USA 2006 - 2 Monate durch USA

Reisezeit: Mai / Juni 2006  |  von Uschi Agboka

Arizona, Colorado,

11. bis 15. Tag

Montag, 15. Mai 2006 11. Tag Lake Havasu City, Arizona Economy Lodge (38)

Wir stehen früh auf, frühstücken (heute nur Kaffee, Saft, Donuts) und fahren gegen 8.30 Uhr los. Gestern sind wir eine Straße (Nr. 85) gefahren, die man als Todesstraße bezeichnen kann. Auf 88 Meilen (141 km) 54 Kreuze = Tote!
Eine Rangerin sagte mir, dass Alkohol und überhöhte Geschwindigkeit die Todesursachen auf dieser Straße sind, obgleich die Straße an sich völlig ungefährlich ist, keine Kurven, gut ausgebaut.
Es macht einen sehr nachdenklich, wenn man das sieht und darüber nachdenkt.
Heute fahren wir über eine Interstate (Autobahn), machen auch dort eine kurze Pause, ist uns aber zu viel Verkehr und daher zu laut und darum fahren wir über kleine Straßen am Colorado River entlang nach Lake Havesu City. Es ist heute wirklich unerträglich heiß und schwül dazu, feucht, mehr als 40 Grad im Schatten, von der Sonnentemperatur nicht zu reden! Wir machen daher früh Mittag unter einem schattigen Baum, direkt am River, wo wir ganz allein sind. Diese Picknicks sind einfach wunderbar und können ein Restaurant mehr als ersetzen. Da wir nicht auf der Flucht sind, wie Rolf oft sagt, es so heiß ist, fahren wir heute nur 170 Meilen = 272 km. Lake Havasu City ist ein sog. Schicki-Micki-Ort, zum Bootsfahren und Golfen in der Wüste!, eine Sünde wegen des Wasserverbrauchs.
Wir finden ein schönes günstiges Motel, Economy Lodge, duschen. Rolf näht unsere bayrische Fahne richtig an das Gepäcknetz an, denn durch den Fahrwind ist sie arg zerzaust. Zur näheren Erklärung: vorne am Lenker, haben wir eine kleine amerikanische Fahne und hinten am Netz eine bayrische Fahne. Die Amis lieben solche Dinge und so hat uns diese Fahne manches Herz und manche Tür geöffnet.

Wir sehen uns dann die London Bridge an. Ja, richtig gelesen, die London Bridge, original aus London! Unglaublich und wunderschön! Die Engländer haben diese Brücke abgerissen (1968) und wollten sie verschrotten. Ein reicher Ami ließ sie nach Lake Havasu bringen und naturgetreu wieder aufbauen (1971). Rund um die Brücke sind einige nette Geschäfte und Restaurants. Man fühlt sich nach London versetzt. Ein merkwürdiges Gefühl mitten im Ami-Land. Man kann Boote mieten etc. Also für den Normaltouristen gibt es hier eine Menge zu sehen und zu tun. Wir machen einen Rundgang um die Bucht, sehen phantastische Häuser und Boote, nette Menschen und später fahren wir einkaufen. Heute Abend gibt es gegrilltes Huhn, Erdbeeren und Bier. Wir sind inzwischen Profis im Supermarkt einkaufen. Von allen bekannten Ketten (Wal Mart, Albertson, City Market etc) haben wir eine Kundenkarte und "saven" (sparen) beim Einkauf. In den 2 Monaten, wo wir unterwegs sind, lohnt sich das ganz schön. Und wir sind immer stolz, je mehr wir gesavt haben!
Wir sitzen draußen, mit Blick auf den See und erleben einen unglaublichen Sonnenuntergang, wie gestern, der Himmel scheint in Flammen zu stehen. Das sind die Momente, wo wir lange dran zehren werden.
Morgen wollen wir Richtung Kingman, die berühmte Route 66, jedoch von Westen nach Osten, fahren.

Dienstag, 16. Mai 2006 12. Tag Flagstaff, Arizona Travel Inn (38,50)

Heute sind wir früh gestartet, um der großen Hitze (40 Grad und mehr) zu entkommen. Zum Frühstück gab es nur Kaffee und Erdbeeren, aber bei den Temperaturen ok.
Es ging auf die historische Route 66, erster Halt in Oatman, einem urigen kleinen Ort, berühmt für seine wilden Esel, die überall frei herumlaufen. Rolf hat mich mit einem fotografiert: Unterschrift des Bildes: zwei Esel! Es gab viele schöne und günstige Läden und so haben wir einige T-Shirts und 2 schöne Pins für unsere Lederjacken erstanden. Außerdem noch eine große amerikanische Flagge mit Motorrad für eine Wand in unserem Haus in Mühlberg. Nach gemütlichem Rundgang durch die Stadt mit Kaffee ging es weiter, dieser Teil der Route 66 ist wirklich schön für Motorradfahrer, eng, kurvig, aber nicht ungefährlich. Wir sehen einige Kreuze am Wegesrand. Es ging weiter nach Kingman, unterwegs halten wir noch am Hackberry General Store. Das muss man einfach gesehen haben, ein riesiges Arsenal an Sammelsurien an alten schönen und ausgefallenen Dingen, man kann es ansehen und manches kann man erwerben. Wir machen Eispause auf einer Schaukelbank und genießen den schönen Tag.

Auch die Damentoilette, ein Schmuckstück: ein alter Waschtisch mit Marmorplatte, schönen alten Bildern und alles super sauber! Ein Halt an diesem Ort ein absolutes Muss!
Auf der Weiterfahrt wird es plötzlich stockdunkel, Regen, Gewitter, Sturm naht. Wir halten und ziehen uns Regenklamotten an. Aber dann kommt Gott sei Dank kaum etwas. Doch es wird merklich kälter. In dem bekannten Seligman machen wir Kaffeepause in Lilos Cafe, es ist sehr hübsch und gemütlich eingerichtet, es gehört einer Deutschen, die viel Liebe in das Lokal gesteckt hat.
Wir besuchen den berühmten Angelos Barber Shop. Angelo, ein alter Italiener, der sich um den Erhalt der Route 66 seit Jahren sehr bemüht. Ein schöner Laden, aber wir haben - leider - keinen Platz mehr auf unserem Motorrad! Der Sack ist randvoll und alle Notreserven ausgeschöpft!
Dann machen wir uns an die letzten 60 Meilen (heute ist unsere Fahrtstrecke nur ca. 160 Meilen) bis Flagstaff, wo wir zwei Tage bleiben werden, um den Grand Canyon anzuschauen.
Wir finden ein gemütliches Zimmer, Internetanschluß in einem sep. PC-Zimmer! und nehmen wie immer draußen unser Essen ein: Ölsardinen, Käse, Tomaten, Brot. Wir haben viel Spaß an unseren Picknicken und einige der anderen Hotelbewohner beneiden uns um unser unkompliziertes Leben.
Nach Dusche und Essen gehen wir in den PC-Raum, Mails ansehen, SMS schreiben etc.
Später sitzen wir noch draußen und haben Plausch mit einigen anderen Hotelbewohnern.

Mittwoch, 17. Mai 2006 13. Tag Flagstaff, Arizona Travel Inn (38,50)

Heute sind wir sehr sehr früh aufgestanden, denn um 8 Uhr wollen wir los fahren. Unser Frühstück: Kaffee, Saft, Muffins, Äpfel. Es sind immerhin 90 Meilen (145 km) bis zum Grand Canyon. Um 9.30 Uhr kommen wir dort an. Es ist überwältigend, 1,6 km tief, 26 km breit und 446 km lang. Und zu jeder Stunde verändert sich die Aussicht. Die Natur hat dieses in Billionen von Jahren geschaffen und durch den Menschen wird so viel zerstört. Rolf fotografiert und ich staune, es ist wirklich überwältigend. Wir sind über 2.200 m hoch und es ist heiß, ca. 35 - 40 Grad. Unglaublich. Wir laufen einen Weg mit verschiedenen Aussichtspunkten, dann nehmen wir einen Shuttle Bus zu verschiedenen Aussichtspunkten. Es ist für mich ein einmaliges Erlebnis. Gegen 14 Uhr sind wir von der Rundtour zurück und machen Picknick auf einer schattigen Bank mit Blick in den Grand Canyon: einmalig.

Und wieder laufen wir ein Stück, aber es ist sehr heiß und so fahren wir mit dem Motorrad noch einige Aussichtspunkte an und unterwegs treffen wir das Ehepaar aus Kiel, welches wir in Tuscon kennen lernten, die Welt ist doch klein.
Auf der Rückfahrt nach Flagstaff machen wir noch zweimal Halt an der Litte Colorado River Schlucht. Wir sitzen auf Steinen und schauen in eine riesige Tiefe, wir sind ganz allein. So schön der Grand Canyon ist, die vielen Touristen stören dort. Dann fahren wir endgültig zurück ins Hotel, unterwegs kaufen wir noch ein zum Abendessen: heute gibt es Leberwurst, Ölsardinen, Tomaten, Erdnüsse, Bananen und Rotwein. Wir sitzen auf der Terrasse und halten Plausch mit Zimmernachbarn, einem Ehepaar aus Nord-Carolina, der Mann war bei der Army, er ist ca. 66 Jahre. Ein schöner Abend.

Donnerstag, 18.05.2006 14. Tag Holbrook, Arizona Western Holiday Motel (31)

Nach Frühstück (Kaffe, Saft, Muffins) fahren wir um 9 Uhr los. Es ist schon sehr heiß und dazu ist das Motorrad bepackt bis an seine Grenzen, 18 Flaschen alkoholfreies Bier im Sonderangebot und der Rest meines Rotweines und dann unsere gekauften Mitbringsel etc. Rolf hat die Nase voll und wir fahren zum Feed Express, kaufen ein Paket (billig) und packen alles, was wir gekauft haben, 10 T-Shirts, div. Mitbringsel und alles, was wir an Anziehsachen nicht brauchen (ich wasche regelmaessig abends!) in das Paket und senden es nach Greeley, an Rolfs Garage. Um 7/8 kg leichter fahren wir nun Richtung Walnut Canyon, genannt nach den schwarzen Walnüssen. Hier lebten vor mehr als 800 Jahren die "Menschen ohne Wasser". In dem Canyon lebten die Indianer von Farming, Jagd und Handel. Man nannte sie "Sinagua", spanisch für ohne Wasser. Aber auch schon vor ihnen gab es Bewohner in diesem Canyon, dieses haben archäologische Funde bewiesen. Die Sinagua lebten in den Klippen des Canyon, für mehr als 100 Jahre, dann verschwanden sie, warum weiß man nicht. Sie waren Farmer, Jäger, Händler und erfanden neue Techniken mit wenig Wasser das Land zu bestellen. 1915 wurde Walnut Canyon National Monument. Wir sehen uns auf einem wunderschönen Rundweg (steil, viele Treppen) alles an. Die Höhlen bzw. Behausungen sind in einem guten Zustand. Rolf entdeckt dort eine wunderschön gefärbte Schlange, Rolf fotografiert, aber ich bleibe in sicherem Abstand. Der Ranger sagte uns später, es sei eine King Snake und ungiftig. Wir machen eine kleine Rast auf einer Bank oberhalb des Canyon, um die Landschaft auf uns wirken zu lassen, wir haben ja Zeit. So viel schöne Natur. Dann ging es weiter nach Holbrook.

Wir fanden ein kleines günstiges Motel, packen aus und machen Mittag. Nur ein kleiner Imbiss, die Hitze lässt den Hunger vergehen. Dann fahren wir zum Petrified Forest National Park, riesig groß, versteinerte Bäume, Millionen Jahre al und viele Fossilien Funde, ein einmaliges Erlebnis. Wir halten an vielen Stellen und laufen durch den Kristallwald. Das Farbenspiel durch die Sonne ist einmalig. Ich erstehe einige Steine für unser Haus (jetzt haben wir ja wieder Platz!) und dann fahren wir bei ein wenig Regen und starkem Wind ins Hotel. Dort essen wir zu Abend: Huhn, Erdbeeren, Bananen, Erdnüsse, Brot. Ein wunderschöner Tag, es gibt so viel zu sehen und doch sieht man nicht alles, obwohl wir ja viel Zeit haben und keinen festen Reiseplan. Im Visitor Center erstehe ich einen Pin für meine Lederjacke und einen Wolf, gefertigt von Indianern, alles für unser Haus in Spiegelau.
Auf unserem heutigen Weg von Flagstaff nach Holbrook sind wir auch am Meteor Crater vorbeigekommen: Ein Meteorit schlug einen Krater von 170 m Tiefe. Der Einschlag war vor 50.000 Jahren. Teile des Meteoriten, der die Kraft mehrerer Atombomben hatte, sind noch heute zu sehen.
Eine Reise auf dem Motorrad wird nie langweilig, man sieht doch viel mehr als im Auto.

Freitag, 19. Mai 2006 15. Tag Cortez, Colorado Tomahawk Lodge (52)

Wir hatten heute ein karges Frühstück, Toast, Margarine, Kaffee, Saft. Um 8.45 Uhr fahren wir los, Rich-tung Canyon de Chelly. Ein wunderschöner Park, mit alten Ruinen von Felsenhäusern, jahrhundertealt. Es waren nur wenig Besucher da, so konnten wir alles in Ruhe anschauen und die Einsamkeit genießen. Und Rolf fand einen Felsen im Schatten, wo wir Picknick machen konnten, mit Blick auf den Spider Rock, heute mit Huhn, Tomaten und Brot. Ich habe mich den Amis angepasst und schleppe immer die Wasserflasche mit, was Rolf köstlich amüsiert.
Später fahren wir weiter nach Cortez, Colorado, wo wir im letzten Jahr schon waren. Unser damaliges Hotel ist leider ausgebucht, doch wir finden ein anderes, auch sehr schönes, neu renoviertes Motel mit Stühlen zum draußen sitzen. Die Besitzerin stammt aus Polen und ist sehr freundlich. Wir buchen gleich für zwei Tage, denn das Zimmer ist sehr schön, sauber, mit Badewanne und wir wollen uns einiges ansehen, was wir im letzten Jahr aus Zeitgründen nicht konnten. Nach Duschen, Baden und Waschen essen wir draußen: Lachs, Tomate, Oliven, Brot, Bier, ich mein Bier auf Ami-Art mit Eis! Wir sitzen lange draußen und lassen den schönen Tag ausklingen. Es waren 300 Meilen, ca. 480 km.

Im Walnut Canyon National Monument -Hier lebten vor 800 Jahren die "Sinagua", Menschen, die ohne viel Wasser leben konnten/mussten.

Im Walnut Canyon National Monument -Hier lebten vor 800 Jahren die "Sinagua", Menschen, die ohne viel Wasser leben konnten/mussten.

Lake Havesu City - London Bridge

Lake Havesu City - London Bridge

Route 66 - Hackberry's General Store

Route 66 - Hackberry's General Store

Grand Canyon - überwältigend

Grand Canyon - überwältigend

© Uschi Agboka, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 2monatige Motorradtour durch USA.
Details:
Aufbruch: 04.05.2006
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 28.06.2006
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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