Indien in der Regenzeit

Reisezeit: August - Oktober 2004  |  von Fridolin G.

Bangalore, 12. September

Bangalore ist eine schoene und grosse Stadt. Das Klima ist angenehm und die Atmospehre sehr offen. Das liegt wahrscheinlich an den vielen Studenten, die hier studieren.

Interessant ist das Bild, welches die Indier sich von den Deutschen machen. Im Gegensatz zu anderen Laendern scheint ein Teil der Inder einigigermassen gut ueber Deutschland informiert zu sein, was wohl darauf zurueckzufueren ist, dass viele Inder in Deutschland arbeiten oder studieren.
HItler ist in Indien durchaus ein Begriff und nicht nur ein Klischee, mit welchen die Deutschen in Verbindnung gebracht und darauf angesprochen werden. Hitler rangiert ganz oben in der Hitliste of the "favourite leaders" als "starker Mann", und zeitweise maechtigster Mann der Welt, usw. Die mit Hitler einhergende Diktatur und Schreckensherrschaft, basierend auf einem System von Terror und Unterdrueckung, wird dabei in Kauf genommen und die klaren Strukturen eines solchen Systems dem eines korrupten demokratischen Systems vorgezogen.
Dies ist sicherlich keine repraesentativ indische Meinung, doch tendenziell ist sie vorhanden, weil hier eine ungemein hohe Politikverdrossenheit herrscht. Z.B. gehen nur knapp die Haelfte aller Wahlberechtigten zur Wahl und meist wird bei jeder Wahl die alte Regierung in der Hoffnung abgewaehlt, die neu gewaehlte wuerde sich mehr fuer die Menschen einsetzen anstatt sich selbst zu bereichern.
Ich kann nur zudem nur wiederholen, dass es derzeit ein gutes Gefuehl ist kein US-Amerikaner zu sein und durch die Welt zu reisen. Mancherorts werden hier Tueten oder Aufkleber verkauft, auf denen die in das Worldtradecenter stuerzenden Flugzeuge abgebidet sind. Oder eine Amerikanrin die wir trafen gibt sich immer als Australierin aus, wenn sie nach ihrer Herkunft gefragt, weil sie zu schlechte Erfahrungen gemacht hat. Das mag bestimmt auch an der z.T. sehr praesenten muslimischen Bevoelkerung liegen, die mit ca.12% (etwa 120 Millionen Menschen) die groesste Minderheit in Indien stellen und die oekonomisch benachteiligt ist, sowie Probleme hat sich der Saekularisierung zu fuegen.

Meinem Eindruck nach befindet sich Indien in einem wirtschaftlich-gesellschaftlichen Aufbruch. Die komenden Generationender Metropolen sind zwar einerseits noch sehr an traditionelle Vorstellungen gebunden, andererseits werden sie aber das bisherige gesellschaftliche Bild veraendern, in westlicher Ausrichtung.
Die wirtschaft boomt, vor Allem der IT-Sektor, in dem Indien inzwischen fast 50% der weltweiten Produktion von Software innehaelt. Viele grosse Konzerne investieren in den sich oeffnenden Markt, der eine einigermassen gute Infrastruktur bereithaelt wie gutausgebildete, englischsprechende und billige Arbeitskraefte. Indien faengt an seinen Strukturwandel zu durchleben und sich langsam weg vom Agrarstaat zu wandeln. Noch macht aber der Agrarsektor fast 80% des BIP aus.

Meine gesellschaftspolitischen Beobachtungen sind sehr oberflaechlich, doch leider sind mir nicht mehr Moeglichkeiten als Tourist gegeben, einen tieferen Einblick in das "Innere" Indiens nehmen zu koennen.

Morgen frueh beginnt das Workcamp; es werden 14 Personen aus folgenden Nationwen teilnehmen: Deutschland, Spanien, Oestereich. USA, Frankreich, UK und Japan.

© Fridolin G., 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Am 17. August beginnt die zweimonatige Reise. Mit Yemen Airways werde ich nach Mumbai fliegen. Zwei Wochen später wird eine Freundin ankommen. Unser Ziel ist Bangalore. In Bangalore werden wir voraussichtlich an einem dreiwöchigen Workcamp teilnehmen (\"India Roadtrip\"). Dann bleibt uns noch eine Woche, bis wir wieder in Mumbai sein müssen, um die Heimreise anzutreten. Das Tolle aber ist der zehnstündige Aufenthalt in Saana, die eine sehr schöne Stadt sein soll.
Details:
Aufbruch: 17.08.2004
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 13.10.2004
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Fridolin G. berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.