Peloponnes 2005

Reisezeit: Juli / August 2005  |  von Achim Baehrend

10. Etappe: Palouki - Patras

Highlight der Etappe: Wir kommen wieder!!


Die Ankunft auf Palouki war fast wie "nach Hause kommen". Man kannte sich, alle freuten sich und jeder wusste, was einen erwartete. Sogar "alte Bekannte", die Familie aus Italien, die wir bei unserem ersten Stopp in Palouki kennen gelernt hatten, waren wieder da!
Bereits bei unserem ersten Aufenthalt hier hatten wir einen - damals leider belegten - Lieblingsstellplatz ausgeguckt. Vorne am Meer, direkt an dem kleinen Bach, mit Blick auf den Sonnenuntergang. Nachteil: Hier schien den ganzen Tag die Sonne, aber wozu hatten wir ein Sonnensegel?
Bereits lange Zeit vor den Ankunft beherrschte nur eine Frage unser Denken: Ist die 1 (= unser Lieblingsplatz) frei??? Hoffentlich! "Glaubst du?", "Ja! Oder vielleicht auch nicht!", "Bestimmt!!", "Oder?". Und so weiter, und so weiter, bis wir endlich vor der Rezeption stehen blieben.
Chef und Chefin waren da und nach der Begrüßung die erste Frage meiner Frau: "Ist die 1 frei?", Bangen, hoffen, Daumen drücken und Nägel kauen, um die kleine Ewigkeit zwischen Frage und Antwort zu überbrücken, und dann ein kurzes, klares :"JA!". Spontan wurden Freudentänze aufgeführt, die Besitzer gedrückt und geknutscht, wir wischten uns Tränen aus den Augen und küssten vor Dankbarkeit die Säume der Gewänder unserer Wohltäter!
Und nun begannen wir also zum letzten Mal in diesem Urlaub mit dem Aufbau unseres Lagers. Als erstes mussten das große, und dann das kleine Zelt aufgebaut werden. Standen diese, konnten die Isomatten rein und sich selbst aufblasen. Anschließend kamen die Schlafsäcke und die Taschen in die Zelte. Nun konnte der Tisch zusammengebaut werden.
Währenddessen holten wir die Zarges-Boxen vom Dach (6 Stück) und die Kinder verteilten weiträumig das Spielzeug um die Zelte.
Die Hängematte und das Sonnensegel kamen nun an die Reihe. Dann wurde der Kocher montiert, die Petrolampe aufgehängt und damit war das Lager einmal mehr fertig. Das alles dauerte insgesamt vielleicht 1 Stunde.

Übrigens machten wir uns bei jedem Platz immer die Mühe zu überlegen, wie denn alles Notwendige so zu arrangieren sei, dass auch etwas "Schönes" dabei rauskommt! Wir wollten nicht in einem lieblos hingestellten Sammelsurium unsere Zeit verbringen, sondern wir wollten uns wohl fühlen. Und das hatte auch mit dem Aussehen unseres Platzes zu tun.
Unsere neuen Nachbarn in Palouki (Sabine und Jo und Shanty aus Marburg) bemerkten diese Absicht übrigens sofort und kamen darüber mit uns ins Gespräch. Daraus entwickelte sich eine sehr angenehme Urlaubsfreundschaft mit gemeinsamen Unternehmungen, einem Treffen in 2006 und E-Mail-Kontakt bis heute. Schön so!
Die Tage in Palouki hatte ihren ganz eigenen Rhythmus. Da es sich um einen Langschläferplatz handelte, mussten wir nicht vor 09:00 Uhr aus dem Zelt, wollten wir auch gar nicht, denn die Aussicht aus dem Zelt war einfach nur gut!!

Entspannt frühstücken, ein bißchen schwimmen, in der Sonne liegen, Salat zum Mittag, was lesen, spielen, mit den Nachbarn reden, in der Hängematte dösen, alle paar Tage einkaufen, abends lecker ein Glas Wein (oder zwei), so lässt es sich auch für länger aushalten. Eben Strandurlaub von der faulsten Sorte.
Die Kinder erwiesen sich als kulturgesättigt. Schon die kleinste Andeutung eines Ausfluges rief schwere Proteststürme hervor. Also ließen es die Eltern lieber bleiben. Irgendwie hatte die auch genug "tote Steine" gesehen. Und dann gab es ja auch noch so viele spannende Bücher in den Zarges-Boxen!
Auch die Abende glichen sich in ihrem Ablauf. Irgendwann war die Sonne nicht mehr ganz so heiß, man hatte wieder Lust sich zu bewegen, die ersten bekamen Hunger und eine Karawane von Menschen setzte sich Richtung Strand in Bewegung, viele mit Foto- oder Videokameras. Manche hatten auch (blaue!) Stühle.
Viele dieser Menschen blieben gleich neben unserem Zelt stehen und verfielen in eine Art meditativer Stille, denn: die Sonne tat das, was sie bisher jeden Abend getan hatte, sie ging unter.

Dabei gab sie sich aber auch besonders viel Mühe, ging sehr spektakulär unter. In weiser Voraussicht hatte noch jemand die Insel Zakynthos ins Bild geschoben, so dass die Sonne nun nicht anders konnte, als hinter der Insel im Meer zu versinken. WOW!!
Wir konnten all das (die Karawane und die Sonne!) quasi von unserem Küchentisch aus beobachten und genießen, oft mit einem Glas Ouzo in der einen, und ein paar Erdnüssen in der anderen Hand, also "fernsehen" von der feinsten Sorte (ohne GEZ)!!!
Die Beziehungen zu den Mitarbeitern des Platzes entwickelten sich unterdessen weiter. Insbesondere die Kontakte unserer Jüngsten hatten da eine ganz eigene Ausprägung. Sie stand quasi kurz vor der Adoption und Einbürgerung.

Wie es soweit kam? Ganz klar ist uns das auch nicht geworden.
Ihre palouki emmis liebe Adoptivmutter traf unsere Tochter anfangs nur zufällig im Waschhaus. Beide sorgten sich dort um die Sauberkeit, die Tochter um die ihrige und die Adoptivmutter um die der Anlage. Anfänglich gingen nur schelmische Blicke hin und her. Darin ist unsere Jüngste unschlagbar!
Die zufälligen Treffen dauerten dann auch gerne schon mal ein wenig länger und gingen über in Besuche unserer Tochter, um der neuen "Mutter" bei der Arbeit zuzuschauen bzw. auch mitzumachen.
Übrigens: Die beiden verstanden sich mit Blicken und Zeichensprache allerbestens, denn die eine konnte kein Griechisch, die andere kein Deutsch. War aber nicht wirklich wichtig. palouki emmis geschenke Jeden Vormittag trafen sich die beiden nun, mal länger, mal kürzer und hatten sich dabei viel zu "erzählen". Die morgendliche Begrüßung ging vom Zuwinken über zum Drücken und Küssen.

Eines Tages nun kam unsere Tochter nach einem solchen Treffen seelig wie im siebten Himmel zum Zelt zurück. Sie strahlte mit der Sonne um die Wette. In ihren Händen hielt sie Geschenke der "neuen Mutter". Diese Geste, verbunden mit der mittlerweile sehr herzlichen Beziehung zwischen den beiden, war für unsere Jüngste, und den Rest der Familie, umwerfend. Soviel Herzlichkeit und unaufdringliche Freundlichkeit, Zuneigung und Wärme - alles ohne die Sprache zu verstehen - hatten wir bis dahin noch in keinem anderen Land erlebt. Und wenn das hier auf dem Campingplatz mit den beiden ganz neue Dimensionen annahm, so kann man doch sagen, dass die Grundstimmung während unseres gesamten Aufenthalts in Griechenland ähnlich war: Freundlich und interessiert, warmherzig und unaufdringlich, sympathisch und sehr, sehr nett!!!
Unser privates Abschiedsfest verbrachten wir mit der italienischen Familie am Strand. 4 Erwachsene, ca. 6 Kinder, viel Holz, Getränke und eine Gitarre! Eine gute Mischung für einen schönen, letzten Abend. Ein schöner Abend wurde es dann auch. Wir haben gegrillt, gegessen, getrunken, viel geredet und gesungen, alles am Strand, in einer lauen Nacht, an einem großen Feuer im Sand, etwas abseits vom Campingplatz.
Die Kinder haben auch gekokelt, für die ist ein Feuer, dann noch nachts, natürlich eine riesen Sache.

© Achim Baehrend, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Familienurlaub mit Zelt und Land Rover! 5 Wochen Zeit, davon vier Wochen Rundreise auf dem Peloponnes.
Details:
Aufbruch: Juli 2005
Dauer: circa 5 Wochen
Heimkehr: August 2005
Reiseziele: Italien
Griechenland
Der Autor
 
Achim Baehrend berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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