USA - Kanada 2015 - Teil 5

Reisezeit: Mai - Juli 2015  |  von Uschi Agboka

Teil 5-Streckenverlauf Idaho/Utah/Wyoming/Colorado: 28.06.2015 -Camas Prairie - Salmon River - Riggins

28.06.2015 - Kamiah - Camas Prairie - White Bird Battlefield - Salmon River

28.06.2015 Kooskia – Kamiah – Camas Prärie - Cottonwood (Dog Motel) – Grangeville – White Bird Hill – White Bird Battlefield - White Bird – Salmon River Canyon – Frank Church - River of no return wilderness / Gospel hump wilderness - Riggins, Idaho
4 Std. 118 Meilen (190 km)

Um 6 Uhr stehen wir auf. Beide haben wir gut geschlafen, das Bett war super, im Vergleich zu manch anderen, die wir auf der Reise hatten. Im Fernsehen berichten sie darüber, dass in diesem Jahr 22 Mio. Amerikaner mit einem Motorhome unterwegs sind. Preise von 100.000 bis 450.000 Dollar. Wahnsinn.

Zunächst laufen wir zu einem nahen urigen Cafe, um dort zu frühstücken. Es ist nett eingerichtet und zeigt u. a. eine tolle Ausstellung von Kunstwerken aus Stacheldraht, z. B. einen verzierten Rinderschädel, 1.200 Dollar. Ist etwas zu teuer für uns, darum verzichten wir.

Das Lokal ist hauptsächlich von Einheimischen besucht, nur ein Ehepaar aus dem Osten der USA verirrt sich wie wir hierher. Doch ihnen passt das Lokal nicht, sie putzen am Tisch herum, obwohl der ganz sauber war und ihnen dauert es zu lange. Es liegen halt Welten zwischen dem Osten und dem Westen der USA.

Uns schmeckt das Frühstück gut, die Bedienung ist freundlich und die Preise stimmen. Was will man mehr.

Nach dem Frühstück machen wir noch eine Stadtbesichtigung und kaufen im Supermarkt ein. Dann lädt Rolf das Motorrad und wir starten um 8.30 Uhr. Es ist am frühen Morgen schon sehr warm. Heute soll wieder ein sehr heißer Tag werden, doch wir fahren nur bis Riggins in den Banana Belt von Idaho. Banana Belt, weil dies eine warme Ecke in Idaho ist.

Zunächst folgen wir HW 12, am Clearwater River entlang bis Kamiah. Die Stadt liegt in einem engen Tal des Clearwater Rivers und befindet sich in der Nez Perce Indianer Reservation. Die Nez Perce bewohnen dieses Land seit Jahrhunderten. Zu der Nez Perce Tradition gehören die Appaloosa Pferde, die in dieser Gegend zuerst gezüchtet wurden.

Ab Kamiah durch die Pampa, HW 162, durch die Camas Prärie.

Die Camas Prärie, benannt nach der blauen Blume Camas, die ein wichtiges Nahrungsmittel für die Indianer war, ist eine Gegend, meist in Privatbesitz, zwischen dem Salmon und dem Clearwater River. Die meisten Flächen werden landwirtschaftlich genutzt und liegen innerhalb der Nez Perce Indianer Reservation. Die Camas Prärie ist auch Heimat der Camas Prärie Railroad, der Eisenbahn auf Stelzen, bekannt aufgrund der zahlreichen Böcke, die aus Holz sind.

Wir kommen nach Cottonwood, 900 Einwohner, und können endlich mal ein Bild von dem berühmten Dog Bark Park Inn machen. Dog Bark ist ein Bed & Breakfast im Innern des weltgrößten Beagles, geschaffen von dem Kettensägen-Künstlerpaar Dennis und Francis. Dieses Hundehotel bietet Übernachtungsplatz für 4 Personen und ist ausgestattet mit allem Komfort. Preis incl. Frühstück 98 Dollar für 2 Personen, für die 3. und 4. Person je 10 Dollar. Schon von weitem sieht man dieses witzige kleine Motel.

Weiter HW 95. Unterwegs sehen wir riesige Weizenfelder. Kurzer Halt, eine Biene hat mich gestochen und Rolf verarztet mich mit seinem Wunderstift. Wir fahren über den White Bird Hill Pass, 1.294 m. Der Gebirgspass liegt zwischen Grangeville und White Bird. Der moderne mehrspurige Highway wurde 1975 fertig gestellt. Im Norden hat sie ein Steigung von 820 m auf 11 km, die durchschnittliche Steigung beträgt 7 %.

Halt am Mahnmal White Bird Battlefield, wo der Nez Perce Krieg begann. Hier kam es am 17. Juni 1877 zu einem Gefecht zwischen den Nez Perce und Soldaten um General Howard. Von den 100 Soldaten fielen 34, der Rest floh Hals über Kopf. Ursprünglich erhielten die Nez Perce fast 100 % ihres Homelandes als Reservation. Später nahm man ihnen das Land bis auf 10 %, da es für Goldsucher und Siedler benötigt wurde. Dies war ein großes Unrecht, welches bis heute nicht wieder gut gemacht wurde.

Ich kann meinen Augen kaum trauen, unterhalb des Denkmals hat jemand sein Geschäft verrichtet und alles mit Klopapier verschmutzt. Was sind das bloß für Menschen, kein Respekt.

In dem Ort White Bird halten wir an „unserer“ Kneipe, Silver Dollar Bar. Urig wie immer. Hier treffen sich die Einwohner des Mini-Ortes auf einen Drink und tratschen über Gott und die Welt. Sie sind sehr freundlich und immer sehr aufgeschlossen zu uns, wenn wir dort halten.

Der Ort White Bird, benannt nach dem Nez Perce Häuptling White Bird, wurde im Jahr 1891 gegründet und hat heute ca. 91 Einwohner. Hier kennt wirklich jeder jeden.

Es ist sehr heiß, 43 Grad und ich genehmige mir ein alkoholfreies Bier, 2 Dollar, während Rolf sich auf den Weg macht, den alten kurvigen HW 95 zu befahren – 15 Meilen = 24 km.

In der Zwischenzeit unterhalte ich mich gut mit den Einheimischen, die mir ein Loch in den Bauch fragen, alles über die EU und die Griechenlandkrise wissen wollen. Ich bin überrascht über das große Interesse, denn viele Amerikaner interessieren sich nicht so sehr für Probleme außerhalb ihres eigenen Landes. Rolf kommt zurück, erfrischt sich auch mit einem alkoholfreien Bier, ehe wir weiterfahren. Puh, ist das heute heiß.

Über der Tür der Silver Dollar Bar entdecke ich eine Plastiktüte mit Wasser und Münzen. Das soll die Mücken und Fliegen abhalten und ja, es funktioniert. Die Tür ist weit offen und normalerweise wird man hier von den Viechern aufgefressen. Ein guter Tipp, ich sah es schon einmal am Visiter Center am Boothill, Tombstone.

Wir müssen weiter, HW 95, am wunderschönen Salmon River entlang. Dies ist einer meiner Lieblingsflüsse in den USA. Salmon River Canyon, eine Traumlandschaft. Sanfte Sandbänke, fast weiß, wechseln mit bizarren schwarzen Felsen ab. Und dazu die grüne Landschaft, eine herrliche Gegend, die uns wieder gut gefällt. Idaho gehört zu unseren Lieblingsstaaten in den USA.

Die Salmon River Gorge ist die zweittiefste Schlucht in Nord-Amerika. Sie verläuft durch die Frank Church - River of no return Wilderness und die Gospel hump wilderness. Der Canyon ist dort 2.100 tief, tiefer als der Grand Canyon.

Die Frank Church – River of no return wilderness ist Teil des Payette, Challis, Salmon, Boise und Bitterroot National Forest. Zusammen mit der Gospel hump Wilderness bildet sie 13.000 km² straßenlose Wildnis. Hier leben noch viele Berglöwen und graue Wölfe. Schwarzbären, Luchs, Kojoten und roter Fuchs sind auch häufig anzutreffen. Auch Bighorn Schafen, Bergziegen, Elks, Moose und Rehen kann man begegnen. Seltener sind Wolverines (Vielfraße) und Biber.

Gospel hump Wilderness - Dort sind Straßen- und Hochbau verboten, es darf nicht nach Öl oder Gas gebohrt werden und der Einsatz von motorisierten Geräten, einschl. Fahrrädern, ist verboten. Man kann die Wildnis nur zu Fuß oder zu Pferd erkunden.

Jagen und Fisch sind erlaubt. In dem Schutzgebiet gibt es keine Straßen, bloß unbefestigte Wege, die jedoch nur in den Sommermonaten nutzbar sind. Gruppen, bestehend aus mehr als 20 Personen, müssen eine Erlaubnis einholen, das Schutzgebiet zu betreten. Campen an einem Ort ist nur 14 Tage erlaubt.

Der Salmon River (724 km lang) fließt durch Zentral-Idaho. Er ist der längste frei fließende Fluss in den 48 lower states.

Er wird auch als River of no Return bezeichnet, weil er bis zur Erfindung moderner Bootsantriebe nur flussabwärts befahren werden konnte. Er ist der größte Nebenfluss des Snake River, größer noch als Clearwater River. Der Salmon River hat seine Quellen in den Sawtooth Mountains und der Lemhi Range. Er fließt durch das Custer County, durch das Lemhi County und das Idaho County bis zur Mündung in den Snake River an der Grenze zu Oregon.

Von der Quelle bis zur Mündung weist der Salmon River einen Höhenunterschied von mehr als 2.500 m auf. Der Fluss ist als National Wild and Scenic River ausgezeichnet und besonders der mittlere Abschnitt ist eines der schönsten Gebiete für Wildwasserkajak und Rafting.

Das Land um den Salmon River wird seit mind. 8.000 Jahren von Menschen bewohnt, unter ihnen viele Indianer (Nez Perce), denn die Gegend bot reichlich Nahrung an Fischen und anderen Wildtieren. Als die Lewis & Clark Expedition den Salmon River erreichte, erschien es aufgrund seiner Wildheit unmöglich, ihn mit dem Schiff zu befahren.

Um 1860 wurde Gold entlang des Flusses gefunden. Die Folge war, dass viele Goldsucher in dieses Gebiet kamen und es zu Zusammenstößen mit den dort ansässigen Nez Perce Indianern kam. Heute noch kann man entlang des Flusses viele verlassene Minen sehen.

Wir halten einige Male an dem schönen Fluss. Auf dem Fluss sind heute einige Menschen mit Booten unterwegs und andere baden an den kleinen Sandstränden. Ich beneide sie, mir ist so heiß in den Lederklamotten. Rolf macht Bilder und ich brauche Gott sei Dank nicht absteigen vom Motorrad. Alles klebt, die extreme Hitze, unüblich hier in Idaho, macht mir zu schaffen.

So bin ich mehr als froh, dass wir um 12.30 Uhr – 13.30 Uhr Ortszeit – in Riggins eintreffen, nach 118 Meilen = 190 km.

In Riggins herrscht Mountain Time, wir können die Uhr eine Stunde vorstellen.

Riggins - Die Stadt wurde nach ihrem ersten Postmann, John Riggins, benannt. John Riggins trug die Post aus, von Grangeville bis New Meadows, zu Fuß bzw. mit dem Pferd. 1901 baute er das erste Postamt und gründete die Stadt, für Goldsucher, Viehzüchter und Siedler. Erst im Jahr 1935 wurde der HW 95, der als Mainstreet durch Riggins führt, geteert.

Leonard Jack Rowe und seine Braut Veda bauten 1946 den Grundstock für das heutige Riggins Motel, in dem wir wohnen. Die Rowes waren die ersten, die diese individuell verschiedenen Cottages bauten, im Stil von Cabin Camps. Sie waren auch die ersten, die ihre Gebäude Motel nannten. 1958 verkaufte die Rowe Familie das 1. Motel Riggins.

Es wanderte durch viele Hände, bis 2005 Walt und Vicky Robinson das Hotel kauften und es zu dem machten, was es heute ist, ein Kleinod am HW 95, am Salmon River. Das Riggins Motel bleibt das einzige Beispiel eines Gebäudes als Motel nach dem 2. Weltkrieg in Riggins, das bis heute in Betrieb ist. Das Motel wurde daher in das National Register eingetragen.

Seit 1800 nennt man den Ort auch „Banana Belt of Idaho“. Das Klima ist sehr mild, es gibt nur wenig Schnee, der zudem schnell schmilzt. Wir lieben den Ort Riggins, der im Salmon River Canyon in Zentral-Idaho liegt. Hier ist die Welt noch in Ordnung.

Die Freundin der Besitzerin, die die Rezeption betreut, ist sehr nett und so können wir sofort unser sehr schönes kühles Zimmer beziehen. Alles ist neu renoviert, wir haben ein tolles Bad und sind sehr zufrieden. Die Besitzerin des Hotels kennt uns seit Jahren. Wiederkommen macht sich doch manchmal bezahlt.

Wir kannten noch den ersten Mann der Besitzerin. Dieser lebte und arbeitete auf Hawaii. 1995 erlitt er einen schweren Motorradunfall, seine Genesung dauerte 3 Jahre. Seinen alten Beruf konnte er nicht mehr ausüben. So entschloss er sich, zusammen mit seiner Frau, 1998 das historische Hotel zu kaufen und zu renovieren. Dies ist ihnen mehr als gut gelungen. Alles ist liebevoll eingerichtet, umgeben von einem herrlichen Garten. Stühle und Tische vor den Zimmern laden zum Sitzen ein.

Abladen und alle Lebensmittel erst einmal im Kühlschrank verstauen. Ich mache es mir dann auf dem Bett bequem, während Rolf noch ein Stück am Salmon River entlang fährt. Ich weiß nicht, wo dieser Mann seine Energie her nimmt. Mir ist es definitiv zu heiß. So schaue ich fern, nachdem ich meine Sachen gewaschen habe. Rolf ist um 15 Uhr von seiner kleinen Spazierfahrt zurück – 26 Meilen = 42 km. Auch er duscht und ruht sich dann aus.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.USA.Canada

Gegen 17 Uhr essen wir draußen unter schattigen Bäumen: Gallo Salami, Thunfisch, Tomaten, Bananen, Baguette, Bier und Chablis. Um 18 Uhr verziehen wir uns in unser kühles Zimmer. Es ist uns draußen einfach zu warm. Wir schauen fern und relaxen.

Während wir auf dem Bett liegen, schaut mal kurz eine Riesenspinne vorbei. Meinen Urschrei könnt Ihr Euch nicht vorstellen. Rolf fällt fast vom Bett. Er fängt das Monster, aber bevor er die Spinne ins Freie befördern kann, entwischt sie ihm. Diese Nacht werde ich schlecht schlafen, ich hab einfach einen Horror vor Spinnen im Zimmer.

Später sitzen wir noch eine Weile draußen im Garten, ehe wir schlafen gehen.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.USA.Canada

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reise durch folgende Staaten (USA und Kanada): Colorado / New Mexico / Arizona / Nevada / Arizona / New Mexico / Texas / Oklahoma / Kansas / Missouri / Illinois / Wisconsin / Michigan / CANADA – Ontario / Minnesota / North Dakota / Montana / Idaho / Utah / Wyoming / Utah / Colorado Motorrad-Tour-Verlauf – 10.250 Meilen = 16.503 km
Details:
Aufbruch: 13.05.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 09.07.2015
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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