Süddeutschland - Kurven und Käse

Reisezeit: Juni / Juli 2020  |  von Ralf Beelitz

Wo die Donau versinkt

Nach einem gemütlichen Frühstück starten wir von Sonthofen in einen sonnigen Sommertag. Um ehrlich zu sein, wir wollen starten. Der Motor meiner Siwi brummt erwartungsfroh, ich schlage den Lenker ein ….und schon liege ich wie eine Schildkröte rücklings auf der Strasse. Mit über 250 Kg nagelt mich die Silver Wing auf dem Boden fest. Erst als Michael beherzt zupackt, kann ich mein Bein unter ihr wegziehen. Was soll ich sagen; eindeutig ein Fahrfehler, aber das bleibt ja unter uns . Die nächsten Kilometer brauche ich erst einmal, um den Kopf wieder „frei“ zu bekommen. Dazu ist die beschauliche Nebenstrasse nach Oberstdorf wie geschaffen. Der Ort mit seiner weltberühmten Skisprungschanze liegt in einem weiten Talkessel, malerisch eingerahmt von den teilweise noch schneebedeckten Alpengipfeln.

Blick auf Oberstdorf

Blick auf Oberstdorf

Hinter Tiefenbach quetscht sich das Sträßchen durch einen schmalen Felsdurchbruch, schlängelt sich um den Ochsenberg (1.179m) und strebt Obermeiselstein zu. Hier beginnt der Aufstieg zum Riedbergpass, mit 1.420m Höhe Deutschlands höchst gelegene Passstraße und mit Steigungen bis zu 16 % wahrscheinlich auch eine der steilsten. Die Strecke windet sich entlang der Schönberger Ache“ nach Westen, ist sehr gut ausgebaut und da richtige Serpentinen fehlen, einfach schön und locker zu fahren. Auf der Passhöhe gibt’s neben einem Parkplatz und dem Passschild nur einen schönen Blick auf die Bergwelt.
Vom Balderschwanger Hochtal mit seinen dunklen Bergwäldern und blumenübersäten Alpwiesen machen wir einen Schwenk nach Österreich, tauchen in den Bregenzer Wald ein und stoßen über die Allgäuer Käsestrasse hinter Scheidegg auf die schon bekannte Deutsche Alpenstrasse (B308). Hier geht‘s gleich richtig los: sieben Kehren, in denen sich der „Rohrach Anstieg“ 400 Höhenmeter mit bis zu 9 % Gefälle nach unten windet. Ein Genuss!
Ganz allmählich nähern wir uns den Weiten des Bodensees. Die Landschaft wandelt sich. Obstplantagen und Hopfengärten bestimmen nun das Bild. Dazwischen öffnet sich uns immer wieder ein Blick auf den liebevoll „Schwäbisches Meer“ genannten See.
Ein enges Tal, mächtige, fast 200m senkrecht in den Himmel ragende Kalksteinfelsen. Wir haben den "Schwäbischen Grand Canyon", das „Obere Donautal“, erreicht. Die Donau, die hier noch ein braves Flüsschen ist, hat zwischen Beuron und Tuttlingen eine außergewöhnliche Berglandschaft erschaffen. Immer wieder erheben sich hoch über uns mittelalterliche Burgen und Ruinen. Zwischen grünen Auen schlängelt sich der Fluss durch die Felslandschaft und wir folgen ihm gerne.

Eingekesselt von hohen Felswänden taucht das Kloster Beuron vor uns auf. Zeit, für einen Latte Macchiato im Cafe Drahtesel am Fuße des Klosters. Einfach die Seele baumeln lassen und die Stille genießen. Ach ja, „Seelen“ kann man an diesem geistigen Ort auch kaufen
Wir fahren direkt an der Donau entlang, deren Wasser klar und dunkel schimmert. Das ist hier nicht selbstverständlich, denn jedes Jahr wiederholt sich an der jungen Donau zwischen Möhringen und Immerdingen ein einmaliges Naturschauspiel. Die Donau verschwindet komplett im Untergrund und hinterlässt ein trockenes Flussbett. Donauversinkung, nix ist dann mehr mit Wasser!

© Ralf Beelitz, 2020
Du bist hier : Startseite Europa Deutschland Wo die Donau versinkt
Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Motorroller durch den Süden der Republik.
Details:
Aufbruch: 26.06.2020
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 03.07.2020
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors