letzten einer langen Reihe von Eroberern.
Von den unzähligen Bauwerken ist die riesige Kathedrale, die Basilika St. Nazaire (Baubeginn im Jahr 1096) besonders erwähnenswert. Im Inneren bewundern wir das Kirchenfenster und viele verzierte Säulen und Statuen. Carcassonne ist so weitläufig, dass wir gerne einen ganzen Tag in der mittelalterlichen Festungsstadt verbringen.

Der Rest unserer Hochzeitsreise verläuft gewollt unspektakulär. Wir gleiten auf dem Kanal dahin, lassen die Seele baumeln, genießen die französischen Spezialitäten und freuen uns des Lebens. Wirklich: Wie Gott in Frankreich!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wohin soll unsere Hochzeitsreise gehen? Eine schwierige Entscheidung. Natürlich muss die Reise einzigartig sein! Auch eine unserer Lieblingsbeschäftigung - zweisam einsam sein - muss dabei berücksichtigt werden. Eine Fernreise - klingt gut, ist aber für die Einzigartigkeit nicht 100% richtig. Nach langem hin und her ist unser Ziel fix: Frankreich - Canal du Midi - Hausbootfahrt zu zweit! (Herbst 2000)
Details:
Aufbruch: 15.09.2000
Dauer: 7 Tage
Heimkehr: 21.09.2000
Reiseziele: Frankreich
Der Autor