Oman - Land zwischen Tradition und Moderne

Reisezeit: Dezember 2005 - Januar 2006  |  von Herbert S.

Provinz Ash Sharqiyah (östl. Hadjargebirge): Entlang der Küste zurück nach Muscat

Die Straße führt auf den Djebel Khadar und Djebel Bani Diabir zu, die etwa zwanzig Kilometer hinter Sur steil zum Meer hin abfallen.
In der Ebene zwischen Sur und den Bergen wurde eine riesige Erdgasverflüssigungsanlage errichtet. Von hier wird seit 2000 Flüssiggas verschifft. Weniger als neun Jahre vorher waren erstmals größere Erdgasvorkommen im Oman entdeckt worden. Die Reserven des Landes an diesem wichtigen Rohstoff werden auf 25 Trillionen Kubikfuß geschätzt. Die Jahreskapazität der Anlage liegt bei 6,6 Millionen Tonnen Flüssiggas.

Die ersten Kilometer sind daher landschaftlich nicht sonderlich attraktiv, zudem besteht die Schotterpiste zur Zeit aus kilometerlangen Baustellen.
Am Bergmassiv angelangt, verläuft die Straße auf einer schmalen, erhöhten Schotterterrasse, die immer wieder von ins Meer mündenden Wadis gequert wird. An der Mündung des Wadi Hilmi verbreitern sich die vom Wasser aufgeschütteten Landmassen zu einer natürlichen Plattform. Hier erhob sich vor einem halben Jahrtausend die berühmte Hafenstadt Qalhat.
Durch das Wadi Hilmi vollzog sich ein reger Warenaustausch mit dem Landesinneren, und über den Hafen bestanden gute Verbindungen zu anderen Städten am Indischen Ozean.

Von der Größe der Hafenstadt zeugt heute nur noch die Ruine der Moschee Bibi Mariyam, die wohl im 14. Jahrhundert entstand. Von dem kubischen Zentralbau ist die ursprünglich achteckige Kuppel eingestürzt. Ansonsten zeugt ein riesiges Trümmerfeld von der einstmaligen Stadt. Da noch manches altes Baumaterial dort zu sehen ist, dürften Grabungen sicherlich noch einiges zu Tage fördern.

Etwa zwanzig Kilometer nördlich von Qalhat münden Wadi Tiwi und Wadi Shab ins Meer. Zwischen den Mündungen beider Wadis liegt der kleine Hafen Tiwi, der im Mittelalter Schiffen den einzigen Anker- und Wasserversorgungsplatz entlang der Küste zwischen Qalhat und Quriyat bot.

Das Wadi Tiwi
22° 49' 13" N // 59° 15' 24" O
ist eine steile Schlucht des östlichen Hadjar-Gebirges zur nördlichen Küstenregion von Sur.

Es ist noch so breit, dass es sich (je nach Wasserstand) bis zu 10 km mit einem Allradfahrzeug befahren lässt. Die Piste führt zunächst durch üppige Vegetation auf einem betonierten schmalen Weg durch das Flussbett mit Riesenkiesel.

Nach wenigen Kilometern erreicht man das erste kleine Dorf, das man durch ganz enge Sträßchen unter Plamen hindurch befahren kann. Danach geht es wirklich steil nach oben (bis zu 30%) und von dort bietet sich ein Ausblick auf die palmenbestandene Schlucht inmitten von steilen Felsen. Zweite weitere Dörfer schließen sich an, in denen man moderne Neubauten und langsam verfallene Lehmhäuser nebeneinander antreffen kann.

Zurück auf der Küstenstraße erreichen wir nur wenige Kilometer weiter das Wadi Shab .
22° 50' 11" N // 59° 14' 36" O
Im Wadi Shab hat das Wasser einen spektakulären Canyon in den Fels des östlichen Hadjar-Gebirges geschnitten, das nicht die Höhe des westlichen Teils erreicht. Auch die Gesteinsarten sind andere. Meist handelt es sich um sehr starke Kalksteinsedimente.

Eine Kiesbank hindert das Wasser am direkten Abfluß ins Meer und ließ eine idyllische Lagune entstehen. Für die Erkundung des Wadi Shab muß man das Fahrzeug an dieser Lagune stehenlassen.

Bis vor kurzem konnte man mit einem kleinen Boot den Mündungssee befahren; inzwischen ist eine kleine Brücke gebaut, so dass man zu Fuß auf die Seite gelangen kann, auf der man die erste halbe Stunde in das Wadi wandern kann.

Solange geht es durch dichte Vegetation und kleine bewässerte Gärten.

Dann erreicht man die ersten Felsüberhänge und die Schlucht wird noch enger; nachdem man mehrfach das Flußbett auf einem gut gekennzeichneten Weg durchquert hat, gelangt man an eine Stelle mit einer kleinen Brücke, die zu mehreren tiefblauen Naturpools führt, die zum Schwimmen einladen.

Der Weg steigt danach noch weiter steil an und führt weiter in die hier bereits weitgehend vegetationslosen Berge. Man hat inzwischen eine Höhe von 300-400 m erreicht und kann, sofern Kondition und Ausrüstung es erlauben, bis in das von Norden bequem zugängliche Wadi Bani Khalid wandern; hierzu muß man aber weitere 1400 m Höhenmeter überwinden (Mehrtageswanderung).

Hinweis: Da dieses Tal bewohnt und bewirtschaftet wird, sollte man unbedingt darauf achten, korrekt gekleidet zu sein und auch auf unpassende Fotosafaris verzichten.

Die beiden Wadis haben uns so begeistert, dass wir von unserer Tagesetappe nach Muscat bisher weniger als ein Viertel geschafft haben.

Daher müssen wir allmählich etwas Strecke machen und für die Gegend um Quriyat bleibt uns keine Zeit der Besichtigung mehr, vor allem da inzwischen der Ausbau der Küstenstraße massiv vorangetrieben wird. .
Ob sich Wadi Tiwi und Wadi Shab ihren beschaulichen Charakter auch nach Fertigstellung der Teerstraße von Quriyat nach Sur bewahren können, ist jedoch ungewiß. Wir beschließen jedoch wegen der herrlichen Landschaft, diese Region bei unserem nächsten Omanaufenthalt näher zu erkunden.

Das nächste Kapitel beschreibt unseren Stopover-Aufenthalt in Dubai (in den Vereinigten Arabischen Emiraten).

© Herbert S., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere zweiwöchige Omanreise im Toyota-Landcruiser führte uns durch herrliche abwechslungsreiche Landschaften mit vielen Eindrücken und Begegnungen mit freundlichen, unaufdringlichen Menschen.
Details:
Aufbruch: 25.12.2005
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 07.01.2006
Reiseziele: Oman
Vereinigte Arabische Emirate
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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