Outback-Girls

Reisezeit: November 2006 - November 2007  |  von Susann & Milli

Silvan

03.12.06 - 04.02.07
Ja da sind wir wieder, nach Monate langer Funkstille mal wieder ein Lebenszeichen von uns. Dafuer gibt es jetzt aber um so mehr zu berichten =).
Wie ihr ja wisst, hatten wir nach all unseren kleinen und groesseren Problemchen einen finanziellen Engpass, also hiess es fuer uns: auf in die Ferne und nach Arbeit suchen.
Diese fanden wir dann schliesslich auch in einem kleinen verschlafenen Ort namens Silvan. Silvan ist ein Suburb und etwa 1½ Stunden von Melbourne entfernt. Dort gibt es weit und breit nichts als Felder ueber Felder, wo alle erdenklichen Fruechte angebaut werden.
Das bedeutete fuer uns 20 Minuten Fahrt bis in die naechst groessere Stadt und 10 Minuten um uns mit Nahrung zu versorgen und, das wahrscheinlich Schlimmste, fuer die naechsten Wochen kein Internet Café. Da weiss man die Vorteile einer Grossstadt erst einmal richtig zu schaetzen.
Tja angekommen in Silvan haben wir uns erstmal auf den Weg gemacht und nach Arbeit gefragt, nach einiger Zeit haben wir dann auch die richtige Anlaufstelle gefunden und, trotz keinerlei Erfahrungen im Fruit picking, Arbeit bekommen. Ihr koennt euch ja vorstellen was fuer ein Stein uns vom Herzen gefallen ist. Endlich Arbeit!!! =)
Gelandet sind wir uebrigens in einem kleinen Familienunternehmen. Dieses wurde zwischen zwei Bruedern aufgeteilt (Craig und Dean), die allerdings alles zusammen verwalten. Den ersten Tag wurden wir zum Kirschenpflücken geschickt, was auch eigentlich ganz cool war, außer, dass die Finger nach 10 Stunden Arbeit ein bissl weh taten (aber es ging wirklich noch). Für eine Kiste (10 kg) haben wir ungefähr eine Stunde gebraucht und $9 bekommen. Also hatten wir an diesem Tag $90 verdient (55 Euro oder so), danach werden aber noch ungefähr 29 % Steuern für Backpacker abgezogen. Einen Teil bekommen wir aber im Juni/Juli wieder. Also blieb am Ende ziemlich wenig Geld uebrig. Wir haben nur gehofft, dass wir mit der Zeit schneller werden und so mehr verdienen.

Um oben an die Kirschbäume ran zu kommen haben wir eine Leiter bekommen, von der Milli dann am zweiten Tag Kirschenpflücken auch schon runter gefallen ist (von ganz oben) *grins*. Sah echt blöd aus, aber ihr ist nichts passiert. Sie dachte nur der Baum fällt um und nicht sie. Der Boden war scheinbar sehr bequem, denn sie saß bzw lag da mit ihren umgefallenen Kirschen und hat mich doof angeguckt. Nach etwa vier Stunden Arbeit an diesem Tag kam einer der Brüder und hat uns gefragt, ob wir nicht Lust hätten, beim Einpacken zu helfen. Zuerst haben wir gefragt, wie viel Geld man bekommt und er meinte $16 pro Stunde. Und da haben wir natürlich nicht nein gesagt. Also haben wir nun beim Einpacken geholfen. Dabei handelte es sich um Himbeeren, Brombeeren und Blaubeeren. Mhhh *lecka*!! Ihr koennt euch ja vorstellen, was wir den ganzen Tag gemacht haben
Von da an haben wir an 7 Tagen in der Woche von etwa 8.30 - 16.00 Uhr in der Fabrik gearbeitet. Stellt euch das jetzt nicht wie in einer riesigen Fabrik mit Laufbandarbeit vor. Das ist ja wie gesagt ein kleiner Familienbetrieb, das heißt der Raum ist etwa 4mal so gross wie die CT Tanzflaeche - um mal einen Vergeleich zu finden mit dem jeder was anfangen kann . Gearbeitet haben wir meistens zu fuenft oder sechst mit den Frauen der beiden Brüder (die übrigens Schwestern sind). Das hat totalen Spaß gemacht mit denen zu arbeiten. Ab und zu haben wir auch mal frische Aprikosen, Mangos oder Fruechtebowle geschenkt bekommen. Fruechte haben wir hier in einer Vielfalt genossen, wie wohl noch nie in unserem ganzen Leben (jedenfalls in Bezug auf den kurzen Zeitraum von zwei Monaten, die wir da verbracht haben). Hier mal ein kleiner Einblick:

Aprikose, Pfirsich, Himbeere, Brombeere, Blaubeere, Melone, Honigmelone, Kirschen, Zitrone, Birne, Erdbeere, Apfel, Orange, Mandarine usw. Ist schon ne tolle Sache, sich den ganzen Tag mit Obst und Gemuese voll zu stopfen =).
Nun mal ein paar Saetze zu unserer "tollen" Unterkunft, denn diese darf nicht unerwaehnt bleiben. *hust* Als wir hier ankamen, haben wir mit dem Vater der beiden Brüder geredet. Er hat uns auch die Arbeit gegeben und uns zu der Unterkunft geführt. Aber er hat uns gleich vorgewarnt, denn dort hat seit über einem Jahr keiner mehr gelebt und dem entsprechend sah es auch aus. Schaut euch einfach mal die folgenden Bilder an, ich glaube, die sagen alles. Allerdings haben wir uns schnell eingelebt und es war eigentlich auch vollkommen zufrieden stellend. Das Haus war ziemlich groß, hatte überall Schimmel in Kreisform an den Wänden und im Kühlschrank (dieser funktionierte auch nicht sehr prächtig). Dann hatten wir eine kleine Kochstelle, die aus vier Platten bestand, von denen zwei funktionierten. Das hat sich echt schlecht gemacht, da wir eigentlich nach der Arbeit immer zur gleichen Zeit gekocht haben. Wir wussten auch nie mit welcher Wärmeintensitaet wir gerade arbeiteten, denn die Dinger zum Einstellen waren abgefallen.
Auch gab es in dem Haus überall Löcher z.b. im Boden oder in der Decke. Naja halt ziemlich ranzig. Die Klos waren draußen neben unserem Haus und die Duschen waren etwa 200 m von unserem Haus entfernt (buuuha und das war abends echt schweine kalt). Aber wie gesagt, sonst waren wir echt zufrieden, weil wir unsere Ruhe hatten, mit niemandem das Zimmer teilen mussten und wir ungestoert schlafen konnten (ohne staendiges Gitarrengespiele, was im Hostel die Regel war). Das Tolle an unserem Bungerlow war, dass er direkt hinter einem Zitronenfeld und vor einem Brombeer- und Himbeerfeld stand (Selbstbedienung *freu*) Das war eine richtig schoene Idylle. Man konnte, dadurch, dass das Haus auf einer kleinen Anhoehe gelegen war, sehr weit schauen, wenn man auf der Terasse stand.

Unser Alltag hier war allerdings nicht besonders aufregend. Wir sind oft ziemlich frueh schlafen gegangen (die Arbeit hat dann doch ganz schoen geschlaucht). Manchmal, wenn das Wetter schoen war, sind wir an den See gefahren. Fast jeden Mittwoch war eine Art Volleyballabend von den alteingesessenen Maennern in Silvan. Das war immer mal eine kleine Abwechslung fuer uns und hat Spass gemacht. Achja und wir hatten einen kleinen netten See ganz in der Naehe, an dem wir uns oefter mal im Angeln probiert haben und, man glaubt es kaum, wir haben sogar etwas gefangen.
Am "Australia Day" (Nationaler Feiertag) wurden wir von Lorena und Craig zu einem Tagesausflug eingeladen. Zwar hiess das fuer uns, an unserem freien Tag frueh aufstehen, aber das war es uns wert. Morgens wurden die Angeln in den Jeep geworfen und dann ging es erstmal zu einem kleinen Nationalpark. Schon im Bereich um den Park haben wir unser erstes Wallaby gesehen. Aber das sollte erst der Anfang sein. Drinnen ging es weiter mit knuffigen Koalas, die, immer noch besoffen vom Eukalyptus (stimmt wirklich), ihren Rausch ausschliefen, Wombats, Kaengurus, vielen bunten Papageien, die frei herumflogen, dem tasmanischen Teufel und natuerlich allen Arten von Reptilien. Die gibt es hier in Australien ja in einer Huelle und Fuelle, dass man selbst zu Hause dachte, man ist im Zoo. Stolz nun endlich die typischen Tiere von diesem Land gesehen zu haben, gings im Auto weiter zu einem schhoenen, ueber 80m hohen Wasserfall. Nachdem genug Touristenbilder gemacht wurden, sind wir zu einem wundervollen See gefahren und haben mal wieder unser Anglerglueck probiert. Das war aber mal wieder nicht auf unserer Seite, was uns aber nicht allzu sehr gestoert habt, da das Abendessen durch Craig und Lorena gesichert war, die fuer uns kochen wollten. Und es wurde ein delikates mexikanisches Dinner. Danach haben wir den beiden ein paar Bilder von euch gezeigt und ein paar Stories von zu Hause ausgepackt. Als dann schliesslich der Alkohol ausgepackt wurde, wurde es besonders lustig. Also ihr seht, hier kann man ein richtig gutes Verhaeltnis selbst zu seinen Arbeitgebern aufbauen, weil einfach jeder so freundlich ist. Das nenn ich mal eine schoene, herzliche Atmosphaere.

Kurz bevor wir dann abgereist sind haben die Schwestern (Naomi und Lorena) mit uns ne Tour auf'm Quod gemacht und das gesamte Gelaende ein bisschen unter die Lupe genommen. Und jaaa wir durften auch mal selbst fahren
Weihnachten und Silvester haben wir allerdings nicht in diesem Kaff verbracht.
Am 24.12. sind wir nach Mornington gefahren. Das ist eine schoene Stadt direkt am Meer. Dort haben wir uns in unser tolles Auto gekuschelt (da es draussen geregnet hat) und bissl was geschnasselt. Die Bescherung haben wir in einem mexikanischen Restaurant gemacht.. mhh *lecka*. Dann wollten wir eigentlich in ne Disse und abrocken. Allerdings hatte die um zwei Uhr nachts schon zu und da wir etwas spaeter dort aufgekreuzt sind, hatte sich das mit dem schoenen Patyabend erledigt. Naja, Schlafen war aber auch ne tolle Alternative . Gefallen hat uns unser Weihnachten trotzdem, war halt mal was anderes als immer unser kleines Oertchen =)
Silvester sind wir in eine Stadt gefahren an deren Namen wir uns allerdings nicht mehr erinnern koennen. Es war auch mehr der Busch als ne Stadt. Geplant war es ein dickes Festival mit vielen verschieden Musikrichtungen und ner Menge Menschen zu besuchen. Gelandet sind wir aber auf einem Goah Festival. Ja wir hatten mit unseren Festtagen nicht allzuviel Glueck.
War aber trotzdem richtig lustig, weil die Leute mal wieder total nett und offen waren. Wir haben getrunken, Party gemacht und sind mal wieder im Regen umher gewatschelt. Vorsatz fuers Neue Jahr.. mehr Party
Im Endeffekt hatten wir in der Zeit in Silvan doch viel Spass gehabt und natuerlich ein wenig Geld fuer die weitere Reise gespart.

...das sind unsere Arbeitgeber (und Freunde zugleich) mit den Kinder Rene und Aaron

...das sind unsere Arbeitgeber (und Freunde zugleich) mit den Kinder Rene und Aaron

...wir durften sogar mal selbst fahren...der baertige da vorne is Craig

...wir durften sogar mal selbst fahren...der baertige da vorne is Craig

...ueberall wo man hinguckt ist Liebe...sind sie nicht suess

...ueberall wo man hinguckt ist Liebe...sind sie nicht suess

...ja wir waren die Profis im Blaubeereinfuellen und mampfen...das war nur ne Arbeit von zehn Minuten also koennt ihr euch ja vorstellen wieviele Blaubeeren wir so am Tag verpackt haben...

...ja wir waren die Profis im Blaubeereinfuellen und mampfen...das war nur ne Arbeit von zehn Minuten also koennt ihr euch ja vorstellen wieviele Blaubeeren wir so am Tag verpackt haben...

...ja in dieser Jauche sind wir an heissen Tagen baden gegangen...es war nun mal ein Dorf...

...ja in dieser Jauche sind wir an heissen Tagen baden gegangen...es war nun mal ein Dorf...

...unser altes Auto neben einem riesigen Zitronenfeld vor unserem Haus...

...unser altes Auto neben einem riesigen Zitronenfeld vor unserem Haus...

...wer knutscht denn da zu Silvester rum?...

...wer knutscht denn da zu Silvester rum?...

© Susann & Milli, 2006
Die Reise
 
Worum geht's?:
Noch sitzen wir hier in Greifswald bei unseren Lieben, aber bald gehts in die weite Welt. Was wird uns erwarten? Haie, die schneller schwimmen können als wir? Schlangen, die flinker sind als wir? Spinnen, die sich besser verstecken können als wir? Hoffentlich nicht ;) Aber erwarten werden uns nette Leute, neue Erfahrungen und ganz viel, woran wir noch gar nicht zu denken wagen. Hier könnt ihr verfolgen wer & was uns wirklich alles so über den Weg läuft. Also viel Spass beim Schmökern S & M
Details:
Aufbruch: 18.11.2006
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 12.11.2007
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Susann & Milli berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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