Heilige Kuh! 7 Wochen Indien

Reisezeit: September - November 2006  |  von Anne Obert

Von Menschen, Kuehen und Hunden

Hier noch ein paar bemerkenswerte Episoden, die mir gerade so einfallen:

I. Menschen

Nach einigen Wochen in Indien bin ich mir sicher, dass es es hier (fast) nichts gibt, was peinlich sein koennte. In aller Oeffentlichkeit bohren sich die Leute in der Nase, ruelpsen, schmatzen, was das Zeug haelt, pinkeln, scheissen und kratzen sich, wo immer es gerade juckt.

Besonders scheint es zwischen den Beinen zu jucken. Eine bermerkenswerte Situation konnte ich in einem Restaurant beobachten. Ein Kellner hielt in einer Hand eine Platte mit Fisch, deren Inhalt er seinen Gaesten erklaerte. Waehrenddessen kratzte er sich mit der anderen Hand unentwegt und ausfuehrlich zwischen den Beinen. Die Situation dauerte einige Minuten und so lange dauerte auch das Kratzen. Sehr amuesant.

Gern werden aber auch minutenlang einfach die Dinge in der Hose hin und hergeschoben, mal von aussen, mal mit der Hand in der Hosentasche, wie es gerade passt.

II. Kuehe

Die Kuh ist die Koenigin der Strasse. Und zweifelsohne ist sie sich dessen auch bewusst.

Unglaublich, mit welcher Gelassenheit die Kuehe im groessten Verkehrschaos auf der Strasse rumstehen oder diese genau in dem Moment betreten, wenn einer der verrueckten Rikschafahrer mit grosser Geschwindigkeit auf sie zurast. Sie muessen sich absolut sicher sein, dass jedes Gefaehrt immer und ueberall bereit ist, scharf zu bremsen oder einen grossen Bogen um die Kuh zu machen.

Interessant auch das Verhalten von Kuehen am Strand. Gelegentlich kommt eine Kuh auf der Terrasse des eigenen Bungalows vorbei oder scheisst neben das Strandtuch. In Palolem gab es allabendlich eine Zeremonie, deren Hintergrund mir verborgen blieb. Jeden Tag zum Sonneruntergang versammelten sich die Kuehe des Strandes zum Fototermin fuer die Touristen, liessen sich in aller Ruhe hundertfach ablichten und verschwanden dann, um sich irgendwo am Strand niederzulassen. Nachts musste man dann aufpassen, dass man nicht in einen der zahlreichen Kuhfladen am Strand trat.

III. Hunde

Das Verhalten von Hunden laesst sich ebenfalls besonders gut am Strand beobachten. Rudel von Hunden leben am Strand. Sie muessen sich in dem Sand irgendwie besonders wohlfuehlen. Die Hunde kommen gern ins Strandrestaurant an die Tische, legen sich darunter oder kreisen wie verrueckt um die eigene Achse, buddeln ein Loch in den Sand und legen sich dann in dieses. Nachts treffen sie sich in Rudeln an geheimen Orten, jaulen, kaempfen und voegeln.
Ein besonders dicker haesslicher Hunde nahm den Platz auf der erhoehten Restaurantterrasse ein, wohl um die anderen Hunde zu beobachten und sich ggf. mit lautem Gebruell dazwischen zu stuerzen. Er war wohl so etwas wie der Hundeboss.

Alle Hunde waren entweder behindert oder hatten schlimme Narben oder abgebissene Ohren. Besonders furchteinflossend fand ich es, wenn einer der Hunde sich einen ausgesucht hat, um mit einem gemeinsam den Strand entlangzulaufen. Hatte immer Angst, dass sich einer der anderen Hunde auf ihn oder auf mich stuerzt. Hab auch von Attacken auf Menschen gehoert. Bin Gott sei Dank entkommen.

© Anne Obert, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Norden nach Süden, mit Zug, Bus, Auto, Rikscha, Kamel, Pferd ... Zu zweit und allein, krank und gesund, alles einmal dabei. Ein indisches Abenteuer.
Details:
Aufbruch: 21.09.2006
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 08.11.2006
Reiseziele: Indien
Vereinigte Arabische Emirate
Der Autor
 
Anne Obert berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.