Frankreich - Vogesen 2016 - Teil 1

Reisezeit: September 2016  |  von Uschi Agboka

7. Tag - 9. September 2016

Die Rathäuser sind immer prächtig geschmückt.

Die Rathäuser sind immer prächtig geschmückt.

Freitag, 9. September 2016 7. Tag

Le Thillot, Lac Chaume, Campingplatz Municipal, Platz 26
Le Menil / Col du Menil / Ventron / Cascade de Nicolas – Kapelle / Col d’Oderen / Lac de Kruth-Wildenstein / Le Markstein / Lac de la Lauch / Linthal / Lautenbach /Buhl
Fürstenabtei Murbach - Eglise Saint Leger – Notre Dame de Lorette Kapelle
Guebwiller: Eglise Saint Leger – Rathaus
Lautenbach / Route Forestiere du Boenlesgrab / Boenlesgrab-Pass / Linthal / Lac de La Lauch / Le Markstein / Lac de Kruth-Wildenstein / Col d’Oderen / Cascade de Nicolas / Ventron / Col du Menil / Le Menil / Le Thillot
5 ½ Stunden 96 Meilen 155 km

Schon am frühen Morgen quaken die Enten zur Begrüßung. Langsam verlieren sie vor uns die Scheu. Wir haben selten so ängstliche Enten gesehen. Es ist wieder ein herrlicher Tag

Rolf fährt wie jeden Morgen mit dem Fahrrad ins Dorf, um frisches Baguette zu holen. Hin und wieder bringt er auch Mandel-Meringe oder ein anderes süßes Teilchen mit. Alles sehr lecker.

Anschließend frühstücken wir und starten dann um 10 Uhr zu unserer Tour:
D486 Le Menil, Col du Menil, biegen ab auf D 43 durch Ventron.

Hier sind noch einige Kleider- und Stoff-Fabriken in Betrieb. Außerdem lebt der kleine Ort, 900 Einwohner, im Südosten Lothringens, vom Wintersport.

Zu Beginn des 19. Jh. kam die Textilindustrie aus dem Elsass auf die lothringische Seite der Vogesen. Bis dahin lebten die Familien als Selbstversorger. Nachdem 1825 die erste Spinnerei im nahen Saul-xures-sur-Moselotte gegründet wurde, kamen ab 1840 die ersten mechanischen Webstühle nach Ventron. Zwanzig Jahre zählte die Gemeinde bereits 288 Arbeitsplätze in vier Fabriken. Grund für die Standortwahl in den Vogesentälern war die vorhandene Wasserkraft der Bergflüsse, die die mechanischen Webstühle anfangs antrieben, ehe an die Stelle des Wasserrades die Dampfmaschinen traten.

Die Webereien, die den Stoff als Grand Ventron vertrieben, blieben bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges erfolgreich. Ab den 1950er Jahren setzte langsam der Niedergang der Textilindustrie im gesamten Gebiet der Vogesen ein.
In einer 1855 gegründeten und 1952 geschlossenen Fabrik wurde das Textilmuseum Ventron eingerichtet. Nach umfangreicher Restaurierung können die Antriebswellen, Zahnräder, Riemenscheiben und Riemen zur Anschauung in Betrieb genommen werden.

Im nordöstlichen Winkel der Gemeinde erhebt sich der 1.202 m Grand Ventron.

Im Osten besteht mit dem 884 m hohen Col d’Oderen ein Straßenübergang ins elsässische Thurtal.

Der 957 m hohe Sattel Col du Page im Süden führt nach Bussang ins Quellgebiet der Mosel. Er ist Fußgängern und Radfahrern vorbehalten.

D 13 B 1, vorbei an dem Zugang zu der Cascade de Nicolas. Auf dem Parkplatz, wo der Wanderweg beginnt, steht die kleine Nicolas-Kapelle.

Hier, mitten im wilden und feuchten Wald, befindet sich auch ein sehr schönes uriges Haus (Übernachtungsmöglichkeit) mit einem herrlichen Garten. Das ist ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Über den Col’d Oderen, 884 m.

Der Col d’Oderen liegt zwischen den Bergen Grand Drumont (1.223 m) und Grand Ventron (1.204 m) und verbindet den östlichen Teil des Vallee de la Moselotte mit dem Vallee de la Thur.

Die Passstraße wurde während des Ersten Weltkrieges aus strategischen Gründen ausgebaut. Durch das Fahrverbot für schwere LKW und durch die Nähe des stark frequentierten Col de Bussang nur wenige Kilometer südlich kommt dem Col d’Oderen keine überregionale Bedeutung als Verkehrsach-se zu. Die gut ausgebaute Straße wird in der wärmeren Jahreszeit von Rad- und Motorradfahrern geschätzt. An der Westseite des Passes entspringt der Ventron, der über die Moselotte zur Mosel entwässert.

Weiter vorbei am Lac de Kruth-Wildenstein, D 27 Le Markstein.

Le Markstein ist ein kleiner Wintersportort in den Vogesen. Er liegt auf 1.200 m Höhe an der Route des Cretes. Der Trehkopf, 1.266 m, in der Nähe, ist ein beliebter Startplatz für Gleitschirme und Hängegleiter. Wir haben das Glück, einige in der Luft schweben zu sehen. Sieht schön aus.

Wir folgen nun der D 430, vorbei am Lac de la Lauch. Hier wurde in einem bewaldeten Talkessel auf 923 m Höhe durch den Bau eines 250 m langen Damms ein Stausee geschaffen, 11 ha, 19 m tief. Der Damm ist 28 m hoch und 17 m breit an der Basis. Zurzeit sehen wir nur wenig Wasser in dem Stausee.

D 430 über Linthal, Lautenbach. Unterwegs sticht mich eine Wespe mehrfach in den Oberschenkel. Leider habe ich keine Lederhose an. Also halten, Striptease und die Stiche mit Rolfs Wunderstift behandeln. Es tut saumäßig weh.

Weiter über Buhl, D 40.2 zur Fürstenabtei Murbach – Eglise Saint Leger.

Kloster Murbach war eine berühmte Benediktinerabtei am Fuß des Grand Ballon in den Vogesen.

Schon von weitem ist die aus rötlichen Steinen erbaute Kirche Saint Leger zu sehen. Sie wirkt imposant, riesig mit den beiden Türmen. Und dann die Überraschung, wenn man die Kirch betritt – es ist nur noch das Chorhaupt aus dem 12. Jh. erhalten. Von der einstmals großen Kirche ist nur noch eine Miniausführung geblieben. Auf einem Schaubild ist allerdings die einstige Größe der Kirche gut dargestellt.

Die kleine Kirche dient heute als Pfarrkirche. Im Innern befinden sich einige moderne Kunstwerke, was uns etwas überrascht. Des Weiteren ist ein Sarkophag für die beim Ungarneinfall von 926 umgekommenen Mönche zu sehen. Das spätgotische Wandgrab des Stifters der Abtei, Graf Eberhard, be-findet sich in einem Querhaus.

Die Klosterkirche, eines der frühesten gewölbten romanischen Bauwerke, wurde von aufständischen Bauern verwüstet. Die alte Abtei wurde bei der Umsiedlung nach Guebwiller 1759 bis auf die Pforte abgerissen. Nur den Chor und das Querschiff mit den beiden Türmen ließen die Mönche stehen. Dies dient heute als Gemeindekirche. Wo früher das Langhaus stand, befindet sich nun ein Friedhof, den wir auch kurz besuchen.

Neben dem Friedhof befindet sich ein monumentales Denkmal. Auf einem Hügel liegt die kleine Notre Dame de Lorette Kapelle.

Wir fahren nun weiter bis Buhl, wollen dort zu der neoromanischen Kirche Saint Jean Baptiste aus dem 19. Jh. Dort ist ein Altarretabel aus dem 15. Jh. zu sehen, das vermutlich von Martin Schongauer stammt. Es wurde während der Französischen Revolution aus einem Colmarer Kloster nach Buhl gebracht, um es vor Zerstörung zu schützen.

Es ist ziemlich kompliziert, den Weg zu der Kirche zu finden, viele Einbahnstraßen und enge Gassen. Doch schließlich kommen wir zum Kirchplatz und müssen leider feststellen, dass die Kirche geschlossen ist – Mittagszeit. Das ist schon ärgerlich. Aber was soll es. Wir machen einige Bilder von Außen von der Kirche und fahren dann weiter.

Buhl, ca. 3.300 Einwohner, liegt am Fluss Lauch im Regionalen Naturpark Ballons des Vosges. Als Departementstraße dient die D 430. Auf beiden Seiten ist das Gebiet stark bewaldet, was uns sehr gefällt.

1227 ließ Hugues de Rothenbourg, Abt des Klosters Murbach, eine Burg errichten, um den Eingang zum Murbachtal zu schützen. Am Eingang zum Murbachtal sieht man heute die Ruine der Burg Hugstein. Ihre Überreste befinden sich nicht nur auf dem Gemeindegebiet von Buhl, sondern auch auf dem von Guebwiller, denn denn die Grenze zwischen den beiden Gemeinden verläuft genau durch die Mitte des Bergfrieds.

D 429 bis Guebwiller. Hier parken wir vor der Kirche Saint Leger. Die spätromanische Kirche wurde 1182 bis 1287 erbaut und 1336 im Chorbereich gotisch umgestaltet. Hier haben wir Glück – die Kirche ist geöffnet, so dass wir sie von Innen anschauen können.

Anschließend spazieren wir über die Rue de Republique, schauen uns die schönen Häuser und Geschäfte an. Es ist sehr warm geworden.

Besonders schön ist das Rathaus im spätgotischen Flamboyantstil aus dem Jahr 1514.

Nach dem Spaziergang wollen wir uns in einem Salon da The – La Panetiere – mit Wasser und einem Teilchen stärken, Kosten 2,50 Euro und 1,20 Euro. Die Kellnerin ist nicht besonders freundlich. Sie meckert, weil wir nicht mehr verzehren. Solche Dinge mag ich nicht in Frankreich. In Spanien oder Italien ist uns so etwas noch nie passiert.

Wir machen uns langsam auf den Heimweg. Nach Lautenbach kommt mal wieder die Abenteuerlust in Rolf zum Vorschein. Über die Route Forestiere du Boenlesgrab soll es auf den Petit Ballon gehen. Dies ist ein mehr als abenteuerlicher, enger, steiler Waldweg. Vor lauter Schreck vergesse ich zu fotografieren. Wir kommen auf dem Boenlesgrab-Pass an, 865 m. Dann geht es für uns nicht weiter – kein Asphalt mehr. Wir fahren den abenteuerlichen Waldweg zurück, biegen auf die D 430 ein.

Boenlesgrab-Pass wurde erstmals im Jahr 1441 erwähnt und der traditionellen Legende nach soll es das Grab eines Köhlers namens Bome gewesen sein. Die Verteidiger der Mythologie erkennen das Grab des Benelos darin, während Historiker das Grab mit einer Adelsfamilie aus Munster, der Familie Böhnle, assoziieren.

Über Linthal – hier sehen wir ein sehr schönes Kriegerdenkmal – vorbei am Lac de la Lauch, Le Markstein, D 27, Lac de Kruth-Wildenstein, Col d’Oderen, Cascade de Nicolas, D 13 B 1, D 43 Ventron, D 486, Col du Menil, Le Menil bis nach Le Thillot.

Um 15.30 Uhr sind wir zurück auf dem Campingplatz, nach 96 Meilen = 155 km. Es ist sehr sehr warm. Erst mal etwas trinken, ausruhen. Später ist für Rolf Servicetag angesagt, während ich das Abendessen vorbereite: Kaninchen, Kartoffeln, Zucchini, Brot, Käse, Birnen, Wein.

Meine Freundin Sandra, die während unserer Abwesenheit das Haus hütet, teilt uns mit, dass Zuhause alles in Ordnung sei. Gut, das zu hören.

Lange genießen wir einen schönen Abend.

Bilder auf meiner Facebook Seite:
Uschi & Rolf – Frankreich www.facebook.com/Figline1.Uschi1.Rolf1

Buhl

Buhl

Buhl

Buhl

Buhl

Buhl

Buhl

Buhl

Buhl - neoromanische Kirche Saint Jean Baptiste aus dem 19. Jh.

Buhl - neoromanische Kirche Saint Jean Baptiste aus dem 19. Jh.

Linthal - Kriegerdenkmal

Linthal - Kriegerdenkmal

© Uschi Agboka, 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch Vogesen Teil I - 3. bis 10. September 2016 Touren durch Elsaß, Lothringen, Champagne, Burgund, Französischer Jura
Details:
Aufbruch: 03.09.2016
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 10.09.2016
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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