pura schildkröte!

Reisezeit: Mai - August 2007  |  von Sabine Sch

mit Spannung erwartet

Kaum zu glauben, Sabina schreibt mal ihren Reisebericht!!! Wird aber nicht sehr lang, weil ich hab nicht viel Zeit. In 40 min geht mein Taxi zurueck nach Gandoca. Den gestrigen Tag und den heutigen Morgen habe ich in Puerto Viejo verbracht und habe geshoppt und gutes Essen gegessen, was das Zeug haelt. Zum Beispiel brauchte ich neue Shorts, denn die, die ich ein paar Tage vor meiner Abreise gekauft habe, brauche ich nicht mehr oeffnen, um sie auszuziehen und manchmal ziehen sie sich selber aus. Das ist nicht sehr praktisch, wenn man den ganzen Tag arbeiten muss in eben jenen.
Ansonsten gehts mir super, mittlerweile ist alles Routine geworden. Wenn ich nachts auf Patrouille bin (jede Nacht!) und ich ueberlege, wieviele Kilometer ich noch zu laufen habe, ist es nicht schlimm, wenn es 7 oder 8 sind und ich schon 5 hinter mir habe. Leider haben wir seit ungefaehr einer Woche nicht mehr so viele Schildkroeten, ich habe seit 4 Tagen keine mehr gesehen. Aber davor war ich beruehmt, fast immer die meisten zu haben! An meinem letzten freien Tag bin ich sogar freiwillig auf Patrouille gegangen, obwohl wir die Nacht normalerweise auch immer frei haben. Aber ich wollte endlich meine erste Karettschildkroete sehen! Wir haben eine spezielle erwartet, aber sie ist nicht gekommen. Ich weiss nicht, ob sie letzte Nacht da war, aber wenn nicht, hab ich heut gute Chancen, denn sie sollte normalerweise in den Sektor kommen, den ich heute abend habe. Wir haben jetzt ganz viele Babys, jeden Tag! Manchmal muss ich Exhumationen vornehmen. Wir buddeln also alte Nester aus, wenn die Zeit um ist. Mein letztes Nest war grandios, ich habe 41 Babys gefunden, die grad nach oben krabbeln wollten. Aber auch ganz viele tote, ihr koennt euch nicht vorstellen, wie das stinkt!!!

In den letzten Tagen hatten wir staendig Regen, aber heut ist es gut und ich hoffe, in Gandoca auch. Ich hab naemlich all meine Klamotten der Waschmaschine meiner Gastgeberin anvertraut in der Hoffnung, sie heute frisch gewaschen und vor allem trocken wiederzufinden. Alles schimmelt hier! Man hat nie trockene Klamotten und Handtuecher muss man jeden 4. Tag spaetestens waschen, weil sie einfach nur stinken.
Ansonsten plagen mich die Muecken ganz fuerchterlich, aber nicht mehr so sehr wie am Anfang. Ich hab aber ueberall Narben und Wunden. Und ich hab einen netten Schnitt in der Fusssohle vom Beachfootball. Aber seitdem einer von den Locals heisses Wachs reingetropft hat (nein, ich will nicht, das tut weh - nein, das tut nicht weh - doch, es tut weh - nein, es tut nicht weh - hm okay --- aaaaaau!), heilt er zu.
Apropos Locals. Mein Spanisch ist richtig gut geworden, weil ich die ganze Zeit mit ihnen kommuniziere und sie kein Englisch sprechen. Das bringt mich in ein komplettes Sprachchaos, denn ich denke in Englisch seit so einigen Wochen und spreche meistens Englisch, viel Spanisch und nur ein wenig Deutsch, was mir echte Probleme bereitet. Aber seit wir einen Deutschen haben, mit dem ich seit kurzem auch zusammen wohne, ist es besser. Er war 2 mal mit mir auf Patrouille und danach gings besser.
Ansonsten liebe ich dieses Land abgoettisch und - Achtung, Schock fuer euch - ich will in ein paar Monaten zurueckkommen um meine Diplomarbeit hier zu schreiben. Das duerfte kein Problem werden, meine Chefin kennt so viele Leute.
Gestern, als wir im Hostel angekommen sind und ich grad bezahlen wollte, hab ich gemerkt, das etwas ueber meinen Arm krabbelt. Ich hab nachgeschaut, was es ist, und ei kucke da - ein Skorpion! Hat mich aber nicht gestochen und wenn, die sind nicht toedlich giftig hier. Man fuehlt nur den betreffenden Koerperteil nicht mehr fuer eine Woche. Meine anderen Nahtoderfahrungen waren eine Korallenschlange, nicht mehr als einen Meter entfernt und ich hab erst nachher erfahren, dass sie da war und jede Nacht in Sektor C, fuer den wir ein Boot mit Leck benutzen muessen (Name: Paraiso - Paradies), um ihn zu erreichen, denn zwischen B und C gibt es eine Lagune mit Krokodilen und Kaimanen. Die groessten Gefahren stellen jedoch das Liegen in einer Haengematte zwischen Palmen und der Weg zwischen Palmen zur Station dar. Mehr Menschen sterben aufgrund auf ihren Kopf fallender Kokosnuesse, als alles andere hier und das ist kein Scherz!
So, ich werd mich jetzt mal wieder in die Hitze rausbegeben (ich sitze im einzigen Klimaanlagenraum, den ich in Costa Rica kenne) und hoffe, heute Nacht ein Paar Loecher fuer relokalisierte Nester fuer Schildkroeten buddeln zu koennen (75 cm tief, also bis zur Schulter und dann ein Riesenstiefel). Auf bald, Sabina (mein neuer Name)

© Sabine Sch, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich werde bis Anfang August als Research Assistant in einem Meeresschildkrötenprojekt arbeiten. Danach schließt sich noch eine Tour durchs Land an.
Details:
Aufbruch: 06.05.2007
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 24.08.2007
Reiseziele: Costa Rica
Der Autor
 
Sabine Sch berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.