Zwei Schwaben unterwegs in (Nord)Deutschland

Reisezeit: September / Oktober 2009  |  von Ulrike S.

Eine Wohnwagenreise von Baden-Württemberg über Sachsen-Anhalt nach Mecklenburg-Vorpommern

Anreise und 1. Etappe in Sachsen-Anhalt

Nachdem wir im Herbst 2008 mit unserem Vorhaben begonnen hatten, die inzwischen ja nicht mehr ganz so neuen deutschen Bundesländer zu erkunden und unsere damalige Reise nach Dresden und in die Sächsische Schweiz so ein großartiges Erlebnis war, haben wir uns ein Jahr später im Herbst 2009 auf den Weg in Richtung Mecklenburg-Vorpommern gemacht. Zehn Tage waren wir zu zweit und in Begleitung unseres vierbeinigen Familienmitgliedes in unserem Wohnwagen unterwegs. Mit zwei beeindruckenden Aufenthalten in der Mitte Deutschlands, genauer gesagt in Sachsen-Anhalt in der Nähe Bitterfelds.

Für uns sind die östlichen Bundesländer immer noch "weiße Flecken" auf der Landkarte. Da wir nie Verwandte oder Freunde im Osten hatten, war für uns die DDR-Zeit auch irgendwie ein Kapitel deutscher Geschichte, das uns nicht wirklich persönlich betroffen und damit auch nicht wirklich interessiert hat. Zwar hatten wir beide (Jahrgang 1960 und 1963) in der Schule das eine oder andere über die DDR gelernt und bei Klassenfahrten ins damals noch geteilte Berlin auch den "bösen" Nachbarn kennen gelernt, doch sind wir mal ehrlich: im Teenager-Alter war das alles nicht wirklich von großem Interesse.
In die Zeit des Mauerfalls und der Wende fiel schließlich die Geburt unserer Kinder. Unsere Älteste wurde 1989 geboren - auch da waren wir also mit anderen Dingen beschäftigt. Auch wenn wir natürlich die damaligen politischen Geschehnisse gebannt verfolgt haben.
Und einen Urlaub im Osten? Daran war im Traum nicht zu denken. Statt dessen waren Dänemark, die deutsche Nordseeküste und Südfrankreich Ziele unserer Familienurlaube.

Mit der Zeit entwickelten sich jedoch Begegnungen und Freundschaften zu Menschen, die aus der ehemaligen DDR stammten. Und damit wurde schließlich auch unser Interesse geweckt. Immer wieder mussten wir nämlich feststellen, wie wenig wir doch von dieser Seite Deutschlands wissen und wie vieles immer noch mit Vorurteilen behaftet ist. Wir arbeiten also inzwischen dran, dass sich dies ändert.
Soviel der langen Vorrede.

Los ging es für uns am 22. September 2009 und wir hatten uns die knapp 900-Kilometer-Tour an die mecklenburg-vorpommersche Ostseeküste in zwei Etappen aufgeteilt.
So erreichten wir völlig stress- und staufrei mit einer Kaffeepause an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze in Hirschberg nach knapp 500 Kilometern kurz nach 14 Uhr unser erstes Ziel, das Heide-Camp Schlaitz in Sachsen-Anhalt. Der Campingplatz liegt ca. 40 Kilometer nördlich von Leipzig und etwa 20 Kilometer von der A9 entfernt im Dreieck Leipzig-Dessau-Halle. Mitten im ehemaligen Braunkohle-Abbaugebiet rund um Bitterfeld am Mulde-Stausee. Noch vor einigen Jahren wären wir sicherlich nicht im Traum auf die Idee gekommen, hier einmal Urlaub verbringen zu wollen. Doch heute ist die Region ein sehr schönes Naherholungsgebiet und viele der Wunden des Tagebergbaus wurden geflutet bzw. zu Naturschutzgebieten (Biosphärenreservat Mittelelbe) ausgewiesen.

Neugierig und ahnungslos machten wir uns bei der Abfahrt von der Autobahn auf einiges gefasst, doch schon bald war die weitere Anfahrt auf den Campingplatz begleitet von vielen Ahs und Ohs. Wir wähnten uns angesichts großer Wasserflächen und einer Segel-Marina nahe Bitterfeld schon fast am eigentlichen Urlaubsziel im Norden.

Der Mulde-Stausee nahe Bitterfeld

Der Mulde-Stausee nahe Bitterfeld

Das Ausflugsschiff "Muldenperle" hat direkt am Campingplatz eine Anlegestelle

Das Ausflugsschiff "Muldenperle" hat direkt am Campingplatz eine Anlegestelle

Der Campingplatz selbst hat uns auf Anhieb gefallen und wir haben uns dort wirklich sehr wohlgefühlt. Lage, Sanitäranlagen, Empfang, Restaurant und Service alles wunderbar und nur zu empfehlen.
Der Platz befindet sich auf einem ehemaligen Gelände des Tagebaus Muldestein und einige Relikte dieser Zeit sind hier noch in einer Art "Freilichtmuseum" zu sehen. Außerdem liegt in direkter Nachbarschaft ein Naturschutz-Zentrum mit vielen Informationen zur Flora und Fauna sowie der Renaturierung des Geländes. Wirklich sehr sehenswert!

Nostalgie am Empfang des Heide-Camp in Schlaitz

Nostalgie am Empfang des Heide-Camp in Schlaitz

Einige Relikte aus vergangenen Tagen

Einige Relikte aus vergangenen Tagen

Molly & Emma....

Molly & Emma....

Der Muldestausee ist auch wunderbares Wander- und Radler-Revier

Der Muldestausee ist auch wunderbares Wander- und Radler-Revier

Wir waren auf Anraten von Bekannten hier, die auf ihrem Weg zur Mecklenburger Seenplatte ebenfalls "nur" Station machen wollten, dann aber 14 Tage geblieben sind. Auch wir waren stark in Versuchung und buchten gleich einmal zwei Nächte auf dem Campingplatz ein, für die wir uns zunächst häuslich einrichteten.
Eine gemütliche Tasse Tee vor dem Wohnwagen im Sonnenschein, so lässt sich's leben. Nach dieser nachmittäglichen Siesta lockte uns jedoch der Mulde-Stausee zur Erkundung. Wir packten die Fahrräder vom Auto und machten uns auf zur Umrundung. Ganz haben wir's natürlich nicht geschafft, aber einen ersten Eindruck gewonnen. Es ist wunderschön hier, die Wege sind hervorragend ausgeschildert und hier könnten wir tatsächlich noch länger verweilen.

Am Abend blieb die Campingküche kalt und wir haben der benachbarten "Schachtbaude" einen Besuch abgestattet. Mit dem Auto. Das wäre zwar nicht nötig gewesen, denn ein Fußweg ging direkt vom Campingplatz entlang des Mulde-Stausees in ca. 15minütigem Spaziergang zum Lokal. Aber das hatten wir erst später entdeckt und hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer.
Das Ausflugslokal bietet übrigens sehr gute, preiswerte regionale Küche und der Service war überaus freundlich.

Sanddorn gibt es hier in rauhen Mengen

Sanddorn gibt es hier in rauhen Mengen

Blick auf den See

Blick auf den See

Wohin soll der Weg gehen?

Wohin soll der Weg gehen?

© Ulrike S., 2009
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 22.09.2009
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 02.10.2009
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Ulrike S. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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