Indien 2004

Reisezeit: Februar 2004  |  von Manfred Haas

Zugfahrt nach Kalkutta

Voller Spannung bestiegen wir unseren Wagon. Die Ungewissheit befiel uns und wir kämpften uns zur jeweiligen (Schlaf)-Kabine durch.

Da, plötzlich Schreie dass da etwas auf dem Boden wäre. Ja, richtig, da war was. Kleine Viecher rannten im Zug umher. Schnell löste sich das Rätsel. Es waren Mäuse. Die armen Tiere mussten aufpassen, dass sie nicht von den vielen Menschen tot getreten wurden und rannten deshalb wild durcheinander. Später kam ein Schaffner mit einem Tuch vorbei um das kleine Brettchen, auf dem man wohl seine Brotzeit legen sollte, zu reinigen. Leider war das Tuch schmutziger als der Putzlappen eines Automechanikers und hatte irgendwie den Geruch der indischen Straßen an sich. Wir richteten uns dann halbwegs gemütlich ein und verstauten unser Gepäck möglichst mäusesicher. Der Zug fuhr an und es kehrte Ruhe ein. Ich glaube der Zug hielt an jedem dickeren Baum, denn kaum war man etwas eingenickt, als auch schon wieder angehalten wurde. Nach einigen Stunden bemerkte ich ein kitzeln auf meiner Brust. Ich dachte zuerst, es sei die Decke konnte aber nichts abnormes feststellen. Da, immer und immer wieder spürte ich irgendetwas, irgendwo an meinem Körper. Zunächst konnte ich mir das nicht erklären. Ich lag so da, konnte aber nicht mehr schlafen und dachte über das eigenartige kitzeln an meinem Körper nach. Plötzlich war ich hellwach. Ich hatte des Rätsels Lösung. Die Mäuse konnten es nicht sein, die hätte man intensiver gespürt. Aber in Indien gibt es ja auch noch eine Menge anderer Tiere (an die Kühe und Wildschweine denke ich dabei nicht, nur deren Untermieter) und genau solche Biester müssen das sein. Elisabeth und das Ehepaar neben uns schliefen den Schlaf der Gerechten und bemerkten zumindest vorerst nichts. Ich setzte mich auf die Pritsche mit dem Rücken zum Fenster um die erreichbare Oberfläche meines Körpers für die Biester zu verkleinern und versuchte etwas zu schlafen, was mir dennoch nicht so richtig gelang. Ständig stellte ich mir vor, welche Tiere sich gerade jetzt ihren Anteil von unseren Körpersäften holten. In der Nacht wachten dann die anderen drei auch mehrfach auf und fragten mich was das wohl sei, was sie immer so kitzelte. Ich konnte sie beruhigen indem ich sagte, dass das die Decken unseres Schlaflagers sind, die durch die Zugerschütterungen sich ständig bewegten. Ich habe keine Ahnung ob sie das wirklich beruhigte, jedenfalls schliefen sie wieder ein, wie man dies an den gleichmäßigen Schlafgeräuschen hören konnte. Am nächsten Morgen spürte ich an meinem linken Knöchel ein mächtiges und am rechten Knöchel, ein leichteres Jucken. Nach Ankunft im Hotel sah man auch die Ursache. Die Haut war an diesen Stellen ziemlich verbissen oder verstochen. Jedenfalls juckte es 10 Tage lang höllisch. So brachten wir die Nacht mehr gut oder auch nicht so gut schlafend herum und kamen am frühen Morgen in Kalkutta an.

© Manfred Haas, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nordindien mit Delhi, Jaipur, Benares, Kalkutta und Südindien mit Madras.
Details:
Aufbruch: 06.02.2004
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 23.02.2004
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Manfred Haas berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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