"Wir sind dann mal weg"

Reisezeit: August 2009  |  von Ute Weber

Logrono- Ventosa

17.August 2009

Wir sind sehr zeitig aufgestanden 4.30Uhr und 5.00Uhr dann los.

Tagesetappe: 20,1km Logrono -Ventosa

Jenny wollte weiter schlafen. Wir haben die Stadt noch im Dunkeln passiert, kurz bevor es hell wurde, haben wir an einer Parkbank unser Frühstück ausgepackt und es uns schmecken
lassen.

Es dauerte auch gar nicht lange, da kamen auch schon die ersten Pilger vorbei. Wir sahen Wolfgang (der Dicke), auch Jenny war plötzlich auch wach und losgelaufen, an unserer Bank sahen wir sie zum letzten Mal. Die Schnattertasche war heute auch schon unterwegs, sie hat ja in einer Pension geschlafen und mit dem Bus fährt sie auch gerne. Plötzlich erschienen die beiden Jungs aus Gunzenhausen Nico und Marcus. Wir waren mit dem Frühstück fertig, und haben beschlossen, mit den beiden ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen. Wir haben uns nett unterhalten und dabei ist die Zeit rasend schnell vergangen.

Matthias - Nico - Marcus

Wir kamen an den Stausee mit Naherholungsgebiet La Grajera.

Kreuze im Zaun von Pilgern gemacht.

Überdimensionaler Stier trohnt vor der Stadt Navarrete.

Es ist noch sehr früh und wir nähern uns dem Ort Navarrete.

Die Dame unten auf dem
Bild versucht gerade mit allen möglichen Mitteln, Marcus in eine noch geöffnete Disco zu ziehen, es ist morgens 8.00Uhr.
Sie hatte keinen Erfolg.

Frühstückspause in

Hier trennen wir uns wieder von Marcus und Nico.

In N. sehen wir beim passieren des Ortes unser 2. Storchennest auf einem Kirchenvorsprung.

Ortsüblicher Totenkult

Ermita de Santa Maria de Jesus
( Portal vor dem Friedhof).
Wir lassen Navarrete hinter uns und kommen an der Ermita vorbei. Auf den Friedhof gehen wir noch rein. Ich möchte gern ein Foto machen, wir sehen dann aber ein Schild und vermuten dass da was drauf steht, was man hier nicht machen sollte. So verlassen wir ganz schnell wieder diesen Ort, er hatte eh etwas Unheimliches an sich.

Wir kommen an sehr vielen Weinfeldern vorbei, alles Rotwein, meist auf der Erde stark wuchernd und flach rankend. An dieser Stelle treffen wir auch auf ein paar Olivenplantagen. Die Mandelbaumplantagen liegen schon hinter uns.

Schöner Oleander kurz vor Ventosa. Hier gabelt sich der Weg, wir nehmen den etwas längeren über einen Seitenweg, abseits der Straße.

Ute fotografiert wieder Pflanzen am Wegrand.

Vor uns liegt das kleine Örtchen Ventosa. Wir haben beschlossen in das Albergue San Santumino zu gehen, im Reiseführer klingt es so nett. In der Tat fanden wir mit dieser Herberge die bisher schönste, sauberste uns spirituellste.

Vor verschlossener Tür

Brunnen vor der Herberge, das ist sehr praktisch, da es erst 11.45 Uhr ist und die Herberge erst 13.00 Uhr öffnet. Kaum dass wir uns auf der Straße in ein schattiges Plätzchen hockten, kam Eric angelaufen, keine 5 Minuten später kam noch "der der nicht sprechen wollte". Er hat sich dann auch in den Schatten gelegt und ist auf der Straße liegend eingeschlafen. Und last bat non liest kamen auch noch Nico und Marcus daher gelaufen. Kurz vor 13.00 Uhr öffnete uns die Hospitaliero und wir wurden mit österreichischem Dialekt begrüßt.

Wir bezogen ein 8 Bettzimmer mit unseren lieb gewonnenen Mitpilgern.

Die Schuhe in's Regal, die Stöcke in den Milchkrug/ Kanne.

Pilgerstatue im Treppenaufgang auf einem Vorsprung stehend, sehr nett anzuschauen.

In dieser Herberge spürt man schon fast eine deutsche Gründlichkeit, Sauberkeit und Ordnung bzw. Struktur.

Im Haus duftet es nach dem Betreten wunderbar nach verräuchertem Sandelholz. Ich schließe die Augen und lasse alles auf mich wirken. Es ist schön, dass wir diese Herberge gefunden haben.

Hier sitzt die Dame aus Salzburg und
drückt uns den 15. Stempel in unseren
Credential.

Während sich Matthias im Innenhof ein kühles Plätzchen gesucht hat, habe ich unsere Freunde gefragt, ob ich am Abend für sie kochen darf, sozusagen das eigene Peregrinomenü. In der Herberge hat die Hospitaliero einen kleinen Laden, wo ich für 20€ inklusive 2 Flaschen Wein etwas kaufen kann. Nico, Markus, Eric, Matthias und ich wollen zusammen Essen, so gehen die 20€ durch 5 und ich mache mich an die Arbeit. Ich habe eingekauft: Spagetti, Bolognesesoße oder nein es war Napoli, schwarze Oliven, Käse, 2 Flaschen Rotwein aus der Rioja, Zucchini, Paprika, Tomaten, 5 Salatherzen und ein Stück harte Wurst hatte ich noch. Während Eric geschlafen hat, hat sich Sascha ("Der der nicht sprechen wollte")zu Matthias seinem kühlen Plätzchen gesetzt und die zwei sind in's Gespräch gekommen.

Dabei stellte sich heraus, dass er 23 Jahre alt ist und seine Eltern aus Odessa kamen und eine ähnliche Fluchtgeschichte aus der alten Heimat hatten wie wir. Die beiden haben dann sogar noch eine Runde Schach gespielt, Matthias hat ihn dann besiegt. Ich hatte in der Zwischenzeit auch alles fertig und habe mich zu den beiden gesellt, Eric ist nun auch aufgewacht, so haben wir gesessen und geratscht. Es war ein toller Nachmittag, ohne dass wir noch einmal irgendwo laufen mussten.

Wäsche hatte ich auch schon gewaschen
und ein jeder hat sich in dieser Herberge wohl gefühlt, es gab hier 54 Betten.

Hier im kleinen aber feinen Garten war es ruhig, eben ein Ort der Entspannung.

Nun waren auch die Spagetti gekocht, und wir haben uns gedacht, unten an dem großen Tisch für uns einzudecken. Nico hat mir dabei geholfen, es war perfekt. Ich hätte nicht gedacht, dass wir in den zwei Wochen zu einem ordentlichen Tischgebet kommen, aber heute hat uns Sascha mit einem irischen Tischgebet überrascht.
Herr segne die, die etwas zu Essen haben und nicht essen wollen.
Herr segne die, die nichts zu essen haben und essen wollen.
Danke Herr dass wir etwas zu Essen haben und essen dürfen: Amen

Alles in allem es war ein toller Abend, wir werden ihn und die schöne saubere und duftende Herberge noch lange in Erinnerung behalten.

Schon allein die Fassade ist so schön anzuschauen, man bekommt ein Gefühl von deutscher Reinlichkeit und Ordnung. 22.00Uhr gehen wir wie immer schlafen, denn da ist Nachtruhe in den Herbergen angesagt, auch wenn sich nicht immer alle daran halten. Eric hat wie immer gut geschnarcht, ohne unsere Ohrenstöpsel geht da gar nichts. Ich werde öfter wach, in der Nacht stehe ich dann am geöffneten Fenster, alle anderen schlafen, der eine mehr und der andere weniger laut. Ich genieße die Stille die mich von Außen umhüllt.

© Ute Weber, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Na wo wohl? Richtig am Jakobsweg. Leider sehr zeitbegrenzt, deshalb ist das Ziel auch noch nicht erreicht, aber es gibt schon einen Bericht über das erste Drittel der Reise nach Santiago de Compostela.
Details:
Aufbruch: 08.08.2009
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 20.08.2009
Reiseziele: Spanien
Frankreich
Der Autor
 
Ute Weber berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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