Balkanreise mit Campingbus & Fahrrad 2005

Reisezeit: September / Oktober 2005  |  von Manfred Sürig

Griechenland wir kommen

Montag, 26.September 2005:
Wir befinden uns hier ca. 1200 m über dem Meeresspiegel, die Rückfahrt auf dem Fahrrad bis hinunter nach Rila oder weiter würde sich anbieten, aber bei dieser Temperatur ist selbst Krystof nicht dazu zu bewegen. So bringt uns statt dessen der Bulik noch bis zum bergseitigen Ende der Bergstraße auf 1500 m ü.M, wo wir in der ersten Morgensonne großartige Ausblicke auf das Rilagebirge ringsum genießen können und einige Wanderer schwer bepackt von hier aufbrechen sehen.
Bei solchem Wetter müßte man eigentlich eine Bergwanderung machen, aber wir befinden uns auf der Flucht in den warmen Süden, heute wollen wir Griechenland erreichen, allein schon der Wärme wegen. Also setzen wir uns in den Bulik und fahren talwärts. Auf der Europastraße 79 kommen wir sehr schnell voran, so dass wir nach einer Einkaufspause in Sadanski noch einen Abstecher nach Melnik machen können. Dort haben die Bewohner ihre Häuser teils in die Sandhügel gebaut und dabei einen ganz besonderen Baustil entwickelt. Der Melniker Wein soll außerdem Weltruf genießen. Der Ort verkauft sich jedenfalls gut, hier müssen Massen von Touristen aus Griechenland bei Tagestouren einströmen, es gibt mehr Kneipen als andere Häuser und man scheint jedem Ansturm gewachsen zu sein. Die Dorfstrasse ist wie ein kleines Rüdesheim, aber im gepflegten bulgarischen Baustil. Dennoch können wir ungestört unser Mittagspicknick auf dem Dorfplatz abhalten. Anschließend schlendern wir noch die Flaniermeile ab, heute sind wir hier fast die einzigen Besucher. Fast, zwei Schweizer Studentinnen treffen wir noch, die auch mit einem Bulik unterwegs sind und noch nach Istanbul weiter wollen. Unser Drang nach Süden ist nicht mehr aufzuhalten, obwohl wir hier schon wieder erträgliche Temperaturen haben.

Ein traumhaftes Wandergebiet!

Ein traumhaftes Wandergebiet!

Der Grenzübertritt hinter Kulata nach Griechenland ist schnell und problemlos, so schnell, dass ich nicht einmal Zeit habe, meine restlichen Lewa in Euro zurückzutauschen. Dann rollen wir wieder in der EU, brauchen die Spritpreise an den Tankstellen nicht mehr umzurechnen und sehen auch schon Wegweiser nach Thessaloniki, 158 km, die wir heute aber nicht mehr schaffen können. So gute Straßen sind wir gar nicht mehr gewöhnt, aber sie haben einen Nachteil: Man kann in keinen Seitenweg zum Campen einbiegen, die Leitplanken sind im Wege. So müssen wir von einer Abzweigung in eine Seitenstraße und von dort in ein Reisfeld abbiegen und finden mit Mühe eine Stelle, die so breit ist, dass notfalls noch ein Fahrzeug neben unserem Bulikseitenzelt vorbeikäme. Aber der Tag geht zur Neige, wir haben keine Wahl. Das Gras, das hier wächst, ist Reis, und diese Ebene wird künstlich bewässert und bildet ein ideales Revier für Mücken. Dazu noch nächtliche Temperaturen von 18 Grad bei fast 90 % Luftfeuchtigkeit - da hilft Autan nur für kurze Zeit. Horst zitiert Peter Scholl-Latour: Der Tod im Reisfeld. Ich decke nachts im Schlaf meine Füße auf und bereue es am folgenden Morgen. Kein Wasser zum Waschen in der Nähe - einer der schlechtesten Campingnächte bisher.

Quellwasser auf 1540 m ü.M.

Quellwasser auf 1540 m ü.M.

© Manfred Sürig, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein polnischer Freund stellte seinen Uralt-VW-Bus "BULIK" zur Verfügung, damit er einmal in seinem Leben nach Griechenland kam. Seine Deutschen Freunde hatten sich auf ein Abenteuer eingelassen, das am Ende aber gut ausging.
Details:
Aufbruch: 04.09.2005
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 09.10.2005
Reiseziele: Polen
Slowakei
Ukraine
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Griechenland
Serbien
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.