On Tour auf MADAGASKAR

Reisezeit: April / Mai 2006  |  von Uwe Decker

Von Zebukarren und einem kühlen Bier

Auf dem Tsiribihina River
Mittwoch, 03.05.06

Am dritten Flusstag wird die Besiedlung deutlich dichter, man sieht ab und zu ein paar Boote, auch Fährschiffe, die mit ihren Maschinen einen Höllenlärm machen. An den Ufern wechseln sich Urwald und kultivierte Flächen ab, auf denen vorwiegend Reis und Gemüse angebaut wird.

Mittags dann ist die Bootstour zu Ende. Während unser Mittagessen bereitet wird machen wir wieder die üblichen Fotos.

Unser Gepäck wird ausgeladen, auf Zebukarren verladen und zum Dorf Antsirareka transportiert. Wir Touris trotten brav hinterher. Der Feldweg verwandelt sich nach kurzer Zeit in eine Flusslandschaft.

Wir kommen durch ein kleines Dorf, machen unsere nun schon üblichen Fotos der Bewohner mit anschließender Fotoshow, danach folgt ein richtiger Fluss, der durchwatet wird, und nach einem Marsch über abgebrannte Felder stoßen wir schließlich auf einem Feldweg auf die Zebukarren mit unserem Gepäck. Darüber bin ich heilfroh, ich hatte am Anfang meine Turnschuhe ausgezogen, sie auf dem Karren abgelegt und bin barfuss durch das Wasser. Leider nahmen die Karren dann einen anderen Weg und ich musste die ganze Zeit barfuss laufen, was bei steinigen oder dornigen Wegstrecken mehr als unangenehm war.

An einer Teilstrecke, die mit Wasser und Schlamm voll gelaufen ist, ist auch für die Zebukarren kein Durchkommen mehr. Aber auch hier ist die Organisation der Tour perfekt. Das Gepäck wird von fleißigen Helfern geschultert und am anderen Ende der Kuhle auf einen dort wartenden Zebukarren geladen.

Schließlich ziehen wir bei Abenddämmerung im Gänsemarsch kaputt und ausgelaugt wie geschlagene Krieger nach einer verlorenen Schlacht ins Dorf ein und werden neugierig beäugt. Am anderen Ende befindet sich die spartanisch eingerichtete Bungalowanlage Masoantra, mit einfachsten Bambushütten und einem Bretterverschlag mit einer Regentonne und einem Eimer als Dusche. Das Wasser hat vom Aussehen verdächtige Ähnlichkeit mit dem Flusswasser.

Nach den letzten Nächten kommt mir diese Anlage aber wie ein Luxushotel vor. Zu meiner grenzenlosen Freude gibt es hier sogar Strom und das heißt - richtig: Kühlschrank mit kaltem Bier. Keine Frage, was meine erste Amtshandlung ist ...

Übrigens, warum die drei einheimischen Biere alle ausgerechnet englische Namen haben, Three Horses, Queens und Gold, wird eines der Rätsel bleiben, die mir Madagaskar auf ewig mit auf den Weg geben wird.

Während die anderen sich frisch machen und ihre Hütte inspizieren will ich gar nicht wissen, mit welchen Lebewesen ich die Nacht verbringen werde -tatsächlich finden Rok und Natasha in ihrer Hütte das Netz einer schwarzen Witwe - und marschiere zurück auf den Dorfplatz und bin spätestens nach meinem ersten Blitzlichtfoto das Zentrum der Aufmerksamkeit aller Dorfbewohner.

Die Nachtruhe wird empfindlich gestört, durch das Schnarchen der anderen Gäste, aber auch durch die Tatsache, dass sich in der Anlage das örtliche Kino befindet, d.h. ein Fernseher und Holzbänke davor. Gezeigt wird ein alter Kriegsfilm mit infernalischem Ende, das von den Zuschauern lautstark begleitet wird.

© Uwe Decker, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dreieinhalb Wochen quer durch Madagaskar - zu Fuß, mit Auto, Boot und Flugzeug - Einblicke in eine andere Welt, "rechts unten neben Afrika"
Details:
Aufbruch: 28.04.2006
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 23.05.2006
Reiseziele: Madagaskar
Der Autor
 
Uwe Decker berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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