USA 2008 - Südwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2008  |  von Uschi Agboka

28./29. Mai 2008 - Kalifornien/Nevada

Mit dem Motorrad im Schneesturm über den Tioga-Pass (3.031 m)- das war ein Erlebnis der besonderen Art!

Mit dem Motorrad im Schneesturm über den Tioga-Pass (3.031 m)- das war ein Erlebnis der besonderen Art!

Mittwoch, 28. Mai 08 15. Tag Bishop, Kalifornien

Pünktlich um 7 Uhr sind wir aufgestanden, im Hotel gefrühstückt mit Säften, Kaffee, süßen Teilchen, Toast, Marmelade, Obst. Um 8.15 Uhr Start, Richtung Yosemite National Park, dessen Landschaft über Jahrtausende hindurch von Gletschern geschaffen wurde. Auch diesen Park haben wir vor 3 Jahren schon mal besucht. Das Wetter sah ganz gut aus. Trotzdem habe ich Sonnentop angezogen, darüber Shirt mit langen Ärmeln, meine Lederjacke und darüber Rolfs Lederhemd. Und außerdem wurden die dicken Handschuhe her-vorgeholt und angezogen. Die Fahrt zum Park an sich war sehr schön, eine hügelige Landschaft mit Obstplantagen und weidenden Rinderherden. Im Park angekommen schien die Sonne, trotzdem war es sehr kühl. Wir schauten uns die Brautschleier Wasserfälle, die dieses Mal viel Wasser hatten, an und dann auch die Yosemite Falls. Die Yosemite Falls sind die fünfthöchsten Wasserfälle der Welt. Sie befinden sich im Yosemite-Nationalpark, in den USA. Mit einer Gesamthöhe von 739 m sind die in den Bergen der Sierra Nevada gelegenen, dreiteiligen Yosemite Falls die höchsten Wasserfälle von Nordamerika. Beeindruckende Naturschauspiele, aber in diesem Jahr waren es uns zu viele Leute hier. Also fuhren wir weiter, vorbei am Half Dome und El Capitan, massive Granite Cliffs, die uns immer wieder staunen lassen. Hin und wieder sehen wir mutige Kletterer, die in den Felsen hängen. Der Park ist ein Paradies für Kletterer, Wanderer und Naturliebhaber. An einem schönen Fluss machen wir bereits um 12.30 Uhr Mittagspicknick: Pastrami, Fisch, Radieschen, Bananen. In der Sonne ist es angenehm warm, aber ohne Jacke doch zu kalt. Dann geht es weiter über den Tioga Pass (3.031 m). Unterwegs regnet und graupelt es stark und zu beiden Seiten der Passstraße sehen wir viel Schnee, zwischen 10 und 50 cm. Und dann kommt das "Highlight" dieses Tages: ein richtiger Schneesturm! Rolf muss sehr vorsichtig fahren, es gibt "icy spots" und die Sicht liegt bei 0 Metern. Oben am Pass erreicht der Sturm seinen Höhepunkt, dazu ist es saumäßig kalt. Doch Gott sei Dank geht es nun bergab, der Schneefall lässt nach. Wir sind heilfroh, als es ganz aufhört und wir unten den Mono Lake in der Sonne glitzern sehen: Türkisfarben wie das Meer in der Karibik oder vor Sardinien. Wir haben nun herrlichen Sonnenschein, aber immer noch sehr starken Wind. Der Mono Lake ist einer der ältesten Seen der USA und mit rund 150 km² einer der größten Kraterseen überhaupt. Er ist 2,5-mal so salzhaltig wie der Ozean. Der Mono Lake gehört mit einem pH-Wert von 10 zu den alkalischen Sodaseen. Der hohe Salzgehalt ver-hindert, dass Fische darin leben können. Die kalifornische Behörde für Fisch- und Jagdwesen (California Department of Fish and Game) versuchte dort Fische einzusetzen, jedoch ohne Erfolg. Der Mono Lake ist jedoch berühmt für seine Salzwasserkrebse. Sie sind klei-ner als ein Fingernagel. In den warmen Sommermonaten beträgt die Zahl dieser Krebse schätzungsweise vier bis sechs Milliarden. Diese Art Krebse haben für Menschen keinen Nährwert, sind aber eine wichtige Nahrungsquelle für die dort lebenden Vögel. Die ganze Nahrungskette des Sees basiert auf den einzelligen Algen, die in den warmen, seichten Gewässern gedeihen. Und dann sehen wir die berühmten bizarren Türme aus Kalktuffablagerungen. Zum Glück wurde dieser See vom Moloch Los Angeles nicht "ausgetrunken". Umweltschützer setzten durch, dass der See nicht weiter abgesenkt werden darf. Anzumerken ist, dass Arnold Schwarzenegger als Gouverneur von Kalifornien viel für die Umwelt getan hat und noch tut. Die Fahrt führt uns weiter entlang der White Mountains (der White Mountains Peak ist fast 4.500 m hoch), nach Benson. Es ist ein herrlicher Anblick, die hohen schneebedeckten Berge glitzern im Sonnenschein. Und es geht weiter bergab. Und bei jedem Meter wird es wärmer. Die Straße ist wie eine Achterbahn: bergauf, bergab. Rolf und ich haben viel Spaß, zumal es hier keinen Verkehr gibt. Wir kommen zu den Hot Springs von Benson und dann folgen die letzten 36 Meilen nach Bishop, ein kleines Touristenstädtchen, alles sauteuer, vor allem der Sprit. Gegen 18.30 Uhr sind wir im Rodeway Inn, bekommen ein sehr schönes Zimmer mit Badewanne. Rolf lädt ab. Ich putze inzwischen unsere Taschen etc, denn alles ist sehr staubig geworden heute auf der Fahrt. Rolf fährt dann noch zum Einkaufen und hat wieder eine Karte mehr zum "saven" (sparen). Es ist zwar nicht die Welt, aber bei jedem Einkauf 5 - 7 Dollar zu sparen macht bei einer 4-wöchigen Reise schon was aus. Rolfs alleiniger Einkauf: 1 Ital. Salami, gute Flasche Rotwein, Möhren, Bananen, 1 l Bier und 1 Riesenbaguette und ein Minibaguette. Damit wir morgen im Death Valley nicht verhungern! Ich habe noch vergessen zu erwähnen, dass wir gestern Nachmittag und heute Morgen eine kleine Stadtrundfahrt durch Fresno gemacht haben. Eine sehr schöne Stadt mit sehr viel Grün, hübschen gepflegten Häusern und Gärten. Es ist tröstlich, zu sehen, dass es auch viele schöne Häuser hier gibt, denn manche Behausungen mit dem Müll drumherum sind scheußlich anzusehen. Wir essen gemütlich zu Abend und Rolf lernt einen echten Bayern aus Pocking kennen, der 6 Wochen mit dem Auto in USA unterwegs ist. Er ist ein Manager für alle möglichen Shows. Aber er hat keine Kreditkarte und keine Bankcard. Er zahlt alles bar. Lebensgefährlich finde ich. Rolf und er tauschen ihre USA Erfahrungen aus. Für Rolf mal ein echtes Männergespräch, nach meinem vielen Reden. Ich muss damit rechnen, bald um "Redezeitenerlaubnis" nachzusuchen". Wir haben einen schönen Abend und immer wieder muss ich sagen, mit Rolf so unterwegs zu sein, ist einfach schön. Ein herrlicher Tag, trotz Schneesturm. 291 Meilen (469 km).

Donnerstag, 29. Mai 08 16. Tag Beatty, Nevada
Gegen 7 Uhr stehen wir auf. Frühstück im Hotel mit Saft, Kaffee und süßen Teilchen. Um 8.15 Uhr ist Abfahrt angesagt, aber wir wollen erst nochmals zum Supermarkt, noch eine ital. Salami und Wein kaufen, denn beides ist super. Dann geht es Richtung Death Valley, vorbei an den schneebedeckten Bergen, u. a. dem Mount Whitney, 4.418 m und damit der höchste Berg der USA außerhalb Alaskas. Der Mount Whitney gehört zur Sierra Nevada. Er erhebt sich über dem kleinen Ort Lone Pine (1.130 m) im Owens Valley. Wir kommen durch sehr schöne alte gepflegte Städtchen: Independence und Lone Pine. Auch unser Übernachtungsort Bishop war sehr schön, mit hübschen Motels, netten Cafes, kleinen Geschäften. Am Eingangsschild des Death Valley halten wir Tratsch mit anderen Bikern. Einer ist Rettungssanitäter, der andere Lehrer. Beide sind mit Augenärztinnen verheiratet, die weit mehr verdienen als die Männer, darum unterrichtet der Lehrer nun nicht mehr in der Schule, sondern die Kinder beider Familien. Wirklich sehr nette Leute, die beiden. Dann geht die Fahrt am Father Crowley Point vorbei, wir schauen in einen tiefen Krater. Es geht weiter über den Towne Pass, 1.511 m. Jetzt muss ich schnell Jacke, Pullover ausziehen. Es ist inzwischen 34 Grad heiß und es geht kein Wind. Das Death Valley ist eine menschenfeindliche Region, brennend heiß, fast ohne Schatten und Wasser. Gestern um diese Zeit befanden wir uns in einem Schneegestöber, verrückte Welt. Wir fahren am De-vil's Cornfield vorbei und kommen zum Furnace Creek Visitor Center. Wir sind unter Meeresspiegel und es wird heißer und heißer. Auf einer Bank im Schatten machen wir gegen 13 Uhr Mittagspicknick: Ölsardinen, Salami, Baguette, Tee, Gurken, Möhren, alkoholfreies Bier. Ich trinke Rolf fast sein ganzes Bier weg. Vorher hab ich noch meine Son-nenbrille gesucht: Ich hatte sie auf dem Kopf, unter meinem Helm! Rolf meint, das wäre das beginnende Alter .... Während unseres Essens läuft ein Coyote ganz gemütlich in der Nähe an uns vorbei. Nach der Mittagspause fahren wir Richtung Bad Water, 85 m unter dem Meeresspiegel. Doch es hat sich hier seit unserem letzten Besuch einiges verändert: Das Wasser ist stark zurückgegangen, Regen fehlte. Der Death Valley National Park feiert dieses Jahr seinen 75. Geburtstag. Trotzdem sind nicht allzu viele Besucher im Park. Von Bad Water zurückkommend fahren wir den Artist Drive (Malerweg). Die Berge erstrahlen hier in verschiedenen Farbschattierungen, schwarz, grau, rötlich, golden, grünlich. Wirklich malerisch. Vor 2 Jahren, als wir im September im Death Valley waren, konnten wir diesen schönen Weg nicht fahren, weil er überflutet war. Nun geht es zum Furnace Creek, General Store und Motel. Auch hier hat sich einiges - leider zum negativen - verändert. Eine große Gesellschaft betreibt jetzt das Geschäft, viel Kitsch und sehr teuer. Und die Frauentoilette - eine einzige Katastrophe. Das ist wirklich sehr sehr selten in USA, denn normalerweise sind alle Toiletten mehr als sauber. Wir setzen uns auf eine Bank im Schatten, kaufen etwas zum Trinken und beobachten die Leute. Um 17 Uhr fahren wir weiter, vorbei am Zabriskie Point, wo Rolf noch einige Fotos macht. Dann weiter, nun aus dem Death Valley hinaus. Gegen 17.45 Uhr überqueren wir die Grenze nach Nevada. Wir wol-len, wie vor 2 Jahren, im Lone Star Motel & Casino übernachten, damals sehr günstig für $ 38. Merkwürdigerweise sehen wir kaum Autos vor dem riesigen Motel und Rolf kommt geschockt von der Rezeption zurück: Das Zimmer soll 100 Dollar kosten! Der Besitzer muss übergeschnappt sein. Wir verlassen Amargosa Valley und fahren weiter. Wir sind nun mitten in der Pampa, doch Gott sei Dank finden wir eine Tankstelle und fahren dann noch ca. 30 Minuten bis Beatty, ein verschlafener kleiner Ort. Trotzdem gibt es auch dort ein Casino mit integriertem Hotel. Aber wir suchen uns ein kleines privat geführtes Hotel, laden ab und ich kann endlich baden. Gemütlich sitzen wir nach unserem tollen Abendessen (Lachs, Baguette, Wein) vor dem Hotelzimmer und beobachten das Treiben in dem auf der anderen Straßenseite gelegenen Sourdough (Sauerteig) Saloon. Es ist ein herrlicher Abend. Ruhig, nur die Grillen zirpen. Und heute muss ich gestehen: Es war doch gut, dass Rolf so viel Brot auf Vorrat gekauft hat, denn sonst hätten wir hier in der Pampa ganz schön alt ausgesehen. Heute gefahrene Meilen 291 (469 km).

Weitere Bilder zu diesem Reisebericht unter www.harley-rolf.de

Artist Drive im Death Valley

Artist Drive im Death Valley

Vom Schneesturm auf dem Tioga-Pass in die warme Sonne am Mono Lake!

Vom Schneesturm auf dem Tioga-Pass in die warme Sonne am Mono Lake!

© Uschi Agboka, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
4-wöchige Motorradtour durch Colorado, Texas, New Mexiko, Arizona, Kalifornien, Nevada, Utah von Mitte Mai bis Mitte Juni 2008
Details:
Aufbruch: 14.05.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 12.06.2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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