Frieren am Äquator, 3 spannende Monate in Uganda

Reisezeit: Juni - September 2006  |  von David Forger

Hi Tec Computercentre

Mi 28.Juni
ich komm mit dem schreiben mal wieder nicht hinterher. Es ist bereits Donnerstag Abend. Aber beginnen wir mit Mittwoch morgen. Es gab diesmal kein aufwendiges Frühstück sondern nur gekochte Eier mit Weißbrot und einem komischen löslichen Kaffee. Keine Ahnung wo ich den Geschmack einordnen soll. Nach Kaffee schmeckte es jedenfalls nicht. Das Wetter war warm und schwül und ich hätte mich am liebsten komplett entkleidet während Moses mich fragte ob ich auch eine Jacke will, denn für ihn war es ernsthaft kühl. Naja, alles Gewohnheit. Moses hat nach ein paar hundert Metern gemerkt, dass er seine Schlüssel vergessen hatte, und lies mich am Weg warten. Nach kurzer Zeit kamen wieder ein paar Kinder, für die es immer eine Attraktion ist einen Muzungu zu sehen. Sie konnten etwas englisch und brachten mir bei wie ich morgens auf lusoga begrüßte. Lusoga ist die Sprache des hiesigen Königreiches mit namen Busoga, des Stammes Basoga, oder so. Die Kinder wollten nicht weitergehen und sagten ich solle ihnen Süßigkeiten geben. Ich sagte dass ich keine habe, was sie mir nicht glaubten. Sie wollten unbedingt sehen was ich in meinem Rucksack hatte. Zum Glück kam Moses bald zurück und sagte ihnen, dass sie gehen sollen. Wenn hier manchmal Weiße herkommen geben sie den Kindern wohl immer Süßigkeiten und ich nahm mir vor für den nächsten Tag welche mitzunehmen. Wir fuhren an diesem Tag wieder in die Schule und hielten uns da auch etwas länger auf. Ich erkannte sogar einige Menschen wieder. Um genau zu sein Hakim und Neto. Hakim ist ein Schüler der wohl ständig da ist und Neto der zweite Lehrer neben Moses. Wir begannen nun die von mir mitgebrachten Laptops zu installieren, die bisher noch die deutsche Version von Windows hatten. Das hat mit einigen Schwierigkeiten dann auch geklappt. Ich sah dann zum ersten mal eine Unterrichtsstunde. In dieser lernte eine Jugendliche wie man ein Fenster auf dem Desktop verschieben kann und die Größe ändert. Sie tat sich etwas schwer mit dem steuern des Mauspfeiles, kriegte es dann aber irgendwie geregelt. In diesem Moment wurde mir erst klar, dass diese Leute wirklich noch nie vor einem Computer saßen. Nach einiger Zeit lernte sie dann die Stecker den passenden Buchsen zuzuordnen und hineinzustecken. Es verblüffte mich echt das dieses für mich schon immer offensichtliche solche Schwierigkeiten bereiten kann. Endziel des Trainings ist das beherrschen grundlegender Funktionen von Word und Excel. Dadurch können die Leute schon viel leichter Jobs finden. Ich fragte ob es denn auch Fortgeschrittenere gibt, die Interesse am erstellen von Internetseiten haben. Er sagte "ja", was mich freute. Ich hatte nämlich kaum Lust jemandem das bedienen einer Computermaus beizubringen. Zuerst werde ich wohl Moses HTML und PHP beibringen bevor ich es dann anderen Schülern beibringe. Zum Mittagessen gingen wir in ein "Hotel" welches man sich ungefähr als Schweinestall mit Tischen und Stühlen vorstellen konnte. Das Essen, dessen Zubereitung ich glücklicherweise nicht sah, schmeckte aber ganz gut. Sogar das Fleisch war zart und schien frisch. Moses isst hier regelmäßig. Auf dem Rückweg kamen wir an einem Kino vorbei, in dem Filme auf einem kleinen Fernseher gezeigt wurden. In der letzten Reihe konnte man das Bild nur noch vermuten. Moses hat dann erklärt: "Mit solch einfachen Sachen wie einem kleinen Fernseher, kann man sich hier ein Einkommen verschaffen." Zurück in der Schule brachte mir Neto dann ein paar Wörter auf luganda bei, während ich für ihn immer die Bedeutung auf deutsch dazu schrieb. Ich lernte später meinen zukünftigen swahili Lehrer kennen bei dem ich ab dem nächsten Tag Unterricht haben sollte. Moses sagte, dass er ihn für mich bezahlen würde, und der Betrag von meinem Interesse und Erfolg abhinge. Nachdem wir dann noch im Büro von "Time for action Uganda" vorbei schauten machten wir uns zurück auf den Heimweg. Diesen Abend hatten wir wieder "power cut" und mussten uns mit Kerzen und Öllampen helfen. Es wird hier ziemlich früh und auch ziemlich schnell dunkel. Da es keine Straßenlaternen gibt ist es wirklich dunkel. Das Duschen und aufs Klo gehen mit Taschenlampe war auch ein kleines Abenteuer. Vor dem Abendessen hab ich mich wie am Tag zuvor etwas hingelegt weil ich plötzlich müde war. Vielleicht lag es an der Dunkelheit. Keine Ahnung. Zum essen war ich jedenfalls wieder fit. Es gab Maismehlpampe(posho) mit Bananenpampe(matoke), Kartoffeln und Bohnen in Soße. Es schmeckte wie immer gut und ich beschloss zu lernen wie man das macht um es dann in Deutschland meinen Leuten zu kochen. Nach dem Essen lag ich noch ein bisschen mit Moses und dem Baby auf dem Bett um zu erzählen und ging dann auch bald in mein Bett. Es gibt hier so viele Eindrücke die man nicht beschreiben kann. Ich kann es jedem nur empfehlen mal hier her zu kommen. All die deutschen Dekadenzbolzen die sich über die Politik in Deutschland aufregen und sich beschweren wenn die Bahn 5 Minuten zu spät kommt, wüssten wenn sie nach hause kommen ihren Luxus und unsere Infrastruktur besser zu schätzen. Zwei Wochen Urlaub unterm Volk reichen völlig aus.

© David Forger, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
so viel kann man so schnell kaum erleben und vor allem nie vergessen. Wenn ihr das gelesen habt und immenroch nach Uganda wollt seid ihr wie ich.
Details:
Aufbruch: 25.06.2006
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 14.09.2006
Reiseziele: Uganda
Der Autor
 
David Forger berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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