Süddeutschland - Kurven und Käse

Reisezeit: Juni / Juli 2020  |  von Ralf Beelitz

Dunkle Wälder und eine berühmte Tor

Wir wischen die letzten Tropfen des Morgentaus von unseren Sitzbänken und erwecken die Motoren zu neuem Leben. Der Schwarzwald ruft, und wir lassen uns nicht zweimal bitten. Von der Hochebene der Baar dringen wir in den südöstlichen Hochschwarzwald ein. „Silva Negra“ bezeichneten die alten Römer dieses dichte, kaum zu durchdringende, Waldgebiet. Wir queren die Wutach, einen der letzten ungezähmten Wildflüsse der deutschen Mittelgebirge. Die Rothausbrauerei müssen wir leider rechts liegen lassen, so verführerisch es auch ist. Alte, dunkle Schwarzwaldhäuser mit ihren heruntergezogenen Dächern prägen die Orte. Ein farbiger Vorhangs aus Geranien und Petunien überrankt die Balkone.
Malerisch in dichte Wälder eingebettet und von Deutschlands höchstgelegener Talsperre aufgestaut, glänzt das unergründliche Wasser des Schluchsees vor uns. Wir folgen der Alb, die dem romantischen Tal seinen Namen gibt, passieren St. Blasien mit seinem Dom - mit 36 Metern im Durchmesser und 62 Metern Höhe der Größte seiner Art nördlich der Alpen - und den steilwandigen Gletscherkessel Präg, um dann auf schmalem Asphalt, durchs Obere Wiesental, dem Belchen zuzustreben.

Was wäre jedoch eine Schwarzwaldtour ohne Schwarzwälder Kirschtorte? Die gibt es für uns im Gasthof Belchen-Multen an der Belchenstrasse; natürlich hausgemacht!
Der Belchen (1.414) ist angeblich einer der schönsten Berge im Schwarzwald (so steht`s zumindest im Reiseführer). Da gibt es sicher schönere, aber zumindest punktet er von der waldfreien Kuppe mit einer schönen Aussicht.
Der nahe, 1.284 m hohe Schauinsland ist am Wochenende und an Feiertagen zwar für Motorroller- und Motorradfahrer gesperrt, aber davon sind wir glücklicherweise nicht betroffen. In früheren Zeiten wurde er wegen des Silberbergbaus auch „Erzkasten“ genannt. Legendär ist das zwischen 1923 und 1984 dort ausgetragene ADAC-Schauinsland-Rennen. Wir folgen einem Teilstück der bis heute längsten und kurvenreichsten Bergrennstrecke Deutschlands zur Passhöhe. Der Blick schweift über Freiburg hinweg zur Rheinebene, zu den Rebhängen des Kaiserstuhls und bis hinüber zu den Vogesen.

Von St. Peter führt uns die L186 in recht anspruchsvollen Kehren und Kurven über einen der höchsten Schwarzwaldgipfel, den Kandel (1.241). Hier oben kann man nur den Motor abstellen und die Stille und den Blick über den Schwarzwald genießen.
Wir gleiten durchs Etztal, machen im historischen Haslach im Kinzigtal noch einen Boxenstopp und touren durchs Harmersbachtal, bevor wir nach einer Kurvenorgie in Richtung Allerheiligen die legendäre Schwarzwaldhochstrasse (B500) unter die Räder nehmen. Genüssliches Cruisen ist die nächsten Kilometer auf der Höhenstraße angesagt und die Aussicht auf die Rheinebene und die nahen Vogesen gibt’s gratis dazu. Am höchsten Punkt der Traumstraße treffen wir auf den geheimnisvollen Mummelsee. Nixen, Zwerge und sogar ein König sollen im See am Fuße der 1.164m hohen Hornisgrinde gelebt haben. Von den angeblich bildschönen Nixen haben wir leider nichts gesehen, dafür aber Blechlawinen und Unmengen von Touristen.

Haslach

Haslach

Der Tag neigt sich bereits dem Ende zu, als wir im Bühlertal, in der Nähe der Badischen Weinstraße, die Zündschlüssel umdrehen und die Motoren schweigen.

Mummelsee

Mummelsee

© Ralf Beelitz, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Motorroller durch den Süden der Republik.
Details:
Aufbruch: 26.06.2020
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 03.07.2020
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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