Mal kurz nach Indien

Reisezeit: Januar - April 2013  |  von Manfred L.

Auf nach Udaipur ...

... noch immer in Jaisalmer

An Straßenständen gibt es gefüllte Teigtaschen, deren Inhalt im Wesentlichen ein Brei aus Kartoffel und Kichererbsen ist und deren Geschmack wiederum von Gewürzen bestimmt wird ... und an jedem Stand schmeckt es etwas anders. Fuer 10 Rupes bekommt man ein Stück Zeitungspapier und darauf ein solches Gebäck, mit einer Schere in mundgerechte Stücke zerkleinert und mit gahackten Zwiebeln sowie einer Würzsoße obendrauf. Längst sind die Restaurants, Garküchen und selbst einfachste Herbergen auf ausländische Gaeste eingestellt.
Ist also nicht so, dass Schärfe das indische Essen bestimmt und der Engländer kann hier am Morgen seinen Haferschleim essen, genau so, wie der Chinese seine Reissuppe oder der Deutsche sein Marmeladenbrötchen (aus der "German Bakery", white or brown rolls).

Witzig sind die Schilder mancher Restaurants schon ... "we serve all kind of food"; "we are specialists for europeen, chinese, indien, korean, thai, italian, tibetan and all other food".
Ich werde bei Gelegenheit mal versuchen, Eisbein mit Sauerkraut zu bekommen

Ich hatte schon am 27. Februar einen "Sleeper no AC" nach Udaipur gebucht. Eine Fahrt, die 3:30 pm beginnen und nach Plan um 5 Uhr am 1. März enden sollte. Fahrpläne sind hier aber nicht so ernst zu nehmen, da stehen nur ungefähre Richtzeiten.
Die Fahrt von Jodhpur nach Jaisalmer war auch 2 Stunden in der Abfahrt und 3 Stunden in der Ankunft verspätet, wobei ich nur mit Hilfe des Militärs überhaupt in den Zug gekommen bin.
Drei Soldaten haben die Leute aus einem der Aussentüren des Zuges gezerrt, mir den Weg zu meiner Liege gebahnt und dort auch erst 4 Reisende rausgekantet ...

Auf meinen Moped-Ausflügen haben mich "normale" Busse überholt, die aus Jaisalmer kommend voller Menschen waren ... und ich meine wirklich VOLL. Auch auf dem Dach saßen die Leute eng gedrängt und in den Fenstern hingen welche; Ein Bein innen und der restliche Körper aussen.

Mein Herbergswirt hatte sich aufgeregt, als ich ihm seine Frage nach dem von mir entrichteten Fahrpreis für die Fahrt nannte: 600 Rupees.
Dass er selbst mich abzockt ist fuer ihn voll in Ordnung (immerhin bezahle ich ihm auch 600 Rupees die Nacht mit der Begründung, es wäre schliesslich Festival-Zeit), dass andere mich um 50 Rupees prellen, regt ihn dagegen auf.

Die Altstadt von Jaisalmer - ein unüberschaubares Gewirr aus Gassen und Gässchen. Wem die Medinas im Norden Afrikas gefallen wird sich auch hier zu Hause fühlen. Es ist nur alles noch ursprünglicher, irgendwie "echter" und ...  oftmals dreckiger.

Die Altstadt von Jaisalmer - ein unüberschaubares Gewirr aus Gassen und Gässchen. Wem die Medinas im Norden Afrikas gefallen wird sich auch hier zu Hause fühlen. Es ist nur alles noch ursprünglicher, irgendwie "echter" und ... oftmals dreckiger.

Manchmal in der Enge aber auch sauber und zur Mittagszeit scheint alles verlassen zu  sein ...

Manchmal in der Enge aber auch sauber und zur Mittagszeit scheint alles verlassen zu sein ...

nach Udaipur und dortige Hotelsuche

Meine erste kleine Rast auf dem Weg von der Feste Jaisalmer zum Busbahnhof legte ich auf einer Bank am Festungseingang ein, da wo Frauen mit kleinen Kindern auf den gelben Pflastersteinen sitzen und (wohl gefälschten) Silberschmuck verhökern wollen.

Eine dieser Frauen - vielleicht Mitte der Zwanzig und mit Babybauch - setzte sich zu mir und drückte mir ihr Letztgeborenes in den Arm. Als sie mir dann ihre Problem mit dem Kind schildern wollte, hatte ich es auch schon bemerkt ... Hautprobleme.

Nun bin ich noch in der Lage, Flöhe und Läuse zu erkennen. Wanzen habe ich noch nicht mal auf Bildern gesehen und von Krätze habe ich vielleicht mal was gehört. Ich meinte dann nur zu ihr, dass ein Bad und eine gründliche Reinigung für das kleine Mädchen und auch für die anderen drei Kleinkinder vielleicht nicht der schlechteste Start zur Gesundung wäre.

Ist auch nicht das erste Mal, dass ich als ärtztlicher Sachverständige angesprochen wurde. Meine dortige fette und geldgierige Herbergswirtin fragte mich ein paar Tage zuvor, ob ich nicht ein Mittel gegen ihre Magenbeschwerden hätte und ich habe ihr zwei von meinen Kapseln gegen Magengeschwüre gegeben mit der Anweisung, eine sofort und die andere zwei Tage danach zu nehmen. Eine halbe Stunde danach hat sie mir dann freudestrahlend verkündet, dass ihr Bauch nicht mehr schmerzen würde ... bei mir dauert es immer so ca. 2 Stunden, bevor ich Wirkung verspüre.

Mein neugieriger einheimischer Zimmernachbar hat die Geschichte mitbekommen und fragte mich promp, was er tun soll bei beidseitigen Schmerzen direkt über den Hüftknochen und erzählte mir auch, das er eine Stunde nach dem Einschlafen immer noch einmal auf die Toilette muss.

Ihm habe ich greaten, den Abend statt mit Starkbier und Whisky, mit Masala Tschai ausklingen zu lassen. Er wurde ein wenig verlegen und meinte dann, meinem Rat folgen zu wollen. Klar hatte ich gesehen, welchen Müll der Hoteljunge Dalla aus dessen Zimmer rausgetragen hatte.

Wäre ich noch länger in Jaisalmer geblieben, wäre ich vielleicht Indiens neuer Wunderheiler geworden

Der Bus nach Udaipur war ein schon etwas betagtes Vehikel, unten mit Sitzen ausgestattet und darüber Liegeflaechen mit staubigen Matratzen. Die Sitze nummeriert und die Liegeplätze in alphabetischer Reihenfolge. Da aber die Buchstaben längst verblichen und abgescheuert waren (nicht vom Putzen, sondern von Kleidung und Haut der Reisenden), konnte ich nur hoffen, dass "J" - nämlich meine - die zehnte Liege, beginnend hinter dem Fahrer, war.

Ich lag also ausgestreckt, je eine Fensterscheibe zur Gangseite und nach aussen über die jeweils Zweite geschoben und die Abfahrt war auch pünktlich. Unterwegs hielt der Bus dann auf Handzeichen und als auch der Gang mit stehenden Reisenden gefüllt war, habe ich die Fensterfront nach innen geschlossen und auch die Vorhänge zugezogen.

Zum Zu- und Aussteigen hielt der Bus auch nicht etwa an ... er verringerte lediglich die Fahrt und die Leute, die Erfahrung als Mitreisende im Karusselgeschaeft hatten, hatten auch die grösste Chance, mitgenommen zu werden.

Ich an meinem offenem Fenster wurde auch regelmässig bei solchen Gelegenheiten gefüttert. Dazu muß man nur einen kleinen Schein raushalten und schon bekommt man Erdnüsse, Kekse oder auch Piroggen (heissen hier nur anders) zugesteckt bzw. hochgereicht. Wäre fuer die Leute ein Leichtes gewesen, ohne Gegenleistung das Geld zu nehmen - hat aber immer geklappt.

Schliesslich bin ich in meinen Bettbezug-Schlafsack gekrochen, habe auch das Außenfenster geschlossen, konnte aber nicht einschlafen. Bahnübergaenge ansich und die unvermeidlichen "Speedbraeker" davor und dahinter sowie an jeder Kreuzung und jedem Ortsein- und -ausgang, etliche Schlaglöcher pro Kilometer und Juckreiz haben mich einfach nicht einschlafen lassen.

Ich hoffe nur, dass es sowas wie "Phantom-Juckreiz" gibt.

Irgendwie bin ich aber dann doch etwas weggetreten, denn gegen 4 Uhr zerrte jemand an meinem linken Fuss und meinte "Uuu-Puh".

Avisiert war die Ankunft zu um 5 Uhr und ich hatte mich auf zwischen 6 und 7 Uhr eingestellt.

Was macht man nur zu solch nächtlicher Zeit in einer dunklen fremden Stadt - außer sich der zudringlichen Tuk-Tuk-Fahrer zu erwehren? Habe mich also auf einer der vielen Holzbänke eines Travel Agents in der Naehe des Busbahnhofes ausgestreckt und dabei meine Rucksäcke als Nackenstütze bzw. meinen Kopf als Diebstahlsicherung benutzt. Ausser mir nur eine weitere zugedeckte Gestalt etliche Baenke weiter (hätte aber auch ein Bündel Lumpen sein können).

Kommt einer an und setzt sich auf meine Waden, faßt an mein Knie und will wissen, aus welchem Land ich komme?!

Ich meine Sachen genommen und ein paar Bänke weiter gelegt. Kommt der Typ hinterher, das gleiche Spielchen und meint, er will mir ja nur helfen. Das erste Mal, dass ich in diesem Land unhöflich geworden bin und ihn seine Mama begatten schickte ...

Nach Sonnenaufgang habe ich noch einmal meinen "lonely Planet" befragt, in welcher Richtung den wohl das Stadtzentrum sein könnte und bin westlich gewandert, was zu der Zeit kein Problem ist, denn auch hier geht die Sonne im Osten auf und braucht ein paar Minuten, um den Zenit zu erreichen.

Sämtliche Taxidroschken legten einen Zwischenstopp an meiner aktuellen Position ein und ein junger Schleppermann erklärte mir derweil, dass Hotels ausserhalb der Seeseite für mich verboten wären ...

Nach einer Stunde und mehreren Rasten, kam ich dann in eine Gegend, wo die Hotels alle Namen wie "Royal", "Palast" oder "Luxury" tragen, wobei die Schreibfehler in den Namen nicht wirklich auf hohes Niveau hinweisen. Schließlich gehe ich doch in ein gutaussehendes Hotel mit einem richtigen Empfangstresen und -halle, gebe meinen größeren Rucksack dem Portier in Verwahrung und erklimme die vielen Stufen zum "Roof Top Restaurant".

Die Kanne voll Masala-Tee, Rührei mit Käse, Tomaten und Zwiebel, dazu 3 Scheiben frisches Toastbroot sind die umgerechnet 1,50 EURO schon wert. Der Kellner ist schnell, freundlich und aufmerksam und ich frage ihn, was ein Zimmer hier denn wohl so kostet.

Die Frage überfordert ihn sichtlich und er ruft den Hotelmanager oder zumindest seinen derzeitigen Vorgesetzten. Auch der kann meine Frage nicht beantworten und ruft jemanden an und übergibt mir das Telefon.

Der Mann am anderen Ende der Leitung bzw. der Welle fragt mich ob ich 300, 400 oder 500 Rupien ausgeben möchte ... und ich sage ihm, dass 500 Rupien die Nacht für mich schon in Ordnung wären.

Im Nachhinein ist mir natürlich aufgegangen, dass der höhere Preis aus dem Vorhandensein des AC resultiert, wobei ich das Gerät ohnehin nie benutze ... na ja. Das Zimmer ist sehr gross, die Dusche funktioniert und hat wirklich warmes Wasser in der Leitung. Ich bekomme ein frisches Handtuch und Seife und beschließe, mich gründlich zu reinigen ...

Der Koch bringt mir das Essen auf mein Zimmer und gleich am ersten Tag hat er mich gefragt, wann denn meine Teezeiten so wären. Der hat mich wohl fuer einen Engländer gehalten.
Ich gebe jeden Tag Sachen in die Wäscherei und abends sind die dann sauber und gebügelt. Selbst hier in dieser kleinen Stadt ist die Luft sehr verdreckt. Kommt vor allem durch den Verkehr auf den Strassen und in den schmalen Gassen. Vor nicht allzu langer Zeit haben sich die Menschen hier noch mit Muskelkraft fortbewegt. Heute fahren die Einheimischen mit Mopeds, Motorrädern, Autos sowie mit den Motorrikshaws, da laufen höchstens noch die Touristen zu Fuss. Kein Wunder, dass die Leute hier nicht alt werden und wirklich ein Hohn, dass das Rauchen verpönt ist ... die dreckige Luft, die hier alle ständig atmen, ist viel schlimmer.

Zentraler Tempel in Udaipur ... mein "Palasthotel" nicht sehr weit davon entfernt ...

Zentraler Tempel in Udaipur ... mein "Palasthotel" nicht sehr weit davon entfernt ...

in Udaipur

Gestärkt und gereinigt, hole ich etwas Schlaf nach und mache mich auf, die Umgebung zu erkunden. Die entsprechende Seite aus dem Reiseführer gerissen, gibt mir in etwa die Richtung vor und ich komme am Clocktower vorbei, der gerade restauriert wird und finde endlich auch den See, für den diese City berühmt ist.

Unweit meines Hotels ist auch ein Cybershop, es gibt etliche Garküchen und günstige Restaurants und die "german bakery" ist ebenso vorhanden, wie eine italienische Eisdiele. Mein erster Eindruck der Stadt ist gut und ich richte mich mental auf längeres Verweilen ein.

Toller Ausblick auf den See ... nach links

Toller Ausblick auf den See ... nach links

... oder mehr nach rechts ...

... oder mehr nach rechts ...

... noch mehr nach rechts über die Frauen hinweg, die hier den ganzen Tag lang Wäsche waschen ...

... noch mehr nach rechts über die Frauen hinweg, die hier den ganzen Tag lang Wäsche waschen ...

... oder von der anderen Seite auf die Stadt.

... oder von der anderen Seite auf die Stadt.

Ich tue es den Waschfrauen gleich, wasche ein durchgeschwitztes T-shirt, einige Taschentücher und das kleine Handtuch, mit dem ich versucht hatte, den schmierigen Grus von Eisenbahn- und Busliegen zu entfernen. Solch Verhalten eines Touristen wundert und erstaunt nuatürlich die Einheimischen aber ich habe meinen Spaß dabei

Den Laden zu finden, wo ich ein Motorbike mieten kann, ist nicht so einfach und das klapperige Gefährt, das ich dann endlich unter dem Hintern habe, macht auch nicht wirklich Freude. Die Ausflüge, die ich dann damit unternehme sind es auch nicht wert, hier Erwähnung zu finden.

Insgesamt ist Udaipur aber durchaus einen Aufenthalt wert und hätte ich gewusst, was mich in Städten wie Gaya oder Patna erwartet, wäre ich sicher etwas länger hier geblieben.

nein, dies ist nicht Udaipur - nur einfach ein schönes Motiv in Rajasthan

nein, dies ist nicht Udaipur - nur einfach ein schönes Motiv in Rajasthan

... aufgenommen bei einem Stop mit dem Krad

... aufgenommen bei einem Stop mit dem Krad

© Manfred L., 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Was war schuldig daran? War es das Djungelbuch, das Märchen vom kleinen Muck oder ein Bild des Taj Mahal? Irgedwas muss es doch gewesen sein, das in mir den Traum von einer Reise durch Indien in sehr frühen Jahren erweckte! Ein wenig "gegoogelt", ein Visum beantragt und dann bin ich einfach mal so los ...
Details:
Aufbruch: 18.01.2013
Dauer: 13 Wochen
Heimkehr: 17.04.2013
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Manfred L. berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.
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