lohnende Ziele in den belgischen Ardennen

Reisezeit: Oktober 2019  |  von Herbert S.

Provinz Luxemburg: Megalithen von Wéris

Die Megalithanlage von Wéris bildet eine etwa 8 km lange und 300 m breite Anordnung auf der Calestienne-Hochebene (mit Kalksteinboden), die sich zwischen Famenne und Ardenne erstreckt. Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschungen besteht die Anlage aus zwei Dolmen mit zugehörigen Menhire sowie sechs Standorten nur mit Menhire.
Die Bauten von Weris wurden am Ende des Neolithikums (etwa 3.000-2.800 Jahre vor unserer Zeit) errichtet

Das Museum 'Maison des Mégalithes' mitten im Dorf (Place du Marche 12) hat einen mittelalterlichen, allerdings stark veränderten Herrensitz bezogen. In diesem ehemaligen befestigten Gebäude zeigt man eine sehr bemerkenswerte Ausstellung über die archäologische Erforschung des Landes um Durbuy und deren Erträge. Es gibt hier keine spektakulären Funde zu sehen, aber eine gut aufbereitete Dokumentation der materiellen Hinterlassenschaften seit der Steinzeit.
Hier erhält man auch eine Karte mit vier verschiedenen Rundwegen, die zu den meisten der sehenswerten Punkte führen.

Etwa 1 km nordwestlich des Ortes liegt der Dolmen von Wéris (Nord-Dolmen ). An dem erstmals 1879 erwähnten Dolmen wurden zahlreiche Ausgrabungen vorgenommen. Es wurden dort insbesondere menschliche Knochen (die die Datierung ermöglichten), Pfeilspitzen aus Feuerstein und Scherben von Töpferwaren gefunden. In der Nähe wurden 3 Menhire wiederaufgerichtet. Der Dolmen war vermutlich ursprünglich von einem Tumulus (Hügelgrab) bedeckt.

Die  Deckplatte schließt den Dolmen, 80 Zentimeter mächtig, hat sie etwa 16 Quadratmeter Fläche und wiegt 20 Tonnen.

Die Deckplatte schließt den Dolmen, 80 Zentimeter mächtig, hat sie etwa 16 Quadratmeter Fläche und wiegt 20 Tonnen.

sieht man sich den Menhir genauer an, hat man zunächst so seine Zweifel, ob dies wirklich altes Gestein ist!

sieht man sich den Menhir genauer an, hat man zunächst so seine Zweifel, ob dies wirklich altes Gestein ist!

Exkurs: Puddingstein
Von Bomal führt eine reizvolle Straße das Tal der Aisne hinauf. Nach etwa sechs Kilometern erhebt sich an der östlichen Flanke der Roche-à-Frene, ein markanter Konglomeratfels. Das Gestein trägt - aus welchen Gründen auch immer - den Namen >poudingue< (Pudding), was jedenfalls nicht heißen kann, daß diese verbackenen Gerolle von besonders nachgiebiger Konsistenz sind, ganz im Gegenteil. Ein sehr harter und feiner Sandstein bindet rund geschliffene Sandsteinbrocken, Quarzite sowie Kieselsteine zu einer äußerst festen Masse, bei der die Verwitterung wie ein Sprengmeister tätig werden mußte. Dies erklärt die bizarren Formen des Felsens, nicht aber die Herkunft seines Materials. Es fiel vor etwa 400 Millionen Jahren an, als das Meer von Westen her in den hier entstandenen Trog zurückkehrte. Im Norden lag das damals noch ragende Gebirge des Old-Red-Kontinents, von wo die Bäche und Flüsse mit entsprechend hoher Fließgeschwindigkeit das Gestein meerwärts transportierten. Im großen Wasser lagerte es sich zuerst ab und wurde später durch den Druck der neu eingetragenen Schuttmassen verfestigt. Je mehr aber die Erosion das Gebirge erniedrigte, desto träger zogen die Flüsse dahin und konnten deshalb nur noch feineres Material mitführen. Demnach zeugen die Konglomerate des Roche-à-Frene vom Beginn einer neuen erdgeschichtlichen Epoche, die freilich etliche Millionen Jahre zurückliegt.

Danthine-Menhir
Dieser Menhir verdankt seinen Namen der Archäologin Helene Danthine, die ihn 1947 entdeckt und ausgegraben hat. Er war im „Feld des langen Steins" (hinter dem Menhir) vergraben, wurde aber entlang der Landstraße aufgestellt.

Danthine-Menhir
Dieser Menhir verdankt seinen Namen der Archäologin Helene Danthine, die ihn 1947 entdeckt und ausgegraben hat. Er war im „Feld des langen Steins" (hinter dem Menhir) vergraben, wurde aber entlang der Landstraße aufgestellt.

Von Bäumen umgeben befindet sich der Dolmen von Oppagne (oder Süd-Dolmen)
Dieser 1888 entdeckte Dolmen hat den gleichen länglichen Grundriss wie der Dolmen von Weris (Galeriegrab), wurde allerdings in einem Graben errichtet.

Dolmen von Oppagne

Dolmen von Oppagne

1888 entdeckt, erlaubte der Zustand dieser Galerie eine Rekonstruktion auf mehr als sieben Meter Länge. Die drei Deckplatten sind etwa 50 Zentimeter dick und liegen fünf senkrecht stehenden Gesteinsblöcken auf.

In der Nähe befindet sich eine Gruppe mit 5 Menhiren, von denen 4 im Jahr 1997 wiederaufgerichtet wurden.

Mitten im Feld an der Landstrasse nach Soussy liegen die Menhire von Oppagne.

Menhire von Oppagne

Menhire von Oppagne

Nach einer ausgiebigen Mittagspause in einem der drei vorzüglichen Lokale des winzigen Ortes setzen wir unsere Tour fort. Die weiteren angelaufenen Punkte sind nicht mehr so spektakulär und vor allem z.T. mit Sagen verbunden.
Im Wald auf einem Hügel nordöstlich von Wéris liegt der Haina-Stein.
Diese natürliche Felsnadel versperrt angeblich ein Loch, das in die Hölle hinabführt. Die Dorfbewohner malen die Felsnadel weiß an, damit der Teufel nicht herauskommt. Sie wird auch „der Bucklige Pfarrer" genannt: der Sage nach wurde dort ein Pfarrer zur Strafe für seine Gotteslästerung von Gott in Stein verwandelt.
Die neolithischen Baumeister verwendeten den Haina-Stein vielleicht als Bezugspunkt für die Aufstellung der Dolmen und Menhire als Visiere für die Sonnenwende und die Tagundnachtgleiche (das wäre eine Art vorgeschichtlicher Kalender).

Haina-Stein

Haina-Stein

Unterhalb des Hügels findet man das sog. Teufelsbett
Dieser natürliche Puddingsteinblock verdankt seinen Namen seiner besonderen Form. Wenn der Teufel aus seinem Loch unter dem Haina-Stein herauskommt, um seinen Missetaten nachzugehen, ruht er sich hier aus, bevor er wieder in die Hölle zurückkehrt.

Teufelsbett

Teufelsbett

Eine mehrere Kilometer lange Puddingsteinbank durchläuft den Gipfel des Hügels im Osten des Dorfes. An dem als „der Steinbruch" bezeichneten Ort sind ein Haufen riesiger Puddingsteinblöcke sowie eine Felswand zu sehen. Der Puddingstein von Weris wurde von 1866 bis 1914 industriell abgebaut.

Puddingsteinbruch

Puddingsteinbruch

© Herbert S., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Baugeschichtsseminar brachte seinerzeit (2006) diese Ziele zu Tage - wir machten daraus einen wunderschönen Wochenendausflug. - im Herbst 2019 folgten die nächsten Ausflüge - Tages oder auch Mehrtagesreisen.
Details:
Aufbruch: Oktober 2019
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Oktober 2019
Reiseziele: Belgien
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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