Oman - Land zwischen Tradition und Moderne

Reisezeit: Dezember 2005 - Januar 2006  |  von Herbert S.

Provinz Ash Sharqiyah (östl. Hadjargebirge): Sur

Die Hafenstadt Sur war einst Omans bedeutendster Ostafrika-Hafen. Die Handelsbeziehungen zwischen Sur und Ostafrika reichen angeblich bis ins 6. nachchristliche Jahrhundert zurück. Die Stadt stand aber bis ins 16. Jahrhundert im Schatten der nicht weit entfernten Hafenstadt Qalhat, bis diese durch Überfälle der Portugiesen und ein Erdbeben nahezu vollständig zerstört wurde.

Aber im Laufe der Geschichte (Abschaffung des Skavenhandels, Untergang der Schiffsflotte verlor Sur zunehmend an Bedeutung. Nur seinen Ruf als Metropole des Schiffsbaus konnte die Stadt bis in die Moderne bewahren. Mehrere Werften an der Bucht arbeiteten hier bis vor wenigen jahren noch großteils mit alten Fertigungsmethoden.

Seit den neunziger Jahren wächst die Stadt mit staatlicher Förderung wieder zu einem der bedeutendsten regionalen Zentren Omans.
Eine große Meerwasserentsalzungsanlage und ein angeschlossenes Kraftwerk sind bereits in Betrieb.
Eine riesige Gasverflüssigungsanlage ist im Westen der Stadt im Bau.
An der Küste ersetzen große neue Molen die Lagune als Schutzhafen.

neuer Hafen von Sur

neuer Hafen von Sur

Die Stadt wird im Osten durch den tiefen Einschnitt der Lagune Khor al-Batah begrenzt, an deren Ausfluß der neue Hafen von Sur liegt.

Nirgendwo sonst in Oman kann man noch so viele Dhaus beobachten wie hier. Sie dümpeln Seite an Seite in der flachen Bucht und erinnern an frühere Tage.

Trotz des gewaltigen Bedeutungsverlustes als Hafenstadt wurde in Sur im Herbst 2004 jedoch die wahrscheinlich letzte Dhau in Sur auf Kiel gelegt. Das Bauholz stammte zum einen Teil aus Oman, zum anderen aus Indien und Burma. Für die Spanten wurde elastisches Zedernholz benutzt, hartes Teakholz für Planken und Kiel. Das Holz wurde wie in den alten Zeiten mit bearbeitet, elektrisch betriebene Maschinen kamen nur sehr begrenzt zum Einsatz.

Einen Bauplan gab es nicht, die Schiffe wurden nach den Wünschen der Auftraggeber in verschiedenen Varianten gefertigt. Leider brach der Markt für diese Schiffe in den letzten Jahren gänzlich ein und die meisten Dhaubauer wanderten in die Emirate aus, wo sie das Handwerk nicht zuletzt als Touristenattraktion fortführen sollen.

Die Straße beschreibt einen weiten Bogen entlang der Lagune. Unübersehbar steht auf einer Plattform am Binnenufer eine große alte omanische Dhau, die Yad al-Karim. Das 300 Tonnen schwere, majestätisch geschwungene Schiff war bis vor wenigen Jahren noch unter jemenitischer Flagge in Dienst. Es wurde von zwei Geschäftsleuten der Stadt Sur zurückgekauft und generalüberholt, um es hier am Ort seiner Entstehung als Monument zu plazieren. Diese Dhau vom Typ Ghanjah ist eines der letzten Schiffe ihrer Art, die in Sur gebaut wurden; ihr Stapellauf war 1920. Zur Blütezeit Surs lagen in der großen Lagune bis zu 400 solcher oder noch größerer Handelsschiffe vor Anker. Neben der Dhau wird derzeit ein kleines Museum zu ihrer Geschichte errichtet.

Blick auf die Ostseite der Lagune

Blick auf die Ostseite der Lagune

Folgt man der Straße weiter, so gelangt man entlang dem Ufer der Lagune zu dem Ortsteil Ayqa, der Sur as-Sahil am anderen Ufer gegenüberliegt. Er ist vom Bauboom noch nicht so erfaßt wie Sur as-Sahil oder Balad Sur gleich am Ortseingang.

Hinter Ayqa geht die Teerstraße nach wenigen Kilometern in eine Schotterpiste über, die nur mit einem Geländewagen befahren werden sollte. Der Weg führt durch eine sanfte Hügellandschaft zum östlichsten Punkt des Sultanats: Ras al-Hadd. Der belebte Fischerort liegt an einer großen, geschützten Bucht und ist bekannt für seine am Strand getrockneten Sardinen. Neuere Grabungen haben ergeben, dass dieser felsige, von Sandstränden unterbrochene Küstenabschnitt bereits im 3. und 2. vorchristlichen Jahrtausend besiedelt war. Keramikfunde belegen einen Warenaustausch mit den Kulturen im Indusbecken schon in dieser frühen Zeit.

Der gesamte Küstenabschnitt zwischen Ras al-Hadd und Ras al-Khabba ist streng bewachtes Naturschutzgebiet und darf nur bei Ras al-Djins unter strenger Aufsicht nach vorheriger behördlicher Genehmigung betreten werden. Er ist der wichtigste Brutplatz für Meeresschildkröten am Indischen Ozean.
Wir können diesen Ausflug wegen 'Zeitmangel' nicht unternehmen; haben aber vor allem wegen der falschen Jahreszeit schon bei der Planung darauf verzichtet. Unser Omanaufenthalt neigt sich dem Ende. Gut 200 Kilometer entlang der Küste - mit einigen Abstecher in traumhafte Wadis - trennen uns noch vom Ausgangspunkt Muscat. Diese Etappe beschreiben wir im nächsten Kapitel.

© Herbert S., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere zweiwöchige Omanreise im Toyota-Landcruiser führte uns durch herrliche abwechslungsreiche Landschaften mit vielen Eindrücken und Begegnungen mit freundlichen, unaufdringlichen Menschen.
Details:
Aufbruch: 25.12.2005
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 07.01.2006
Reiseziele: Oman
Vereinigte Arabische Emirate
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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