Viva El Perú glorioso

Reisezeit: August 2009  |  von Sabine H.

Machu Picchu

20. und 21.08.09

Heute morgen deponiere ich meine große Reisetasche im store-room des Munay Tika Hotels, nehme nur meinen Tagesrucksack mit und marschiere zum nur wenige hundert Meter entfernten Bahnhof. Ich bin zu früh da und so trinke ich noch einen Kaffee, bevor unter lautem Tuten der Vistadome-Express in den Bahnhof einfährt. Es gibt 3 unterschiedliche Züge, die via Ollanta nach Aguas Calientes, dem Ausgangsort für Machu Picchu fahren: Den Backpacker-train, der auch am Ausgangspunkt für den Inka Trail hält, den (nur selten fahrenden) Luxus-Zug "Hiram Bingham" - benannt nach dem Entdecker Machu Picchus und eben den Vistadome, der Fenster im Dach hat, durch die man die wunderschöne Bergwelt betrachten kann, ohne sich den Hals zu verrenken.

Ausblick durch die Dachfenster

Ausblick durch die Dachfenster

Bereits gegen 10.00 Uhr erreicht der Zug Aguas Calientes. Mein Hotel in diesem kleinen Ort muss ich alleine finden, was in diesem kleinen 1500-Einwohner-Ort kein Problem sein dürfte - denke ich mir so. Durch einen Dschungel von Souvenirständen verlasse ich das Bahnhofsareal und mache mich auf die Suche. In meinem Lonely Planet befindet sich ein Lageplan des Städtchens und das Hotel scheint eingezeichnet zu sein, es heisst Inti Inn Wiñaywayna, im LP ist es nur als Inti Inn beschrieben, aber 2 Hotels gleichen Namens wird es wohl kaum geben - denke ich mir auch so. Tja, zuviel und vor allem falsch gedacht ! Nachdem ich mich mit Schwierigkeiten und nach einiger Durchfragerei im Inti Inn befinde, teilt man mir hier mit, ich sei im Schwesterhotel Inti Inn Wiñaywayna untergebracht, aber ein Portier würde mich dorthin begleiten. Tut er auch. Auf dem Weg fange ich schon an, mich masslos zu ärgern: Es geht immer weiter bergan Richtung Ortsende, dann noch in eine rumpelige Seitengasse und schliesslich über einige schmale Treppen zu einem Rohbau ! Ich hasse dezentral gelegene Hotels - ich glaube - ich erwähnte es bereits. Der Eingangsbereich (Lobby möchte ich es nicht nennen) ist fertiggestellt und offenbar die 1. Etage, ein unsicher wirkendes Mädel an der Rezeption überreicht mir meinen Schlüssel. Ich betrete das Zimmer und gehe sofort wieder 3 Schritte rückwärts hinaus, es stinkt erbärmlich da drinnen ! Ich gehe wieder rein und versuche herauszufinden, was das für ein Gestank ist. Normalerweise habe ich eine ganz schlechte Nase, Parfum nehme ich z.B. kaum wahr, aber diesen Muff kann ich nicht ertragen. Es kostet mich kaum Detektiv-Arbeit, die Sache ist klar: Das Zimmer ist feucht, und zwar total feucht ! Die kleine Fensterluke lässt sich nicht zum Lüften öffnen und das Hotel weiss offenbar Bescheid, denn es steht eine "humidity control unit" mitten im Raum und ist voll aufgedreht. Dummerweise hat man dann auch noch vergessen, den von meinen Zimmervorgängern ausgefüllten Fragebogen zu entfernen und ich lese, dass meine offenbar französischen Vorbewohner das Ganze genauso sahen, wie ich: Total feucht, muffig, unbewohnbar. Ist ja auch kein Wunder: Der Rest des Gebäudes befindet sich im Rohbau und da zieht die Feuchtigkeit des nassen Betons in alle Ritzen. Dabei ist das Zimmer und vor allem das Bad ansonsten gar nicht schlecht, nur raubt es einem den Atem. Nun ja, was tun ? Ich denke mir, dass es ja nur für eine einzige Nacht ist und verlasse fluchtartig das Hotel. Erstmal Machu Picchu !

Auf dem Weg nach Machu Picchu

Auf dem Weg nach Machu Picchu

Das Prozedere, um nach Machu Picchu hochzukommen, ist total einfach: Man kauft ein Busticket, setzt sich in den nächsten und sobald der voll ist, fährt er über eine abenteuerliche Serpentinenstrasse immer weiter bergaufwärts. So mancher Ausblick auf die tiefen Abgründe lässt einen schon ganz schön schlucken ! Oben angekommen, kaufe ich das Ticket und lasse mir gleich den wunderschönen Machu-Picchu-Stempel in meinen Pass drücken.

Bereits in Cuzco habe ich von Rosi einen Zettel erhalten, auf dem draufsteht, was man in Machu Picchu alles nicht darf: Keine Plastikflaschen, keine Gehstöcke (ausser für entsprechend Behinderte), keine anderen Kameraobjektive, als Standardlinsen bis max. 55 mm, kein Sitzen auf Inkamauern und natürlich keine Graffitis. Das konnte ich mir alles kaum vorstellen (bis auf das Sitzen und die Graffitis) und jetzt noch viel, viel weniger. Und es zeigt sich, dass alles egal ist: Kameras werden nicht kontrolliert, jede Menge Leute haben ihre Teleskop-Gehstöcke dabei und jeder schleppt Plastikwasserflaschen auf´s Areal.

Und nun einfach zum Geniessen, die Fotos !

Meine Machu Picchu-Eindrücke: Wunderschön und total atemberaubend ! Kein Wunder, dass man diese Stätte erst so spät (1912) entdeckt hat, so abgelegen und schwer zugänglich ist dieser Platz ! Ich frage mich, wie die Inkas es geschafft haben, an diesen steilen Hängen auf dieser Höhe so etwas Gewaltiges zu erbauen. Das ist einfach unglaublich !

Einen großen Fehler habe ich gemacht: Ich habe es versäumt, mir einen Guide anzuheuern, ich hab´einfach nicht dran gedacht, als ich am Eingang war - vielleicht noch allzu angefressen vom Hotel-Desaster... Natürlich habe ich mein guide-book dabei und lasse mich immer wieder im Schatten der Inka-Mauern nieder, um das eine oder andere nachzulesen, aber ich verpasse sicherlich etliche Details, auf die ein Profi-Guide mich aufmerksam gemacht hätte. Stattdessen drücke ich mich manchmal in der Nähe von Tourgruppen herum und lausche den Erklärungen derer Guides.

Machu Picchu ist für mich persönlich nicht komplett zugänglich, denn meine Höhenangst lässt das Betreten bestimmter Pfade, die allzu dicht am Abgrund entlangführen oder zu steil sind, nicht zu. Anfangs bin ich noch mutig und erklimme z.B. eine sehr steile Treppe, was hoch auch kein Problem ist, aber runter ! Mit Blick auf den tiefen Abgrund die hohen, ausgetretenen Stufen wieder hinuntersteigen zu müssen, ohne mich irgendwo festhalten zu können, verursacht bei mir Panik. Die sieht und merkt man mir wohl an, denn einer der Guides klettert zu mir hoch und hilft mir langsam runter. Da kommt man sich ja wie eine alte Frau vor, die ihren Gehbock vergessen hat ! Aber es ist einfach nur die Höhe ! Ich habe niemals Probleme mit der Höhe, wenn es keine Verbindung zum Boden mehr gibt, also z.B. im Flugzeug und selbst eine Heissluftballonfahrt habe ich bereits unternommen ohne den geringsten Anflug von Angst oder Panik. Nur auf Hochhäusern, Türmen, Bergen, Brücken und an Abgründen kriege ich Panik. Aus all diesen Gründen kam es für mich auch von vornherein niemals in Frage, den Inka Trail zu wandern. Und deswegen bleibe ich fortan vernünftig und gehe nur die Wege, die ich eben gehen kann. Dies ist z.B. auch der Grund, warum ich das klassische Postkarten-Foto von Machu Picchu von der Hütte des Wächters aus, nicht schiessen konnte...

Trotz dieser Problematik geniesse ich die Stunden hier oben sehr ! Es ist einfach fantastisch und ein echtes once-in-a-lifetime-Erlebnis ! Aber irgendwann mache ich mich wieder auf den Weg nach Aguas Calientes zurück.

In Aguas Calientes

In Aguas Calientes

Inka-Denkmal auf der Plaza

Inka-Denkmal auf der Plaza

Zurück im Hotel mache ich noch einen 10-minütigen Versuch, mich an das feuchte, muffige Zimmer zu gewöhnen, aber es hat keinen Sinn: Schlafen könnte ich hier niemals ! Also Blick in den Lonely Planet, welches ist das grösste Hotel des Ortes ? (Ich vermute, dass ich dort so kurzfristig zur jetzigen Hochsaison die beste Chance auf ein freigebliebenes Zimmer habe). Es ist das sehr zentral gelegene Machu Picchu Inn, gleichzeitig das beste Hotel am Platze mit 75 Zimmern. Hin da ! Sie haben tatsächlich ein freies Zimmer, das ich mir sicherheitshalber zeigen lasse und es ist super ! Wegen der kurzfristigen Buchung kriege ich noch 60 USD Rabatt und ziehe sofort um in meine neue dekadente Luxus-Bude. Im Inti Inn Wiñaywayna lasse ich das arme Mädel an der Rezeption noch wissen, warum ich ausziehe, aber das scheint sie zu kennen, sie reagiert gar nicht.

Die erfolgreiche Umzugsaktion hat sich bis in den Abend hingezogen und so beschliesse ich, jetzt essen zu gehen und auf das Erlebte eine Caipirinha zu trinken. Gesagt, getan. Ich finde ein Restaurant mit Papagei...

Er konnte sprechen, aber ich habe vergessen, was er immer gesagt hat, wahrscheinlich "Machu Picchu", oder so...

Er konnte sprechen, aber ich habe vergessen, was er immer gesagt hat, wahrscheinlich "Machu Picchu", oder so...

Am späteren Abend geniesse ich die Annehmlichkeiten meines Hotels, surfe kostenlos im Internet und sehe fern über ein riesiges Plasma-Flachbild-Teil in meinem Zimmer. Am nächsten Morgen schlafe ich aus unter den kuscheligen Daunendecken und verzehre ein köstliches Frühstück mit allem nur erdenklichen Drum und Dran. Late check-out ist auch inklusive und so verbummele ich noch viel Zeit ím unspektakulären Aguas Calientes. Der Ort ist wirklich nur das gateway für Machu Picchu, die meisten Leute bleiben nur für eine Nacht und so ist halt für Unterkunft, Essen, Trinken und shopping gesorgt, weitere Attraktionen - ausser den heissen Quellen, zu denen ich mich jedoch nicht aufmache - gibt es nicht.

Peruanischer Lokführer

Peruanischer Lokführer

Der Zug fährt mich zurück nach Ollantaytambo, wo ein Fahrer für mich parat steht, der mich wieder nach Cuzco zurückbringen soll. Er spricht nur spanisch, also muss ich ihm auf spanisch verklickern, dass ich noch mein Gepäck im Munay Tika Hotel abholen muss. Er versteht mich. Wunderbar ! Knapp 2 Stunden später begrüsst Zwinker-Typ mich wieder im Tika Wasi Hotel in Cuzco und hat heute ein tolles Zimmer für mich. Für ein Abendessen gehe ich noch mal aus, packe später meinen Kram zusammen, bitte um einen wake-up-call und díe Reservierung eines sehr frühen Taxis zum airport für morgen.

© Sabine H., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kontinent für Kontinent - ich rolle die Welt auf - und jetzt ist Südamerika dran ! Nach Argentinien im April nun Peru im August
Details:
Aufbruch: 08.08.2009
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 23.08.2009
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Sabine H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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