USA 2006 - 2 Monate durch USA

Reisezeit: Mai / Juni 2006  |  von Uschi Agboka

Colorado, Nebraska, South Dakota

31. bis 35. Tag

Sonntag, 4. Juni 2006 31. Tag Greeley, Colorado Super 8 Motel (70)

Wir hatten Motel ohne Kaffee, daher packen wir früh unsere Sachen und gehen gegenüber ins Moose Creek Cookhaus zum Frühstück: Rühreier, Bratkartoffeln, Toast, Marmelade, Kaffee für 10 $ = 7 Euro für uns beide!
Dann fahren wir über den Willow Creek Pass (3.000 m), wunderschöne Strecke, grüne Wiesen, Blumen, Berge, Felsen, schneebedeckte Gipfel und Kurven, Kurven ohne Ende zum Motorradfahren. Die Strecke ist einmalig bis Granby, dann geht es vorbei am Grand Lake über den Trail Ridge Pass (3.700 m), Rocky Mountains National Park. Wir fahren über die höchstgelegene Straße der USA, die geteert ist. Auch im letzten Jahr sind wir hier gefahren, aber heute am Sonntag sind Massen von Völkern unterwegs, daher nicht so schön wie im letzten Jahr im September. Und es liegt noch viel Schnee überall. Später fahren wir durch Estes Park, ein mondänes Touristenörtchen. Wir halten am Estes Lake, direkt am Ufer finden wir einen schönen Tisch. Es ist 33 Grad und wir haben unser Picknick, Salami, Karotten, Brot. Dann weiter nach Loveland, durch ein wunderschönes enges Tal, aber zum Teil verhunzt durch zu viele Häuser. In Loveland kaufen wir im Levis Center ein, für Marias Mann Willi. Dann weiter nach Greely, es ist furchtbar heiß geworden. Wir fahren zu Rolfs Garage und packen bei fast 40 Grad in der Sonne um: alle Mitbringsel, gesammelten Werke kommen in einen Koffer. Und dann geht es zum Motel, duschen, baden, kühles Bier. Anschließend gehen wir in die Mall von Greeley, ich lasse meine Nägel machen, nach vier Wochen nötig. Es geht flott, 30 Min., 15 Dollar gleich 12 Euro! Lack kaufe ich auch, 6 Dollar = 4,80 Euro. So gut wieder ausschauend gehen wir einkaufen: Huhn, Brot, Tomaten, Karotten, Bodylotion, Bana-nen, Trauben. Bier gibt es keines zu kaufen am Sonntag. Vor dem Motel ist ein kleiner See und dort auf einer Bank essen wir: das Huhn ist mit einer komischen Sauce eingerieben, schmeckt nicht und das Knoblauchbrot ist ungenießbar. Zum ersten Mal werfen wir etwas weg. Doch wir lassen uns den schönen Abend nicht verdrießen: Rolfs alkoholfreies Bier schmeckt und mein Wein auch. Wir sitzen lange draußen und machen Kalkulation nach 31 Tagen: 50 Dollar pro Tag Motel und 11 Dollar pro Tag für essen und Trinken. Wir sind zufrieden. Morgen hat das Motorrad Service und dann fahren wir weiter Richtung Montana. Wir haben bis jetzt 6.283 Meilen, fast 10.053 km gefahren.

Montag, 5. Juni 2006 32. Tag Kimball, Nebraska Ist Inn (45)

Rolf hat den Wecker schon auf 7 Uhr gestellt, dass Motorrad soll um 7.30 Uhr beim Service sein, der Hinterreifen muss erneuert werden. Anschließend frühstücken wir ausgiebig, muss für Mittagessen mitreichen. Wir kaufen noch Bier, Tee und Werkzeuge, die günstig sind, ein. Dann packen wir unsere Sachen zusammen und stellen sie am Empfang unter. Anschließend gehen wir zum Harley Dealer, zu sehen, wie weit die mit dem Motorrad sind. Wir erstehen für Rolf und mich zwei Bandanas, schön bunt und ich schenke Rolf eine "Angelbell": Laut der Sage muss man die Glocke am Motorrad befestigen, dann läutet sie während der Fahrt und die bösen Geister, die techn. Probleme verursachen und Unglück bringen, fallen vom Motorrad ab, runter auf die Straße (daher manchmal die tiefen Löcher - so die Sage) und man fährt sicher seine Straße! Die Glocke von mir für Rolf hat die Inschrift: Fahr nicht schneller als Dein Schutzengel fliegen kann. Und diese Glocke bringt doppelt Glück, weil sie von einem Liebenden geschenkt wurde, so auch die Sage. Dann bestellen wir noch einen offenen weißen Helm (wie Rolf schon einen hat) für mich und eine Jacke, Vatertagsrabatt 20 % handle ich raus.
Die Verkäuferin ist nett, ich will für Rolf ein Geschenk kaufen, ein Harley Armband, sie lenkt ihn ab, so dass er es nicht bemerkt. Das Armband bekommt er erst Zuhause.
Gegen 14 Uhr ist alles fertig, wir packen das Motorrad, essen zwei Bananen und fahren los, über Wyoming nach Nebraska. Kurz vor der Grenze machen wir Teehalt. Wir treffen zwei Motorradpärchen aus Michigan, die nach Kalifornien wollen zu einer Beach Party. Unglaublich für uns, sie fahren dafür fast täglich 600 Meilen, ca. 1.000 km. Die Amis sind halt manchmal verrückt. In Kimball, Nebraska, finden wir in dem verschlafenen Ort ein gemütliches ruhiges Motel (Besitzer hat einen Kater namens Mike). In dem einzigen Laden des Ortes kaufen wir ein: Leberwurst, Radieschen, Gurken, Oliven, Fisch und machen Picknick draußen, es ist heiß, über 32 Grad. Rolf plant jetzt, wie wir weiter fahren.

Dienstag, 6. Juni 2006 33. Tag Interior, South Dakota Badlands Interior Camp (54)

Morgens frühstücken wir wieder draußen, es ist schon sehr warm. Dann fahren wir nach Scotts Bluff, Nebraska in den Wal Mart zum Einkaufen. Es ist super preiswert, aber das Motorrad ist voll bepackt. Aber ich erstehe noch gutes Brot und kalifornischen Rose Wein. Dann fahren wir zum Scotts Bluff National Monument, durch die Plains, wie die Siedler damals. Überall wird vor der Prärie-Rattle-Snake gewarnt. Aber wir bleiben auf den Wegen und sehen uns so alles an, von oben, man hat einen phantastischen Überblick über das North Platte River Valley. Die grasigen Plains von Nebraska und Wyoming bestehen seit ca. 10.000 Jahren. Indianer und Bisons lebten hier. Dann kamen im 19. Jahrhundert die Trails, Oregon und Mormonen Trails, die erst separat zogen und später zusammen weiterfuhren. Der Chimney Rock, eine bizarre Felsformation, war Wegweiser für die Trekker.
Was uns hier in Nebraska besonders auffällt: alles ist sauber und gepflegt und es gibt keinen Müll und Schrott um die Häuser herum, sondern schöne Gärten. Dann passieren wir die Grenze nach South Dakota, kommen in Sioux- und Lakota-Land. Die Indianer lassen alles ziemlich verkommen. Schade. Wir sehen uns das Mahnmal von "Wounded Knee Massaker", Dezember 1890 an. Blamabel, nur ein Blechschild. Aber dieses Ereignis sollte man schon besser würdigen. Und wieder fahren wir Meile um Meile ohne eine Menschenseele zu sehen. Wir durchqueren die "Badlands", National Park of South Dakota. 100 Meilen: lange Mauern, Kämme, Zinnen, Schluchten, die den Siedlern den Weg nach Westen versperrten. Kevin Costner tanzte hier mit dem Wolf. Der Park besteht aus vegetationsloser Gebirgslandschaft, gleichzeitig Fossillagerstätte von Weltruhm (23 - 25 Mill. Jahre alt) und der umgebenden Prärie. In den frühen 1800 Jahren nannten die französischen Trapper die Gegend "a bad land to cross". Trotzdem, eine Gegend, die extrem viel Schönes bietet: Felsen, Grasland und Farben jeder Schattierung. Es ist sehr heiß und wir trinken unser letztes Wasser. Der Highway ist endlos, dann endlich, finden wir in einem kleinen Nest, Interior, an der 44, ein schönes Motel. Wir sind froh, duschen zu können und sitzen dann raus in der Sonne um zu essen: Fisch, Salami, Käse, Radieschen, Tomaten, Brot, Bier und Wein. Es geht uns rundherum gut. Es ist das erste Mal, das wir kein Fernsehen haben, aber es ist schön, draußen zu sitzen und auf die Berge zu sehen, so vermissen wir nichts.

Mittwoch, 7. Juni 2006 34. Tag Wall, South Dakota Sunshine Inn (48)

Wir frühstücken auch heute wieder draußen, vor uns die grandiose Landschaft. Gegen 8.45 Uhr fahren wir in den Badlands National Park. Dort besuchen wir als erstes das Visitor Center, zum Glück, denn es kommt ein starker Regen und Gewitter. Wir aber sind im Trockenen. So können wir uns ausführlich informieren, es vergeht darüber eine Stunde. Der Regen und das Gewitter sind vorbei und wir fahren nun los, alle Aussichtspunkte des Parkes wollen wir sehen. Am Big Foot Pass (herrliche Aussicht) machen wir Picknick, es ist sehr warm, manchmal sonnig, aber sehr windig. Überall stehen Schilder, die vor den gefährlichen Prärie-Rattle-Snakes warnen, aber wir bekommen keine zu Gesicht. In den Badlands fand man viele Fossilien. Es existierten pferdeähnliche Tiere. Dann sehen wir Felsen in rot, gelb schimmern. Vor Millionen von Jahren war hier Wiese, dann ein Dschungel und heute sehen wir diese bunten Felsen. Phantastisch. Da Rolf dem Wetter nicht traut, fahren wir nach Wall, einem kleinen Ort, beherrscht von Wall Drug. Wir finden auf Anhieb ein gemütliches Motel, groß, sauber mit Frühstück und so packen wir erst mal aus. Dann ziehen wir uns um und besichtigen die Stadt, die folgende Geschichte hat:
Es war 1931, Dorothy und Ted Hustead kauften einzigen Drugstore der Stadt, die nur 326 Einwohner hatte und deren Geschäfte schlecht liefen. Ted war Apotheker und Dorothy Lehrerin. Sie verliebten sich in den kleinen Ort und gaben sich 5 Jahre, den Laden in Schwung zu bringen. Mount Rushmore stand kurz vor der Vollendung. Aber die Kunden blieben aus und es wurde 1936 und die Geschäfte liefen wei-ter schlecht. Doch dann hatte Dorothy die Idee: Die Besucher, die aus der heißen Prärie kamen, was verlangten die als erstes? Wasser, denn sie waren durstig. Eiskaltes Wasser! Und Eis und Wasser hatten sie genug. So kam Dorothy auf die Idee, eiskaltes Wasser kostenlos anzubieten. Und die Idee trug Früchte, denn die Leute hielten nicht nur für Wasser, sondern kauften Eiscreme und viele andere Dinge. Und so wurden in den nächsten Jahren 8 Mädchen für den Verkauf eingestellt. Und Wall wuchs zu einer Besucherzahl von 20.000 Menschen im Sommer an, Einwohner jedoch nur 850. Heute ist Wall Drug ein einziges riesiges Geschäft (Kaffee 5 Cent) mit Restaurants, Shops jeder Art und Fun. Überall hängen Originalbilder der alten Zeiten und die Preise sind niedriger als sonst irgendwo. Dorothy starb im November 1955 und Ted starb im Januar 1999. Ihr Sohn Bill starb leider zu früh im Oktober 1999. Aber Bill's Frau, Majorie übernahm die Führung und 2 ihrer Söhne und deren Frauen arbeiten und leiten heute das riesige gut florierende Unternehmen. Und auch heute gibt es das Eiswasser gratis!

Wir genießen den 5 Cent Kaffee und kaufen ein Hemd für Rolf, für mich einen Hut und div. Kleinigkei-ten. Dann kaufen wir noch Lebensmittel ein, duschen und sitzen draußen und machen uns einen schönen faulen Abend.

Donnerstag, 8. Juni 2006 35. Tag Spearfish, South Dakota Bell's Motor Lodge (44)

Heute sind wir früh dran, Kaffee trinken, Orangensaft und süße Teilchen. Dann fahren wir in die Stadt, um den Hut per Post nach Greeley zu senden. Wir wollen ihn nicht gleich zerdrücken. Um 8 Uhr fahren wir dann los, Richtung Mount Rushmore. Es ist Amerikas meistbesuchtes National Monumente. Unser Pass gilt hier nicht und wir müssen 8 Euro Parkgebühr zahlen. Schon von weitem sieht man die in Granit gehauenen Köpfe der vier Präsidenten. Das Memorial wurde von Gutzon Borglum geschaffen, mit Hilfe von vielen Arbeitern. Die Arbeiten dauerten 14 Jahre, 1931 - 1946, die Kosten waren enorm, fast eine Million Dollar. Es sollte ein Denkmal geschaffen werden für die Ewigkeit (wie die Pyramiden in Ägypten). Borglum suchte 4 Führer aus, die die Nation von Kolonialzeiten ins 20. Jahrhundert brachten:

George Washington
1. US Präsident

Thomas Jefferson
Verfassser der Unabhängigkeitserklärung
3. US Präsident

Abraham Lincoln
Vereinigte die verschiedenen Staaten und beendete die Sklaverei
16. US Präsident

Theodore Roosevelt
Begann den Ausbau des Panama Kanals
26. US Präsident

Die Gesichter der Präsidenten wurden nach Vorbildern geschaffen. Es wurde viel mit Dynamit gearbeitet, fast 450.000 t Granit wurden abgehauen, gesprengt etc. Es war eine gewaltige Arbeit von vielen Menschen. Heute weiß man, dass das Denkmal gepflegt werden muss, um vor den Witterungseinflüssen geschützt zu sein. Wir laufen den Präsidententrail und sehen daher die gewaltigen Gesich-ter von nah. Anschließend schauen wir uns von weitem Crazy Horse an, auch in den Fels gehauen. Und wir fahren durch Custers National Park, wunderschön, ähnlich wie im Schwarzwald. Die gesamte Gegend - Black Hills - gefällt uns landschaftlich sehr. Viele Hügel, grüne Wiese, große Wäl-der. Unterwegs machen wir Picknick mitten im Wald: Käse, Thunfisch, Tomaten, Brot. Wir haben immer sehr viel Spaß bei unseren Picknicks und keiner stört uns dabei. Weiter geht die Fahrt nach Deadwood, wo James Butler Hickock, alias Wild Bill, begraben liegt. Er wurde am 2. August 1876 ermordet. Während eines Spieles, wo sein Rücken ungeschützt war, wurde er erschossen. Sein Mörder, Jack Mc Call wurde später gehängt. Calamity Jan (1850 - 1903) arbeitete als Bullentrainerin in einer Wildwestshow und als Prostituierte. Sie sah sich als Geliebte von Wild Bill. Sie starb 1903 als Alkoholikerin und ihr letzter Wunsch und Wille war, neben ihrem "Geliebten" Wild Bill begraben zu liegen. Man erfüllte ihr diesen Wunsch, denn sie war eine warmherzige und gute Frau, die viel Positives in ihrem wilden Leben tat. Aber mancher fragt sich, was der elegante Wild Bill gedacht hätte, wenn er wüsste, dass Calamity Jane neben ihm begraben liegt, obwohl er sie gar nicht kannte!

Ich sehe mir den Friedhof an, der steil oben auf einem Berg liegt. Die Grabstätte der beiden ist gepflegt, es kommen viele Besucher hierher. Im Laden am Friedhof erstehen wir noch ein Jeanshemd für mich, jetzt kann ich Partnerlook mit Rolf machen und dann fahren wir in den Spearfish Canyon. Eine wunderschöne Strecke. In Savoy machen wir an einer exklusiven Lodge Halt und trinken Kaffee - er ist kostenlos und wir sind mehr als erstaunt. Ein Künstler modelliert aus einem abgeschlagenen Baum zwei Adler, sehr schön, könnte uns für unseren Garten auch gefallen. Weiter geht die Fahrt durch den Canyon, vorbei am Brautschleier Wasserfall nach Spearfish. Hier gefällt es uns und wir ergattern ein günstiges Zimmer für 44 Dollar. Zum Abendbrot gibt es Fisch, Radieschen, Brot, Weintrauben, Bier und Sangria. Wir sitzen draußen und genießen die Sonne.

Weitere Bilder zu diesem Bericht unter www.harley-rolf.de

Der Independence Pass - eine sehr enge, kurvige Strasse bis auf 3.700 m hoch. Für Motorradfahrer ein Traum.

Der Independence Pass - eine sehr enge, kurvige Strasse bis auf 3.700 m hoch. Für Motorradfahrer ein Traum.

Scotts Bluff National Monument

Scotts Bluff National Monument

Badlands National Park of South Dakota

Badlands National Park of South Dakota

Lodge in Savoy im Spearfish Canyon

Lodge in Savoy im Spearfish Canyon

Mount Rushmore National Monument

Mount Rushmore National Monument

© Uschi Agboka, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 2monatige Motorradtour durch USA.
Details:
Aufbruch: 04.05.2006
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 28.06.2006
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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