Simson - Rallye Monte Carlo 2010

Reisezeit: Juni / Juli 2010  |  von Bernd F.

Dienstag: Geschafft, hallo Monte Carlo!

Am darauffolgenden Tag sollte das große Ziel erreicht werden. Es tröpfelte bei Abfahrt, Petrus hatte aber bereits nach wenigen Minuten ein Einsehen und es sollte fortan trocken bleiben. Die Fahrt ging über die Seealpen nach Borgo, dann weiter nach Limonetto über die franz. Grenze. Ein 3,2 km langer Tunnel musste durchfahren werden, recht eng und extrem laut.

Wunderschöne, teils leichtere Pässe wurden bezwungen, etliche "Bergrennen" sorgten für viel Fahrspaß.

Plötzlich wurden die Abenteurer von einer Gruppe Enduro Fahrer überholt. Die Nummernschilder und damit die Herkunft war wohl bekannt, sie kamen aus Ludwigsburg bzw. Göppingen, gerade mal 15 km entfernt vom Wohnort der Mopedfahrer. Ein kurzer Plausch mit einem der vermeintlichen Endurofahrern offenbarte, dass es sich hierbei um eine Dame aus dem Ort Sparwiesen, einem Nachbarort der Mopedfahrer, handelte. Sie fuhren gem. installiertem Roadbook die Seealpen rauf und runter auf der Jagd nach Höhenmetern. Auch diese Dame war recht verwundert, als sie erfahren hatte, dass die Fünf mit diesen alten Mopeds ans Mittelmeer wollten.

Nach einer traumhaften Talabfahrt vorbei an tiefen Schluchten und reißenden Gebirgsflüssen, ging es weiter nach Sospel.

Direkt im Ort wurde an der ersten Bar halt gemacht. Ein typischer Treffpunkt für Einheimische.

Nach einem koffeinhaltigen Heißgetränk wurde die Fahrt nach Menton fortgesetzt. Menton liegt direkt an der Mittelmeerküste, unweit von Monte Carlo bzw. Monaco.

Geschafft, das Mittelmeer.

Direkt am weitläufigen Kieselstrand wurden die "Boliden" abgestellt.

Es ging schnurstracks in die Fluten. Das Meer war sehr angenehm temperiert und schön klar, eine Wohltat.

Als kleine Andenken wurden am Strand besondere Steine gesammelt. Doch es war Vorsicht geboten, im Wasser tummelten sich etliche Seeigel.

Glücklicherweise war der Strand mit Süßwasserduschen ausgestattet.

Beim späteren aufsatteln bemerkte Rainer an seiner Schwalbe gleich 8 gebrochene Speichen an der Hinterhand.

Bernd hatte 4 Ersatzspeichen dabei und Rainer selbst noch 1. An Bernds Habicht hatte sich ebenfalls 1 Speiche verabschiedet. Sie versuchten ihr Glück bei einem Motorradhändler in der Stadtmitte. Doch leider erfolglos. Aktuelle Motorräder oder auch Roller haben heute nur in den seltensten Fällen noch Speichenräder. Somit musste mit den vorhandenen Ersatzspeichen ausgekommen werden. Alle 5 Speichen wurden Rainer überlassen, der die Einspeichung auf dem Bürgersteig des Motorradhändlers versiert vollzog.

Das komplette Gepäck musste runter und das Hinterrad raus. Da aber in Summe definitiv zu wenig Ersatzspeichen vorhanden waren, tauschte Rainer seine beiden Laufräder, denn vorn ist die Belastung nicht so groß wie am Hinterrad. Die Mechaniker der Motorradwerkstatt pumpten den Reifen wieder entsprechend auf und alle an der Reparatur Beteiligten, konnten sich dort wieder tischfein machen.

In der Zwischenzeit hatten Heiko und Oli etwas Proviant eingekauft. Es wurde im benachbarten Stadtpark Picknick gemacht. Irgendwie hatte man den Eindruck, dass es hier an der Cote d'Azur besonders schöne Menschen gibt. Die ganze Reise über war dies nicht so augenscheinlich wie hier. Geld regiert die Welt.

Weiterfahrt durch Monte Carlo nach Monaco. Der Verkehr war immens, alles sehr hektisch, zwischen Häuserschluchten wurde der direkte Weg zum Yachthafen gesucht.

Dort angekommen waren die Globetrotter zwar erleichtert und stolz, es endlich geschafft zu haben, gleichzeitig fühlten sie sich hier aber etwas deplatziert. In diese Glamour Welt der Reichen, passten weder die fünf Abenteurer noch ihre Mopeds. Das Reiseziel hatte man sich im Vorfeld etwas anders vorgestellt.
Somit wurden hier lediglich einige Fotos geschossen, bevor es weiterging.

Doch wie ging es dann weiter?

Ursprünglich war die Rückreise über Frankreich geplant. Diese Strecke wäre allerdings zirka 300 km länger als die kürzeste Verbindung über Italien gewesen. Im Klartext hätte dies 1 zusätzlichen Fahrtag bedeutet. Somit entschieden sich die Jungs, teilweise schweren Herzens, wieder die Route über Italien zu nehmen. Rainer, der Passfahrer, plädierte für einen Kompromiss. Er favorisierte eine etwas abenteuerliche Überquerung der Seealpen mit unklarem Ausgang. Auf der Karte erkannte man nicht eindeutig, ob diese Passtrasse in den Bergen endete oder ob etwa ein unbefestigter Fahrweg wieder zur Zivilisation zurück führen würde.
Mehr oder weniger Rainer zuliebe, entschloss man sich zu dieser Variante. Die Stimmung war etwas angespannt, keiner war so recht zufrieden mit der Situation.

Sie suchten also die direkteste Verbindung raus aus Monaco, wieder Richtung Menton zurück. Doch plötzlich verlor sich die Gruppe im Verkehrsgetümmel. Heiko bemerkte, dass Rainer den Anschluss verloren hatte und wartete auf ihn. Offenbar nach "ewigen" Zeiten kam er dann des Weges geritten, doch da war der Rest der Gruppe leider schon entschwunden.
Nach geraumer Zeit des Wartens, entschloss sich Werner, die Suche nach den beiden Vermissten aufzunehmen. Oliver und Bernd blieben an Ort und Stelle. Es verging ca. 1 Stunde. Prima, dachten die Beiden, nun ist auch noch Werner weg. Die Situation war angespannt.

Letztes Medium war das Handy. Bernd hatte bereits Tage vor Abreise per Rundmail dazu aufgefordert, die Handy Nummern auszutauschen. Somit hatte jeder die "Gelegenheit", alle Handy Nummern einzuspeichern. Komischerweise wurde diese Möglichkeit nur von Bernd genutzt. Er hatte alle Nummern parat und versuchte zu Anfang vergeblich, die verlorenen Geister zu erreichen. Im Wechsel wurden die 3 Kandidaten angerufen, jedoch waren die Geräte entweder ausgeschaltet oder sie bemerkten den Anruf während der Fahrt nicht.

Urplötzlich ging Rainer ran. Inzwischen hatten zumindest die Drei sich wieder gefunden und Werner versuchte mehrmals unter Zuhilfenahme des Navis genau den Ortsausgang zu finden, wo Oliver und Bernd warteten. Nach weiteren 15 Minuten waren die Fünf wieder komplett.

Inzwischen hatten Bernd und Oliver über den weiteren Streckenverlauf diskutiert. Da inzwischen weitere 2 Stunden ins Land gingen, schlugen sie vor, auf die neuerliche Passfahrt mit unklarer Verbindung zu verzichten. Sie überzeugten die anderen Drei davon, doch lieber bis Imperia die Küstenstraße zu nehmen und erst dann ins Landesinnere, sprich nach Norden abzuzweigen. Einige hatten Bedenken, auf der Küstenstraße flott voranzukommen, doch sie wurden eines Besseren belehrt.

Es lief wie am Schnürchen. Inzwischen war es schon recht spät abends. So dann ging es Tanken, in den Supermarkt und auf Campingplatzsuche. Um 21:30 Uhr hatte man einen Platz gefunden. Dieser machte einen verschlafenen, um nicht zu sagen etwas verwahrlosten Eindruck. Dennoch es war spät und somit blieb nahezu keine Wahl.

Beim Einchecken bekamen sich Heiko und Bernd in die Wolle, eigentlich aufgrund eines Missverständnisses. Nach solch einem langen Fahrtag lagen die Nerven blank. Die Stimmung war gedämpft. Rainer war ebenfalls sehr geladen, der Grund war aber nicht zwischenmenschlicher Natur, sondern eine Räderunwucht an seiner Schwalbe. So hatte jeder seine Sorgen. Der Zeltaufbau erfolgte auf einem recht engen Platz, dicht an dicht, obwohl gerade an diesem Abend etwas mehr Abstand schön gewesen wäre.

Nahe des Sanitärgebäudes befand sich eine Sitzgelegenheit. Hier ließen sich die Fünf nieder zum späten Abendessen.

Ein fest installierter Grill hatte noch Glut, so wurde mitgebrachtes Fladenbrot und Würstchen aufgelegt. Bernd bemerkte eine herannahende Krankheit. Hals- und Kopfschmerzen kündigten wieder Probleme mit den Kieferhöhlen an. Er hatte eh 1 Woche nach Rückkehr einen Operationstermin an den Nasennebenhöhlen, somit war es doppelt schlecht, nun krank zu werden. In weißer Voraussicht, hatte er entspr. Medikamente an Bord und warf ein was ging.

Danach wie üblich, duschen, Zähne putzen und Tagesereignisse zu Papier bringen, es war bereits 24:00 Uhr. Die Stimmung war recht verhalten. Rainer wurde überredet, erst am nä. Morgen sein Vorderrad zu zentrieren, obwohl er sich vehement wehrte.

Alles in allem ging ein recht bescheidener Tag seinem Ende entgegen.

© Bernd F., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit Moped Veteranen bis ans Mittelmeer
Details:
Aufbruch: 26.06.2010
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 03.07.2010
Reiseziele: Deutschland
Schweiz
Italien
Monaco
Der Autor
 
Bernd F. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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