Frieren am Äquator, 3 spannende Monate in Uganda

Reisezeit: Juni - September 2006  |  von David Forger

Traditionen und Zeremonien

Sa 29.Juli
Eine von Moses unzähligen Schwestern heiratete heute. Sie lebt mit Ihrem Mann in den USA und ist um zu Heiraten nach Uganda gekommen. Aus aller Welt kamen die ca. 400 engsten Angehörigen angereist. Eine Familie war auch aus Deutschland gekommen. Morgens fuhr ich mit Moses in die Stadt, wo der von ihm angeheuerte Bus abfahren sollte. Nach dem wie immer nicht enden wollenden Begrüßungsprozedere kam auch schon bald der Bus, der sofort voll war. Moses versuchte einen zweiten zu organisieren, der dann auch nochmal bis zum letzten Platz voll wurde. Moses hat mir heute erklärt, dass der Bruder seines Vaters, auch sein Vater ist und dessen Kinder seine Brüder. Wobei die Schwester eines Vaters eine Tante ist. Die Schwester der Mutter ist wiederum auch eine Mutter, während der Bruder der Mutter ein Onkel ist. Moses hat keine Ahnung wie viele Geschwister er hat. Jedenfalls sehr viele. Ein Bruder von ihm ist Energieminister von Uganda. Der wurde mir heute auch vorgestellt. Ich fuhr im zweiten Bus mit, der einige Zeit nach dem Ersten los fuhr. Kurz nach dem Nelson Mandela Nationalstadion sahen wir unseren ersten Bus, der ein Matatu von hinten genommen hat, am Straßenrand stehen. Die Fahrer der kollidierten Vehikel waren wohl schon eine weile dabei sich zu beschimpfen und sich irgendwie zu einigen. Da hier so gut wie keiner eine Versicherung hat, wird sich wenn möglich vor Ort geeinigt und sofort in Bar bezahlt. Diese Verhandlungen können unter Umständen Stunden dauern. Moses hat sich einige Minuten eingemischt, bis wir dann weiter fuhren während die Fahrer weiter verhandelten. Ungefähr zwei Stunden zu Spät kamen wir an der Kirche an, bei der die Zeremonie zum Glück auch zwei Stunden später begann weil sich eine andere Hochzeit zuvor verzögerte. Das ganze dauerte keine viertel Stunde, bis das Brautpaar mit dem in jedem Spielfilm zu hörenden Hochzeitsmarsch nach draußen Marschierte um für die nächste Hochzeit platz zu machen. Das ist hier echt Heiraten wie am Fließband. Wer es sich leisten kann, mietet in Uganda für das Brautpaar und die Eskorten einige Mercedes. Die reichsten Leute fahren hier Mercedes und BMW made in germany. Wir fuhren dann mit unseren Bussen in eine luxuriöse Hotelanlage am Ufer des Sees. Dort waren Wegweiser zu drei verschiedenen Hochzeiten. Weil wir wussten, dass sich das Essen verzögern wird und wir nicht viel gefrühstückt hatten, sind Moses und ich vorher noch in ein Restaurant gegangen. Da Esther meine Kamera mit nach Korea genommen hat, konnte ich leider keine Bilder von diesem Ereignis machen. Auf einer Wiese direkt am Wasser, waren riesige Zelte aufgebaut mit Tischen und Stühlen. Von jedem Platz aus konnte man auf eine Art Bühne schauen, auf der die Plätze für das Brautpaar, die Flowergirls, die Pegboys, den Bestman und die Maid untergebracht waren. Eine traditionelle Musikgruppe und Tänzerinnen standen neben der "Bühne" und konnten vom Brautpaar gar nicht wirklich gesehen werden. Auf den Tischen standen für jeden kleine Geschenkboxen mit widerlich schmeckenden Pralinen. Auf der Box Stand: "Robert & Sanyu 2006 July 29". Was sie auch auf die Servierten und auf Streichholzschachteln drucken ließen. Die wissen anscheinend worauf`s ankommt. Irgendwie sah alles etwas nach Pauschalhochzeit im Komplettpaket aus. Nach einiger Wartezeit kamen die Hauptpersonen mit viel getose auf ihre Plätze Marschiert. Aus maßlos übersteuerten Boxen ertönte der Vertraute Hochzeitsmarsch. Zwei Mal. Wie schon in der Kirche machten die älteren Frauen das "vigelegele" mit dem sie ihre Freude und Aufregung ausdrückten. Klingt so ähnlich wie eine Alarmanlage und wurde nur noch durch die Lautsprecher übertönt durch die alle wichtigsten Leute dann noch Ihre Rede halten durften. Das Mikrofon fiel als mal aus und es war immer viel zu Laut. Ich musste mir die meiste Zeit die Ohren zu halten. Irgendwann gab`s dann tatsächlich Essen, auf das ich gespannt war wie ein Regenschirm. Es war dann aber wie gewohnt: Matoke, Reis, Kartoffeln, Chapati, Huhn, Tilapia, und Rindfleisch mit Soße. Die ganze Palette ugandischer Speisen auf ein Ma(h)l. Anschließend durfte die Braut die Hochzeitstorte anschneiden. Das gilt hier symbolisch als das erste Mahl welches sie Ihrem Gatten bereitet. Leider schmeckte sie ähnlich gut wie die Pralinen. Macht aber nix, auf den Photos und Videos kann man das später nicht mehr sehen. Abseits der Kameras zogen die Braut und der Bräutigam Gesichter als sei es ihre Beerdigung. Selbst als sie bei den Reden gelobt wurden schauten sie desinteressiert drein. Ich fragte Moses ob mit denen irgendwas wrong ist. Er wusste erst nicht was ich meine und hat mir dann erklärt, dass das ganz normal ist, dass man an seiner Hochzeit nicht lächelt. Komisches Volk. Nach dem Essen gab`s noch Tänze bei denen Frauen sage und schreibe sieben Tonkrüge aufeinnander auf ihrem Kopf spazieren Tanzten. Unglaublich. Heimzus kam Rebecca mit, mit der ich nach Bugembe zur Livemusik fuhr, die dann irgendwie nicht da war. Wir haben uns dann in einer Bar niedergelassen und haben später zu Hause weiter getrunken. Bitter Lemon mit Waragi und später Whisky.

Mo 31.Juli
Ich war wieder in der Bank um mein Konto zu eröffnen. Zuvor hatte ich mir von unserem Ortsvorsteher ein Empfehlungsschreiben und eine Bescheinigung dass ich in diesem Ort wohne besorgt. Ich füllte tausend Formulare aus und unterschrieb zweitausend mal. Ich muss jetzt noch ein Empfehlungsschreiben von Moses Computerschule besorgen und vier Passfotos. Als Ausländer hat man`s halt nicht leicht. Ich ließ also Passfotos machen. Mit einer Vorkriegskamera wurde ich dann in einem Hinterhof Fotografiert. Morgen kann ich sie Abholen.

Di 1.August
Auf dem Foto, welches der Fotograf gestern gemacht hat, waren meine Augen unglücklicherweise zu. Da er nur eins gemacht hat musste ich dann nochmal Fotografiert werden was mein voranschreiten wieder um einen Tag verzögerte. Ich rief dann noch Emails ab. Unter anderem auch die Immatrikulationsunterlagen von der Fachhochschule die mich mittlerweile übrigens angenommen hat. Moses hat mir vor einiger Zeit mal Godfrey, einen Bruder von ihm vorgestellt der HIV positiv war. Er war ungefähr zwanzig Jahre alt. Er war auch auf der Hochzeit am Samstag und wollte nach uns noch dort bleiben. Er wollte Sonntags Abends zurückfahren. Auf der Fahrt ist er bei einem Unfall gestorben. Außer einem 6 Monate alten Baby, wurden alle ca. 30 Insassen des Busses sammt den Eltern des Babys getötet. Godfrey wurden am Unfallort noch die Uhr und die Schuhe gestohlen. Moses ist zu seinem Elternhaus gegangen und hat die Nacht dort verbracht. Ich hab abends gekocht. Matoke mit Tomaten. Hat gut geschmeckt. Aber leider war ich mit Jackie allein. Sie fürchtete sich nachts alleine in der Wohnung und ich sollte also mit ihr und dem Baby in Moses Wohnung schlafen. Es war glaub ich eine der schlimmsten Nächte meines Lebens. Dieses bescheuerte Baby hat die ganze Nacht ohne Grund durchgekrischen. Ich wollte es umbringen.

Mi 2.August
Nach dem Frühstück rief ich Moses an und fragte ihn ob er heute noch zurück kommt. Er fragte mich warum ich denn gestern nicht gekommen sei. Als er mir am Vortag sagte: "wir sehen uns später zu Hause" meinte er bei seinem Elternhaus. Das hatte ich nicht verstanden. Er bat mich schnellstens zu dem Haus zu kommen. Ich sollte einem beliebigen Boda Boda Fahrer einfach den Namen seines Vaters sagen. Und tatsächlich. anscheinend weiß hier jeder wo Moses Vaters Haus ist. Als ich ankam waren viele Leute da und vor dem Haus brannte ein Feuer. Wenn hier jemand stirbt verbringen alle Freunde und angehörigen die ganze Nacht vor dem Haus und sitzen um ein Feuer. Wenn eine Mutter oder ein Vater stirbt wird das Feuer in der Mitte vor dem Haus angezündet. Wenn ein Sohn oder eine Tochter stirbt wird das Feuer an der Seite gemacht. So weiß jeder der vorbeikommt Bescheid. Dies ist nicht das erste Kind das Moses Vater verliert. Das Kind einer anderen Mutter ist mit zwei Jahren ohne ersichtlichen Grund gestorben. Ihr nächstes Kind und das Kind darauf auch auf die gleiche unerklärliche weise mit zwei Jahren. Ihr viertes Kind ist jetzt schon vier und lebt immer noch. Toi Toi Toi. Eine andere Tochter ist mit zehn Jahren über die Straße gerannt und überfahren worden. Da war Moses auch dabei. Jetzt warten wir auf die Beerdigung von Godfrey. Ich hab heute zum ersten mal einen toten gesehen. Der Sarg stand in einem Raum im Haus und die Mütter und auch seine leibliche Mutter saßen drumherum. Durch ein Fenster im Sarg konnte man das Gesicht sehen. Als ich seine Freundin gesehen hab hätte ich auch fast angefangen zu heulen. Sie war total am Ende. Nach einiger zeit kam ein anderer Bruder der einen Krankenwagen besaß. Darin wurde der Sarg zum familieneigenen Friedhof gebracht. Moses erklärte mir, dass jede Familie bzw. Clan einen eigenen Friedhof hat. Als wir ankamen wurde die Freundin des Verstorbenen gerade ohnmächtig aus dem Haus getragen. Es versammelten sich immer mehr Leute vor dem Haus während das Grab und das Mittagessen vorbereitet wurde. Verschiedene Leute hielten Reden und predigten in lusoga, was mich ziemlich langweilte. Immer wieder wurden von allen zusammen Lieder gesungen. Bis der Sarg dann bei ergreifendem Gesang zu Grabe getragen wurde. Das Essen wurde in Plastiktüten serviert. Viele Leute essen hier mit den Händen. Es ist hier ganz normal im Restaurant Reis, Matoke und was auch immer mit der Hand zu essen. Ich muss mir wenn ich Fleisch esse immer ein Messer bestellen. Nach der Zeremonie war die Bank natürlich wieder zu. Morgen hab ich wieder eine Chance. Ich lief in die Stadt um meine Bilder abzuholen. Jeden Tag wenn ich an einem Videogeschäft vorbei gehe grüßt mich ein ca. 18 jähriges Mädchen freundlich. Heute hat sie mich her gebeten. Sie fragte mich ob ich ihr Freund sein will. So sind die Leute hier. Auf meine Frage welche Art von Freund sagte sie: "Ein Brieffreund." Alla Gut. Warum dann ach nit. Sie war ja ganz sympathisch. Wir unterhielten uns kurz und tauschten Emailadresse und Handynummer aus. Vielleicht will sie ja tatsächlich nur eine Brieffreundschaft, also brauche ich ihr ja nicht zu erzählen, dass ich bereits eine Freundin hab. Als ich zu hause war hat diese Shammyn dann auch schon angerufen. Diese Afrikanerinnen mögen anscheinend Bazungu (Plural von Muzungu). Ich weiß nicht wie viele Ehefrauen ich hier schon hab deren Namen und Sprachen mir weitestgehend unbekannt sind. Aber keine Sorge Hanna, ich werde dir Treu bleiben.

Do 3.August
Heute konnte ich endlich mein Konto eröffnen. Wirklich alles sehr zurückgeblieben. Ich glaub bei uns gab es vorm Krieg schon Modernere Einzahlscheine. Als ich nach Internet Banking gefragt hab, hat der mich angeschaut wie ne Parkuhr. Hätt ja sein können. Die Banken und Supermärkte werden hier so gut wie alle von Indern geführt die Von den Ugandern aber wegen ihrer Überheblichkeit und Arroganz nicht gemocht werden. Ähnlich wie die Juden im dritten Reich. Sie wurden zu Amins zeiten enteignet und vertrieben, sind aber durch den jetzigen Präsidenten Museveni wieder zurück. Auf dem Rückweg kam ich bei Shammyn am Laden vorbei, die mich mit Freude empfing und heute zum dritten mal Fragte aus welchem Land ich komm. In diesem Laden kann man sich für 5000 Shilling eine Audio oder Video CD aus den verfügbaren Dateien zusammenstellen lassen. Ich glaub von Urheberrecht haben die hier noch nie was gehört. Shammyn hat mir dann einen Mix ugandischer Popmusik zusammengestellt. Irgendwie sind die Lieder fast alle gleich und eine Mischung aus Ragage, Handyklingelton und Gospel.

Fr 4.August
Wir sind nochmal zu Moses Land gegangen, wo er in kürze mit dem Bau seines Hauses beginnen will. Ich bin die letzten Tage und Nächte damit beschäftigt zu überlegen ob ich tatsächlich das Halbe Land kaufen und ein Haus Bauen soll. Außer meiner Mutter spricht eigentlich nichts dagegen. Ich kann das Land zwar als Ausländer nicht Endgültig kaufen, es aber offiziell für 49 Jahre Pachten.

Sa 5.August
Ein anderer von Moses Brüdern hatte heute seine Introduction. Das ist quasi die traditionelle Hochzeit, die vor der kirchlichen Hochzeit stattzufinden hat. Der Freier wird den Eltern der Braut vorgestellt und die Familie muss ihn annehmen. Wird der Mann akzeptiert wird erst mal gejubelt und danach wird der Brautpreis ausgehandelt. Wenn nicht ist keine Hochzeit möglich. Ebenso wird festgestellt ob das Paar verwandt ist. Dies würde eine Heirat ebenso verhindern. Man darf auch niemanden mit dem gleichen Familiennamen Heiraten. Auch wenn man überhaupt nicht verwandt ist. Wenn ein Ugander nach Deutschland käme, würde er alle Menschen mit Namen Müller als einen einzigen Clan ansehen. Neto hat mir erklärt, wenn er in London jemanden treffen würde, der zufällig den Namen seiner Familie trägt, würde er ihn als Bruder ansehen. Zurück zur Indroduction. Die Gruppe des Freiers traf sich in dessen Haus zu dem ich mit Moses am Morgen pilgerte. Dort erwartete mich das übliche lästige Begrüßungspalaver gefolgt von einer Mahlzeit, auf die ich dankend verzichtete, weil sie größtenteils aus Gedärmen bestand. Ich schaute etwas angewidert zu wie diese Leute mit Genuss den Magen und Verdauungskanal eines Rindes verspeisten. Ich bekam dann so was ähnliches wie einen Donut in Kugelform. Wenigstens etwas. Das nächste Essen gab es erst abends nach den Verhandlungen. Nach dem Essen folgte stundenlanges Warten. Ich musste ein traditionelles Gewand mit Namen Cansu anziehen das bis zum Boden ging. Es ist weiß, aus seideähnlichem Stoff und hat das Zeichen des Stammes der Basoga aufgestickt. Man darf es während der Zeremonie nicht zu sehr anheben, sonst muss der Gruppenführer Strafe zahlen. Ich hasse diese ewige Warterei. Vor allem weil ich von der Konversation auf Lusoga kein Wort verstehe. Nach einigen Stunden kam der bestellte Bus und es ging Los. Eine Introduction findet immer bei den Eltern der Braut statt was in unserem Fall im tiefsten Busch war. Wir waren ein Konvoi von ca. sechs Fahrzeugen mit ca.100 Leuten und kamen nach einer abenteuerlichen Fahrt über matschige autobreite Trampelpfade ca. zwei Stunden zu spät an. Das kostete auch Strafe. Ich wurde zum Bestman auserkoren und hatte die ehrenvolle Aufgabe neben dem Bräutigam zu sitzen. Moses sagte ich soll immer schauen was die anderen machen. Fehlverhalten führt zu Strafen. Ich soll mich auf keinen Fall hinsetzen bevor man es mir sagt. Warum auch immer stellte sich unsere Gruppe in zwei nach Geschlechtern getrennten Schlangen vor dem durch eine Leine versperrten Zugang auf. Wir wurden gefragt wer wir sind, wo wir herkommen und was wir hier wollen. Das gehört auch zum Ritual. Nach dem wir hereingelassen wurden zeigte mir der Gruppenführer meinen Platz und sagte, dass ich mich dort hinsetzen soll. Ich setzte mich also hin. Blöderweise hatte er nicht gemeint, dass ich mich JETZT da hinsetzten soll. Da ich in der ersten reihe war, sah ich auch nicht, dass alle anderen noch standen. Peinlich, peinlich, so was kann ja auch nur mir passieren. Naja, gibt halt eine Strafe, aber mir war anscheinend keiner Böse. Es gab die Partei des Mannes und die der Frau die sich gegenüber saßen. Jeweils um die hundert Leute. Weitere ungefähr 150 Leute saßen an der Seite um zu zuschauen. Von da an war es für mich erst mal wieder langweilig, weil ich nichts verstand. Moses, der glücklicherweise neben mir saß, hat mir manches übersetzt. Zum Beispiel, dass der Ortsvorsteher oder soll ich lieber sagen der Häuptling dieses Areals sich sehr freut, dass ich hier bin. Ich war angeblich der erste Weisse der jemals hier war. Als der Bräutigam angenommen wurde fragte der Leiter der weiblichen Partei warum sich der Muzungu denn als einziger nicht freute. Ich wusste halt nicht was vor sich ging. Manchmal sagte mir Moses plötzlich ich soll lächeln oder mich freuen. Nach einiger Zeit wurden einige Güter für die Eltern der Braut beigeschleift. Schüsseln mit Paprika, verschiedenen Früchten, Seife, Magerine, Brot, und vielem mehr, was aber den Rahmen meiner Festplatte sprengen würde, ein Sack Zucker, ein Sack Reis, ein Säckchen Salz, vier Ziegen, ein Gockelhahn und eine Kuh mit lila Schleife. Das war im Verhältnis zur Schönheit der Braut, ziemlich viel. Am Ende gab es dann endlich essen. Hochkulturelle Erfindungen wie Messer und Gabel sind anscheinend noch nicht bis in dieses schöne Dörfchen durchgedrungen. Ich durfte also zum ersten mal mit meinen Händen essen. Das war aber gar nicht so schlimm wie ich gedacht hab. Das essen war sehr gut. Huhn mit Soße in Bananenblättern serviert. Reis und Matoke mit Huhn und Erdnusspaste.

So 6.August
Es war Arschkalt, hat gewassert wie aus Eimern und auf dem Programm stand schwimmen. Nach dem Motto es wird schon aufhören sind wir dann losgefahren. Zuerst wollte Jackie mich zu ihren Geschwistern Bringen. Ihre Eltern sind gestorben als sie ungefähr fünf war. Sie wurde von ihrer Tante aufgezogen und lebte mit ihren Geschwistern zusammen. Wir kamen in ein Haus, das wie ein Jugendheim aussah und gingen durch einen langen Gang in das Jungenzimmer. Ein Bett mit drei Stockwerken, drei andere Betten und ein Tisch füllten den Raum auch schon mehr als aus. An einem Computer liefen Musikvideos. Die Leute waren wie fast alle anderen Ugander auch, total begeistert von meinem hundsgewöhnlichen MP3 Player. Später gingen wir dann in eine Hotelanlage zum schwimmen. Jackie hat sich obwohl sie schwimmen kann nicht ins tiefe getraut. Sie meinte, dass sie ertrinken könne. So sind sie die Ugander. Mit Matatu und Motorrad ohne die geringsten Sicherheitsvorkehrungen durch die Botanik fahren, aber angst vor einem bisschen Wasser haben. Es war ziemlich bewölkt und wir waren fast die einzigen am Pool. Später kam Rebecca dazu. Sie hatte ihre Badekappe vergessen, was für sie Grund genug war nicht ins Wasser zu gehen. Sie würde ja ihre tolle Frisur zerstören. Die beiden unterhielten sich dann trotz meiner Bitte Englisch zu reden wieder in diesem Kauderwelsch. Rebecca sagte:"Ich kann doch mit ihr nicht auf englisch reden, das hab ich noch nie gemacht. Wäre viel zu komisch." Naja, sie haben mir dann als mal was übersetzt. Rebecca hat mir noch Ratschläge für mein Hausbauprojekt gegeben. Ich sollte auf jeden Fall mit Moses Vater reden. Auf den sei 100% verlass. Danach gingen wir noch essen. Rebecca hat dann bis auf die blanken Knochen einen kompletten Fischkopf gegessen. Sie sagte der Kopf sei das Beste, vor allem das Auge. Vielleicht probier ich das ja auch mal wenn ich in entsprechender Stimmung bin. Wir stellten uns an die Straße und warteten auf ein Taxi nach Jinja mit freien Plätzen. Das dauerte eine ganze weile. Zwischendurch kam ein angetrunkener junger Mann und sagte: "Sir, wohin fahren Sie? Einen Moment bitte, ich besorge Ihnen ein Taxi. Ich bin Taxibremser." Alles klar. Er ist dann weitergedormelt und hat andere Leute belästigt.

© David Forger, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
so viel kann man so schnell kaum erleben und vor allem nie vergessen. Wenn ihr das gelesen habt und immenroch nach Uganda wollt seid ihr wie ich.
Details:
Aufbruch: 25.06.2006
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 14.09.2006
Reiseziele: Uganda
Der Autor
 
David Forger berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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