USA 2008 - Südwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2008  |  von Uschi Agboka

30. Mai - 1. Juni 2008 - Kalifornien/Arizona

Scotty's Castle, eine grüne Oase mit Wasserfällen, im Death Valley

Scotty's Castle, eine grüne Oase mit Wasserfällen, im Death Valley

Freitag, 30. Mai 08 17. Tag Needles, Kalifornien

Heute starten wir bereits um 7.30 Uhr, zum Frühstück gibt es nur Kaffee und Brot. Unser Weg führt uns zurück ins Death Valley, aber auf einer anderen Strecke. Nach 53 Meilen (85 km) erreichen wir Scotty's Castle. Dies ist ein extravagantes Schloss im spanischen Stil. Erbaut wurde es während der 20er Jahre von dem reichen Albert Johnson. Benannt wurde es nach dem Bauleiter, Cowboy und Goldgräber Scotty. Das 2-Millionen-Dollar Schloss beherbergt auch im Innern Wasserfälle. Im nächsten Jahr, wenn wir wieder hierher kommen, wollen wir es ausführlich besichtigen. Dieser Ort ist eine kleine wasserreiche Oase im Death Valley, mit blühenden Blumen, einem kleinen Wasserfall und schattenspendenden Bäumen. Unsere Fahrt geht nun weiter zum Ubehebe Crater, von dem die Indianer sagen, er ist ein Platz, von wo die Menschen in alle Richtungen gehen. Death Valley ist das Homeland der Timbisha Shoshone Indianer. Meines Erachtens wird in den Infos viel zu wenig auf die Geschichte der Indianer eingegangen. Der Crater ist sehr tief, 230 m, ca. 7.000 Jahre alt und ringsherum ist eine eher unwirklich wilde Vulkan-Landschaft. Die Fahrt dorthin (ca. 6 Meilen/9,6 km) lohnt sich auf alle Fälle. Inzwischen befinden wir uns auch wieder in Kalifornien. Wir fahren nochmals zum Furnace Creek, wo wir uns Gingerale und zwei Eis genehmigen. Es ist heiß, aber noch zu ertragen. Und weiter geht die Fahrt, entlang am Bad Water, nach Shoshone. Wir entdecken das Visitor Center und daneben "Famous Crow Bar", sehr schön anzusehen, mit einem hübschen schattigen Gar-ten. Aber im Innern der Bar erlebe ich etwas, was äußerst selten in USA ist: Die Bedienung ist unfreundlich und unhöflich. So verzichten wir dort auf den teuren Kaffee, setzen uns vor das Visitor Center auf eine schattige Bank, Rolf raucht seine Zigarillo und später schauen wir uns noch das Museum an. Nun geht es weiter Richtung Baker. Die Strecke ist einmalig schön, hohe Berge, große Sanddünen und herrliche bizarre Lava-Gesteine. Dann erreichen wir Baker, eine größere Stadt, viel Verkehr. Als erstes entdecke ich das "Mad Greek" (verrückter Grieche). Ein Lokal, dekoriert mit Nachbildungen von alten Statuen bis hin zum David von Michelangelo, natürlich alles aus Gips. Rolf tankt, sieht dann bei dem verrückten Griechen eine Bank und entdeckt, dass zu dem Lokal ein schöner Außen-garten zum Sitzen einlädt. So machen wir dort Pause mit Diet-Coke und Zitronenlimonade. Dann geht es weiter durch das Mojave National Desert - reine Wüstenlandschaft - nach Kelso. Eine landschaftlich sehr schöne Strecke, nur vereinzelt begegnet uns mal ein Auto. Dann kommen wir auf die Autobahn, Richtung Needles. Wir machen einen kurzen Halt an einer Raststätte (die meisten Raststätten an den Autobahnen sind sehr schön hergerichtet), essen unsere restlichen Bananen und fahren dann bis Needles. Wegen der großen Hitze haben wir unser Mittagspicknick heute ausfallen lassen. In Needles nehmen wir Quartier im Days Inn, die Dame am Empfang ist besonders freundlich. Nach Duschen und Baden räumt Rolf 2 Sessel und Tisch nach draußen, wo wir ungestört sind und eine schöne Aussicht haben. Hier essen wir zu Abend: Ölsardinen, Lachs, Baguette, Möhren, Salami, Bier, Wein. Ein herrlicher Abend. Während ich schreibe, beobachtet Rolf die Fledermäuse, die in der Abenddämmerung nach Insekten jagen. Heute waren es 383 Meilen (617 km).

Samstag, 31. Mai 08 18. Tag Kingman, Arizona

Heute hatten wir mal wieder ein gutes Frühstück im Hotel: Säfte, Kaffee, Obst, Toast, Käse. Während des Frühstücks haben wir einen netten Plausch mit Landsleuten von Rolf. Das Ehepaar ist aus Albstadt und bereist mit Auto Kalifornien. Um 8.30 Uhr ist das Motorrad dann beladen und es geht los auf der historischen Route 66. Unser erst Stopp ist wie vor 2 Jahren wieder in Oatman, die Stadt der wilden Esel. Es ist schön, hier auf einer Bank vor den Geschäften zu sitzen und dem Treiben auf der Straße zuzusehen. Wir erstehen einige T-Shirts, Pins und eine Lederjacke für mich. Dann geht es weiter auf einer sehr kurvigen Strecke durch die Wildnis bis nach Kingman, wo wir tanken müssen. Auf der Straße dorthin sehen wir viele neue Kreuze am Wegesrand. Ein Zeichen, dass viele Biker ihr Können doch sehr überschätzen. Rolf geht an der Tankstelle zum Bezahlen rein und kommt nicht wieder. Ich werde langsam unruhig, denn sonst dauert das immer nur einen kurzen Moment. Des Rätsel Lösung: Er soll eine Tankrechnung von $ 109 haben! Es dauert, bis die Kassiererin begreift, dass in ein Motorrad unmöglich für diese Summe Benzin hineingeht. Es stellt sich heraus, dass vor ihm jemand sein Auto mit $ 100 Dollar betankt hat. So können wir endlich weiterfahren. Unser nächster Halt ist am urigen Hackberrys General Store. Ein "Muss-Stopp" auf der historischen Route 66. Das Innere des Ladens, gefüllt mit alten Sammlerstücken, die Herren- und Damentoiletten, alles einfach sehenswert. Wir genehmigen uns zwei Eis als Mittagsmahl und genießen auf einer Schaukelbank die warme Sonne. Wir treffen eine Gruppe deutscher Biker, eine geführte Gruppe. Rolf kennt den Reiseleiter und unterhält sich mit ihm. Aber die Teilnehmer der Gruppe waren weder besonders gesprächig, noch besonders freundlich. Sehr merkwürdig. Ich hatte den Eindruck, sie hielten sich für was Besseres! Und ich bin froh, dass ich nicht mit solchen Menschen unterwegs sein muss! Gegen 14 Uhr fahren wir weiter, Richtung Seligman. Auf der Fahrt dorthin gerät das Motorrad plötzlich bei einer Geschwindigkeit von ca. 100 km/h ins Schlingern. Da ich das vor Jahren schon mal erlebt habe auf einer Goldwing, sitze ich ganz ruhig und so bringt Rolf das Motorrad Gott sei Dank ohne Crash zum Stehen. Aber dazu braucht er die ganze Straßenbreite, erst auf dem linken Standstreifen kommen wir zum Halten. Gott sei Dank gab es keinen Verkehr, denn wenn uns ein Auto entgegen gekommen wäre, wäre ein Zusammenstoß mit allen möglichen Folgen unvermeidlich gewe-sen. Wir haben großes Glück gehabt. Weder uns noch des Motorrad ist etwas passiert. Der Hinterreifen ist platt. Rolf hatte zuerst gedacht, ich turne hinten auf dem Motorrad herum. Aber ich war "unschuldig". Es ist gegen 15 Uhr. Ein Ehepaar aus Kalifornien, Roger und Gloria, auf einer Suzuki Hayabusa (das schnellste Motorrad überhaupt, welches in Serie hergestellt wird), hält und bietet seine Hilfe an. Wir sind heilfroh, denn wir befinden uns mitten in der Pampa und das Handy funktioniert nicht. Roger hat ein Notfalltelefon dabei. Dieses sendet ein Notrufsignal via GPS zu einer Zentrale in Texas und die alarmieren die örtliche Polizei etc. Keine 10 Minuten später nachdem Roger die Notruftaste aktiviert hat, kommt eine Ambulanz, dann ein Ranger, ein Tiernothelfer. Alle bemühen sich und telefo-nieren einen Abschleppwagen herbei, der uns nach Kingman zurückbringt. Roger und Gloria fahren vor nach Kingman. Sie wollen den Harley Dealer vorab informieren wegen eines neuen Reifens und für uns im Best Western ein Zimmer reservieren. Wir werden heute Abend mit ihnen zum Essen gehen, als kleines "Dankeschön" für ihre Hilfe. Der Ranger, ein 18jähriger Halbindianer (Hualapi-Stamm), bleibt bei uns und leistet uns Gesellschaft beim Warten. Er hat viel Interessantes zu erzählen. So vergeht die Warterei auf den Abschleppwagen, der um 16.30 Uhr kommt, schnell. Der Ranger berichtet u. a. dass auf der Route 66 von Needles nach Kingman in den letzten Jahren 97 Menschen umkamen. Alkohol und zu schnelles Fahren sind die Haupttodesursachen. Valen ist ein äußerst freundlicher und aufgeschlossener junger Mann und wir sind froh, dass er mit uns gewartet hat. Der Abschleppwagen wird von einer sehr netten Frau gefahren. Rolf und sie bringen das Bike sicher auf den Truck, es wird gut festgemacht und dann geht es zurück nach Kingman. Sie lädt uns beim Best Western ab, wo Roger und Gloria schon auf uns warten. Wir verabreden uns für 19 Uhr zum Essen. Schnell alles ausgepackt, geduscht und gebadet. Rolf ist doch fertiger als er zugibt: Er hat sich mit dem Duschteppich abgetrocknet! Dann gehen wir mit den beiden zum Dinner: Es gibt Suppe, Salat, Steak, Fisch, Wein, Wasser. Alles köstlich, gut und lecker. Unsere Rechnung beläuft sich auf $ 61 Dollar mit Trinkgeld. Da kann man nicht meckern. Mit Roger und Gloria haben wir bei der Panne Glück im Unglück gehabt. Es sind Menschen mit ähnlicher Gesinnung wie wir. Gloria erzählt uns, dass sie gedacht habe, alle Harley Biker seien Gangster! Daher habe sie Angst gehabt, als ihr Mann bei uns hielt. Wir haben viel gelacht und hatten einen schönen Abend mit den beiden. Um 20.30 Uhr liegen wir im Bett und können relaxen nach dem Schrecken heute. Morgen geht es zum Harley Dealer, der uns hoffentlich - obwohl Sonntag - einen neuen Reifen montiert. Das war ein Tag wirklich mit Schrecken. Aber wir haben großes Glück gehabt. 110 Meilen (177 km).

Sonntag, 1. Juni 08 19. Tag Williams, Arizona

6.30 Uhr - Wir sind wach, ziehen uns etwas an und verabschieden Gloria und Roger, die nach Hause (Kalifornien) wollen wegen ihrer zwei Hunde. Wir lassen den Tag dann ge-mütlich angehen. Rolf packt alles zusammen und dann gehen wir erst mal ausgiebig frühstücken. Heute ist das fürstlich: Rühreier, Würstchen, French Toast, Melone, Apfelsinen, Säfte, Kaffee, frische Waffeln. So haben wir Frühstück und Mittagessen in einem. Der Harley Dealer macht erst um 10 Uhr auf. So lange müssen wir uns gedulden. In der Zwischenzeit können wir mal wieder ins Internet. Um 11.30 Uhr sind wir endlich beim Harley Dealer, der sehr freundlich und zuvorkommend ist. Ein großer Abschlepp-Truck hat das Motorrad, uns und unser Gepäck dorthin gebracht. Wir sind an 2. Stelle und um 14 Uhr ist das Motorrad fertig. Wir können laden und losfahren. Die Wartezeit wurde uns jedoch nicht lang. Es gab Kaffee, Internet und einen riesigen Laden zum Schauen. Interessante Motorräder und Klamotten. Draußen an einem Tisch mit Bänken haben wir uns mit zwei Ehepaaren unterhalten, die ebenfalls auf Tour waren. Und dann war da ein Biker, der sei-nen kleinen Hund (Duke) in der Seitentasche dabei hatte. Duke hatte eine Sonnenbrille auf und einen eigenen kleinen Windshield. Der Hund hat mächtig Spaß am Motorrad fahren. Rolf macht einige Bilder, denn so was sieht man nicht alle tage. Um 14 Uhr fahren los, wieder auf der Route 66 mit Stopp bei Hackberrys General Store, wieder zum Eis essen. Dort treffen wir Celeste, eine 73jährige Lady, die sagt, sie sei jetzt in der Mitte ihres Lebens, da sie 180 Jahre alt werden will. Eine interessante Frau. Dann geht es weiter auf der wunderschönen hügeligen Straße nach Seligman, wo wir um 16 Uhr bei Lilo's Cafe (Deutsch-Amerikanerin) Kaffee trinken. Auch dieser Stopp ist ein "Muss". Es ist ein sehr schönes Restaurant mit einem schönen Garten. Dann geht es weiter bis Williams, heute insgesamt 125 Meilen (181 km). Wir finden schnell ein Motel, laden ab und fahren zum Safeway einkaufen. Heute Abend halten wir unser Picknick mitten in einem großen Park, es ist sehr warm. Es gibt gebratenes Hähnchen, Baguette und alkoholfreies Bier. Um 19.30 Uhr sind wir zurück im Hotel. Die Aufregung über den kaputten Reifen (1 Nagel und zwei große Risse) legt sich. Gekostet hat das komplette Abschleppen ca. 200 Euro, der neue Reifen (war sowieso fällig) ca. 160 Euro. Meine Highlights des heutigen Tages waren eine Bullsnake, die wir auf der Straße sahen und eine riesige Katze, die einer Hotelbesitzerin gehörte. Trotz aller Aufregung: Wir hatten viele nette Begegnungen und gute Gespräche. Es war ein schöner Tag.

Weitere Bilder dieser Reise unter www.harley-rolf.de

Oatman, die Stadt der wilden Esel - Route 66

Oatman, die Stadt der wilden Esel - Route 66

Der Ranger Valen, der uns die Wartezeit auf den Abschlepp-Truck mit interessanten Geschichten seines Volkes (Hualapi) verkürzte!

Der Ranger Valen, der uns die Wartezeit auf den Abschlepp-Truck mit interessanten Geschichten seines Volkes (Hualapi) verkürzte!

Hier kann Rolf schon wieder lachen!

Hier kann Rolf schon wieder lachen!

© Uschi Agboka, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
4-wöchige Motorradtour durch Colorado, Texas, New Mexiko, Arizona, Kalifornien, Nevada, Utah von Mitte Mai bis Mitte Juni 2008
Details:
Aufbruch: 14.05.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 12.06.2008
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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