Das Lahntal zwischen Lahnstein und Wetzlar

Reisezeit: März 2022  |  von Herbert S.

Diez

vom Langzeitparkplatz unterhalb der neuen Brücke hat man einen guten Überblick über die an einer Lahnschleife liegende Stadt

vom Langzeitparkplatz unterhalb der neuen Brücke hat man einen guten Überblick über die an einer Lahnschleife liegende Stadt

Wir beginnen von hier einen Rundgang durch die Altstadt mit Ziel Grafenschloß, das hoch über der Altstadt thront.

Altstadtstraße zieht sich mit ihrem gebogenen Verlauf um den Fuß des Schloßbergs herum. Sie machte einen großen Teil der mittelalterlichen Stadt aus – ungefähr die östliche Hälfte! Parallel dazu verlief die Stadtmauer, deren Reste heutzutage noch in Mauern von Häusern und Höfen stecken.
Sehenswert und fotogen ist eine Reihe von historischen Häusern mit
Fachwerkgiebeln, die oftmals noch aus dem 17. Jahrhundert stammen.
Zwei besonders schöne Beispiele rahmen den Aufgang der Schloßtreppe
(vor Altstadtstraße 35) ein.

Fresko der Gräfin Sophie Hedwig - Altstadtstraße 20

Fresko der Gräfin Sophie Hedwig - Altstadtstraße 20

Altstadtstr. 35 mit Treppenaufgang zum Garfenschloß

Altstadtstr. 35 mit Treppenaufgang zum Garfenschloß

Diezer Grafenschloß

Diezer Grafenschloß

Ein steiler Berg an der Mündung eines Baches in einen Fluss, der als Verkehrswege genutzt wird, ist für jeden Stadt- und Landesherrn im
Mittelalter ein optimaler Platz für eine Burg. Auf diesem strategisch günstigen wie wehrhaften Bauplatz, einem Porphyrfelsen, errichtet der namentlich nicht bekannte Bruder des Grafen Embricho um das Jahr 1000 eine Höhenburg. Vermutlich noch aus dieser Zeit stammt der Bergfried, der höchste Turm der Burg.
In den nachfolgenden Jahrhunderten wurden immer wieder neue Gebäude
angebaut: Im 14. Jh.entstand das Gotische Haus, der Palas. In ihm lebten und residierten die Grafen von Diez. Im 18. Jahrhundert wurde der Burgbereich im barocken Stil verändert. Doch als Hauptwohnsitz der mittlerweile in den Rang von Reichsfürsten erhobenen Stadtherren sollte die Burg nicht mehr dienen: Die Herrschaften waren bereits in das Schloß Oranienstein umgezogen, das mehr
den Vorstellungen einer angemessenen Residenz entsprach.
Von 1784 bis 1927 wurde die Burg als Zuchthaus genutzt. 1953 eröffnet
man nach Umbauten ein erstes Heimatmuseum. (leider auch geschlossen) Im Schloß ist zudem die Jugendherberge untergebracht.

alle kursiven Texte aus der Beschreibung des Stadtrundganges

eine Jugendgruppe zieht gerade ein

eine Jugendgruppe zieht gerade ein

der andere Teil ist das (geschlossne) Heimatmuseum

der andere Teil ist das (geschlossne) Heimatmuseum

Von der Burg geht es wieder bergab an der Stiftskirche vorbei in die Pfaffengasse.
Von hier kann man St. Peter sehen, die evangelische Pfarrkirche, die sich über dem rechten Lahnufer erhebt. Der rote neugotische Bauschmuck ziert den gelb verputzten Bau, dessen Anfänge in das 13. Jahrhundert zurückreichen. 1269 wird
erstmals eine Kirche erwähnt, die damit sogar älter ist als die Kirche in der Diezer Altstadt. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wird sie zerstört und das Gebäude anschließend als Pferdestall genutzt. Die wieder aufgebaute Kirche wurde 1796 von französischen Truppen beschädigt. Der heutige Bau entstand um 1830, den markanten und weithin sichtbaren Turm, in dem noch romanisches
Mauerwerk steckt, erhielt St. Peter 1845.

Blick auf St. Peter

Blick auf St. Peter

Stiftskirche

Stiftskirche

Zu Füßen ihrer Burg ließen Graf Gerhard IV. und seine Frau Elisabeth von Sayn ab 1289 ein Kanonikerstift mit einer Stiftskirche zu Ehren der Jungfrau Maria errichten. Aus dem späten 13. Jahrhundert stammt auch noch die heutige Stiftskirche, die den Übergang von der romanischen zur gotischen Bauweise zeigt. Im Inneren der dreischiffigen Kirche wird deutlich, dass das Gotteshaus auch als Grablege der Grafen von Diez und Fürsten von Nassau-Diez dient. Der älteste
Grabstein zeigt den 1343 gestorbenen Grafen Gerhard VI., einen Ritter
mit Zwei-Hand-Schwert.

Kirche in der Winterzeit geschlossen

Pfaffengasse

Haus Schloßberg 6 (Eberhardsches Schlösschen)
Der Diezer Volksmund bezeichnet das einstige Burgherrenhaus nach dem ehemaligen Besitzer, dem Kammerrat Johann Georg Eberhard, der das Anwesen 1711 erwarb, als „Eberhardsches Schlößchen“. Doch archtektonisch ist das Gebäude kein Schlösschen, sondern ein typisches Burgmannenhaus.
In der Nachbarschaft zur Burg, bzw. zum Schloss, lebten die Adligen, die
in Diensten der Herrschaft standen und meist als hohe Amtsleute in der
Verwaltung arbeiteten. Zu diesen hochrangigen Positionen und dem
Adelsstatus gehörte selbstverständlich auch ein repräsentatives Wohn-
haus, das sich deutlich von den Bürger- und Handwerkerhäusern der
mittelalterlichen Stadt abhob:
Es ist größer in seinen Ausmaßen, es wurde weitgehend aus Stein, dem
teureren Baumaterial, gebaut und durfte in der Nähe der Burg bzw. des
Schlosses errichtet werden.

Pfaffengasse 11/ ehemalige Schmiede
Eine Metalltafel an einem Holzständer, der den weit vorragenden ersten Stock des Hauses trägt, zeigt zwei Schmiede bei der Arbeit. Ein solcher Vorbau vor der Schmiede war besonders praktisch für das Beschlagen der
Pferde. Ein Anbindhaken im Holz weist darauf hin.

Haus Eberhard
In die Reihe der herrschaftlichen Häuser am Fuße des Schloßbergs gehört auch das Haus Eberhard am oberen Ende der Pfaffengasse. Als kleines Stadtpalais im Stil des Rokokos entstand es um 1784. In ihm wohnte Geheimrat August Friedrich Adrian
Diel (1756 – 1839), der einst als der berühmteste Experte Deutschlands für den Obstanbau galt. Einige Apfelund Birnensorten tragen den Namen dieses Pomologen in ihrer Bezeichnung, wie zum Beispiel „Diels Renette“ und „Diels Barceloner Parmäne“ – bekannte Obstsorten im 19. Jahrhundert..

Einen schönen Blick auf die historische Brücke und das daran „hängende“ Häuschen erhält man von einem Abstecher durch Knechts Gässchen zum Lahnufer.

Alter Markt
Zentral liegt der alte Marktplatz in der mittelalterlichen Stadt, die 1329 Stadtrechte erhielt: Zum einen befindet er sich zu Füßen des Schloßbergs, des Stadtherrn und nahe dem Wohnbereich der Stadtprominenz rund um die Pfaffengasse, zum an-
deren sind es nur wenige Schritte bis zur Lahn, einem Hauptverkehrsweg für Waren. Der Säckerbrunnen zwischen den Bäumen erinnert an das Lastenschleppen vom Lahnufer zum Marktplatz.
Nach Osten schließt sich an den Markt der Bereich der „einfachen“ Leute, die bürgerliche Stadt längs der Altstadtstraße, an.
Am Übergang steht auch das alte Rathaus (heute ein Café)

Café im alten Rathaus

Café im alten Rathaus

Säckerbrunnen

Säckerbrunnen

Damit ist der Rundgang durch die Altstadt beendet. Der große Stadtrundgang lohnt sich für uns nicht, da Schloß Oranienstein, das ebenfalls erst ab April und dann nur mit Führung zu besichtigen ist. Da es zu einem Komplex der Bundeswehr gehört, ist nicht einmal der Park zugänglich.!

In der Schulstraße zeigen die sich vom Bautyp sehr ähnelnden Häuser, dass dieser Straßenzug auf dem Reißbrett geplant wurde und auch die Zeiten weitgehend überstanden hat. Dekorative Fachwerkfassaden bilden eine malerische Front am rechten Aarufer Wegen der Fürstinnen aus dem Hause Nassau-Oranien wird die Neustadt auch das „Holländische Viertel“ genannt

ein kleines Puippenmuseum am Marktplatz

ein kleines Puippenmuseum am Marktplatz

letzter Blick vom Marktplatz auf das Grafenschloß

letzter Blick vom Marktplatz auf das Grafenschloß

© Herbert S., 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Märzsonne ausnutzend wollen wir uns die zahlreichen Burgen, Schlösser und Fachwerkstädtchen anschauen. Leider stellt sich jedoch heraus, dass wir zu früh im Jahr unterwegs sind, da die meisten Sehenswürdigkeiten erst am 1. April öffnen und man sich auf das Äußere beschränken muß.
Details:
Aufbruch: 25.03.2022
Dauer: 7 Tage
Heimkehr: 31.03.2022
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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