Asia Express – In 6 Monaten von Delhi nach Denpasar

Reisezeit: Februar - August 2010  |  von Dirk Vorwerk

Boomerang II - Einmal Australien und zurück

18. - 24. Juli 2010

Die erste Woche unseres Australien-Abenteuers ist wie im Flug vergangen. Nachdem wir viel Zeit mit der Erkundung des größten Schutzgebietes verbracht haben, möchten wir in den verbleibenden Tagen die landschaftlich reizvollen Gebiete außerhalb des Kakadu-Nationalparks kennenlernen.

Wir beginnen mit dem Mary River Nationalpark. Die Flusslandschaft vor den Toren Kakadus ist vor allem durch außerordentlich große Vorkommen des stattlichen Süßwasserfisches Barramundi bekannt und daher bei Anglern und Krokodilen gleichermaßen beliebt. Für diese beiden Zielgruppen sind auch die Wege durch den Park ausgebaut: Australische Angler besitzen normalerweise allradgetriebene Gefährte, und Krokodile brauchen keine Straßen - also gibt es hier nur schlechte Schotterpisten, und diese dürfen mit gemieteten Fahrzeugen in der Regel nicht befahren werden. Bleibt also, wie so oft, nur Bootsfahrt.

Wir buchen für den Sonntagmorgen eine zweistündige Tour auf dem Mary River und widmen uns dann unserem Zeltplatzdasein. Wir kühlen uns im Pool ab und zaubern ein paar Köstlichkeiten aus der Campingküche. Eine Maschine Wäsche ist in der trockenen Hitze des Nachmittags fast schneller getrocknet, als wir sie aufgehängt haben.
Gleich hinter dem Campingplatz bietet sich von einem kleinen Hügel ein schöner Ausblick auf die Flutebene. Ein ideales Ziel für einen kurzen Abendspaziergang, doch der erhoffte spektakuläre Sonnenuntergang bleibt leider aus.

Am nächsten Tag brechen wir zeitig auf, um uns gute Fotoplätze auf dem Boot zu sichern, doch die Mühe war unnötig - wir haben das Boot für uns alleine und Terry, unser freundlicher Bootsführer, erfüllt all unsere Wünsche. Wir genießen den unerwarteten Luxus unserer Privatfahrt und haben viel Zeit zum Fotografieren. Neben den Süß- und Salzwasserkrokodilen, die hier friedlich nebeneinander leben, beeindrucken uns vor allem die Weißbauch-Seeadler, die auf den Bäumen in Ufernähe auf Beute lauern.

Unsere nächste Station ist nur gut 30 Kilometer entfernt. Wieder zieht es uns auf das Wasser, diesmal auf den Corroboree-Billabong. Wir lösen zwei Tickets für die letzte Tour des Tages, die 17.00 Uhr startet. Im rasanten Tempo geht es mit dem Shuttlebus über die Schotterpiste durch das australische Buschland zur Anlegestelle unseres Bootes. Leider haben wir Pech, ein anderer Tourguide leitet seine Gruppe zielsicher zuerst an Bord.

Reihe 1 ist durch ein Paar mit großen Hüten, die wir immer wieder vor der Linse haben, und einer Dame, die sich ständig selbst mit ihrem iPhone fotografiert, besetzt. Erschwerend kommt hinzu, dass der Bootsführer, das Feierabendbier bereits vor den Augen, seine letzte Runde offenbar zügig hinter sich bringen will und auch nicht für Attraktionen stoppt. Das Licht ist zauberhaft, die Artenvielfalt beeindruckend, vernünftiges Fotografieren ist praktisch nicht möglich. Wir hatten ursprünglich noch eine zweite Fahrt für den nächsten Morgen geplant, doch wir ändern unsere Pläne und ersparen uns eine neuerliche Enttäuschung.

Zu Beginn der neuen Woche steht der Litchfield-Nationalpark auf unserem Programm. Auf dem Weg dorthin statten wir dem Besucherzentrum "Window on the Wetlands" eine Stippvisite ab, das über die ausgedehnten Feuchtgebiete informiert, die den Landstrich dominieren. Das bekannteste und größte dieser Wetlands ist Fogg Dam, eine künstlich aufgestaute Wasserfläche, ursprünglich für die Bewässerung von Reisanbauflächen geplant. Das Projekt scheiterte jedoch innerhalb kürzester Zeit, denn das Gewässer zog zahlreiche Vögel an, die auch das reichliche Nahrungsangebot auf den umliegenden Getreidefeldern zu schätzen wussten. Geblieben ist eine Oase für Wasservögel, die sich vor allem in der Trockenzeit hier versammeln. Wir verbringen knapp zwei Stunden auf der Aussichtsplattform, dann müssen wir weiterziehen.

Erneut geht es auf den Highway, und wie schon so oft sehen wir am Wegesrand immer wieder kleinere Buschbrände, die in dieser Jahreszeit jedoch völlig normal sind und oftmals sogar kontrolliert gelegt werden, um neues Pflanzenwachstum anzuregen. Der größte Teil der Vegetation hat spezielle Schutzmechanismen entwickelt und übersteht das Feuer in der Regel unbeschadet. Kleintiere wie die imposanten Kragenechsen suchen während dieser Zeit sichere Verstecke hoch oben in den Baumwipfeln auf und kehren erst mit dem Einsetzen der Niederschläge auf den Boden zurück. Trotz des Wissens um die Hintergründe bleibt beim Anblick des lodernden Feuers und der Qualmwolken ein seltsames Gefühl.

Im Supermarkt in Humpty Doo decken wir uns vor allem mit alkoholfreien Getränken ein, denn bei der Hitze ist der Flüssigkeitsbedarf hoch, und Coca Cola und Co. sind in den Nationalparks exorbitant teuer.

Wir erreichen Litchfield am Nachmittag und schlagen unser Lager für die Nacht an der westlichen Grenze, in der Nähe der Wangi Falls, auf. Das Litchfield Safari Camp ist, verglichen mit den bisherigen Zeltplätzen auf unserer Tour, ziemlich "basic", mit anderen Worten ursprünglich und schlicht. Nur der Preis reicht nahezu an das Niveau der Luxuscamps heran. Egal, wir haben einen Stromanschluss, um die Akkus zu laden, und der Kiosk verkauft Eisblöcke für die Kühlbox - mehr brauchen wir nicht.

Am nächsten Morgen beginnen wir unsere Runde mit den nur vier Kilometer entfernten Wangi-Wasserfällen. Sie liegen im Gegenlicht, dafür ist die gegenüberliegende Fledermauskolonie bestens beleuchtet. In der Hoffnung, von oben gutes Licht für eine Aufnahme zu haben, begeben wir uns auf den steilen Rundweg, der zur Spitze der beiden Wasserläufe führt. Am höchsten Punkt angekommen, müssen wir feststellen, dass die Mühe umsonst war - das Wasser stürzt ein ganzes Stück entfernt in die Tiefe, und der natürliche Felspool am Fuße der Fälle ist von hier nicht zu sehen.
Litchfield ist bekannt für seine Kaskaden, und so versuchen wir unser Glück bei dem Tolmer Falls. Hier herrscht bereits reges Treiben, und in regelmäßigen Abständen wird ein neuer Reisebus mit Tagestouristen ausgekippt. Wo stand noch einmal geschrieben, dass Litchfield die angenehm ruhige Alternative zu Kakadu darstellt? Wir lieben unsere Reiseliteratur einmal mehr für ihre Realitätsnähe. Auch ein Abstecher zum Tabletop Swamp, einem Sumpfgebiet im Herzen des Parks, bringt nicht die Offenbarung, die wir gesucht haben.
Es ist gerade Mittagszeit, und wir ändern spontan unsere Tourpläne. Hatten wir ursprünglich zwei Übernachtungen hier eingeplant, entscheiden wir uns nun dafür, die Attraktionen bis zum heutigen Abend abzuhaken. Also geht es zum Fotografieren zurück nach Wangi, wo das Wasser mittlerweile in schönem Licht über die Felsen stürzt, dafür aber deutlich mehr Menschen anzieht als noch am Vormittag. An unserem nächsten Stopp, den Florence Falls, drängen im Minutentakt neue Besucher auf die kleine Aussichtplattform, und die nahegelegenen Buley Rockholes - natürliche, vom Fluss in das Gestein gegrabene Wasserbecken - sind so überfüllt wie ein spanischer Mittelmeerstrand am ersten Ferientag. Erst bei den berühmten Magnetic Termite Mounds, einer Anordnung großer Termitenhügel in exakter Nord-Süd-Ausrichtung, wird es ruhiger, denn der Tag neigt sich schon langsam seinem Ende, die Tagestouristen sind auf dem Weg nach Hause und wir reisen ja inzwischen entgegen des üblichen Besucherstromes. Mit den letzten Sonnenstrahlen beziehen wir in der Nähe von Batchelor, schon außerhalb der Nationalparkgrenzen, unser Nachtquartier und schmieden beim Abendessen Pläne für den nun gewonnenen zusätzlichen Tag.

Fogg Dam hatte uns ausgesprochen gut gefallen, und so statten wir dem Vogelschutzgebiet am nächsten Vormittag eine weiteren Besuch ab. Neben Seeschwalben, Löfflern, Enten, Gänsen, Ibissen und Reihern bekommen wir diesmal sogar ein Paar der großen Brolga-Kraniche zu Gesicht, die entlang des Ufers nach Nahrung suchen.

Im Anschluss fahren wir nach Howard Springs. Der dortige Nature Park wird von unserem Wildnisreiseführer in den höchsten Tönen gelobt, vor allem die farbenfreudigen Regenbogen-Pittas sollen dort in großer Zahl zu finden sein. Ein Einzelexemplar leuchtet uns aus dem Unterholz entgegen, entfernt sich aber zu schnell, um noch den Auslöser drücken zu können. Ansonsten bevölkern Unmengen Kakadus die Bäume, Ibisse streifen über die Wiesen und zahlreiche Reinwardt-Hühner durchforsten das Gebüsch. In einem Teich treiben Schildkröten in gemächlichem Tempo durch das Wasser. Doch insgesamt ist das Gelände eher übersichtlich und schnell zu erkunden.

Auf unserem Rundgang entlang des Baches treffen wir einen australischen Ornithologen, der häufig hier unterwegs ist und uns bestätigt, dass bereits seit mehreren Wochen in dieser Gegend nicht viel los ist. Als wir ihm auf seine Nachfrage hin sagen, dass wir aus Deutschland kommen, zeigt er uns freudig ein bekannt aussehendes Fernglas - VEB Carl Zeiss Jena. "That's the best...", verkündet er überzeugend. Doch wo keine Vögel sind, kann man sie auch mit diesem Qualitätsprodukt nicht entdecken...

Auf dem nahegelegenen Zeltplatz gibt es fast schon so etwas wie eine deutsche Kolonie. Australien ist bei Deutschen als Reiseziel extrem beliebt - in den letzten knapp zwei Wochen haben wir um ein Vielfaches mehr an Landsleuten getroffen als in viereinhalb Monaten Indien und Malaysia. So parken wir unseren Campervan für die folgende Nacht zwischen zwei jungen Leuten aus Hoyerswerda und einem netten Ehepaar aus München, dem wir bereits schon einmal im Kakadu Nationalpark begegnet sind.

Da auch Howard Springs keinen weiteren Ganztagesaufenthalt hergibt, fahren wir nach einer kurzen Wanderung am Morgen erneut zurück in die Wetlands. Ein Bootscharter für den Corroboree-Billabong lässt sich kurzfristig leider nicht organisieren. Also noch einmal ausführlich Fogg Dam - ein Platz, an dem es für Ornithologen nie langweilig wird.

Diesmal beobachten wir nicht vom Aussichtsturm aus, sondern starten mit einer kurzen Wanderung. Unser Pfad schlängelt sich zunächst durch den dichten Monsun-Regenwald, bevor er allmählich ins Freie führt und von mehreren Plattformen den Blick zu den Wetlands hin freigibt. Der melodische Gesang der Flycatcher dringt aus den Wipfeln der Papierborkenbäume an unser Ohr, und gelegentlich sehen wir den einen oder anderen der winzigen Vögel von Ast zu Ast huschen. Danach schauen wir dem regen Treiben auf dem Gewässer von der Mitte des Dammes aus zu.

Am Freitag begeben wir uns langsam in Richtung Darwin. Wir wollen entspannt unsere Abreise vorbereiten. In Hidden Valley ergattern wir glücklicherweise einen Stellplatz für die Nacht, denn die Campgrounds in Citynähe sind nahezu ausgebucht, da ab heute die sogenannte "Royal Darwin Show" stattfindet - ein Volksfest mit eher schlichten Höhepunkten wie Kürbisweitwerfen. Damit die Einheimischen nichts verpassen, wird der erste Veranstaltungstag - der heutige Freitag - schnell mal zum Feiertag erklärt.
Schon ist Samstag, und zunächst ist Internetrecherche angesagt, denn wir haben noch keine Hotelbuchung für die kommende Nacht in Singapur. Die lückenhafte Netzanbindung und die zum Teil horrenden Gebühren haben uns bis zum letzten Augenblick warten lassen. Zu verwöhnt sind wir noch vom gebührenfreien "Cyber-Paradies" Malaysia, wo es nur im tiefsten Regenwald keine WiFi-Verbindung gab. Unser Zögern rächt sich jetzt bitterlich, denn viele Hotels sind ausgebucht und die meisten Hotelbuchungssysteme lassen Reservierungen für den aktuellen Kalendertag nicht mehr zu. Kurz bevor unser 60-Minuten-Zugang abläuft, gelingt uns noch eine Buchung, so dass wir zumindest mit dem Wissen um eine bestätigte Unterkunft zurückreisen.

Nach einem letzten opulenten Frühstück packen wir in Windeseile unsere Siebensachen, denn Check-Out ist auf den besucherfreundlichen australischen Campingplätzen grundsätzlich bereits 10.00 Uhr. Wir beschließen unseren Australien-Aufenthalt mit einem kurzen Abstecher zum Charles Darwin Nationalpark, einem geschützten Mangrovengebiet am westlichen Rand der Stadt. Von hier werfen wir noch einen Blick auf die Skyline von Darwin, bevor wir gegen Mittag unseren liebgewonnenen Campervan zurückgeben.

Ein Taxi bringt uns zum Flughafen, wo wir noch ausreichend Zeit haben, ein wenig "Gepäckoptimierung" zu betreiben. Auch wenn wir zwischendurch regelmäßig Ballast abgeworfen haben, so lassen die Neuerwerbungen aus dem Buchhandel - vor allem Bestimmungsbücher - das Reisegepäck immer schwerer werden. Um teures Übergepäck zu vermeiden, tauschen wir noch schnell unsere Trekkingsandalen gegen die robusten, knöchelhohen Wanderschuhe, ziehen uns nach dem Zwiebelprinzip schön warm an - schließlich ist der Changi Airport in Singapur frostig klimatisiert - und stopfen soviel Reiseliteratur in die Jackentaschen, das es für eine Erdumrundung per Fahrrad reichen würde. Mit 43 Kilogramm kommen wir innerhalb der Toleranzgrenzen durch das Check-in und konzentrieren uns darauf, ein entspanntes Gesicht beim Transport unseres "nicht ganz normgewichtigen" Handgepäcks zu machen. Wir passieren die Sicherheitskontrolle und bringen unsere letzten Känguru-Dollar unter das Volk, bevor unser Flieger nach Singapur pünktlich um 18.30 Uhr abhebt.

Zweieinhalb Wochen Australien liegen hinter uns, und es gäbe noch so vieles zu entdecken. Unsere erste Begegnung mit "Downunder" war ob der Kürze der Zeit sehr intensiv und ziemlich anstrengend. Um unzählige Erlebnisse mit der Natur und den Menschen des Landes der reicher, setzen wir nun unseren Weg durch Asien fort.
Zum Abschluss unserer Reise erwartet uns nach einem einwöchigen Aufenthalt im Stadtstaat Singapur die indonesische Trauminsel Bali, eine unvergleichliche Mischung aus Natur und Kultur.

© Dirk Vorwerk, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Der Wunsch etwas in dieser Art zu tun war schon lange da. Im letzten Jahr wurde aus diesem Wunsch dann ein Entschluss und nach langer Überlegung haben wir uns für eine Tour durch Asien entschieden. Seit dem 23. Februar sind wir nun auf unserer Reise die uns in 6 Monaten durch Indien, Malaysia und Indonesien führen soll.
Details:
Aufbruch: 23.02.2010
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 26.08.2010
Reiseziele: Indien
Malaysia
Australien
Singapur
Indonesien
Der Autor
 
Dirk Vorwerk berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.