Chile - Bolivien - Argentinien

Reisezeit: Februar 1997  |  von Anke Schlingemann

Perito-Moreno-Gletscher

Sehr früh am Morgen geht es per Minibus zusammen mit einigen andere Touristen auf die patagonischen Schotterpisten in Richtung Argentinien. Ziel ist der Los-Glaciares-Nationalpark im Nachbarland. Zunächst sind die etwas umständlichen Grenzformalitäten an einer winzigen Grenzstation zu überwinden. Die karge, aber auch spektakuläre bergige Landschaft zieht an uns vorbei. Vereinzelt überholen wir sogar Fahrradtouristen, die mit vollem Gepäck sich den Buckelpisten in der Pampas stellen. Nach rund vier Stunden erreichen wir die kleine Stadt Calafate, wo die Menschen an diesem Tag die 120-Jahr-Feier ihrer Heimatstadt begingen. Kaum zu glauben, dass sich bereits vor so langer Zeit Menschen in dieser unwirklichen Gegend niederliessen. Im Vergleich zu Chile sind die US-Dollar-indizierten Preise für Lebensmittel exorbitant hoch.

Nach kurzer Rast geht es weiter zum eigentlichen Ziel des Ausfluges, dem Los-Glaciares-Nationalpark. Eine kurvige Strasse führt uns in Richtung Gletscher. Plötzlich taucht vor uns in noch grosser Entfernung eine weisse Eiswand auf, die in der Sonne leuchtet. Der Anblick ist atemberaubend und eines der schönsten Landschaftserlebnisse überhaupt (Naturdenkmal der UNESCO) und ausserdem der gerechte Lohn für die etwas mühsame Anreise.

Der Perito-Moreno-Gletscher ist der einzige wachsende Gletscher der Welt, der in einen See kalbt. Die Eismassen wachsen pro Tag etwa einen Meter in den Lago Argentino. Der Gletscher erstreckt sich über 17 km vom unteren patagonischen Eisfeld bis zum See, wo seine 4 km breite blaue Eiswand 50 bis 70 Meter über den See herausragt.

Perito-Moreno-Gletscher

Perito-Moreno-Gletscher

Alle paar Jahre feiert man am Perito-Moreno ein ganz besonderes Ereignis. In diesem Zeitraum schwillt der Gletscher so weit an, dass er einen der Arme des Lago Argentino vom übrigen See vollständig abschneidet. Kontinuierlich steigt das Wasser um bis zu 30 Meter an. Dadurch erhöht sich der Wasserdruck enorm, so dass es plötzlich zu einem Befreiungsschlag kommt: Das Wasser bricht sich einen grandiosen Tunnel durchs Eis.

Leider bleiben uns nur zwei Stunden, um auf den weitläufigen Aussichtsplattformen den Anblick zu geniessen und den Lärm der abbrechenden Eisblöcken zu bewundern. Mit mehr Zeit hätte man noch eine Bootstour oder Tageswanderung auf dem Gletscher machen können, zumindest wenn die Witterungsbedingungen dies zulassen. Für uns heisst es aber bereits wieder, sechs Stunden Minibusfahrt zurück nach Chile zu erdulden, deren knochenermüdenden Erschütterungen jedoch durch fantastische Wolkenformationen am Himmel erträglicher werden. Aber dennoch ist der Ausflug ein unverzichtbares Erlebnis einer jeden Patagonienfahrt.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Stationen: Santiago de Chile – Puerto Natales - Nationalpark Bernado O´Higgins -Torres del Paine Nationalpark - Perito-Moreno-Gletscher (Argentinien)- Puerto Montt – Frutillar - Nationalpark Vicente Pérez Rosales - Nationalpark Puyehue - Pucon - Ojos de Caburga ...
Details:
Aufbruch: 07.02.1997
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 28.02.1997
Reiseziele: Chile
Argentinien
Bolivien
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!