Nicas und Ticos - Jan/Feb 2010

Reisezeit: Januar / Februar 2010  |  von Andreas Schneidenbach

Costa Rica: Rastafaris in Dodge City

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute,
welche die Welt nicht angeschaut haben.
Alexander von Humboldt (1769-1859)


Heute sollten wir um 13:00 unseren Jimny in Puerto Limón an der Karibikküste abgeben.
Wir hatten die smarte Nadine, ein echtes Münchner Kindl die mit uns beim Rafting war, eingeladen mit uns zu fahren. Sie hatte den gleichen Weg, das passte gut.

Vorher aber besuchten wir noch den botanischen Garten bei der landwirtschaftlichen Fakultät der Uni von Turrialba. Wieder einmal haben wir das Gefühl im Garten Eden zu sein, bei der Fülle an Pflanzen die hier alle gedeihen. Besonders der Kakao hat es den Mädels angetan. (Wir schleppen noch heute eine Kakaofrucht und eine Riesenpomelo mit uns herum!)

Rote Babybananen

Rote Babybananen

Kakaopflanze

Kakaopflanze

Seltsame Dinger, irgendwas mit "Cannonball". Ich glaube die machen die Kalebassen draus.

Seltsame Dinger, irgendwas mit "Cannonball". Ich glaube die machen die Kalebassen draus.

Danach machen wir uns auf den Weg, ca. 2 Stunden soll die Fahrt dauern. Wir lassen die Berge hinter uns, fahren im flachen Land entlang von Bananenplantagen. In Puerto Limón sind wir pünktlich, allerdings finden wir das Busterminal für Cahuita nicht.

An dieser Stelle muss mal ein dickes Lob für unseren Costa Rica-Reiseführer von L*o*e ausgesprochen werden: Noch nie habe ich ein Guidebook mit so vielen Fehlern und Mängeln benutzt! Das zieht sich durch seit Ometepe (Süd-Nicaragua ist auch im Buch). Und wie sie den gleichen Fehler mit den vertauschten Busterminals in Puerto Limón aus dem Lonely Planet abgekupfert haben - Respekt! So viel Frechheit bringt nicht jeder auf...

Irgendwann finden wir es doch, beim Aussteigen aus dem Auto trifft uns beinahe der Schlag. Zuerst (relative) Kälte und Sturm in Sta. Elena, danach das angenehme Klima in Turrialba und jetzt die feuchte Bullenhitze der Karibikküste! In kürzester Zeit klebt uns alles am Körper was wir anhaben und ich muss noch den Typen von Alamo wegen der Autorückgabe finden.

Jedoch, da kann ich noch so suchen, hier ist niemand von Alamo!
Und ich habe es dem Amigo in Sámara extra noch 5x gesagt: Bitte, schau dass das klappt!
Busterminal Cahuita.
Busterminal Cahuita!
BUSTERMINAL CAHUITA!

Jetzt war guter Rat teuer. Ich habe Telefonnummern, finde aber keinen Münzfernsprecher. Ich frage jemanden, der daraufhin sofort sein Handy zückt und einige von den Nummern ausprobiert. Er erreicht zuerst niemand, ruft dann die Auskunft an und bekommt eine andere Nummer für Alamo. Dann erreicht er jemand, spricht eine Weile mit dem Kameraden und gibt mir das Handy. Es scheint als ob in der Zentrale niemand wegen der Übernahme Bescheid wusste, ich solle einfach den Schlüssel unter den Sitz legen und das Auto abschliessen.

Na die machen es sich ja einfach, wofür habe ich 150$ extra hingelegt? Und meine Kreditkarte wurde mit 1000$ Kaution belastet, hoffentlich geht da nicht wieder was schief...

Schlussendlich sind wir dann doch im Bus nach Cahuita, wir freuen uns schon.
Endlich Karibik, Sonne, Strand und Palmen!

Doch dann verlassen wir die Bushaltestelle und glauben wir sind in einer Geisterstadt gelandet!
Die Fensterläden quietschen, die Dächer sind kaputt, die Häuser verlassen. Es gibt eine einzige Kreuzung hier, die belebt ist. Einige alte Rastafaris schleichen herum, sie wissen selber nicht was sie suchen.
Einige Touristen sind auch da, sie suchen den Ausgang...

Von der verträumten Karibikdestination keine Spur, ich denke wir sind 20 Jahre zu spät dran.
Wir nehmen trotzdem ein Zimmer, es gibt ja immerhin noch den Nationalpark. Aber die geplanten 4 Tage halten wir es hier sicher nicht aus.

Ein Foto von Cahuita muss reichen!

Ein Foto von Cahuita muss reichen!

Dann läuft uns auf einmal Nadine, die Münchnerin, über den Weg. Sie wollte eigentlich nach Puerto Viejo, hat aber auf der Fahrt hierher eine Begleiterin kennengelernt. Sie erzählt uns, dass vor wenigen Minuten hier eine Surferin ersoffen ist, wegen der starken Strömung. Das passt ja wie die Faust auf's Auge!

Wir schauen uns ein wenig um, es wird nicht besser: Verwaiste Gassen, leerstehende Hotels und Sodas, vermüllte Küste. An jeder Ecke ein zugedröhnter Alt-Rastafari oder ein alternder Expat, nicht weniger breit, der den Absprung verpasst hat. Oh Man!

So entscheiden wir uns morgen in das angeblich belebtere Puerto Viejo weiterzuziehen und in der Zwischenzeit das Beste aus unserem Kurzaufenthalt zu machen.
Am Abend gehen wir in die einzige Bar des Ortes, die mehr als 2 Besucher hat. Dort haben wir uns dann - erstmals auf dieser Reise - gepflegt einen einmassiert. Das musste einfach sein!

Am nächsten Morgen wollten wir ganz früh in den Nationalpark, es ist gleich um die Ecke. Es wurde dann doch 7:00 statt 6:00 wie geplant, der Grund war natürlich ordentliches Happelsausen weil wir gestern gezecht hatten...

Dafür haben wir gleich vor dem Eingang ein Faultier im Baum gesehen, hat aber natürlich nischt gemacht, nur geschlafen.
Insgesamt hat der Nationalpark mit seinen schönen Stränden und Buchten hat dann doch etwas für die gestrige Enttäuschung entschädigt...

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Die Reise
 
Worum geht's?:
3 1/2 Wochen in Nicaragua und Costa Rica
Details:
Aufbruch: 17.01.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 11.02.2010
Reiseziele: Nicaragua
Costa Rica
Der Autor
 
Andreas Schneidenbach berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.