Australien per CamperVan

Reisezeit: März - Juni 2009  |  von Steffen Kosul

Apocalypse Now - Part3

Wir stehen jetzt auf einem Campingplatz, auf der Stecke nach Brisbane. Haben heut richtig Strecke gemacht und rund 400 km zurückgelegt.
Es ist 21 Uhr und ich sitze, nur mit Schlafanzughose bewaffnet, hinter unserem Camper und beobachte den Sternenhimmel. Milliarden von Sternen scheinen auf uns hinab. Das Meer rauscht im Hintergrund und ich hab den Eindruck, alles richtig gemacht zu haben.

Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, der Mann vom Schlüsseldienst.
Nach einer gefühlten Unendlichkeit hatte "Nick", so sein Name, es geschafft, das Schloss aus seiner Verankerung zu lösen. Jetzt teilt er uns mit, dass er den Schlüssel aber nicht vor Ort machen könne, sondern zurück in seine Firma muss, um ihn dort herzustellen.
OK, das bedeutet natürlich, ade Newcastle, ade Weiterfahrt, Hauptsache er kommt heute noch wieder. Inzwischen war es ungefähr 15 Uhr. Und er fuhr los.
Wir waren zum Warten verdammt und ich fand eine sinnvolle Beschäftigung.
An den Begrenzungsfeilern der Dünen waren Unmengen von Kabelbindern angebracht, die sicher früher einmal einen sinnvollen Zweck erfüllten, jetzt aber nur noch auf das Ende ihrer Tage warteten.
Solch Kabelbinder, in australisch "Ziptails" genannt, kann man immer gut gebrauchen, also brachte ich mein gutes Leathermann-Messer zum Einsatz und sammelte alle, die ich finden konnte, ein.
Marius musste mir dann beim Öffnen der Verschlüsse helfen und so bekamen wir mit der Zeit eine stattliche Summe zusammen.
Der zweite praktische Nutze war, dass die Zeit viel schneller verging und bumm, stand Nick wieder mit dem neuen
Schlüssel vor uns. Na prima, dann kann es ja heute doch noch weiter gehen.
Er probierte natürlich sofort sein Meisterwerk aus. Zu früh gefreut.
Der neue Schlüssel passte zwar klasse ins Schloss der Fahrertür, doch im Zündschloss fühlte er sich irgendwie komplett unwohl. Na nun?

Jetzt war das Zündschloss fällig. Ich hab mich sowieso, die ganze Zeit gefragt, warum er nicht das Zündschloss ausgebaut hat. Ach so, da war ja noch was . Das Ende der Geschichte von gestern. Das möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.
Nach einer weiteren halben Stunde gab er auf. Das Zündschloss wollt genauso wenig aus seiner Verankerung, wie schon das erste Schloss vorher.
Jetzt war das Schloss der Beifahrerseite dran. Mit geübter Hand hatte Nick dieses Schloss, für seine Verhältnisse, blitzschnell ausgebaut. Nun hatte er alles was er brauchte um einen Generalschlüssel für alle Schlösser machen zu können.
Um in die Firma zurück zu fahren, war es inzwischen zu spät, die hatten nur bis 17 Uhr offen.
Also machte er sich vor Ort daran, einen neuen Schlüssel mit der Hand herzustellen.
Dafür muß man schon einiges an Geschick und Erfahrung mitbringe. Der Junge wusste auf jeden Fall, was er tat.
Langsam wurde es dunkel und Nicks Freundin rief zum wiederholten Male an, um zu fragen, wann sie denn mit ihm rechnen könne. Wir bekamen Angst, dass wir vielleicht noch bis morgen hier auf einen funktionierenden Schlüssel warten müssten. Doch Nick ließ nicht von seinem Vorhaben ab. Eine gefühlte Ewigkeit später, hatte er, mit viel handwerklichem Geschick, so eine Art Schlüssel aus dem Vollen gefeilt. Und ein lange vermisstes Geräusch erfreute unsere Ohren. Der Motor sprang nach gefühlter unendlich langer Zeit wieder an.
Super, jetzt musste er nur noch, das halbe Auto, das er vorher zerlegt hatte, wieder zusammensetzen.
Um rund 21 Uhr war es dann so weit.
Das Auto war komplett, wir hatten einen neuen Schlüssel, Nick hatte sicher 5 Überstunden auf seinem Arbeitszeitkonto angesammelt und ich war 354 australische Dollar los.
Aber alle waren wir zufrieden.
So etwas, wird mir bestimmt nicht noch einmal passieren.

© Steffen Kosul, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Das ist der Reisebericht von Marius und Steffen in Down Under
Details:
Aufbruch: 18.03.2009
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 09.06.2009
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Steffen Kosul berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.