Indien 2004

Reisezeit: Februar 2004  |  von Manfred Haas

Madras

Der Flug nach Madras (jetzt Chennai) war nichts spektakuläres obgleich ich eigentlich den Maschinen bei den Inlandsflügen (Delhi-Benares und Kalkutta-Madras) nicht viel zutraute, ja eigentlich etwas Bammel hatte. Die Flieger waren in einem erstaunlicherweise sehr guten Zustand. Die Gesellschaften "Jet Airways" und "Air Sahara" (welch passender Name für Indien) hatten wirklich gute Maschinen und die Abflugzeiten bewegten sich nicht an orientalischen Gepflogenheiten da sie pünktlich waren.

Nach der Landung in Madras besuchten wir auf dem Weg zu unserem Hotel zunächst die St. Thomas-Kapelle. Diese liegt auf einer Anhöhe und von dort aus hat man einen herrlichen Blick über Madras und die Umgebung. An dieser Stelle soll der hl. Thomas laut Überlieferung ermordet worden sein. Während der Fahrt stachen vor allem die riesigen, handbemalten Reklametafeln ins Auge. Auffallend war auch die relativ saubere und gepflegte Stadt, wenngleich es nicht ganz so wie in Kalkutta war. Kühe gab es auch, allerdings war die Population wesentlich kleiner als in den anderen Städten. Wildschweine konnte ich keine entdecken. Alles in Allem gefiel mir der Süden Indiens besser als der Norden. Wir fuhren dann zu unserem ersten Hotel in Madras. Leider mussten wir am nächsten Tag noch einmal in ein anderes Hotel umziehen, denn auch dieses erste Hotel in Madras war absolute Spitzenklasse und für mich persönlich die beste Herberge die wir hatten. So gut wie die Unterkunft, so gut war das Essen. Es war einfach Spitzenklasse in der Qualität wie in der Quantität. Ich hatte irgendetwas Indisches (wie sich das so gehört) am Buffet geholt, das war so scharf, dass die Waldbrände Australiens zu einer morgendlichen Abkühlung wurden. Ich prüfte mehrfach allen Ernstes, ob meine Zunge noch vorhanden war. Trotz Allem, es schmeckte einfach köstlich. Ja, es war so gut, dass ich mir noch einen Nachschlag holte.

Am nächsten Tag besuchten wir die St. Thomas-Kathedrale wo wir mit dem dortigen Erzbischof eine Messe feierten. Dieser Bischof beging an diesem Tag den 30. Jahrestag seiner Bischofsweihe. Leider wusste er nichts von seinem Jubiläum. Er erfuhr dies erst durch uns. Vor ein paar Jahren war er Übrigens schon einmal in Helmstadt. Sein eigentliches Gotteshaus wird zur Zeit restauriert und so hatten sie eine Notkapelle hergerichtet, die aber sehr ordentlich aussah. Einige Einheimische waren auch zur hl. Messe gekommen, die sie sehr inbrünstig mitfeierten. Mit diesem Bischof pflegt die Helmstadter Pfarrgemeinde freundschaftliche Bande, da sie ein Kinderheim, das im Zuständigkeitsbereich des Bischofs liegt, schon jahrelang finanziell unterstützt. So brachten wir auch diesmal einen Scheck mit. Mit diesem Geld kann dort sicherlich eine zeitlang gearbeitet werden. Als wir die Baustelle der Kathedrale besichtigten, hörten die dort arbeiteten Männer sofort mit der Arbeit auf, kamen auf uns zu und streckten die Hand (zum Einsammeln von Uros ) aus, womit sie bei mir dann auch schon wieder "unten durch" waren.

Die Leute dort scheinen westliche Menschen mit einem Geldacker zu verwechseln. Offensichtlich denken sie (wenn überhaupt), dass diese Scheine bei uns auf dem Feld wachsen und wir sie nur pflücken müssen.

Nach dem Gottesdienst fand uns zu Ehren noch eine kleine Feier statt. An diesem Abend zogen wir dann in das letzte Hotel um. Es sollte die Krönung sein, so versprach man uns. Es war nicht schlecht, aber wir waren leider schon etwas verwöhnt. Herrlich war die Strand- und Poolanlage. Am Abend spielten immer zwei junge Männer die von mir so geliebten Oldies der 60er Jahre. Gerne gab ich manchen "Uro" den beiden, damit sie meine Lieblingslieder spielten. Tagsüber schauten wir noch manchen Tempel an, die man gar nicht mehr in sich aufnehmen konnte. Abends aber, abends genoss ich die Musik und die tropische Anlage. Leider waren wir nicht lange da, das Ende der Reise nahte. Zum Abschluss hatten wir noch ein Abendessen am Strand. Mäuse liefen uns über die Füße. Wir mussten unsere Beine hochlegen, um nicht immer an die Mäuse erinnert zu werden, die an den Schuhen knabberten. Offensichtlich fanden solche Essen am Strand öfters statt, da für die Viecher scheinbar gut gesorgt war.

Leider kam unser Essen etwas spät. Die Folge war, dass es nur noch lauwarm war. Die Portionen hatten die Größe um ein Mäusemäglein zu füllen. Ein Mitreisender stand erzürnt auf und verließ das Gelände. Andere folgten ihm. Das Essen war im Reisepreis enthalten. Unser Organisator sagte, dass hierfür 30,00 € verrechnet wurden. Das war dann auch anderen etwas happig. Die Leute murrten und so ließ der Manager noch einmal im Hotel anrichten. Leider war es dann schon etwas spät und den meisten von uns war der Hunger zwischenzeitlich vergangen. Außerdem empfanden wir es als Unverschämtheit, dass in einem Land, in dem die körperlich arbeitende Schicht so schlecht bezahlt wird, den Touristen so viel Geld, für so wenig und auch noch kaltes Essen, abgenommen wird. Es war schade, dass die Reise wegen dieser Sache einen solchen Ausklang fand.

© Manfred Haas, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nordindien mit Delhi, Jaipur, Benares, Kalkutta und Südindien mit Madras.
Details:
Aufbruch: 06.02.2004
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 23.02.2004
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Manfred Haas berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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