Peru

Reisezeit: Juli - Oktober 2007  |  von Jonathan Sieger

Endlich wieder Erde unter den Fuessen

Nachdem wir die letzten Tage auf, vor, ueber und unter den Gletschern der Cordillera verbracht haben, sind wir alle drei froh, euch von dem festem Boden Huarazs verkuenden zu koennen:
"Uns gehts spitze"
Also um es vorweg zu nehmen, der Plan, als alt bewaehrte Andenritterseilschaft auf das weisse Haupt von Pisco (5700 Meter) und Chopicalqui (6350 Meter) zu steigen, hat sich leider nicht erfuellt.
Wie schon bei der letzten Bergfahrt, begann auch diese im Trubel von Huaraz beim Besorgen von Essen und Bergsachen.
Da wir uns entschieden hatten unsere Sachen fuer eine Woche im Fels und Eis selbst auf unseren staehlernen Schultern zu tragen, packten wir nur das noetigste in unsere Rucksaecke ein.
So fand ausschliesslich Insteandessen und wenig Wechselkleidung (die Autoren schweigen lieber darueber, wie wenig es wirklich war) und viel Kletter-Klim-Bim (Eisschrauben, Seile, Karabiner.... usw.) ihren Platz in den dennoch viel zu schweren Rucksaecken.
Auf jeden Fall ging es am Dienstag in das Tal der Taeler, dort wo unschuldige Jugendliche zu Maennern werden und Schafe noch aufrecht gehen.
Nach einer holbrigen dreistuendigen Anfahrt -davon einundhalb mit dem Collectivo bei dem mittels Reepschnuerchen unsere Rucksaecke auf dem Dach befestigt wurden- erreichten wir den Ausgangspunkt fuer unsere erste Etappe, der Aufstieg zum 4900 Meter hoch gelegenem Moraenenlager.
Eigentlich sollte der Weg ja nur ein Lagerzustieg werden, doch durch die vielen Auf's und Ab's, dem schweren Rucksack kamen wir erst bei Einbruch der Dunkelheit ziemlich entkraeftet und leicht entnervt an unserem Ziel an.

Leider war die nun folgende Nacht dann auch nur bedingt erholsam, da wir dummerweise durch unseren Spartrieb motiviert ein billigeres Zelt ausgeliehen hatten, das gerade einmal zwei schlanken Europaeern ohne Klettersachen oder zwei von unseren Rucksaecken ausreichend Platz bot.
Der naechste Morgen lies uns mit der Erwartung wach werden, dass wir drei zusammen auf den Gipfel des Piscos steigen werden.
Doch die doch immer recht turbulenten Tage in Huaraz, die kurzen Naechte und die Hoehe haben leider eine verschleppte Grippe von Fee nicht besser werden lassen, die ihn letztendlich leider zwang in der frueh wieder gen Lager umzudrehen.
Den restlichen Weg, den wir dann ohne Felix weitergingen, war, ausser ein paar Spalten und vielen kleinen und recht anstrengenden Aufschwuengen, nicht sonderlich spektakulaer.
Als wir nach einem langen Abstieg vom Gipfel ueber das Morainenlager ins Basislager abgestiegen waren, entschieden wir uns nach einem Ruhetag Richtung Chopiqualqui, es sollte unser erster Sechstausender werden, aufzubrechen.
Leider konnte Felix sich waehrend dem Ruhetag auch nicht wirklich auskurieren, so dass er fuer sich entschied, fruehzeitig nach Huaraz zurueckzukehren und unsere Betten schon einmal vorzuwaermen.
So brachen wir am Donnerstag dann traurigerweise ohne Felix zum Basislager auf.
Dort angekommen, spuert man relativ schnell den bisschen anderen Flair, den ein Basislager von einem Sechstausender ausmacht.
So lernten wir gleich einen Amerikaner kennen, der, nachdem eine neue Route auf den Chopiqualqui misslang (sein Seilpartner bzw. Sohn wurde hoehenkrank), die 2100 Hoehenmeter vom Basislager zum Gipfel alleine und an einem Tag bezwang und uns gegen 12:00 Uhr Mittags bei unserem Weg zum Morainenlager Freude strahlend entgegen kam.

Auch hatte gerade Heinz Zak (Kletterpromi und Fotograf) den Gipfel bestiegen, als wir das Basislager erreichten.
Nun gut.
Mmh.
Ach so
Die folgenden Tage stellten sich, zumindest teilweise, als schoene tortur heraus.
Aufstehen, Teekochen, Suppe essen, Rucksack packen, Berg hochlaufen, Zeltaufstellen, Tee kochen, dasitzen, Instandessen zubereiten, Instandessen runterwuergen (eigentlich schmeckt es ganz gut), grossen Steinblock suchen hinter dem man nicht gesehen wird, unauffaellig hinter dem Steinblock wieder vorkommen, als haette man gerade eben nur was gesucht, Wasser holen, Sonnenuntergang geniessen, ins Bett legen und warten bis der Wecker klingelt.
Im Grunde sahen die beiden Tageablaefe bis wir im Hochlager auf 5400 angekommen waren (die Etappen waren Basislager-Morainenlager; Morainenlager-Hochlager; Hochlager-Gipfel bzw. Umkehrpunkt) relativ gleich aus, was aber nicht bedeutet, dass die Tage monoton, langweilig oder hormorlos von uns empfunden wurden.
Diese Art sich einen Berg zu naehern, mehrere Lager einzurichten und ihn mit jedem Schritt sein Ziel besser kennenzulernen, vielleicht auch seinen Ergeiz, unbedingt auf dem Gipfel stehen zu wollen, zu verfluchen, empfanden wir als enorm interessant.
Als nun der Gipfeltag um 2 Uhr Morgens anbrach, haben wir uns schwer getan die warmen Daunenschlafsaecke zu verlassen und Richtung Gipfel aufzubrechen.
In vielen Sagen werden Bege als Goetter oder als Thron dieser beschrieben.
Wenn man davon ausgehen wuerde, dass auf dem Chopicalqui ein solcher hause, dann muss man leider sagen, der wollte oben alleine Party feiern.
Zumindest schickte er uns, der einzigen Seilschaft, die an diesem Tag bei Gott Chopi vorbeischauen wollte, seinen eisigsten Wind entgegen und versteckte die Sonne unter einer Wolkendecke.
Durch ein irdisches Problem von Joni (ich hatte Durchfall und war an sich nicht ganz gesund) und dem Zorn Chopis entschieden wir uns auf knapp ueber 6000 Metern vernuenftigerweise umzudrehen.
Die Entscheidung fiel uns deshalb nicht schwer, da wir eh bald wieder her kommen werden (irgendwann halt).
So kehrten wir wieder zu unserem Aldi-hat-eine-Aktion-Zelt zurueck, ruhten uns kurz aus (Joni konnte einfach net mehr)
und stiegen schliesslich ab, um noch am selben Abend frisch geduscht neben der besten Pizzaria Huaraz den angeschlagenen Koerper mit nicht Instandessen zu verwoehnen.
Jetzt ist es erstmal mit dem Bergsteigen als solches vorbei.
Werden noch ein paar Tage mit Bouldern (klettern) verbringen, um in ca. einer Woche nach Trujillo an der Pazifikkueste, zum Surfen zu fahren.
Vermissen den bayrischen Schweinebraten und Kellnerinnen mit weitem Dirndlausschnitt.
Dafuer habt ihr keine Churros und Moncho fuellt euch nicht die Glaeser mit Piscosour.
Es lebe der Unterschied!!!!!!!!
Liebste Gruesse aus dem Land, der Laender (auch die Fahne hat Oesterreich nur geklaut)
Eure drei Andentenoere
Fee, Maxi, Joni

Dort wo der Grat zum erstenmal aussteilt (unterhalb der kleinen Wolke) sind wir am 6350 Meter hohen Chopicalqui umgedreht

Dort wo der Grat zum erstenmal aussteilt (unterhalb der kleinen Wolke) sind wir am 6350 Meter hohen Chopicalqui umgedreht

Aufm Gipfi vom Pisco (im Hintergrund sieht man Berge)

Aufm Gipfi vom Pisco (im Hintergrund sieht man Berge)

© Jonathan Sieger, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Also, der Plan, der von uns dreien bis jetzt gefasst wurde, ist eine Durchreise von ganz Peru innerhalb von drei Monaten. Dabei wollen wir uns primär im Hochland Perus aufhalten, so zu sagen auf den Spuren der Inkas. Der erste Stop wird Lima, die Millionen Metropole Perus, sein. Danach wollten wir ziemlich bald gen Huaraz fahren. Danach....? Schaut einfach selbst was wir in den nächsten drei Monaten so auf die Beine stellen werden.
Details:
Aufbruch: 17.07.2007
Dauer: 13 Wochen
Heimkehr: 14.10.2007
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Jonathan Sieger berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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